Thema: Sniper: Ghost Warrior 2

Nach langer Forenabstinenz melde ich mich mal wieder zurück und schreibe über Ghost Warrior 2, welches ich seit dem US Release am 12. März spiele

Story:
Die Story kann man in diesem Spiel getrost links liegen lassen. Es handelt sich um eine 08/15 Story, in der böse Buben böse Atombomben haben und die guten Amerikaner (mal wieder) die Welt retten wollen/müssen/dürfen. Ihr spielt einen Scharfschützen (na wer hätte das gedacht), der sich durch den Dschungel, durch Berge und durch urbanes Gelände schleicht und besagte böse Buben über den Jordan schickt.

Gameplay:
Es handelt sich um einen First-Person Shooter, bei dem der absolute Schwerpunkt auf das Töten der Gegner aus der Distanz liegt. Als Ausrüstung trägt man daher auch lediglich eine schallgedämpfte Pistole, ein Messer und 2 Scharfschützengewehre (ein schallgedämpftes um sich zu seinen Schusspositionen vorzuarbeiten und ein Kaliber 50 Gewehr, mit dem man aus seiner Position heraus die Feinde erledigt). Waffen von Feinden (abgesehen von Scharfschützengewehren) kann man auch nicht aufnehmen und nicht wie im 1. Teil als Rambo ganze Lager ausrotten. Das generelle Spielkonzept besteht darin, sich zu einem Versteck vorzukämpfen, dort Stellung zu beziehen und meist einen Angriff eurer Verbündeten mit dem Kaliber 50 Gewehr zu decken, sehr linear eben. Wer hier einen Call of Duty/Battlefield Klon vermutet liegt also schon einmal weit daneben, tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Das Spiel besticht durch die extrem realistische Berechnung der Flugbahn der Geschosse, bei der auch die Windgeschwindigkeit mit berücksichtigt wird. Kopf ins Fadenkreuz nehmen und abdrücken funktioniert nur auf extrem kurze Distanzen, ansonsten landet die Kugel irgendwo, aber nur nicht im Feind. Um das Spiel zugänglicher zu machen bietet euch das Spiel hierbei aber auf den ersten 2 von 3 Schwierigkeitsgraden eine enorme Hilfe. Habt ihr euer Ziel einige Sekunden im Visier erscheint ein kleiner roter Kreis, der anzeigt wo die Kugel landen würde und ihr könnt dementsprechend nachjustieren. Bei Feinden die sich nicht bewegen gleicht ein Gefecht also eher einem Schießstand. Sich bewegende Feinde sind da schon eine härtere Nuss, da man einschätzen muss wie weit man vorhalten muss und die Gegner auch gerne mal Haken schlagen. Schießt ihr einmal daneben habt ihr ein ernstes Problem, denn sobald die Feinde alarmiert sind, machen sie eure Position schnell aus und beginnen euch systematisch unter Feuer zu nehmen. Die Feinde agieren hier sehr geschickt, denn sie rennen nicht einfach blindlings auf euch zu, sondern gehen in Deckung und versuchen euch zu flankieren. Anders als in CoD etc. seid ihr kein Superheld der gefühlte 3 Magazine aushält bevor er das Zeitliche segnet, nach 3 Treffern ist Schluss und ihr müsste vom (fair verteilten) Kontrollpunkt einen neuen Anlauf starten.
Auch ist hier Geduld gefragt, um Feinde zum Beispiel genau dann zu erschießen wenn die Kameraden nicht in Sichtweite sind. Hört sich alles nicht sonderlich spannend an, zugegeben, aber macht trotzdem enorm viel Spaß, v.a. wenn man mal Abwechslung von den sehr schnellen Gefechten bei CoD sucht. Wie in der Armee üblich seid ihr normalerweise im 2er Team mit eurem Spotter unterwegs. Der Spotter hat hierbei die Aufgabe euch Ziele zuzuweisen und Feuerunterstützung zu geben, wenn es mal brenzlig wird. Das kann mit der Zeit etwas eintönig werden, da ihr nur dann den Abzug drücken solltet, wenn euch euer Spotter das OK dazu gibt, ansonsten beißt ihr schnell ins Gras. Wenn ihr aber auf euch alleine gestellt seid, müsst ihr selbstständig entscheiden welchen Feind ihr am Besten zuerst ausknipst. Trotz der Hilfe mit dem roten Kreis sind die Gefechte teilweise fordernd, da die Hilfe immer einige Sekunden braucht um aktiviert zu werden, es empfiehlt sich also sich nicht nur auf den Kreis zu verlassen, sondern auch selber zu schauen auf welche Distanz man wie weit hochhalten muss. Bei 10 Feinden wirds dann auch mal hektisch, insbesondere wenn einen die Kameraden über Funk anschreien, dass sie unter Feuer stehen.
Als Ansporn möglichst präzise zu sein, erscheint nach jeder Mission eine statistische Auswertung eurer Leistung. Angefangen von den Gesamtkills, über Kopfschüsse bis hin zu Präzision und weiteste Schussentfernung wird einem alles gezeigt und lädt ein die Mission noch einmal zu spielen.


Grafik:
Ghost Warrior 2 läuft mit der CryEngine 3 und sieht dementsprechen hübsch aus. Zwar kann es nicht mit einem FarCry 3 mithalten, allerdings gibt es kaum etwas zu meckern, von manchen matschigen Texturen mal abgesehen. Ein Schmankerl ist die Bullet Cam (wie z.B. bei Max Payne), die dem Flug der Kugel bei besonders guten Schüssen folgt (ich bin mir nicht sicher wie es bei der deutschen Version damit aussieht, Zensur sei Dank). Auch auf betagteren Rechnern sollte das Spiel also flüssig laufen. Bei mir lief alles mit den maximalen Einstellungen:
Intel i5 760
HD5850
4GB RAM
Win7 Pro x64

Atmosphäre:
Auch bei der Atmosphäre gibt es nix zu meckern. Der Sound ist auf jeden Fall zufriedenstellend, auch wenn das Kaliber 50 Gewehr etwas knackiger klingen könnte. Wenn man sich mit seinem Spotter allerdings durch fremde Lager schleicht, ist das schnell vergessen. Auch wenn man in der Stellung liegt und nach und nach die Feinde ausknippst, die eure Kameraden unter Feuer nehmen gibt es nichts zu Meckern bei der Atmosphäre. Die Sprachausgabe ist (auf englisch) sehr gut, die Funksprüche hören sich militärisch an und auch eure Feinde plaudern ab und an miteinander. Die Lager/Komplexe könnten etwas mehr Liebe zum Detail vertragen und die Feinde kommen auch scheinbar aus einer Klonfabrik. Alles in allem passt die Atmosphäre allerdings.

Multiplayer:
Habe ich noch nicht gespielt, das Internet sagt allerdings das es eher durchwachsen ist und der Schwerpunkt liegt scheinbar auf dem Koop-Spiel mit einem Freund. Ghost Warrior 2 ist definitiv ein Spiel welches vom Singleplayer Modus lebt.

Fazit:
Wer bombastische Cutscenes, nervenaufreibende Close Quarter Gefechte sucht sollte lieber bei CoD/BF3 bleiben, das bietet Ghost Warrior nicht. Wer allerdings bei BF3 die meiste Zeit als Scharfschütze spielt, sollte sich das Spiel auf jeden Fall mal anschauen. Man darf es eigentlich nicht sagen, aber wenn man einen Feind auf 1500m ohne Zielhilfe mit einem sauberen Kopfschuss erledigt, macht das einfach Spaß. Natürlich ist das Spiel nicht perfekt, gelegentliche KI-Aussetzer, Luftmauern für eure Verbündeten können den Spielspaß schon einmal trüben. Nervig ist es auch, wenn man sich verhält wie der Spotter es befiehlt und trotzdem ständig von Feinden entdeckt und erschossen wird, aber mit der Zeit hat man den Dreh raus und notfalls erledigt man dann halt mal eine Patrouille...

Ich gebe dem Spiel solide 7,5/10 Punkten

P.S. Wenn mich nicht alles täuscht ist heute der offizielle EU Release

Umfang des SP?

Zum Umfang kann ich noch nichts sagen, da ich noch nicht durch bin und ich erst nächste Woche wieder zum Zocken komme. Ich schreib hier dann rein wenn ich den ungefähren Umfang weiß. Ich vermute aber, dass sich die Spielzeit (je nach Schwierigkeit) auf 5-8 Stunden belaufen wird. In einem anderen Test auf metacritics hat jemand bemängelt, dass er auf "Hard" nur 5 Stunden gebraucht hat, aber der gesamte Test war sehr negativ gehalten, von daher waren die 5 Stunden vmtl. auch etwas "geschönt"

So, habs gerade durchgespielt, die 5 Stunden sind leider realistisch. Ich habe ca. 6 Stunden auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad gebraucht, bin aber auch kaum gestorben (5mal vll). Ich denke auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad spielt man an die 10 Stunden...

Das Spiel ist wirklich grandios. Finde nur schade das sie keine X Ray-Shots mit eingebaut haben, sowie bei Sniper Elite V2
Aber sonst wirklich genial. Ein Spiel wo kein sinnloses Geballer herrscht, sondern jeder Schuss am besten sitzen muss. Das ist die Kunst eines Scharfschützen.
Getarnt, weit entfernt, präzise und absolut tödlich. Kein Beweis seines Standortes. Der perfekte Killer