Thema: Arbeitsamt möchte mich in eine Behindertenwerkstatt schicken

OmegaPirat

Wie äußert sich das? Bist du motorisch langsam oder bist du langsam im Denken? Kannst du bspw. Grundrechenarten sicher lösen, brauchst aber länger als andere oder brauchst du länger, wenn man dir etwas erklärt, um dies verstehen, nachzuvollziehen und umzusetzen? Gibt es eine anerkannte Bezeichnung aus der Psychologie und/oder Neurologie für das was die Langsamkeit verursacht?

Beides, sowohl motorisch als auch langsam im Denken was aber keinesfalls mit der Intelligenz zu tun hat. Es ist halt ein Zeichen meiner Einschränkung/Behinderung. Ich habe auch das Problem das wenn
ich zuviel nachdenke Kopfweh bekomme, das kann ich irgendwie nicht abstellen und da muss ich dann abschalten.

OmegaPirat

Wie äußert sich das? Schaffst du es dich zu überwinden, wenn es drauf ankommt? Wirst du zittrig, bekommst du Schweißausbrüche und/oder steigt dein Puls, wenn du in die Situation kommst mit fremden Menschen reden zu müssen

Ja, wenn es darauf ankommt schaffe ich das aber es fällt mir dann immer sehr schwer. Das ich sehr ängstlich gegenüber anderen Leuten bin wenn ich ihnen direkt gegenüberstehe, liegt einfach
daran das ich in meiner Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht habe, leider. Schlechte Erfahrungen wirst du nicht so einfach los. Ja ich werde zittrig und
da kann es dann vorkommen das ich mich nicht richtig ausdrücke und mein Gegenüber meint was das denn für eine Person ist. Ob mein Puls steigt weiß ich nicht immer aber einmal habe ich es
gemerkt. Wenn ich zittrig werde rede ich etwas stotternd was sonst nicht ist.

Es ist mir übrigens sehr unangenehm wenn andere Leute mir in die Augen schauen, habe das die Woche über beim Gruppenleiter erlebt. Er schaute sehr oft zu mir
und ich hatte auch das Gefühl das er mir nach schaute, bin wohl zu hübsch lol. Nein, wird wohl daran liegen das ich dort einfach auffalle weil ich da einfach nicht
hinpasse. Es ist mir aber unangenehm.

Wii-Freund

Leider passiert das Reinrutschen schneller als das wieder Hinauskommen.

Naja weil ich halt absolut willig und hoch motiviert bin, wird aber gern ausgenutzt und das ist ja dann auch wieder so ein Problem.
Ich werde da wieder Hinauskommen, die Werkstatt ist keine Zwangssache das wurde mir vorher schon gesagt.

Tja was soll ich groß sagen, auch ich muss in einer solchen werkstatt arbeiten. Ich habe Fachabitur und bin nur durch psychische Probleme in diese Situation geraten. Neben Schrauben drehen und anderen simplen Arbeiten, kommt es auch vor, dass man eine bestimmte Anzahl von Schrauben und Muttern in eine Schachtel packen muss. Ich glaube ich muss nicht beschreiben, wie frustrierend es ist, diese nicht abzählen zu dürfen, sondern hierfür ein Steckbrett zu benutzen. Also erst 8 Schrauben in die passende Form stecken, anschließend die Muttern, dann wieder heraus nehmen und dann erst in die Schachtel packen. Wenn ich wenigstens mit meinem Gehalt, meinen Lebensunterhalt bestreiten könnte, würde all dies vielleicht noch Sinn ergeben. Naja, einen depressiven Menschen jeden Tag neu zu frustrieren... Außerdem haben Behinderte dort absolut keine Rechte.

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Ich kann sehr gut nachvollziehen das diese Arbeit für dich, einen Menschen mit einem annehmbaren Intellekt, sehr frustrierend ist.
Aber egal wo du bist, arbeitest und lebst. Diese und ähnliche Gedanken sind natürlich ein Teil des Lebens die einen hier und da belasten können.

Psychische Probleme können in der Tat ein sehr schwieriges und hinderliches Thema im Leben sein. Auch ich habe an starken Psychischen Probleme gelittet (schwere Depressionen, Soziale Phobien usw.). Jedoch hatte ich noch "die Arbeit" die mich weiter angetrieben hat. Es war zu der Zeit eine reine Routine, eben das was mich jeden Tag hat aufstehen lassen und wodurch ich mich bewegt habe. Aber diese Routine hat mich auch bei der Stange gehalten.

Und ich glaube so etwas fehlt auch dir. Versuche das ganze mal mit anderen Augen zu betrachten. Du bist für dein eigenes Leben verantwortlich aber lebst in einer sozialen Gesellschaft. Jetzt hast du zwei Möglichkeiten. Du versuchst dein Leben in die Hand zu nehmen, dir einen Job zu suchen und mit und gegen deine Psychischen Probleme zu kämpfen. Es kann ein schwieriger Kampf sein. Du hast aber das Ziel vor Augen. Und dieses Ziel ist das wichtigste. (Der Weg ist das Ziel)
Wenn du jetzt weiterhin in dieser Behindertenwerkstatt arbeitest (Hier ziehe ich meinen Hut vor dir) und es dich so sehr belastet, dann machst du das ohne jeglichen Sinn. Es erscheint dir Sinnlos. Die Folge: Die wirst tiefer in deine psychischen Probleme rutschen, weil du denkst das du es für umsonst machst und es sinnlos ist.
Der Grund ist aber: Du sollst als ein Teil dieser Gesellschaft integriert bleiben. Und dazu gehört es auch das du dich für diese Gesellschaft nützlich machst. In erster Linie denkt man an Menschen mit schwer geistiger Behinderung und ist negativ eingestellt. Aber auch dies sind Menschen und wie jeder Mensch hat jeder andere gute und schlechte Fähigkeiten. Und wer sich in die Gesellschaft einbringt, und wenn es nur Schrauben zählen ist, tut etwas gutes und ist genausoviel Wert wie die Frau hinter dem Bank Schalter oder der Mann auf dem Bau. Und das bist auch du.

Aber wenn du möchtest das es dir besser geht. Dann musst du versuchen etwas zu ändern und dir deinen Weg zurück holen.

Die andere Möglichkeit ist es das hinzunehmen. Ich glaube nicht das du das möchtest.

Ich finde diese Behindertenwerkstätten alle schlecht. Die Leute die vielleicht wirklich keine andere Chance mehr haben, werden dort nur ausgenutzt. Eine billige Arbeitskraft, mehr sind die Leute nicht!

Du arbeitest dort den ganzen Monat für wenige Euro + Grundsicherung. Der Hartz 4 Empfänger sitzt zu Hause und muss fürs gleiche Geld, keinen Finger krumm machen.

Vielleicht wäre ein Bürojob etwas für dich oder Heimarbeit!

Bieberpelz

Ich kann sehr gut nachvollziehen das diese Arbeit für dich, einen Menschen mit einem annehmbaren Intellekt, sehr frustrierend ist.

Intellekt ist aber nicht der Maßstab in Behindertenwerkstätten. Hier wird scheinbar recht oberflächlich geurteilt und Meinungen vorbereitet.

Typisch für Menschen in Behindertewerkstätten ist, dass sie unfähig sind, soziale Kontakte einzugehen und soziale Zeichen für Ablehnung oder Sympathie nicht verstehen. Sie sind häufig hoch-funktionsfähig, können sich aber nicht in andere hineinversetzen.

Ich möchte ganz sicher niemanden reinwaschen, aber es ist ganz bestimmt nicht so, dass Behindertenwerkstätten das Guantanamo für Auffällige in diesem Land sind. Bevor jemand dort ankommt sind diverse Fachmeinungen einzuholen und die müssen sich decken. Dies ist seit nach dem Krieg so, weil damals jeder in die "Irrenanstalt" gesteckt wurder der nur "irgendwie komisch" war. Die extrem wenigen Fälle der Fehldiagnosen der letzten 25 Jahre beweist die Validität der Diagnosen und Maßnahmen. UNd es ist ja auch nicht so dass die Patienten dort für alle Zeit verpflichtet sind. Viele Autisten erhalten in der IT-Branche hochbezahlte Jobs

Welchen Status bekommst du denn da?? Den eines Beschäftigten, einer Fachkraft oder Produktionshelfer??? Ahand deiner genannten Summe denke ich das du beschäftigter bist. Dort hast du dann in der Regel dein Eingangsverfahren von drei Monaten, dann 24 Monate den Berufsbildungsbereich, indem du im ersten Jahr angearbeitet wirst und im zweitem Jahr dann gemäß deiner Fertigkeiten gefördert wirst um evtl geeignet für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu sein (SGB IX, §136 beschreibt dir die Aufgaben einer Wfbm, während die §§ 1,2 die Ziele und den Rahmen bestimmen. Die WVO welche dem SGB IX angehängt ist, beschreibt in den §§ 3,4 und 5 dann die drei Bereiche genauer.) Ziel ist es keinesfalls dich verblöden zu lassen, die Fachkräfte setzen dich gemäß deiner Eignungen und Neigungen ein und du hast neben einer Mitwirkungspflicht auch das Recht der Selbstbestimmung.

Diese Infos dienen jetzt nur falls du als Beschäftigter eingestellt wirst, wie es sich hier anhört.

LuDaCriSoNe

Ich finde diese Behindertenwerkstätten alle schlecht. Die Leute die vielleicht wirklich keine andere Chance mehr haben, werden dort nur ausgenutzt. Eine billige Arbeitskraft, mehr sind die Leute nicht!

Du arbeitest dort den ganzen Monat für wenige Euro + Grundsicherung. Der Hartz 4 Empfänger sitzt zu Hause und muss fürs gleiche Geld, keinen Finger krumm machen.

Vielleicht wäre ein Bürojob etwas für dich oder Heimarbeit!

Die Leute, welche deiner Meinung dort "ausgenutzt" werden, kassieren einen Rentenbeitrag, welcher manch Putzkräften etc gefallen würde. Das Ziel einer WfbM ist ganz bestimmt nicht die Ausnutzung, Arbeit ist da nur das Mittel zum Zweck (Rehabilitation über Arbeit)