Thema: Review Icewind Dale Enhanced Edition Im Herzen des Eiswindtals

Icewind Dale Enhanced Edition

Das aus dem Hause Bioware stammende Computerspiel Icewind Dale erschien erstmals im Jahr 2000, ein Jahr später folgten die Addons Herz des Winters und Trials of the Luremaster. 2014 erfolgte dann die Veröffentlichung der Enhanced Edition für Computer und im Oktober 2019 die Veröffentlichung für die Konsolen PS4, Xbox One und Nintendo Switch. Es handelt sich um ein RPG das wie bereits die Baldurs Gate Teile in der Welt der Vergessenen Reiche angesiedelt ist, im Namensgebenden Eiswindtal.

Die Handlung des Hauptspiels und von dem ersten Addon Herz des Winters spielen im Eiswindtal. Nachdem ihr eure Söldnergruppe erstellt habt startet ihr in dem Fischerdorf Osthafen wo ihr als Söldner für eine Expedition angeheuert werdet die zum Dorf Kuldahar führt. Auf dem Weg zu eurem Ziel gerät die Expeditionsgruppe jedoch in einen Hinterhalt von Frostriesen und alle bis auf eure Charaktere sterben dabei. Nun liegt es an eurer Gruppe die Vorwälle in dieser Gegend aufzuklären und die Zehnstädte vor einer großen Gefahr zu bewahren.
Um das Gebiet des ersten Addons zu erreichen muss eure Gruppe Kuldahar erreichen, dort erscheint eine Gruppe von Barbaren die euch anheuern um einen Krieg zwischen den verschiedenen Barbarenstämmen des Eiswindtals auf der einen Seite und den Zehnstädten auf der anderen Seite zu verhindern. Da man im Zuge des Addons die Gebiete des Hauptspieles verlässt sollte man sich gut überlegen wann man das Addon startet, da man einmal gestartet, nicht mehr ins Hauptspiel zurückkommt.

Die Handlung des Addons Trials of the Luremaster versetzt euch in die Wüste von Anauroch, also ein ganzes Stück weit weg vom Eiswindtal. Nun seid ihr nicht mehr in der Eiswüste sondern in der Sandwüste.
Um in das Gebiet des zweiten Addons zu kommen, müsst ihr euch im ersten Addon befinden, in der Taverne des Startgebietes befindet sich ein Charakter der euch um Hilfe bittet, willigt ihr ein teleportiert er euch direkt nach Anauroch, auch hier könnt ihr nicht mehr in das Gebiet des Hauptspiels zurückkehren, doch gelangt ihr zumindest wieder in das Startgebiet des ersten Addons.

Was die Handlung angeht lässt sich sagen das diese bei Icewind Dale wohl mit der schwächste Teil des Spiels ist, anders als in der Baldurs Gate Reihe, Neverwinter Nights 2 oder Planescape Torment. Dies mag zum großen Teil daran liegen das man sich nun nicht mehr nur seinen Hauptcharakter erstellt, sondern gleich eure ganze 6er Gruppe. Da sie alle also keine Persönlichkeit haben, außer die die von euch gespielt wird kommt es auch zu keinerlei Interaktion zwischen den Party Mitgliedern, was sehr schade ist. Man hat also eine 100% loyale Truppe die willenlos den Befehlen folgt wie Marionetten. Was angesichts der Gruppeninteraktionen der anderen Vergessenen Reiche Spiele doch sehr schade ist. War dies doch eine der großen Stärken der Baldurs Gate Reihe.

Der Umfang von Icewind Dale und seiner Addons ist ebenfalls etwas kürzer als der von Baldurs Gate und seinen Addons, doch kann man bei Icewind Dale ruhig eine Spielzeit von 30 – 50 Stunden rechnen. Dies mag unter anderem auch daran liegen dass Icewind Dale so gut wie keine Nebenaufgabe und Gebiete hat, anders als Baldurs Gate.

Das Gameplay ist das gleiche wie in den anderen Vergessene Reiche Spielen. Nur mit dem bereits erwähnten Unterschied dass ihr euch hier eine Gruppe von bis zu 6 Charakteren erstellt. Bei der Erstellung könnt ihr das Geschlecht eurer Charaktere zwischen männlich und weiblich wählen, da es aber keinerlei Romanzen gibt ist die Wahl völlig egal. Auch Rasse und Gesinnung spielen keine große Rolle da beides sich nicht auf die Handlung auswirkt und da es keine Interaktion der einzelnen Partymitglieder gibt, spielt dies für diese ebenfalls keine Rolle. Die Wahl der Charakterklassen ist da schon entscheidender, da eine ihr zumindest einen Kleriker und einen Dieb in euren Reihen haben solltet. Der Kleriker übernimmt die Heilung der Gruppe und der Dieb entschärft Fallen. Ein Verzicht einer dieser beiden Klassen kann sich als großer Nachteil für die Gruppe erweisen. Die Punkzahl eurer 6 Attribute wird beim Start erneut ausgewürfelt, ihr könnt aber auch solange würfeln bis ihr eine für euch annehmbare Zahl habt. Auch könnt ihr wieder eigene Bilder als Charakterportrait nehmen.
Im Spiel werden eure Aufgaben in einer Tagebuch hineingeschrieben, ebenso schreibt eure Charakter selbstständig wichtige Ereignisse hinein die im Zuge der Story passieren, ihr selbst könnt jedoch dort ebenfalls Dinge hineinschreiben, ähnlich wie in einem echten Tagebuch. Auch Icewind Dale ist ein Rundenbasiertes RPG. Das Spiel läuft in Runden und Phasen, diese sind aber hauptsächlich für den Kampf wichtig, da z. B. die Dauer von Zaubersprüchen in Runden oder Phasen angegeben ist. Eine Runde entspricht dabei 6 Sekunden Realzeit. Eine Phase wiederum besteht aus 10 Runden also 60 Sekunden. Steht z. B. bei einem Zauber bei der Wirkungsdauer er würde 1 Phase + 1 Runde pro Stufe des Charakters betragen, bedeutet dies die Wirkungsdauer beträgt 1 Minute + 6 Sekunden für jede Stufe die ihr habt. Bei einem Level 5 Charakter kämen also weitere 30 Sekunden hinzu. Ein Tag dauert in Icewind Dale zwei Stunden in Realzeit, wenn man normal spielt, also ohne Rasten oder Reisen. Charaktere müssen nämlich Rasten bzw. schlafen damit sie nicht übermüden, dieser Effekt wirkt sich nachteilig auf den Kampf aus. Das Spiel ist kein direktes Open World, über eine Karte reist man zu verschiedenen Orten, kommt man dort an sind sie alle mit einem Nebel des Krieges belegt, man kann also nicht erkennen wo Gegner stehen sondern muss sich vorantasten. Einmal aufgedeckt bleibt die Karte aber aufgedeckt und wird nur noch leicht eingegraut da jeder Charakter ein eigenes Sichtfeld hat und nur das komplett aufgedeckt wird was in seinem Sichtfeld liegt. Die Grafik ist auf dem gleichen Niveau wie bei den Enhanced Edition von BG1 und BG2. Die Musik stammt von Jeremy Soule und ist gut gelungen und stimmig.

Meiner Meinung nach ist Icewind Dale sicher kein schlechtes RPG, doch im Vergleich zu eben der Baldurs Gate Reihe, Neverwinter Nights 2 oder Planescape Torment, die ebenfalls alle von Bioware stammen ist Icewind Dale eher Durchschnitt. Es hat seine durchaus guten Momente und macht auch Spaß, aber es fehlt einfach die Tiefe der Handlung und die Bindung zu den eigenen Charakteren. Letztlich spielt man nur eine gesichtslose Söldnertruppe, die man beliebig austauschen könnte. Selbstverständlich kann man sich zu jedem der 6 eigenen Charaktere eine eigene Geschichte ausdenken, doch ändert es nichts daran dass die Gruppe keinerlei Interaktion untereinander hat. Selbst wenn man einen chaotisch bösen Charakter erstellt und der Anführer ein rechtschaffener Paladin ist wirkt sich dies in keinster Weise auf das Gruppenverhalten aus, diese fehlende Tiefe der Handlung und die persönlichkeitslosen Hüllen die man spielt sind für mich der größte Kritikpunkt an dem Spiel. Der zum Teil doch sehr hohe Schwierigkeitsgrad kann da auch nicht mehr viele Pluspunkte einbringen. Fans der vergessenen Reiche werden Icewind Dale sicher trotzdem mögen, da es wie gesagt kein schlechtes Spiel ist. Zumal man die EE auch unter neueren Betriebssystemen ohne Probleme laufen lassen kann. Wer allerdings auf tiefgründige und gut erzählte Geschichten wert legt sollte dann doch eher zur Baldurs Gate Reihe greifen.

Und im immer dran denken, es liegt immer alles im Auge des Betrachters

Liest sich schon mal sehr interessant. Ich hatte mir mal so ziemlich alle Games in den EE-Editionen geholt, aber immer noch keines angefangen. Icewindtale scheint zwar nicht mit Handlung und Charakteren zu überzeugen, aber es bietet so doch wenigstens eine schöne Abwechslung zu den anderen Teilen und konzentriert sich auf das Kampfsystem, so wie ich dies nun nach Lesen der Rezension empfinde. Ist natürlich dann eher was für Veteranen der anderen Games. Ich werde also lieber zuerst in ein anderes Game einsteigen.