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07.10.2023, 22:52 #1Sleeping Dragon
Gaming in den 2020er-Jahren:Goldene Ära oder der Anfang vom Ende?
Meines Erachtens gibt es in der Gaming-Branche aktuell viel Licht, aber auch viel Schatten. Nie war es so einfach für kleinere Indie-Entwickler oder sogar Ein-Mann-Projekte ihre eigenen Ideen in Spiele zu umzusetzen und hier für diverse Innovationen und viel neue Kreativität zu sorgen. Plattformen wie Steam mit Early Access-Möglichkeiten, Crowdfunding oder leichtere Zugänglichkeit zu entsprechenden Engines sowie eine fortschreitende Digitalisierung haben dies sicherlich begünstigt. Auf der anderen Seite haben wir die großen Studios, die bevorzugt weiterhin das jährliche neue FIFA, Call of Duty, Assassin's Creed oder Far Cry auf den Markt schmeißen, wenn denn zwischen all den Remastern, Re-Releases und Portierungen überhaupt noch Zeit dafür bleibt. Neue große Marken werden kaum noch etabliert, sondern eher bisherige Brands bis aufs Letzte gemolken. Die wenigen wirklich neuen Titel wie Cyberpunk 2077, Forspoken oder Starfield, die im Vorfeld einem extremen Hype erhielten, enttäuschten oder wurden zumindest den Erwartungen der Spieler nicht gerecht. Hinzu kommt, dass sehr viele Spiele großer Studios zunächst unfertig und verbuggt veröffentlicht werden, da man unbedingt die Release-Termine halten muss, obwohl das Produkt noch gar nicht fertig ist. Auch die Arbeitsbedingungen in diversen großen Studios sind unter diesem Umständen sicherlich schlechter geworden. Für mich kommt aktuell noch viel Qualität auf den Markt, doch anders als früher kommt diese vor allem durch kleinere Entwickler und nicht mehr von den großen Studios, denen es scheinbar oftmals nur noch um größtmöglichen Profit geht und längst nicht mehr darum ein großartiges Machwerk zu kreieren.
Die dauerhafte Monetarisierung von Spielen scheint ebenfalls immer weiter in den Fokus zu rücken. Sei es durch Konzepte wie FIFA Ultimate Team, unmoralische Ingame-Shops wie bei Diablo Immortal oder sonstige Miktrotransaktionen für Kosmetik-Items oder gar Pay 2 Win-Faktoren. Sowas lehne ich persönlich komplett ab und ich kann nicht verstehen, warum sich immer noch Spieler darauf einlassen. Auch dass manche Entwickler gefühlt nur noch darauf abzielen sogenannte "Wale" zu fangen (einzelne superreiche Personen, die nahezu alleine mit ihren Ingame-Käufen ein komplettes Spiel refinanzieren), erscheint mir sehr verwerflich. Eine sehr positive Sache können meines Erachtens allerdings DLCs sein, wenn man sie richtig verpackt. Manche Spiele werden vom Entwickler noch lange Zeit gewartet und mit neuen, zusätzlichen Inhalten versorgt, was mir - solange natürlich die Qualität gewahrt wird - durchaus weitere Investitionen wert ist, wenn mir das Spiel gefällt. Paradox versorgt seine Spiele z.B. über viele Jahre hinweg mit neuen DLCs und verbessert sie so immer weiter, anstatt sie nach dem ersten Hype fallen zu lassen und schon den Nachfolger zu programmieren. Auch Borderlands 3 war ein Spiel, wo ich gern für die meisten Zusatzinhalten gezahlt habe, weil sie wirklich gut waren. Negativ aufgefallen sind mir dagegen Spiele wie Tekken 7, wo man ständig erneut relativ viel Geld zahlen sollte um einen einzigen neuen Kämpfer zu erhalten und zig Season-Pässe unters Volk gebracht wurden. Das habe ich mir nicht angetan und stattdessen auf die Complete Edition gewartet.
In meiner Wahrnehmung profitiert von diesen Entwicklungen vor allem das PC Gaming und ich merke selbst, dass ich als jemand, der früher zu 90% auf der Konsole gespielt hat, immer mehr Spielzeit am PC verbringe. Das mag daran liegen, dass ich sehr gerne Strategie-Spiele spiele, die vor allem dort gerade eine Hochphase haben, aber auch daran, dass die Hardware-Anforderungen dort in den letzten Jahren recht konstant zu bleiben scheinen. Früher habe ich PC Gaming unter anderem deshalb abgelehnt, weil man gefühlt einmal im Jahr sein ganzes System aufrüsten musste um neue Spiele noch spielen zu können. Und selbst dann sind häufig noch Fehler aufgetreten und einen guten Controller zu finden, der nicht nach einem Monat den Geist aufgibt, war auch eine Kunst. Heute nutze ich meinen Gaming-Laptop quasi wie eine Konsole und habe auch nach mehrere Jahren mit einem Mittelklasse-Gerät eigentlich kaum Probleme hinsichtlich der Leistung. Auch mit der Funktion der Spiele über Steam bin ich sehr zufrieden und Steam erkennt auch ohne Probleme meinen PS4-Controller, sodass ich einfach diesen nutzen kann. Insgesamt eine für mich sehr positive Entwicklung, aber sicherlich gibt es auch Kritiker davon, dass die technische Entwicklung nicht mehr so rasant fortschreitet wie früher.
Auf dem Konsolenmarkt hatte Sony einen recht schwierigen Start mit der PS5, da die Produktion der Konsole anfangs durch die Corona-Krise und den damit verbundenen Halbleiter-Mangel nur sehr schleppend voran ging. Hinzu kamen noch Scalper, die den Markt abgegrast haben um das Angebot zu verknappen und die Konsolen selbst teurer zu verkaufen. Dies führte dazu, dass es anfangs kaum möglich war eine PS5 zu erwerben. Spiele-Hersteller reagierten darauf damit, dass sie weiterhin auch Versionen für das Vorgängermodell, die PS4, auf den Markt brachten und dies noch bis heute tun, sofern dies technisch möglich ist. Mittlerweile ist es deutlich leichter geworden eine PS5 zu erwerben, aber wirklich zwingend ist es noch immer nicht auf die neue Generation umzusteigen, da noch immer recht wenige Titel exklusiv für diese erscheinen. Persönlich habe ich noch nicht mal einen Gedanken daran verschwendet mir eine PS5 zuzulegen, da ich womöglich noch über mehrere Jahre hinweg interessante Spiele finden werde, die ich auch auf der PS4 spielen kann.
Nintendo hat mit der Switch seine eigene Nische gefunden und nutzt diesen Status weiterhin recht geschickt aus. Neben den Fortsetzungen von kultigen Eigenmarken wie Super Mario oder Zelda scheint Nintendo vor allem darauf erpicht zu sein möglichst viele Lizenzen zu erwerben und so das Sortiment auf der eigenen Plattform stetig zu erweitern. Früher hatte ich oft den Eindruck, dass Nintendo neben den Eigenmarken nicht viel zu bieten hatte, aber mittlerweile sind doch sehr viele Spiele auch auf der Switch erschienen. Diese Mischung sorgt dafür, dass sich die Switch trotz technischer Rückständigkeit noch immer großer Beliebtheit erfreut. Auch Microsoft ist mit der Einführung des GamePasses scheinbar ein großer Erfolg gelungen, der die Xbox deutlich attraktiver macht als. Früher habe ich mich immer gefragt wie sich Microsoft überhaupt auf dem Markt halten kann, da ich über viele Jahre hinweg nie jemanden kennen gelernt habe, der eine Xbox besitzt und auch auf Forumla der Xbox-Bereich gerade mal ein Drittel der Beitragszahl von Nintendo und Sony aufweist, aber aktuell scheint auch Microsoft auf einem ganz guten Weg zu sein.
Und dann gibt es noch die finstere Seite des Gamings. Immer mehr Entwickler versuchen Spieler für Mobile-Games zu begeistern, wobei ich mich auch hier frage warum. Die meisten Mobile-Games, von denen ich höre, werden relativ schnell wieder eingestellt und mir ist bis heute nicht klar warum man auf dem Smartphone Spiele spielen sollte. Das einzige, das ich selbst mal gespielt habe, war Fallout Shelter, und selbst das habe ich recht schnell aufgegeben, weil es doch ziemlich schnell eintönig wurde und meinen Akku innerhalb von Minuten aufgefressen hatte. Ich kann die Faszination für Spiele wie Pokemon Go noch verstehen, weil hier durch den Mobile-Aspekt etwas eingebracht wird, was an PC und Konsole nicht möglich ist, aber die meisten Handy-Games sind einfach sehr wenig komplex, nicht gerade schön anzuschauen und bieten nichts, was man an PC oder Konsole nicht viel besser erleben könnte. Daher ist mir immer noch schleierhaft warum Firmen Mobile immer noch als den großen Markt der Zukunft ansehen. Auch Cloud Gaming bleibt eine Vision vieler Studios, bei der es mich eher erschaudert. Es ist schon schlimm genug, dass viele Hersteller den Spieler zu Online-Zwang, Accounts auf den eigenen Plattformen oder Abo-Modellen nötigen wollen, aber die Vorstellung irgendwann gar keine Spiele mehr selbst zu besitzen und vollständig von der Cloud abhängig zu sein, widerstrebt mir doch sehr.
Wie waren eure Erfahrungen mit Gaming in den letzten Jahren? Habt ihr wie ich mehr ungespielte Spiele herumliegen als ihr jemals spielen können werdet oder zählt ihr zu der Fraktion, die immer stärker das Interesse am Gaming verliert? Welche Entwicklungen seht ihr auf dem Markt in den nächsten Jahren auf uns zukommen und wie bewertet ihr diese?
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Gaming in den 2020er-Jahren:Goldene Ära oder der Anfang vom Ende?
Schau dir mal diesen Bereich an. Dort ist für jeden was dabei!
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11.10.2023, 00:31 #2vieraeugigerZyklop
Gaming in den 2020er-Jahren:Goldene Ära oder der Anfang vom Ende?
Also wenn ich nur auf mich schaue habe ich kaum ungespielte Spiele liegen. Das liegt zum einen daran das ich immer nur eins Spiele und dann erst das nä. Habe ich mehrere rumliegen dann gilt das genauso. Maximal spiele ich zwei gleichzeitig wenn es unterschiedliche Systeme sind. Ist halt ein komischer Tick bei mir. Wenn ich zwei Spiele gleichzeitig auf dem selben System spiele dann kriege ich da Hummeln im Hintern und werde unruhig. Deswegen habe ich mir das so antrainiert. Das Interesse am Gaming verliere ich nicht.
Nicht nur jetzt in den 2020er Jahren hat sich aber mein Verhalten geändert sondern bereits in den 2010ern. Zum einen wurde ich vermehrt berufstätig (2013 meine 2. Ausbildung beendet) und zum Anderen Vater. Da ändert sich das zwangsläufig. Denke ich an eine persönliche goldene Ära war das bei mir die Cube Zeit. Alles bis zum erbrechen mehrfach gezockt. Heute....einmal und dann das nä. Dank freier Tage, Spätschichten, alleiniger Urlaub (hab mehr als meine Frau und deshalb auch oft alleine Urlaub), und die Kleine ist dann in der Schule...komme ich recht oft zu meinem Hobby wenn es dann nicht mal Abends ist
Aber ob jetzt die 2020er direkt eine goldene Ära oder eine Untergangsära ist muss jeder für sich bewerten. Es kommen tolle Spiele. Ja manche leider unfertig. Da haben wir aber den Vorteil das man diese nun mal patchen kann. Ich erinnere mich an Paper Mario für die Wii wo ich die Nintendo Hotline angerufen habe (ich lebte bei meiner Oma und die hatte kein Internet^^) um einen Gamebreaking Bug zu umgehen. Heute wird das halt gepatcht...sollte aber eigentlich nicht notwendig sein. Auch Streaming bei Spielen sehe ich noch nicht als Konkurrenz. Dazu sind Collector oder Limited Editions zu beliebt. Sowas wie der Game Pass ist mir nu ein Riesen Dorn im Auge da es mMn Spiele entwertet.
Was die Qualität an sich angeht kann ich hier vor allem Sony und Nintendo ( lassen wir mal Poke on raus) nur loben. Hier stimmt für mich die Qualität.
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11.10.2023, 18:19 #3Dragonfire
Gaming in den 2020er-Jahren:Goldene Ära oder der Anfang vom Ende?
Allgemein hab ich noch nie so viel und so leidenschaftlich gezockt, wie in den letzten 12 Monaten und ich zock jetzt seit etwa 30 Jahren.
Daher: Es passiert viel Mist in dieser Industrie, aber eben auch viel Gutes. Die Kunst ist es, sich die Kirschen rauszupicken und das Schlechte zu ignorieren.
Was juckt mich Pay2Win in Diablo Immortal, wenn sich mein dritter Durchlauf in Baldur's Gate III immernoch frisch anfühlt?
Was brauch ich Nicki Minaj in Call of Duty, wenn ich Keanu Reeves in Cyberpunk 2077 haben kann?
Wieso sollte ich mich auch nur über irgendwas aufregen, wenn ich mit Tears of the Kingdom das beste Spiel aller Zeiten spielen kann?
Das einzig wirklich Traurige - aus Sicht eines Konsumenten - ist die "Day-One"-Qualität und auch falsche Versprechen, wenn die Spiele halt auch sonst eine Menge Potential haben. Das wird viele Playstation-Fans nicht interessieren, aber auch Sony hat sich - im PC-Bereich - verdammt tiefe Kerben in ihr Qualitätsversprechen gehaut.
Aber - und das soll keine Rechtfertigung und keine Verteidigung sein: Selbst Release-Katastrophen wie z.B. Cyberpunk 2077 oder No Man's Sky sind inzwischen nicht mehr unreparierbar, wenn sich der Entwickler/Publisher den Fehler eingesteht, dann wirklich dahinter bleibt und dabei auf die Fans hört, bis das Spiel wieder auf Spur ist. Das ist zwar leider selten, aber eben nicht unmöglich. Hier muss man als Fan halt auch einfach die Geduld haben, wenn mal was nicht passt: Im Idealfall wartet man schon mit dem Kauf, ansonsten muss man warten (und hoffen), dass es besser wird. Aber wenn sich das Warten lohnt, dann ist das eine schöne Sache. Hier kann man dann schonmal "Verzeihen, aber nicht vergessen".
Wenn die Industrie zusammenbricht, dann weil sie ihre Entwickler wie Verschleißteile behandelt. Aber da bin ich als Konsument zu weit weg, um tatsächlich Einblicke und vor allem Einfluss darauf zu nehmen. Hier funktioniert halt auch das klassiche "mit dem Geldbeutel abstimmen" nicht so recht. Wenn ich ein Spiel nicht kaufe, dann leidet immer zuerst das Entwicklerteam darunter.
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25.08.2024, 13:05 #4Dragonfire
Gaming in den 2020er-Jahren:Goldene Ära oder der Anfang vom Ende?
21 Jahre kreativer Fortschritt...
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Aber ganz ehrlich und wie schon damals: Fünf dieser sechs Titel stehen weit oben auf meiner Wunschliste!
Nur eine kleine Änderung: Wo ich 2004 noch Doom 3 auf der Liste hatte, hab ich 2024 lieber Monster Hunter.
Und verdammt... ich werde alt!
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