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03.07.2017, 18:10 #1Anarky
Uncharted 4 - Aller guten Dinge sind... 4?
Wir schreiben das Jahr 2008. Ich kaufe mir nach langem Sparen eine PS3 und stehe vor der Wahl welches Spiel ich mir zu Release hole: Assasins Creed oder Star Wars: The Force Unleashed. Ich kann mich nicht entscheiden, da beide Spiele verdammt gut aussehen und ich auch nur gutes von beidem höre. Und dann trifft es mich wie ein Blitz: Ich stöbere nichts ahnend zum ersten mal im PS Store rum und lade mir mehrere Demos runter - darunter Uncharted - Drakes Schicksal. Ich starte die Demo und frage mich, wann die mir dargestellte CGI Cutscene beendet wird und das richtige Spiel beginnt. Und dann merke ich: Das ist keine CGI Cutscene, das ist InGame. Ihr könnt euch nun einen 15 jährigen Anarky vorstellen, der seine ganze Existenz in Frage stellt, wenn er zum ersten mal Uncharted spielt und die intelligente Gegner KI, das Klettersystem und diese Grafik+Animationen sieht. Ich habe mich demnach für Uncharted entschieden und bereute keine Sekunde meinen Kauf.
Somit war Uncharted mein aller erstes, richtiges PS3 Spiel (Fifa mal ausgeschlossen) und ich denke das dürfte auch erklären warum ich mit dieser Serie eine ganz besondere Bindung habe, soweit man das über ein Videospiel behaupten kann. Teil 2 und 3 waren dann Grandios und vor allem Teil 2 gilt für mich auch heute noch als eines der besten Spiele die ich je spielen durfte.
Daraufhin wurde nach langem hin und her der vierte Teil angekündigt, und ich bestellte ihn mir auch ohne langem Zögern vor. Zu gut war Naughty Dogs momentaner Lauf in Sachen Meisterwerke entwickeln, zu gut sahen die Trailer und Gameplays aus. Doch eine kleine Unsicherheit kann ich nicht abstreiten : Mit Teil 3 machte die Serie für mich in Sachen Storytelling einen kleinen Rückschritt und Teil 3 stellte für mich im Singleplayer keine konsequente Weiterentwicklung dar sondern viel mehr die selbe, zugegeben fantastische Kost, in einem anderen Setting. Mit Teil 4 hätte sich Ermüdung breit machen können und die Trailer zeigten auch bis auf ein Seil und einen Jeep nichts wirklich neues.
Mir hätte auch ein vierter Teil, der Gameplaytechnisch Teil 2 in einem anderen Setting ist, viel Freude bereitet, so ist das nicht. Doch dadurch wäre Uncharted 4 für mich kein Meilenstein, sondern einfach nur ein sehr gutes Spiel.
War es am Ende wirklich Teil 2 im neuen Gewand oder eine Weiterentwicklung? Nun, darum geht es im folgenden Text.
Los geht's:
In Uncharted 4 schlüpft man ein letztes Mal in die Rolle von Nathan Drake, welcher sich nach seinen großen Abenteuern in den Vorgängern dazu entschieden hat mit seiner Frau Elena in den Ruhestand zu gehen und nicht mehr nach alten, historischen Schätzen zu suchen. Er führt ein semi-zufriedenstellendes Leben, da er in seinem Job nur selten wirklich Abenteuer erlebt sondern öfter im Büro sitzen muss und man merkt Nate sehr oft die Sehnsucht nach seinem alten Leben an. Das Spiel nimmt sich hierbei zu Anfang extrem viel Zeit und so besteht das Missionsdesign nach dem fast für die Serie standardmäßigem Actionprolog eigentlich nur aus Erkunden und seltenem Klettern. Die Cutscenes besitzen teilweise Überlänge und der Spieler wird in lineare Muster gezwungen, welche Gameplaymäßig fast schon wie ein "Heavy Rain" ohne Quick Time Events wirken. Ist das nun schlecht? Absolut nicht. Das zuständige Team für Uncharted 4 ist das selbe was 2 meiner absoluten Lieblingsspiele, Uncharted 2 und The Last Of Us entwickelt hat. Und das merkt man. Uncharted 4 verleiht den Charakteren mehr Tiefe denn je, der zwar sehr lange und Gameplaytechnisch eher langweilige Einstieg ist notwendig um der Geschichte einen gewissen Hintergrund zu geben. So wirkt die Beziehung von Nate und Elena, welche wohl den einzigen Lichtblick in Nates aktueller Lebenssituation darstellt, in Uncharted 4 viel lebendiger und authentischer als vorher. Dabei leisten die Synchronsprecher, sowohl im Deutschen als auch im Englischen verdammt gute Jobs. Der Humor ist logisch und nachvollziehbar, die Handlung wird immer wieder durch kleinere Nebenhandlungen wie beispielsweise dem Machen des Abwasches und dem damit verbundenen Brechen eines Highscores in "Crash Bandicoot" auf eine viel greifbarere, Filmreife Handlung gebracht.
Daraufhin taucht Nates Bruder Sam auf. Von dem hört man im ersten Kapitel, welches die Zeit der beiden in einem Kinderheim zeigt, zum ersten mal und (Achtung, Spoiler für die die wirklich NICHTS wissen wollen) im folgenden Kapitel, welches vor dem ersten Uncharted Teil spielt sind die beiden in einem Gefängnis, wo sie nach dem "größten Piratenschatz aller Zeiten" suchen wobei Sam dann scheinbar draufgeht.
Ist das plötzliche Einwerfen eines nie zuvor erwähnten Bruders nun nicht eher etwas schlechtes? Schon möglich, Uncharted 4 schafft es aber die ganze Geschichte rund um Sam und Nate beeindruckend zu erzählen und die nicht Erwähnung so nachvollziehbar wie möglich zu machen. Sam tut der Handlung gut und gibt Nate extrem viel Tiefe, weshalb ich seinen plötzlichen Auftritt nicht schlimm finde. Es treten dadurch keine Logikfehler auf und ich denke das ist das wichtigste.
Um nichts wichtiges von der Handlung vorwegzunehmen, fasse ich den Rest kurz zusammen: Sam muss Henry Averys Schatz finden (der bereits zuvor erwähnte "größte Piratenschatz") und bittet Nate um Hilfe, daraufhin beginnt eine Geschichte voller Twists, Spannung und Leidenschaft welche im Vergleich zu den Vorgängern eher Bodenständig bleibt und bei der es viel mehr um den Charakter Nathan Drake und die Beziehung von diesem zu den anderen geht, als um irgendeine Schatzsuche. Dabei zieht es den Spieler nach Schottland, Madagaskar sowie einer riesigen Insel. Die beiden Antagonisten im Spiel wirken dabei jedoch im Vergleich zum restlichen Cast Eindimensional und stellenweise sogar langweilig, da haben mir die vorherigen Teile, vor allem Teil 1 um einiges besser gefallen. Dennoch erfüllen die beiden Antagonisten ihren Zweck und tun der Handlung nun nichts schlechtes - aber eben auch nichts positives. Da hätte ich mir vor allem bei Rafe etwas besseres gewünscht, da er doch das Potenzial hatte mehr als nur der vom Schatz besessene Psychopath zu sein, der er am Ende ist - immerhin kannte er die beiden Brüder und hatte ebenfalls eine Vergangenheit mit ihnen (und nein das ist kein Spoiler, das erfährt man in der ersten Stunde des Spiels). Das Ende ist endgültig und befriedigend und die Reihe wurde so beendet wie man es sich wohl wünschen würde, was ich dem Spiel hoch anrechne vor allem wenn man mal zu anderen beliebten Reihen wie Mass Effect oder Arkham Knight schaut.
Doch genug von der Story, das die Grandios wird stand für mich persönlich außer Frage. Mich interessiert ob Naughty Dog auch Gameplaytechnisch für Weiterentwicklung gesorgt hat. Und das ist überraschender Weise der Fall gewesen. Uncharted 1-3 hatten allesamt ein gewisses Schema: Klettere dort hin, löse das Rätsel, töte eine Horde von intelligenten Gegner und lass dich von einer bombastischen Szene beeindrucken. Und dann begann das ganze von vorne. Uncharted 4 erfindet dieses Rad nicht neu, verändert aber 2 von 4 Aspekten (nämlich Klettern und Kämpfen) auf eine Art und Weise, die so naheliegend war, das es schon wieder genial ist. Das Klettern lässt sich dabei schnell abhaken: Es gibt nun ein Seil, welches für Frischen Wind sorgt und das ganze Dynamischer macht und in vielen verschiedenen Varianten einsetzbar ist. Außerdem gibt es nun mehrere Wege und Möglichkeiten zum Klettern, was das ganze nicht einfach wie eine lineare Szene wirken lässt. Und diese Freiheit bringt uns auch zum nächsten, grandiosen Punkt, der Uncharted 4 für mich zum Gameplaytechnisch besten Teil der Reihe macht: Das Kämpfen. Es ist nicht nur so, dass die zugegeben schlechteste Eigenschaft, also das Ballern, minimiert wurde und man nicht an jeder Ecke auf schier unendlich Gegner trifft, bis man den nächsten Skript aktiviert. Es ist viel eher so, das man in Gebiete kommt und von dort aus dann die Möglichkeit hat, seine Gegner schleichend oder ballernd zu erledigen. Mal steige ich auf den höchsten Turm in der Nähe und erledige alle Gegner mit einer Sniper, mal schleiche ich mich bei jedem Gegner von hinten an, mal umgehe ich meine Gegner komplett ohne zu ballern und mal gehe ich einfach in den direkten Nahkampf. Das alles funktioniert super und vor allem auf den schwereren Schwierigkeitsgeraden, bei denen die KI einfach großartig ist, kommt man so in Bedrängnis und hat vor allen Dingen enormen Spaß. Und diese Freiheit gibt es auch beim Erkunden. Man läuft nicht mehr einfach von Schlauchlevel zu Schlauchlevel, in Madagaskar kriegt man einen Jeep, mit dem man dann durch die Landschaften fahren kann und Türme erkunden kann. Das gibt dem Spieler ein Entdecker Gefühl, welches perfekt zu der Serie passt. Eine Openworld hätte der Reihe nicht gut getan, zu sehr hätte die Story darunter gelitten, zu langweilig wären die Action Szenen ausgefallen. Diese Balance zwischen freien Gebieten und linearen Strukturen, die Uncharted 4 besitzt, macht aus dem Spiel Gameplaytechnisch meine absolute Nummer 1 der Reihe. Da stören mich auch das immer noch nicht wirklich gute Ballern oder die eher langweiligen Rätsel nicht.
Technisch brauche ich wohl nichts sagen, auch jetzt, ein Jahr später, ist Uncharted 4 wohl das schönste Spiel das ich je gespielt habe und die Technik harmoniert mit Story und Gameplay perfekt.
Abschluss:
Die Geschichte ist meiner Meinung nach grandios erzählt und ist mit der des zweiten Teils wohl die beste Geschichte der Reihe. Die ruhigeren Momente und die Action Szenen wechseln sich gekonnt ab und sorgen somit für eins der besten Storytellings der letzten Jahre. Gameplaytechnisch ist Uncharted 4 die Weiterentwicklung, die die Reihe gebraucht hat. Das Ende ist zufriedenstellend, die Grafik fantastisch und die eher kleineren Probleme auf jeden Fall überschaubar.
Ich mag es nicht Wertungen zu vergeben, doch wenn ich welche Vergeben würde, wäre Uncharted 4 eine 9/10. Masterpiece.
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Uncharted 4 - Aller guten Dinge sind... 4?
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