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Thema: Druck im Studium - Umgang ?
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25.07.2015, 13:32 #1Unregistriert
Druck im Studium - Umgang ?
ich würde gerne mal wissen ob ihr und vor allem wie ihr mit dem Druck im Studum umgeht?
Ich studiere Jura an einer renomierten Unversität. Bin jetzt im 7.Semester und fange kommendes Wintersemster mit meinem Schwerpunkt an, im Jahr darauf möchte ich dann(also sep. 17´) das staatsexamen schreiben und möglichst gut bestehen.
Ich merke einfach wie ich mir seit geraumer Zeit unfassbar viel Druck aufbaue. Ich habe jetzt gut 6 Semester eher semi-ernst studiert. War kaum in Veranstaltungen oder AG´s.
Mit Jura kann man das ja auch relativ gut handeln, da wir ja praktisch nach der Zwischenprüfung "uendlich" viel Zeit haben bis zum Examen. Nunja .. jetzt möchte ich eben alles umkrempeln und ernsthaft anfangen zu studieren.
Das Problem ist, dass ich mir wie gesagt hierbei extrem Druck aufbaue. Möglichst viele Prüfungen in wenig Zeit mit guten Noten schreiben. Hier noch ein Kurs belegen und dort noch ehrenamtlich engaieren. Wenn ich dann an das große Examen denke mit der alles entscheidenen Note wird mir ganz komisch im Magen :P
Ich komme zudem, sage ich mal aus einer eher einfachen Familie. Ich habe da jetzt auch keinen rießen Sponsor im Rücken und werde vermutlich im letzten Semester meines Studiums sogar ein Bildungskredit aufnehmen müssen, um das Studium halbwegs passabel abschließen zu können. Das drückt mir irgendwie auch auf den Zeh.
Deswegen meine Frage an Euch:
Wie geht ihr mit extremen Leistungsdruck um? Irgendwelche Tipps um ein bisschen runter zu kommen und alles "halb so wild" zu sehen ? Gibt es jemand ähnliches der sich von "unten nach oben" kämpft?
Vielen dank für Eure Erfahrungen :-)
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25.07.2015, 16:50 #2TrueValue
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Mit Leistungsdruck habe ich auch täglich zu kämpfen, bei mir ist es nicht mal die Angst vor dem Durchfallen, sondern eher die Angst, nicht alles perfekt zu können und mit 1 abzuschließen. Was ich dagegen unternehme? Jeden Tag lernen, im Semester mind. 1-2h und in der Prüfungszeit so viel es irgendwie nur geht. Solange bis ich alles perfekt kann. Denn je weniger Lücken ich habe, desto weniger Angst habe ich.
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25.07.2015, 16:53 #3zenzra
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Ich fange Jura im Oktober an zu studieren, habe auch niemanden der mir Geld gibt und werde so klar kommen müssen, ich kann dir jetzt nicht die dicken Tipps geben, weil du ja ein Stück weiter als ich bist. Aber die ehrenamtliche Tätigkeit finde ich, ist ein Punkt den du streichen könntest, egal ob aus persönlicher Überzeugung oder nur damit es im Lebenslauf gut aussieht. Denn dafür sein Studium zu riskieren finde ich zu viel, du hast davor gearbeitet und kannst danach weiter machen aber wenn du selber merkst, dass du etwas mehr Luft brauchst solltest du erst an dich selber denken.
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25.07.2015, 18:27 #4Teilchen
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Puh ... das erzeugt aber echt viel Leistungsdruck. Ich sag mal so, um so besser man sein möchte, um so überproprtionaler muss man Zeit investierenn. In der Regel reicht es ca. 80% des Stoffes gut zu können ... für die letzten 20% braucht man dann nochmal genauso lange.
@Threadersteller
Das mit den zusätzlichen Kursen und ehrenamtlichen Tätigkeiten kannst du streichen, wenn dich das stresst. Lieber einen Ausgleich suchen z. B. Sport. Was mir auch geholfen hat, ist die "Denkweise" im Zen - kurz gesagt das Leben im "jetzt" und nicht im "Morgen" oder "Gestern. Das kann man lernen und hilft ungemein.
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25.07.2015, 19:02 #5Unregistriert
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Und ja, ich werde wohl die ehrenamtliche Tätigkeit etwas Ruhen lassen.( ist eine studentische Rechtsberatung - so zusagen pro bono Fälle)
Ebenso ist es hauptsächlich der Druck "der Beste" sein zu müssen. Wie gesagt, ich habe die bisherigen Semester mehr oder weniger bewusst eher semi-ernst studiert um jetzt, hinten raus total Gas geben zu können. Es gibt da nämlich auch Kandidaten die sich im 1.Semester schon total verheizen und am Ende keine Luft mehr haben.
Und dieser Gedanke der Beste zu sein kommt eben daher dass man nur mit einem hervorragenden Abschluss gute bis sehr gute Job Aussischten hat.
Klar, in jedem Studiengang hat man wirklich gute Aussichten nur mit einem guten Abschluss.
Nur in Jura sind es max 15.% die eine gute Note haben zum Schluss.
Aber gut .. ich muss wohl eher kleinere Schritte machen und Stück für Stück das Tempo erhöhen. Trotzdem gut zu hören, dass es eben so Menschen/Studenten gibt, die manchmal in einer ähnlichen Lage sind =)
grüße
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25.07.2015, 20:43 #6Mr. Burns
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Ich kann mich gut in dich hineinversetzen. Auch bei mir ist im Studium großer Konkurrenzkampf und ich komme ebenso aus einer einfachen Familie, wodurch man in der Regel schon einen Bildungsnachteil gegenüber Akademikerkindern hat.
Mein Rat an dich ist, dich nicht allzu sehr unter Druck zu setzen. Klar will man gute Noten schreiben. Also versuche immer dein Bestes zu geben. Aber sei dir auch über deine Grenzen im Klaren. Es wird immer Kommilitonen geben, die besser sind als du. Vergleiche dich nicht ständig mit anderen. Diese Vergleichsmentalität ist total destruktiv, das habe ich bei mir auch schon selber gemerkt. Pass auf, dass du vor lauter Druck und Stress nicht ausbrennst. Mache dir immer klar, dass es wichtigeres im Leben gibt.
Ehrenamt ist im übrigen immer gut. Wenn es mit deinem späteren Beruf zusammenpasst, noch besser. Wobei man beim Ehrenamt nicht unbedingt danach schauen sollte, ob es in den Lebenslauf passt, sondern ob man ein Herz dafür hat. Also ganz aufgeben würde ich das Ehrenamt an deiner Stelle nicht.
Alles Gute dir!
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26.07.2015, 03:00 #7FallenAngel
AW: Druck im Studium - Umgang ?
@ Threadersteller:
Vorweg: Ich habe weder Jura studiert, noch kenne ich den dort herrschenden Druck. Allerdings kann ich dir aus meinem Studienalltag berichten:
Ich persönlich habe hohe Ansprüche an mich selbst gehabt, die guten Noten hatte ich nicht in erster Linie vor Augen. Mein eigener Ehrgeiz war mein Antrieb, der mir auch über manches Tief hinweg Kraft gegeben hat (ok, manchmal neige ich zum Perfektionismus, aber das ist eine andere Sache und das habe ich mit der Zeit auch in den Griff bekommen).
Natürlich war ich über eine gute Note glücklich, dies lag aber vorrangig nicht an der Note selbst, sondern an der Tatsache, dass ich wusste, dass ich mein bestmöglichstes dafür getan hatte. Hatte ich das Gefühl nicht alles gegeben oder zu wenig getan zu haben, war ich am Ende auch nicht zufrieden mit dem Ergebnis bzw. der Note, selbst wenn diese gut war. Umso unverständlicher war mir deshalb die Einstellung vieler meiner Kommilitonen, die nach dem Motto "Hauptsache bestehen" in Prüfungen gingen und dann äußerst zufrieden darüber waren, gerade noch so bestanden zu haben. Genauso wenig habe ich andererseits die Studenten verstanden, die schon am Anfang des Semesters darüber jammerten, dass sie noch nicht mit dem Lernen für die Klausuren (welche am Ende des Semesters stattfanden) angefangen hatten.
Ich habe nicht Tag & Nacht gelernt, bin aber immer zu meinen Veranstaltungen gegangen, habe meine schriftlichen Notizen dann noch am gleichen Tag bearbeitet und rechtzeitig angefangen intensiv für die Klausuren zu lernen (dafür habe ich mir immer eigene Zusammenfassungen und/oder Karteikarten geschrieben, da man allein durch das Schreiben sich schon einiges merkt). Nebenbei habe ich noch gearbeitet, wodurch ich sowieso alles gut organisieren musste. War zwar ab & zu auch mal stressig, aber machbar.
Ich komme auch aus "einfachen Verhältnissen" und bin die erste in meiner Familie, die ein Studium gemacht und abgeschlossen hat. Aktuell befinde ich mich fast am Ende meines Masterstudiums (habe während des gesamten Studiums nebenbei gearbeitet und tue dies nach wie vor). Glücklicherweise haben meine Eltern mich dabei immer unterstützt (nicht finanziell), dies hat mir in stressigen Situationen ebenfalls geholfen.
Und auch wenn der Druck extrem groß sein sollte, lass dich nicht verrückt machen und schaue nicht darauf was deine Kommilitonen machen! Ich habe immer alles so gemacht, wie ich es für richtig gehalten habe. Im Klartext: Ich weiß wie ich am besten lerne oder mir Sachen für mich passend aufbereite, denn ich kenne mich selbst am besten. Das wird bei dir sicherlich auch so sein. Deshalb rate ich dir von keinem zusätzlichem Kurs oder deinem Ehrenamt ab, denn du wirst für dich am besten wissen ob du das schaffst oder nicht.
ABER:
Bei all dem Druck bzw. Stress darfst du eines nicht vergessen: Schaffe einen Ausgleich! So viel du auch für die Uni machst und Zeit investierst, so musst du dir auch bewusst Auszeiten gönnen bzw. schaffen! Treffe dich mit Freunden, geh deinem Hobby nach, mach Sport etc.... So kannst du auch mal verschnaufen und mit neuem Elan und neuer Energie dich wieder ganz deinem Studium widmen.
Ich wünsche dir viel Glück und Durchhaltevermögen für dein weiteres Studium!
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26.07.2015, 07:35 #8Calc
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Leider oft ein hausgemachtes Problem, weil immer so getan wird, als würde (und müsste!) jeder bei den Big4, bei McKinsey oder vergleichbaren Unternehmen einen Job annehmen. Das ist quasi der Maßstab für "Gute Jobchancen". Das ist aber wirklich nur die spitze des Eisberges und es gibt viel viel mehr Unternehmen, wo es umso mehr auf ein individuelles Profil ankommt und man mit interessanten Lebensläufen auf sich aufmerksam macht und gar nicht so sehr auf die Noten ankommt. Das beruhigt die Studenten natürlich nicht, weil man das nicht "messen" kann - das ändert aber nichts an dieser Tatsache^^ ...
Jeder von uns findet irgendwo eine Arbeit, von der er leben kann - ganz egal ob das Juraexamen besonders gut ausgefallen ist oder nicht oder ob man mal eine Prüfung versemmelt hat oder nicht. Alles völlig irrelevant. Ich finde es kommt auf die Balance im Leben an. Was habe ich davon bei McKinsey 5-stellig zu verdienen aber absolut ausgebrannt mit 35 aussortiert zu werden, weil ich nicht mehr die Leistung bringen kann, wie ich ein 26 Jähriger. Da ist man doch eh nur Strohfeuer.
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26.07.2015, 10:19 #9Incandenza
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Mein Studiengang involviert auch noch ein Staatsexamen, ist also mitunter nicht ganz so knackig wie das unsägliche Bachelor-Master-System.
Allerdings haben Noten irgendwann für mich die Bedeutung verloren. Ich weiß, dass für viele Leute in meinem Semester, die ihre ganze Schulzeit lang die Nummer 1 waren, die Welt zusammenbricht, wenn eine 4 zurückkommt - es geht in der Regel nicht mehr darum, den Stoff zu beherrschen, sondern sich und anderen zu beweisen, dass man besser ist. Ich studiere immerhin ein Fach, bei dem ich mit meinem Abschluss ziemlich unabhängig von der Note einen Job bekommen werde.
Wer sich die Prüfungen bei uns anschaut, stellt schnell fest, dass die Fragen (alle Multiple-Choice) einfach auf auswendig gelerntes Wissen abzielen. Wer also noch mehr Stunden am Schreibtisch gehockt und noch mehr Fakten gefressen hat, wird in der Prüfung besser abschneiden. Um das Ganze eine Woche später zu wiederholen und nochmal und nochmal und im nächsten Semester von all diesen Dingen den Großteil vergessen zu haben.
Ich habe mich darauf verlegt, das Wesentliche gut zu können. Das bringt mir schlechtere Noten, aber was ich kann, kann ich dann auch - und am Ende zeigt sich im praktischen Alltag auch, dass ich dadurch noch in der Lage bin, den Wald vor lauter Bäumen noch zu sehen.
Und nicht zuletzt habe ich ein verdammt entspanntes Leben.
Was ich sagen will: Konzentriert euch auf euch selbst, lasst euch nicht auf dieses Noten-Konkurrenz-Ding ein, hinterfragt die Sinnhaftigkeit der Prüfungen und sucht euch vor allem einen guten Ausgleich.
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26.07.2015, 11:43 #10Sleeping Dragon
AW: Druck im Studium - Umgang ?
Schön zu hören. Ich zähle auch zu den Personen, die den Rest des Tages mit gesenktem Kopf herumlaufen, wenn sie eine Prüfung nicht mit 1,0, sondern nur mit 1,2 bestanden haben. Wenn man diesen maximalen Erfolg zu mehreren Gelegenheiten erreicht hat, erwartet man einfach irgendwann von sich selbst sich zumindest nicht mehr zu verschlechtern.
Allerdings muss ich gestehen, dass Lernen nicht mein bevorzugter Weg ist diese Ziele zu erreichen. Natürlich sollte man sich auf Prüfungen anständig vorbereiten und sich ein gewisses Grundwissen zur abgefragten Thematik aneignen, aber ich konnte es noch nie verstehen, wenn sich Studenten wochenlang in ihrem Zimmer einschließen und für keinerlei sozialen Aktivitäten Zeit haben, weil sie angeblich lernen müssen. Hinzu kommt noch, dass ich immer eine gewisse Grundpanik benötige um eine Prüfung überhaupt ernst zu nehmen. Meist erziele ich in den leichtesten Prüfungen die schlechtesten Ergebnisse, weil ich dann dazu neige z.B. Aufgaben nicht vollständig zu lesen usw.
In sehr vielen Fächern ist es allerdings so, dass die erbrachten Leistungen schlussendlich eher subjektiv von einem Dozenten bewertet werden. Häufig setze ich mich deswegen stärker mit der Person auseinander, die mich benotet, als mit der Thematik selbst. Oftmals haben Dozenten zu den Themen, die sie lehren, bestimmte Ansichten oder Ermessensspielräume. Juristen sind sich beispielsweise doch häufig uneinig wie ein Gesetz nun genau auszulegen ist. Wenn man allerdings dem Lehrpersonal in den richtigen Momenten zuhört und sich vielleicht die ein oder andere Publikation von ihm anschaut, lernt man recht schnell, was diese Person wohl gerne hören möchte. Das zählt nicht selten stärker als tatsächliches oder vor allem auswendig gelerntes Wissen. Schlussendlich sind es ja leider die von diesen Leuten gegebenen Noten, auf deren Basis man womöglich den Rest seines Lebens dann beurteilt wird.
Zusätzlich kann man auch sehr leicht viele Punkte sammeln, indem man beispielsweise Formalia exakt einhält. Ich höre ständig Beschwerden seitens der Dozenten, dass viele Studenten einfach nicht in der Lage sind sich an die Grundsätze des wissenschaftlichen Arbeitens zu halten oder einen nahezu fehlerfreien Text zu produzieren. Wenn man in diesen Bereichen wirklich fit ist, kann man sich bereits von 95% der übrigen Studierenden positiv abheben - und ja, die Dozenten sind einem sehr dankbar für diese Arbeitserleichterung und wissen das zu honorieren.
Ebenso kann ich, sofern man hin und wieder mal längere Texte handschriftlich verfassen muss, nur dazu raten das auch privat zu üben, vor allem bei einem klaren, gut lesbaren Schriftbild. Ich hatte mal das Problem, dass ich nach langer Zeit mal wieder eine Klausur im essayistischen Stil schreiben musste und nach ungefähr einer Stunde habe ich davon wirklich Krämpfe bekommen, weil ich es nicht mehr gewohnt war. Mit meinem Text war ich schlussendlich trotzdem zufrieden, da ich inhaltlich alles wusste, doch die Bewertung war doch ein Stück weit vom Optimum entfernt. Als ich dann ganz irritiert bei meinen Dozenten nachfragte wo das Problem gelegen hätte, bekam ich die Antwort, dass meine Klausur komplett korrekt und total rund sei, aber andere Studenten einfach in der Zeit noch deutlich mehr zusätzlichen Inhalt (sprich einen längeren Text) geschrieben hatten. Mehr Wissen hätte ich sicherlich auch gehabt, aber ich war einfach nicht in der Lage schnell genug zu schreiben ohne die Lesbarkeit zu vernachlässigen, weil ich das handschriftliche Schreiben einfach nicht mehr gewohnt war. Die grundlegenden Fertigkeiten und eine optimale Organisiertheit sind folglich oftmals wirklich wichtiger als das Prozesswissen.
Was den finanziellen Aspekt betrifft, so habe ich einen großen Teil meines Studiums ebenfalls über Bildungskredite bestritten. Und ehrlich gesagt fand ich es sogar ziemlich erleichternd diese Sicherheit zu haben und mich voll auf das Studium konzentrieren zu können. Diese Förderungen werden ja schließlich nicht von einem dubiosen Kredithai ausgestellt, der plötzlich am nächsten Tag sein Geld wiederhaben will und einem Pferdeköpfe ins Bett schmuggelt, sondern von der KfW-Bankengruppe in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung. Das kann man schon machen, wenn man kein BAföG oder Unterstützungen von den Eltern erhält, aber sich trotzdem unbesorgt um seine Leistungen an der Uni kümmern möchte.
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