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18.05.2020, 02:21 #1SnakeDTS
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Entwickler: Kojima Productions | Publisher: Sony Interactive Entertainment | Plattform: PS4
Genre: Strand | Preis: 69,99 [Stand: Mai 2020] | Erschienen am: 8.11.2019
Der Nihilismus der Moderne
Um es gleich vorwegzunehmen: ich habe mich in Kojimas neuestes Game geschmissen, als ob es kein Morgen gäbe - und wurde zunächst bitter enttäuscht. Das leuchtende, fliessende, fantasiereiche Metal Gear-Universum erwartend, wurde ich mit beinharter, knochentrockener, dennoch physikalisch korrekter Realität konfrontiert - und dem völlig unterfordernden Spielprinzip, Fracht von A nach B zu tragen. Nur die Neugier, wie die Story denn nun weitergeht, hat mich dazu bewegt, die ganzen Mühen und die Plackerei auf mich zu nehmen, bis ich es irgendwann endlich begriffen hatte, was Kojima eigentlich sagen will: im Grunde tun wir, egal, was wir zocken - ob wir nun als Arthur Morgan durch die Prairie reiten oder als Nathan Drake Schätze heben - in Wirklichkeit nur Fracht von A nach B tragen, ganz einfach, weil wir an nichts glauben.
Woran wir glauben ist klar, nämlich dass wir alleine mit einem Controller in der Hand vor unserer Konsole sitzen, während die anderen den Spass ihres Lebens haben. Genau diese Einsamkeit hat Kojima, der sich, wie er sagte, nur in Gesellschaft einsam fühlt, dazu bewegt, völlig kompromisslos, schon fast berserkerhaft alles aus dem Spiel zu nehmen, was einen davon abbringt, zu sich selbst zu finden: Menschen existieren nur noch als Projektionen, die ursprüngliche Motivation, für das was man tut bleibt analog zum echten Leben im Unklaren und eine Gegenleistung für die erbrachten Taten bekommt man abgesehen von ein paar Likes nicht. Kojimas Kunstgriff ist, dass er das Gameplay Fracht von A nach B zu tragen, einfach als Metapher einsetzt und durch den geschickten Einsatz unzähliger visueller und auditiver Tricks, die im Gegensatz zu Metal Gear allesamt versteckt sind, und sehr subtil, dafür umso nachhaltiger wirken, einen für kurze Zeit von der Last befreit, ein Mensch in dieser Welt sein zu müssen.
Kojimas neuestes Kunstwerk lässt sich am besten anhand seiner Wirkung beschreiben: nachdem das, was man tut egal und nicht wirklich wichtig ist, nachdem keine "echten" anderen Charaktere da sind, mit denen man interagieren kann und abgesehen von ein paar liefersüchtigen Mules niemand da ist, den man bekämpfen muss, findet man unverhofft etwas, womit man überhaupt nicht mehr gerechnet hatte, nämlich sich selbst. Das ist der Knackpunkt, der Dreh- und Angelpunkt des kompletten Games, nämlich in Zeiten von Social Media oder "Face Time", wie Kojima es nennt, der üblichen Multiphrenie abzusagen und sich damit abzufinden, zuallererst allein, aber nicht einsam zu sein. Im Gegenteil, gibt es grade dann viel zu entdecken, weil endlich die Perspektive stimmt.
Die Social Media Komponente
Ist das Game das Geld wert? Kurz gesagt, nein. In PSN Partys bekomme ich oft zu hören: "Scheiss Wandersimulator" oder "Wie kannst du das nur immer noch zocken?". Bin ich es mir wert? Definitiv. Ich kenne auch einige, die sich das Game gekauft haben, aber irgendwo in den ersten Missionen steckengeblieben sind und es seitdem nicht wieder angerührt haben. Wie soll in unserer verschwenderischem Konsumgesellschaft überhaupt noch irgendetwas etwas wert sein, wenn von allem zuviel vorhanden ist?
Ich meine, wieviel Menschenkenntnis ist notwendig, um nicht zu wissen, dass es Naughty Dog und Rockstar gibt und dann noch hoch oben in den Wolken irgendwo in unerreichbarer Ferne Hideo Kojima? Sicher ist, nachdem er Konami verlassen und sein eigenes Studio gegründet hat, plötzlich sein Gehirn auf Erbsengrösse geschrumpft und er weiss auf einmal nicht mehr, wie man Gameplay programmiert. Wer so etwas tatsächlich in Erwägung zieht, kann ja mal für ein paar Minuten eines seiner früheren Games einlegen, um sich nochmal das Gefühl für die siebten Weltwunder, die er erschaffen hat, ins Gedächtnis zu rufen.
Dann gibt es noch Freunde, die neugierig bis leicht verunsichert fragen: "Warum zockst du das Game eigentlich? Was macht dir daran Spass?" Dann stehe ich meist wirklich vor einem Problem. Selbst in Zeiten von Share Play und Live Stream kann man niemandem wirklich erklären, worum es in dem Game eigentlich geht, ausser derjenige nimmt selbst und besser alleine den Controller in die Hand. Es ist wie wenn zwei Menschen im Museum vor einem Gemälde stehen, der eine sagt "grün und weiss, genau die Farben, die ich nicht mag", der andere sagt "Wo siehst da einen See?". Genauso wird derjenige, der mich zu Death Stranding befragt, mit dem Game eine völlig andere Erfahrung machen, ganz einfach, weil er seine eigene Welt hineinprojezieren wird oder kurz gesagt einfach nicht ich ist.
Manchmal kriegen sie einen auch dran, und man glaubt wirklich nur Fracht von A nach B zu tragen, und dass das auf Dauer viel zu eintönig und stupide ist und es tausend lohnenswertere und verlockende Games zu zocken gibt. Dem wirkt zum Glück der von Kojima in einem Interview beschrienene "War Letter"'-Effekt entgegen. Damals in Kriegszeiten hat ein Soldat einen Brief an seine Frau geschrieben, ohne zu wissen, ob er überhaupt ankommt. Als die Frau den Brief schliesslich bekommen hat, wusste sie nicht, ob ihr Mann noch am Leben ist, in jedem Fall hat sie versucht nachzuvollziehen, worum es ihm zu dem Zeitpunkt ging, als er ihn geschrieben hat.
Analog dazu, findet man in Death Stranding Hinterlassenschaften von Spielern, ohne mit ihnen interagieren zu können und fragt sich z.B. warum der Spieler ausgerechnet hierhin einen Generator hingebaut oder ob die verlorene Fracht dort hingelegt wurde oder sie einfach während eines Kampfes in Eile wegeworfen wurde.
In Death Stranding, ist in Zeiten von "Face Time", wo einen jederzeit ein Social Media Ion aus dem Nichts anspringen kann, nichts direkt, erst recht nicht die Dialoge. Es ist wahrscheinlich intellektuelleren, lyrisch bewanderten Gamern vorbehalten, über doppeldeutige Sprüche wie "Du hast dir sicher den Rücken kaputtgemacht." bis hin zu Kapitelnamen wie "Verbringe die Zeit bis zur Amtseinführung des Präsidenten" verhalten zu schmunzeln. Eines ist sicher: die Fussstapfen, die Kojima hinterlässt, sind nicht erst seit Metal Gear Solid V so gross geworden, dass man froh sein kann, wenn man es überhaupt noch schafft, auf den Zug aufzuspringen.
It's Movietime
Nachdem nun auf das Gameplay und die soziale Wahrnehmung von "Death Stranding" hinreichend eingegangen wurde, ist es natürlich kein Wunder, dass sowohl bei Gamern als auch bei Kritikern eine bemerkenswert gespaltene Meinung vorherrscht, je nachdem wie vordergründig die Wahrnehmung des Gameplays ausfällt. Worin sich die meisten jedoch einig sind, dass die zusammengerechnet knapp zehn Stunden Zwischensequenzen der Story einen völlig unvergleichlichen Zauber entfachen.
Nicht nur, dass die oscarreifen Performances von Mads Mikkelsen als Vater/Bösewicht und Lindsay Wagner als Mutter/Schwester/beschützender Geist einen schon völlig in den Bann ziehen, Kojima legt wie immer noch eine grosse Schippe drauf und kreiert eine glaubwürdige Science-Fiction-Welt eines zerstörten Amerikas, das mal wie ein Mondkrater, mal wie Island, dann wiederum wie die Alpen wirkt. Nichts ist wirklich real, ist die grosse Message des Games und der Mensch ist zum Träumen bestimmt, anstatt am Spiegel der Selbstbetrachtung zu zerbrechen.
"Wenn du eine Sache gut machen kannst, dann kannst du alles gut machen.“ ist Kojimas lapidare Antwort auf die Frage, warum er nun vorhat, mit Kojima Productions auch Filme zu produzieren. Den beissend ironischen Unterton seiner bewusst naiv formulierten Aussage mal dahingestellt, bin ich ehrlich gesagt zwiegespalten, ob ich das ungeachtet der Tatsache, dass Kojima die meisten Regisseure Hollywoods wahrscheinlich in die Tasche stecken würde, überhaupt begrüssen würde. War er mit der "Metal Gear"-Saga auf Augenhöhe mit Legenden wie James Cameron ("Aliens", "Terminator 2") oder John Woo ("Hard Boiled", "Bullet In The Head"), bewegt er sich nun mit "Death Stranding" auf dem Level von altbekannten Grössen wie David Lynch ("Wild At Heart", "Lost Highway") oder Ridley Scott ("Alien", "Blade Runner"). Nur dass im Austausch gegen ein paar Pixel und Bytes die Interaktivität seiner Games in meinen Augen viel mehr wert ist, als zwei Stunden passiv auf der Couch zu hocken, nur um daraufhin wieder alles zu vergessen.
Im Grunde schliesst "Death Stranding" nahtlos an "Blade Runner" an. Schaut man sich den SF-Klassiker von 1982 einfach nur so an, wirkt er bemerkenswert krude, schon fast menschenverachtend und man fragt sich, worum es in dem Film überhaupt geht. Hat man aber verstanden, warum Deckard in der letzten Szene ein Einhorn auf den Tisch legt und guckt sich das Ganze dann nochmal mit der richtigem philosophischen Einstellung an, kann man ungestört seinen Träumen nachhängen und entdeckt hier und dort etwas Neues. Menschen gibt es keine mehr, alles nur eine mentale Projektion des Selbst in einer komplett ausweglosen Welt, in der man sich zwangsläufig die Zeit mit viel Ein- und Ausleserei vertreiben muss.
War Scotts Zukunftsvision vielen anderen Filmen seiner Zeit Lichtjahre voraus, so gilt nichts anderes für Kojimas "Death Stranding", nur dass es dauern kann, bis man beim Zocken wirklich vom Einhorn ausgeht und sich das State Of The Art-Meisterwerk in Sachen Subjektivität einem voll und ganz erschliesst. "Heartman Will Return" hat Nicolas Winding Refn in einem Tweet gepostet, was viele als Hinweis auf eine Fortsetzung von "Death Stranding" gedeutet haben. Nur dass, wenn man zwischen den Zeilen liest, Heartman natürlich "zurückkommt", nämlich alle paar Minuten durch seinen Defibrilator. Kojima ist mittlerweile zum Meister der Doppeldeutigkeit avanciert und schafft es sogar, nicht nur in seinem neuesten Game die heutigen Social Media Gewohnheiten subversiv auszukontern. "Death Stranding" wird wahrscheinlich das erste und letzte derart aufwendige SF-Kunstwerk seiner Art bleiben, wenn wir Gamer es nicht endlich auf die Reihe bekommen, zwischen den Zeilen zu lesen, anstatt alles als gegeben hinzunehmen.
Die Wertung:
Grafik:
Ich denke der neue grafische Stil Kojimas lässt sich am besten an der Scharfstellung der Linse bei den Energydrinks oder auch am Zoom auf das Packseil festmachen, er ist zwar extrem fotografisch oder cinematografisch, zugleich aber auch als illlusionär oder kryptisch zu bezeichnen. Konnte man bei MGSV noch in das anheimelnde Dunkel der Nacht abtauchen, wirkt der ewige Tag zunächst ziemlich grell wie von einer 1000W-Birne beleuchtet, man gewöhnt sich aber ziemlich schnell dran, da ein angeschalteter Flatscreen quasi soundso etwas von einer erhellenden Sonne hat.
Schafft man es erstmal aus der ersten Einrichtung raus, staunt man nicht schlecht über die phänomenal und sehr gefühlvoll inszenierten Landschaften, die sich einem auf dem Weg von einer Mission zur nächsten offenbaren. Nicht selten ertappt man sich dabei, sich viel länger als eigentlich nötig an dem Gang der Wolken, den saftig grünen Wiesen oder den spiegelnden Flussläufen zu erfreuen, die ganze Grafik wirkt insgesamt, egal wo man hinschaut, wie aus einem Guss. Ob nun isländische Vulkanlandschaft, dunkle Felsspalten, rote Marserde oder die milchige Sonne die hoch oben in dem verschneiten Bergen durch die Wolken sticht, stets hat man das Gefühl einem kleinen Wunder beizuwohnen, das irgendeinem höheren, im Leben nicht zu begreifenden Plan folgt.
Wie genial der digitale Pinselstrich des Grossmeisters wirklich ausfällt, lässt sich nur mit zugeschaltetem HDR auf einer PS4 Pro bestaunen - plötzlich sind die Farben nicht mehr fest, sondern leuchten von innen heraus und egal, wo man hinschaut, wirkt alles noch um eine grosse Spur zaubrischer und verträumter. Sicher war auf Grundlage der "Horizon Zero Dawn"-Engine und unter der Mitwirkung des PS4-Entwicklers Mark Cerny nichts anderes als eine butterweich laufende Grafikbombe zu erwarten, aber man sollte nochmals herausstellen, wie genial die Grafik ist, nicht wie gut sie aussieht. 4K oder HDR hin oder her, man sollte zum Spielen von Death Stranding in jedem Fall Besitzer eines grossen Flatscreens sein, da die Schrift viel zu klein ausgefallen ist, aber dies hier ist sicher nicht das erste oder letzte Playstation-Game, bei dem das der Fall sein wird.
100 / 100
Sound:
Ein Grossteil der absorbierenden Atmosphäre von Death Stranding ist abgesehen von der Grafik dem Sound Design zu verdanken, das dem von altbekannten SF-Blockbustern wie z.B. "Aliens" oder "Star Wars" in nichts nachsteht. Ob nun das Surren und Fiepen des Odradek-Scanners bei drohender Gefahr, die brachial wummernden, fabrikhaften Sounds innerhalb der grossen Verteilerzentren oder das einsetzende Pfeifen des Windes kurz vor einem Schneesturm, viel von der eigenwilligen Poesie von Death Stranding würde ohne den perfekt durchdachten Sound verlorengehen.
Besonders an dieser Stelle hervorzuheben ist der stets unauffällige, aber genau den richtigen Ton treffende Score von Ludvig Forssell, nicht nur in den Cutscenes, sonders besonders die sparsam dosierten, wie aus dem Nichts auftauchenden, kurzen Melodien auf Wanderschaft, die einem die harten Missionen auf magische Art und Weise erleichtern.
Schliesslich setzen während der einen oder anderen Mission Songs, hauptsächlich von Low Roar ein, dessen melancholische, bewusst asynchrone Post-Rock-Tracks sicherlich nicht jedermanns Geschmack sind, aber zumindest in Kombination mit der ansonsten oft vorherrschenden Stille eine sehr interessante Dynamik entwickeln.
100 / 100
Story:
Dass die rund um Zeitregen, gestrandete Wale und Dooms-Wiederkehrer Sam spielende Story einmal mehr zeigt, dass Mastermind Kojima in der Lage ist, ein komplett eigenes Universum zu entwickeln, überrascht an dieser Stelle wahrscheinlich niemanden. Dass man nach einmaligem Durchspielen des Games praktisch genauso schlau wie nach dem Anschauen der Teaser und Trailer ist, wahrscheinlich umso mehr. Einen Grossteil dazu beigetragen hat auch hier einmal mehr Art Director Yoji Shinkawa, der auch schon bei allen "Metal Gear"-Teilen mit an Bord war und z.B. solche Sachen wie Fragile mitsamt merkwürdigen Regenschirms einfach so aus dem Nichts zeichnet, was dann wiederum Kojima dazu inspiriert, dies zu einem integralen Bestandteil des Games werden zu lassen, ohne zunächst zu wissen, worauf er sich letztendlich genau einlässt.
Die Story in Kürze: Sam, der als Dooms-Wiederkehrer gegen den allerorts einsetzenden Zeitregen, der Personen und Dinge schneller altern lässt, immun ist, begibt sich auf Anraten des am Wiederaufbau des zerstörten Amerikas interessierten Die-Hard Mans auf die Suche nach seiner von Terroristen gefangengehaltenen Schwester Amelie. Da die Suche nach ihr gleichbedeutend damit ist, ein globales Netzwerk zwischen den United Cities Of America, kurz UCA, aufzubauen, akzeptiert er seine Heldenrolle nur widerwillig, und sieht sich von nun an mit geisterhaften GD-Wesen, störrischen, in Bunkern hausenden Weltuntergangsfanatikern, kurz Preppers, und terroristischen, nur an seiner Fracht interessierten Mules konfrontiert.
Dass mit dieser kurzen Zusammenfassung der Story nicht mal ansatzweise genüge getan wird, dürfte jedem der auch nur die Trailer gesehen hat, völlig klar sein, allerdings würde an dieser Stelle eine Interpretation viel zu ausufernd ausfallen. Stattdessen Lob an dieser Stelle für Kojima, der eine kohärente Zukunftsvision entwirft und die Frage nach dem Wesensursprung all unserer Handlungen und Motivationen stellt, grandiose, einmalige Figuren wie Amelie, Die-Hard Man oder auch Clifford Unger und spektakuläre Schauwerte wie halluzinatorische Traumsequenzen oder Geister, die einen Bruch im Raum-Zeit-Kontinuum verursachen, mühelos zu einem SF-Blockbuster der Superlative vereinigt, dessen mytholgischer, spiritueller Charakter dem eines "Star Wars" von 1977 in nichts nachsteht. Abzüge in der B-Note hätte es von mir normalerweise an dieser Stelle für die viel zu ausufernden Dialoge - insbesondere die erdkundehaften Belehrungen von Heartman fallen hier negativ auf - gegeben; da man aber letztendlich analog zum echten Leben mit allerlei Zeug wie z.B. Extinktionsentitäten, usw. vollgequasselt wird, das man nicht wirklich verstehen kann oder will, und ohne die Story bei den ganzen Filmen, Games oder Büchern im unseren Regalen eines der wichtigsten Kunstwerke überhaupt an uns vorbeigegangen wäre, an dieser Stelle dennoch die Höchstwertung.
100 / 100
Gameplay:
Nachdem das Gameplay in diesem Spiel nur als Metapher eingesetzt wird und weit höheren Zwecken dient, müsste eine Wertung an dieser Stelle eigentlich entfallen. Und dennoch: wer Death Stranding als beispielsweise Wandersimulator abtut, hat das Spiel nicht mal ansatzweise kennengelernt. Schon im kleinen Open World-Arreal der östlichen Region kann mittels eines Generators ein Motorrad freischalten. In der zentralen Region kann man schliesslich sich über den Strassenbau das Leben erleichtern und Mules die Trucks klauen und schliesslich kommen ab Mamas Labor noch Selrutschen mit ins Spiel, mit denen man - entsprechendes Verständnis für deren strategischen Wert vorausgesetzt - die meisten Missionen in der Luft abwickeln kann.
Für mich zerfällt das Gameplay in zwei klare, völlig ungleiche Hälften: das während der Story, in der das simple Spielprinzip als so etwas wie Urlaub für die geplagte Spielerseele angelegt ist, und den freien Modus nach der Story bei Erspielen der Platintrophäe, für die man noch weitere 125-175 Stunden einplanen kann. Während man bei ersterem zwar alle Tools in die Hand bekommt aber meistens wegen fehlender Eigeninitiative nicht darauf kommt, sie einzusetzen, sieht die Sache für Trophäenjäger auf einmal völlig anders aus, wenn alle Stationen der UCA beitreten müssen, die Spielschwierigkeit auf schwierig umgestellt werden muss und es verpflichtend wird, Missionen mit "S Legend Of Legends"-Rang abzuschliessen.
Plötzlich spielen unzählige, sich gegenseitig beeinflussende Faktoren eine Rolle: baue ich eine Schutzhütte, um dorthin schnellreisen zu können, was aber stark zu Lasten der chiralen Bandbreite geht? Rüste ich eine Seilrutsche mit Chemikalien und speziellen Legierungen auf, um deren Haltbarkeit und Reichweite zu erhöhen oder verwende ich die Materialien lieber für den Bau für die für den Kampf gegen die GDs benötigten Raketen- und Granatwerfer? Welche UCA-Station levele ich zuerst auf, welches Seilrutschennetzwerk oder welche Missionen bringen erstmal den grössten Nutzen? Und so weiter und so fort, man kommt in jedem Fall vom hundersten ins tausendste und hat fast immer alle Hände voll zu tun.
Kojima ist in jedem Fall nichts vorzuwerfen: während im Verlauf der gesamten Story das Gameplay quasi nicht vorhanden ist, um dem Gamer stattdessen so etwas wie einen leeren Spiegel zu präsentieren, in den er alle seine Wünsche, Ängste und Hoffnungen hineinprojezieren kann, gibt er ihm währenddessen dennoch alle Tools in die Hand, um ab Kapitel 15 voll durchzustarten, natürlich nur gesetzt den Fall, dass man sich selbst so einer Herausforderung stellen will. Ich denke, viele werden nach dem entspannten, urlaubhaften Charakter des Story-Gameplays die einen nun erwartende harte Arbeit scheuen, während andere es begrüssen werden, endlich eine würdige Herausforderung gefunden zu haben, an der sie wachsen und sich mit anderen messen können.
Dass das nur dann unglaublich komplexe und fordernde Gameplay seinerzeit aufgrund der knapp bemessenen Zeit zum Testen nicht den Weg in die meisten Kritiken gefunden hat, ist natürlich bedauerlich, aber es zeigt sich einmal mehr, dass eine echte Kritik von Kojimas Games eigentlich nur nach mehrmaligem Durchspielen möglich ist.
100 / 100
Umfang:
Mit circa 50 Std Spielzeit, zwei Open-World-Arrealen und knapp 10 Stunden Cutscenes natürlich enorm. Dennoch haben sich Freunde bei mir beklagt, dass das Game so kurz sei, und dass es maximal 5 Stunden gedauert haben soll. Mithilfe eines kurzen Klicks auf Brückenlinks und dann der X-Taste konnte ich sie dann doch eines Besseren belehren, dort ist neben umfangreichen Statistiken auch die Gesamtspielzeit verzeichnet. Und vor allem wieviele der insgesamt 70 Missionen für Sam und den 500 Standardaufträgen überhaupt abgeschlossen wurden und auf welchem Rang. Ich denke dieser interessante Effekt ist neben des verträumten Charakters des Games auf die absichtliche, völlige Unterforderung beim Gameplay zurückzuführen und spricht einmal für Kojimas Stategie dem Gamer nicht das zu geben, was er will, sondern das was er braucht. Einfach mal abschalten, die Seele baumeln lassen und die Landschaft geniessen, sind ihm viel mehr wert, als das übliche "Kämpfen um zu überleben"-Prinzip.
Bei Erspielen der Platintrophäe wächst der Umfang übrigens um das Drei- bis Vierfache. Es sind längst nicht alle UCA-Stationen erschlossen worden, und die meisten, die bereits erschlossen wurden sind ebenfalls nicht auf das maximale Verbindungslevel gebracht worden. Hat man dieses erreicht, trudeln übrigens nach und nach vermehrt E-Mails ein, die auf merkwürdig leuchtende Objekte hinweisen. Dieses sind über beide Maps verstreute Speicherchips, mit denen u.a. ein spezielles Motorrad freigeschaltet werden kann, dass sowohl über einen grossen Akku als auch über eine Ladefläche verfügt. Alle, die es partout nicht mögen, Trophäen zu erspielen, können sich auch einfach selber über die eingangs erwähnte Brückenlinks/X-Tasten-Kombination Herausforderungen suchen, die sie interessieren.
Der Wiederspielwert ist abgesehen von der hochkomplexen Story allein schon deshalb enorm, da man beim ersten Durchspielen nur an der Oberfläche kratzt, während die Trägheit der eigenen Wahrnehmung darüber entscheidet, ob man die zur Verfügung stehenden Gameplayoptionen überhaupt in Anspruch nimmt. Warum eine Antimateriebombe zu Fuss nach Mountain Knot City tragen, wenn man auch eine Strasse dort hinbauen kann? Warum sich den gleichen Abhang nochmal runterquälen, wenn per Seilrutsche drüberschweben kann? Warum in Gebieten mit starkem Zeitregen gegen GDs kämpfen, wenn man unter einem Zeitregenunterstand das schlechte Wetter einfach abwarten kann?
Mal abgesehen davon, dass das Game von Kojima so angelegt ist, dass man sich den Weg von einer UCA-Station zur nächsten soundso kaum merken kann, werden einem beim erneuten Durchspielen wiederum andere mitbenutzbare Konstruktionen von neuen Gamern, die an jeweils anderen Orten platziert sind, zugewiesen, so dass das Gameplay anders verläuft. Je mehr sich der Gamer auf die komplett individuelle Logik des Games einlässt, desto mehr spielerische Freiheit gewinnt er dadurch. Kojima meinte allerdings auch, dass es storytechnisch zur Zeit noch keine befriedigende Lösung für Open World-Games gibt. Auch das merkt man Death Stranding an, aber es holt zumindest überall das Maximum raus.
100 / 100
Wertung gesamt: 100 / 100
Fazit: "Eigenwilliges Videospielkunstwerk, dass sich nicht unbedingt beim ersten Anspielen erschliesst, aber ansonsten der Konkurrenz in allen Belangen meilenweit überlegen ist."
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Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Schau dir mal diesen Bereich an. Dort ist für jeden was dabei!
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18.05.2020, 07:51 #2Swok
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Wenn ich schon sehe, wie ein Spiel in jeder Kategorie die volle Punktzahl bekommt, dann kann ich die Wertung einfach nicht ernst nehmen.
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18.05.2020, 20:27 #3Valen
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Ich kenne jetzt eigentlich gar keine anderen Walking Simulatoren. Daher kann es ja gut sein das Death Stranding da die Konkurrenz weit überlegen ist wenn es der einzige Walking Simulator ist
Die 100 von 100 Punkten erwecken schon ein wenig den Eindruck das das Spiel durch die rosarote Fanbrille gesehen wurde. Denn dies würde ja bedeuten das es das perfekteste Spiel aller Zeiten ist, was ich mir ehrlich gesagt nur schwer vorstellen kann.
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18.05.2020, 20:29 #4bermudas86
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Wie das Spiel gibt es noch? Ich dachte das Spiel ist nur noch für die Ausbildung der Paketzusteller frei Verfügbar.
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18.05.2020, 22:40 #5Sn@keEater
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18.05.2020, 23:22 #6Riri
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Das halte ich auch für doch sehr verdächtig
Immerhin hat Duke Nukem Forever von Deutschlands renommiertestem Videospielmagazin bereits 99 glanzvolle Punkte erhalten und Death Stranding kann da einfach niemals besser sein → https://www.spieletipps.de/artikel/3377/5/
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19.05.2020, 19:39 #7Dante-Dragon
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Lustig denn das erst kürzlich erschiehene "Snowrunner" ist eigendlich das selbe in Grün nur das man hier nen Auto/LKW/Truck unterm ***** hat. Und das Game wird weder so in der Luft zerrissen noch sonst was. Zusätzlich verkauft es sich momentan echt gut und läst in den UK Games wie Fifa oder CoD hinter sich.
Dem kann ich mich nur anschliessen. Wobei ein Wertungssystem immer sehr schwierig ist. Ein Mass Effect oder Kotor wären damals definitiv 10/10 Titel bei mir geworden und stehen noch heute sehr hoch im Kurs bei mir. Trotzdem würde ich ihnen aus heutiger Sicht definitiv keine 10/10 mehr geben.
DS macht definitiv vieles falsch aber auf der anderen Seite enorm viel richtig. Die Bildsprache und die Musikalische Untermalung würde ich schon zu dem besten zählen was man heutzutage in Games so finden kann. Aber ich finde noch immer das es ein Titel ist den man als aussen stehender sehr schlecht beurteilen kann. Man muss das Spiel schon selber gespielt haben und sich eben auch drauf vollkommen einlassen können. Das ist wie VR Spiele die als aussenstehender ebenfalls teilweise volkommen langweillig aussehen aber halt was anderes sind wenn man selber dabei ist.
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19.05.2020, 20:37 #8Valen
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19.05.2020, 20:55 #9Sn@keEater
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
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19.05.2020, 21:26 #10Riri
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Streitpunkt ist glaube ich nicht die 100er-Wertung an sich, sondern dass sie aus vielen einzelnen 100er-Wertungen entstanden ist
Ein von der Wertung her "perfektes" Spiel ist in einem technokratischen Sinne selbstredend niemals problemfrei perfekt, kommt aber unter Umständen ziemlich nah heran und rein subjektiv kann es das perfekte Spiel natürlich geben. Legt man jedoch offen nieder, dass diese Wertung mathematisch aus fünf einzelnen ermittelt würde, wird's für einen Außenstehenden vielleicht schon schwieriger, diese Entscheidung nachzuvollziehen. Denn dann wird ja vom Autor gesagt, dass die künstliche Zerlegung eines Spiels in seine funktionalen Einzelteile am Ende auf magische Weise zu einer sinnvollen Gesamtwertung führt. Dass sich Spiele heutzutage noch anhand einer systematischen Aufrechnung von Einzelwertungen in unterschiedlichen Kategorien fair bewerten lassen. Und daran glaube ich seit Ewigkeiten nicht mehr, das ist ein veraltetes und mir längst unattraktives Modell. Mir persönlich ist's daher total wumpe, was mit solchen Zahlen gemacht wird, da mich nur das Geschriebene interessiert und aus gutem Grund ja so einige Videospielmagazine seit Jahren ein Wertungssystem abgeschafft haben, kann aber natürlich dennoch verstehen, wenn sich Leute an solch zahlenmäßig blankgeleckten Teilwertungen stören. Kurzum: Eine einzelne 100er-Wertung ist was anderes als eine 100er-Wertung, die aus mehreren 100er-Teilwertungen entstanden ist. Ersteres gibt nicht an, wie das Ergebnis zustandekam, Letzeres schon
Ach nein!
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19.05.2020, 23:02 #11Dante-Dragon
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
"Gut" ist hier aber ebenfalls wieder volkommen Subjektiv.
Wie @Sn@keEater: schon sagte, MGS 5 hat die Gemüter schon gespalten. Spielerisch war es, und ist es noch heute der wahnsinn was es so an möglichkeitek gab. Technisch war es zum Release auch ebenfalls sehr gut (zumindest die ps4 Version). Das Missionsdesign war halt sehr sehr schnell repetativ und die Story war ebenfalls schlecht erzählt. Hinzu kam der nicht veröffentlichte Part durch den Streit mit Konami. Er hätte zwar das Game Storymässig angehoben aber wenn ausschliesslich diese 1 Mission rausgestrichen wurde dann wäre das Missionsdesign trotzdem noch eher unterer Durchschnitt.
Wir wissen aber nicht ob das alles war demnach kann ich auch nur das beurteilen was da ist und das ist so lala....es glänzt halt in den einen Teil verkackt aber den anderen.
DS Lief zum Release ohne 500GB Day 1 Patch zu 99% komplett flüssig und zeigt was man Grafisch auch noch aus der Konsole holen kann. Hinzu kommt eine echt gute Erzählte Story und eine wahnsinns Schauspielerische Leistung der Charaktäre mit einem geilen Soundtrack.
Eigendlich alles Punkte die man von Kojima kennt und liebt.
Das einzige wo sich die Leute spalten ist halt das Gameplay und hier kommen viele negative Stimmen einfach von den Leuten die es nicht selber gespielt haben oder sich irgendwelche Streamer angesehen haben. Und mir ging es übrigens genauso. Ich habe meiner Freundin auch mal zugeschsut und dachte mir nur "alter das schaut mal mehr als langweillig aus". Da ich aber selber zum Release knapp 50 std in das Game reingesteckt habe weiss ich ja wie viel Spass ich währenddessen mit dem Game hatte.
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21.05.2020, 15:15 #12SnakeDTS
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Hallo,
es ist interessant zu sehen, wie bei jedem Gamer die Wahrnehmung von "Death Stranding" komplett unterschiedlich ausfällt. Man muss jedoch sagen, dass es sich einfach nur im Livestream oder auf Youtube anschauen einfach nicht ausreicht, man muss den Controller schon selber in die Hand nehmen, "um zu wissen, worum es geht". Ich denke Kojimas Games waren bis "Guns Of The Patriots" sowas wie massenkompatibel und sind seit "The Phantom Pain" sowas wie eine Geste von Kojima "Hier hast du das Gamepad, mach was draus." Dass das nicht jedem schmecken dürfte, ist natürlich auch völlig klar.
@Sn@keEater: die "Hassliebe", was MGSV angeht, kann ich nur bestätigen, was aber nichts daran ändert, dass man an dem Spiel wachsen und vieles draus lernen kann.
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21.05.2020, 21:13 #13Xastor
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
So sehr ich dein Review respektiere (ausführlich beschrieben und langer Text), so finde ich aber die vergebenen Punktzahlen äusserst fragwürdig. Allein in den ersten Textstellen hast du deine Skepsis geäußert. Natürlich kann man dann in einer intensiven Spielzeit eine andere Meinung haben als vorher, aber wenn ich so von anderen höre (Freunde oder Bekannte), dann kann ich kaum 100 von 100 in ALLEN Kategorien verteilen. Ist deine Meinung und auch dein gutes Recht, ABER es gibt kein perfektes Spiel und deiner Punktzahl nach, ist es wohl. Das Spiel hat mit Sicherheit Schwächen und somit ist es einfach kaum möglich eine solche Punktzahl zu geben. Selbst ich habe bei meinen Reviews (u.a. 2 meiner Lieblingsspiele) keine volle Punktzahl gegeben, weil auch diese Spiele haben. Ergo: Überdenk nochmal, ob du wirklich ein Spiel nach nur einmaligem Spielen eine perfekte Wertung geben möchtest. Es werden da nur manche User misstrauisch bei so einem Review.
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21.05.2020, 21:59 #14Riri
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Wobei man da differenzieren muss
Nur, weil jemand einem Spiel eine volle Punktzahl gibt (die um Gottes Willen ja auch benutzt werden sollte), heißt dies nicht, dass es gleichzeitig perfekt wäre. Ohnehin wird sich hier gerade viel zu viel auf diesem einen Wort festgebissen. In seiner ganzen Review hat er dies nur einmal benutzt und das in einer sehr kontextualisierten Weise. Man sollte sich da vielleicht ein wenig mal von dem Gedankenkonstrukt lösen, dass etwas Perfektes in jeglicher Hinsicht fehlerfrei sein muss. Viele Leute würden ihren Ehepartner als perfekt bezeichnen. Ist er oder sie deswegen fehlerfrei? Mitnichten
Und genauso ist es hier der Fall. Dies ist seine Review und Erfahrungen in Videospielen, Serien, Filmen oder was auch immer unterscheiden sich von Person zu Person. Bloß, weil der eine an einer Stelle etwas auszusetzen hat, bedeutet dies nicht, dass es universale Gültigkeit genießt. Anderen Leuten könnte derselbe Punkt in ihrem Erlebnis kaum egaler sein, es würde ihre Meinung zu jenem Werk nicht mildern. Für sie war es perfekt, selbst wenn objektiv gesprochen etwas Perfektes nicht existieren kann. Aber um absolutistische Objektivität ging es hier ja ohnehin nie
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21.05.2020, 23:47 #15SnakeDTS
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Nachdem sich hier einige User an den 100er-Wertungen stören: jede der einzelnen Wertungen ist vorher ausführlich in der jeweiligen Kategorie erläutert worden. Wenn also jemand etwas zu bemängeln hat, sollte er die entsprechende Textstelle der dazugehörigen Kategorie kritisieren, nicht nur die Zahl. Man kann sich im übrigen die Zahlen bei der Bewertung auch einfach wegdenken, es läuft dann aber immer noch auf das Gleiche hinaus.
@Jay: "Viele Leute würden ihren Ehepartner als perfekt bezeichnen. Ist er oder sie deswegen fehlerfrei?" Das trifft es, denke ich sehr gut. Entweder man hat eine unmittelbare Beziehung zu etwas oder nicht. Wenn mein Review bei aller gegebenen Objektivität nicht letztendlich vollkommen subjektiv wäre, hätte ich es gar nicht erst schreiben brauchen.
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22.05.2020, 01:50 #16SnakeDTS
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Na gut, nachdem niemand der vorher so lautstark die 100er-Wertungen moniert hat, bereit ist, auf meine Bewertungstexte der einzelnen Kategorien einzugehen: man kann sich in unserer heutigen, nihilistischen Gaminglandschaft natürlich auch alles über Zahlenlogik erschliessen.
Beispielsweise hat in der damaligen "ASM"-Zeitschrift "Monkey Island" eine Gesamtwertung von 12/10 erhalten. Analog dazu war ich versucht, der Grafik von "Death Stranding" bei zugeschaltetem HDR eine Wertung von 110-115 Prozent zu verleihen, ganz einfach, weil sie wie ein Blick in die Zukunft wirkt. Im Hinblick auf die daraus resultierende Gesamtwertung von 102-103 Prozent und auch unter Einbezug der heutigen Reviewlandschaft habe ich es mir dann aber doch (leider) verkniffen.
Ich war, was den Sound angeht, auch versucht, wegen dem ständigen Wummern, Hämmern und Dröhnen der Lifts und Seilrutschen, das meinen zartbesaiteten Ohren bei zugeschalteter Dolby Atmos-Anlage schon ziemlich zugesetzt hat, auf 95 Prozent abzuwerten. Dann wiederum nimmt man dies auch irgendwann einfach nicht mehr wahr, es ist wie alles andere im Leben: relativ.
Dass Grafik und Story eine 100er-Wertung verdient haben, darin dürften sich die meisten einig sein. Und genau das bereitet mir Kopfzerbrechen. Was Kojima, der vier Jahre seines Lebens in ein Game investiert hat, dass so angelegt ist, dass jeder Gamer eine vollkommen unterschiedliche, subjektive Erfahrung macht, von Sachen hält, in denen alle übereinstimmen, dürfte auch völlig klar sein: rein gar nichts. Dieser Konsens, in dem alle übereinstimmen, entpuppt sich bei näherer Betrachtung nicht nur als Lüge, er erschwert auch viele Dinge, anstatt dass man einfach seiner ursprünglichen Wahrnehmung traut und bei ihr bleibt.
Wer ein bisschen über den Tellerrand schaut: auf der amerikanischen Seite Metacritic hat Death Stranding unter Einbezug von 117 weltweiten Review-Zeitschriften und Onlineseiten eine durchschnittliche Bewertung von 82 Prozent erhalten, während beispielsweise "Breath Of The Wild" auf 97 Prozent kommt. Was nichts daran ändert, dass satte 21 Reviewer für "Death Stranding" eine 100er-Höchstwertung herausgekramt haben, während es auch sehr viele 60er-Bewertungen gegeben hat. In Europa oder auch hierzulande wird an allem solange rumgenörgelt und -kritisiert, bis alles ein Stückchen schlechter wird, 100er-Bewertungen wie in den USA sind besonders hierzulande und in unserer heutigen Zeit sowas wie undenkbar.
Wenn man sich hingegen "Death Stranding" mit seinen Missionsabschlüssen anschaut: man erhält von den Inhabern der UCA-Stationen nur Lob, die Verbindungsstufe steigt stetig, genauso wie die Anzahl der erhaltenen Likes. Was das ansprechen soll, was soundso in uns ist: nämlich bewusst oder unterbewusst die Welt ein kleines bisschen besser machen als was sie ist, einfach weil es das Natürlichste ist, was es gibt.
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22.05.2020, 11:02 #17Silent Samus
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Du hast selbst Punkte angesprochen wie z.B. dass du zunächst enttäuscht wurdest und wie schwer es ist, in das Spiel hineinzufinden, egal wie gut du das Spiel letztendlich fandest, passt eine 100 % Wertung nicht zu dem, was du vorher geschrieben hast. Wenn man schon, statt beispielsweise nach Schulnoten oder einer Skala von 1-10 bewertet, sondern sogar von 1-100, hätte man zumindest leichte Abstriche machen sollen und wenn es nur 97/100 oder so gewesen wäre. So wirkt es eben wie eine völlig übertriebene Hardcorefan-Bewertung, die sogar eigene Kritikpunkte total ignoriert. Reviews, die sich soweit von der Realität entfernen, dass sie sogar über 100 % hinausgehen, nehme ich übrigens gar nicht erst ernst. Das ist nurnoch reines (übertriebenes) Pushen des eigenen Lieblingsspiels, für das man offenbar die Grenzen der Logik und der eigentlich selbstgesetzten Maßstäbe überschreitet. Natürlich gibt es auch die Gegenstücke, die absoluten Verrisse, wo Spiele vernichtend niedrig abgewertet werden. Dennoch sollte man bei positiven Reviews ein gewisses objektives Maß bewahren.
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22.05.2020, 13:42 #18Riri
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Das 80/100-Einheitsgewäsch der deutschen Journalistenszene kann ich gar nicht mehr lesen, weil's viel zu häufig von irgendwelchen pseudo-professionellen Objektivitätsfetischen angetrieben wird. Eine fokussiert subjektive und so authentische Reflexion eines persönlichen Spielerlebnisses ist zumindest für mich der weitaus attraktivere, weil nachvollziehbarere Weg, um Meinungsbildung und auch Diskussionsbildung zu generieren. Denn Spiele sind Erfahrungs- und Gefühlswerte und machen wir uns nichts vor. Jeder noch so objektive Test einer Gamestar ist in irgendeiner Form von Geschmacksurteilen und Vorlieben bestimmt, wenngleich diese nicht explizit ausgeschrieben werden. Und spätestens dann sollte man sich fragen, was aussagekräftiger ist: Subjektivität in allen Maßen oder ein persönliches Empfinden, welches durch irgendeinen Objektivitätsalgorithmus unkenntlich gemacht zu werden versucht
Nur auf technokratische Zahlen zu schauen und das Geschriebene zu ignorieren, ist nämlich schlichtweg Prinziphate. Mit so einem Denken darf man gerne die nächste Gamestar in den Mülleimer werfen, aber eine solche Polarisierung hätte ich in unserem kleinen Forum nicht erwartet
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23.05.2020, 00:17 #19SnakeDTS
Death Stranding - Willkommen im 21. Jahrhundert
Hier vielleicht mal, um ein bisschen von den Zahlen wegzukommen, noch eine Auflistung aller Pro und Contras:
Pro:
- Komplett subjektive Spielerfahrung, die bei jedem Gamer anders ausfällt
- Sehr originelle, hollywoodreife Story mit oscarreifen Performances
- surreale State Of the Art-Grafik, besonders bei zugeschaltetem HDR
- sphärischer, bewusstseinserweiternder Sound, genialer Score
- Gewinner von 3 Video Game Awards 2019, darunter Best Direction, Best Performance und Best Music sowie 6 weitere Nominierungen
- 50 Std Spielzeit, 175-225 Std beim Erspielen der Platintrophäe
Neutral:
- Der Einstieg macht wenig Spass, und es hängt von jedem Gamer individuell ab, ob sich ihm das Game irgendwann erschliesst
- Total social media-untauglich, da das Gameplay nur als Metapher eingesetzt wird
- Sehr lange Dialoge bei mehr oder weniger fixer Kameraeinstellung
- Gameplay wirkt repetitiv, obwohl genügend Optionen vorhanden sind
- viele mehr oder weniger biblische Motive sind nicht jedermanns Sache
- rein subjektiv gesehen dauert das Spiel zu kurz
Negativ:
- viel zu kleine Schrift, besonders bei den in der Landschaft verstreuten Gegenständen
- keine Soundeinstellmöglichkeiten
- hoher Preis
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