Thema: The Walking Dead - A Telltale Games Series - Kurzreview

Entwickler: Telltale Games
Genre: Point-and-click, Rollenspiel
Systeme: Mac, Windows, PS3, XBox360, iOS
Release: 24. April 2012
Medium: Download, Disc

Als großer Fan der TV-Serie hab ich mich kürzlich, also viel zu spät, dazu durchgerungen, der aktuellen Versoftung eine Chance zu geben.

Der Grund für mein langes Zögern war das letzte Spiel, das ich von Telltale probiert habe: Back to the Future.
Auch hier war es so, dass ich die TV-Vorlage großartig fand, die Filme von Robert Zemeckis sind einfach zeitlos.
Und auch wenn es bei BttF sicher etwas schwieriger ist, eine schöne, neue Geschichte in das vorliegende Universum zu zimmern, so haben mich diese Spiele
von vorn bis hinten enttäuscht.
Die Story zog sich wie Kaugummi, es gab kaum spannende Sequenzen und die große Langeweile hat mich sogar dazu gebracht
die letzte Episode ungespielt auf meiner Festplatte ruhen zu lassen.

Von allen Seiten hörte man nun aber, dass mit The Walking Dead alles besser gemacht wurde, dass die Schwächen des/der "Vorgänger/s" ausgemerzt wurden
und auch die verliehenen Awards sprechen eine deutliche Sprache.

Somit wagte ich das Abenteuer und übernahm die Rolle des verurteilten Mörders Lee Everett.
Das Spiel startet auf der Rückbank eines Polizei-Wagens, man befindet sich auf dem Weg ins Kittchen, als plötzlich die Hölle losbricht.
Nach einem Unfall, den man als einziger überlebt, versucht man erst mal rauszufinden was hier passiert.
Schutzsuchend rettet man sich in den nächstgelegenen Garten eines Hauses, die erste Begegnung mit einem Zombie lässt nicht lange auf sich warten und man
macht die Bekanntschaft mit dem Mädchen des Hauses, Clementine.
Ihre Eltern sind verreist und haben sie mit einem Babysitter zuhause gelassen. Der Babysitter ist aber der oben angesprochene Zombie geworden und so
nehmen wir uns großherzig dem jungen Mädchen an, wollen ihr helfen die (nach größter Wahrscheinlichkeit toten) Eltern zu finden.
Von hier weg entwickelt sich die in 5 Episoden unterteilte Geschichte, auf dem Weg machen wir Bekanntschaft mit zahlreichen Charakteren, hilfreichen und zwielichtigen.


Gesteuert wird das Ganze in beinahe klassischer Point-and-click-Manier, das "HUD" ist sehr minimalistisch.
Prinzipiell läuft man mit dem linken Analogstick durch die Gegend, mit dem rechten Stick bewegt man den Cursor.
Trifft man mit dem Cursor auf manipulierbare Gegenstände, so bekommt man sofort die passenden Optionen angeboten (ansehen/sprechen/nehmen/öffnen/
etwas aus dem Inventar verwenden...).
Das wars dann eigentlich auch schon, vor große Denksport- oder Geschicklichkeitsaufgaben wird man eigentlich nicht gestellt.
Der Kampf gegen Zombies läuft, in Hinblick auf die altbackene Steuerung, trotzdem sehr flüssig und spannend ab.
Hält man bei dem Steuerungslayout kaum für möglich.

Im Laufe unserer Reise haben wir mehrfach die Möglichkeit, story-relevante Entscheidungen zu treffen.
In der Gruppe aus ständig wechselnden Begleitern kommt es situationsbedingt unweigerlich zu Spannungen.
Auf welche Seite schlagt ihr euch also, wer wird ausgegrenzt, wen zieht ihr ins Vertrauen, wem helft ihr, übernehmt ihr Verantwortung, bleibt ihr bei
der Wahrheit?
All das darf man entscheiden, manchmal ist das unter Zeitdruck unheimlich schwierig und es wirkt sich teils massiv auf den weiteren Verlauf aus.
Die Weggefährten merken sich, wie man zu ihnen steht und reagieren dann in Zukunft bei brenzligen Situationen uU anders.
Schön wäre es hier gewesen, bekäme man für verschiedene Entscheidungen auch verschiedene Trophäen.
Aber nichtsdestotrotz ist der Wiederspielwert nicht zu unterschätzen, auch wenn es prinzipiell am Ende der 5. Episode natürlich auf dasselbe
hinausläuft.

Grafisch ist das Spiel sehr solide, wohl aufgrund des Comic-Stils aber auch nicht sonderlich hardware-fressend.
Das Art-Design kann sich sehen lassen und es gibt massenhaft stimmige Szenen in den abwechslungsreichen Locations.
Die Sounduntermalung bleibt meist dezent im Hintergrund, hat aber einen Riesenanteil an der großartigen Atmosphäre.
Diese wird ebenso aufgewertet durch die erstklassigen Synchronsprecher.


Was also macht den besonderen Charme dieses Spiels aus?
Mittelmäßige Grafik, minimalistische Steuerung, keine großen Herausforderungen....
Es ist die emotionale Bindung an die Charaktere, die Telltale hier vollbringt.
Lässt man sich auf das Konzept ein, so geht einem die Story unheimlich ans Herz.
Das "Anhängsel" Clementine nervt nicht, wie es in vielen anderen Spielen der Fall ist.
Schnell weckt sie den Beschützerinstinkt und man kann sich richtig in die Rolle von Protagonist Lee versetzen, der alles für ihr Wohl tun würde.
Noch kein Spiel konnte mich derart berühren, dermaßen stark Wut, gefühlte Hilf- und Aussichtslosigkeit, Trauer uvm hervorrufen.
Am Ende gipfelt das Ganze in einem wahnsinnig dramatischen Finale....manly tears were shed. ^^
Natürlich muss man das Ganze auch zulassen und das Spiel am Besten in Ruhe und im Dunkeln genießen.

Ein großer Teil der Spannung wurde mit Sicherheit dadurch geschaffen, dass das Spiel in 5 Episoden erschien.
Man bekam am Ende einer jeden einen ziemlichen Cliffhanger spendiert und musste sich bis zum Erscheinen der nächsten gedulden.
Dieser Umstand ist bei mir nun entfallen, konnte ich doch alles am Stück spielen. Aber das tat dem Spaß prinzipiell keinen Abbruch.


Für Fans der Serie bzw. der Comics ist das Spiel ein Muss und jeder, der auf emotionale Stories steht, sollte zumindest mal einen Blick darauf werfen.
Telltale hat sich für mich nach dem mauen Back to the Future wieder rehabilitiert und ich kann es kaum erwarten eine zweite Staffel zu spielen.
Also kaufen, kaufen, kaufen.

robbie

Telltale hat sich für mich nach dem mauen Back to the Future wieder rehabilitiert und ich kann es kaum erwarten eine zweite Staffel zu spielen.
Also kaufen, kaufen, kaufen.

schönes review. Hatte echt am Ende tränen in den Augen.

Auf Back to the Future würde ich wirklich pfeifen das spiel ist murks. Trotzdem hat telltale viele wundervolle Games rausgebracht (Monkey Island,Sam&Max) und wenn du auf Dins stehst empfehle ich dir wirklich die Jurrassic Park episoden die sind auch sehr klasse.

Dante-Dragon

schönes review. Hatte echt am Ende tränen in den Augen.

ich auch, weil das review mit so viel liebe geschrieben wurde...



Ich fand TWD auch hammer gut .... mein GOTY 2012.

Was ich hoffe ist das Telltalle nicht irgendwas neues versucht und ich hoffe dass sie auf der twd schiene wie sie bisher ist weiterfahren ...

die 2. Episode war m.m.n. die spannendste (und mit etwas abstand die 4.)

Also "am Besten" fand ich eigentlich kaum eine. Am Schwächsten.....eigentlich die vierte, denk ich.
3 und 5 waren halt unglaublich emotional, 2 ziemlich abgedreht. ^^

Ich war schon oft am Überlegen, ob ich "The Walking Dead" kaufen sollte, denn es wird von sehr vielen hochgelobt. Danke für dein Review, das hat mir die Entscheidung schon erleichtert