Thema: Was haltet ihr von Wahlwerbung?

Wahlwerbung ist nicht einfach nur überflüssig, sie sollte meiner Meinung nach komplett abgeschafft werden. Das Problem ist, dass Parteien mit einem guten finanziellen Polster ihre Werbung weitflächiger vertreiben können, damit mehr Menschen erreichen als die kleinen Parteien und durch diese Omnipräsenz häufiger gewählt werden als Parteien, die solche Werbekampagnen nicht finanzieren können, obwohl ihre Parteiziele ähnlich oder sogar "besser" sind. Viele Otto-Normal-Verbraucher lassen sich davon blenden. Sie prägen sich positiv anmutende Werbeslogans oder Wahlsprüche ein, merken sich dazu ein sympathisches Gesicht und sympathisieren dadurch automatisch mit der beworbenen Partei. Wenn Wahlwerbung schon zulässig ist, dann sollte man wenigstens die Abbildung von Politikern verbieten. Aus politischer Sicht ist es nämlich überhaupt nicht von Relevanz, wie ein Politiker aussieht. Diese nachbearbeiteten Abbildungen sind ein Manipulationsinstrument der untersten Schublade und das wissen die Parteien.

Das Problem mit der zu kurzen Dauer von Werbespots wurde hier bereits angesprochen. Es kann einfach keine authentische Wiedergabe der Parteiziele erfolgen, wenn solch ein Umfang auf ein paar Sekunden begrenzt ist. Diese Einschränkung führt dazu, dass Werbespots genauso wie -plakate so stark zusammengekürzt werden müssen, dass automatisch radikalisiert wird, um das Interesse der Wähler zu wecken. Am Ende braucht sich keiner zu wundern, wenn die auf Plakaten propagierten Wahlversprechen nicht einzuhalten sind. Auf so einem Plakat hat man eben nicht die Möglichkeiten, diverse Sichtweisen zu erörtern und konkrete Pläne auszuformulieren. So kann sich jeder Politiker verteidigen, wenn ihm vorgeworfen wird, bestimmten plakativen Phrasen nicht treu geblieben zu sein.

Wenn ich dieses Thema aktiv beeinflussen könnte, würde ich Wahlwerbung verbieten und jedem wahlberechtigen Bürger Informationen zur Verfügung stellen, egal ob online oder per Post, aus denen alle Ziele sämtlicher Parteien detailliert hervorgehen. Ohne reißerische Slogans, ohne debil grinsende und künstlich zurechtgepuderte Politikervisagen. Somit hätte jede Partei eine faire Chance, basierend auf ihren Parteizielen gewählt zu werden.

Pionskora

[...]Wenn ich dieses Thema aktiv beeinflussen könnte, würde ich Wahlwerbung verbieten und jedem wahlberechtigen Bürger Informationen zur Verfügung stellen, egal ob online oder per Post, aus denen alle Ziele sämtlicher Parteien detailliert hervorgehen. Ohne reißerische Slogans, ohne debil grinsende und künstlich zurechtgepuderte Politikervisagen. Somit hätte jede Partei eine faire Chance, basierend auf ihren Parteizielen gewählt zu werden.

generell eine gute idee. ihre wirkung würde jedoch verpuffen, da so ein parteienprogramm ziemlich umfangreich ist. das würde sich sicher kaum einer durchlesen und wenn dann doch, dann wahrscheinlich nur von einer gewissen auswahl an parteien, ggf. auch nur zu individuell interessierenden themen. außerdem kann sich ja jeder bürger die programme der parteien anschauen, sie sind doch sicher von jeder partei online gestellt oder bestellbar.
zusätzlich bin ich mir nicht sicher, ob die kosten für den postweg nicht die der lokalen plakat- und werbespotkosten übersteigen würde. vielleicht auch nicht, mag sein. aber der emailweg wäre sicher besser, den du ja auch angesprochen hast, jedoch wirst du da das problem haben, dass du nicht jeden per email ansprechen kannst.

EDIT:
btw: heute bin ich so durch unsere angrenzende kleinstadt gefahren, überall die plakate, und wo doch gestern noch jede menge npd plakate hingen, lagen heute nur noch zerissene plakate auf dem boden vor den laternen und masten, an denen sie gestern noch stolz protzten. das nenn ich mal einen gelungenen jugendstreich, oder doch bürgerwehr gegen stuss?

Das mit dem Kostenaufwand ist richtig, der Versand per Post für alle Bürger wäre wahrscheinlich zu teuer. Aber wie du schon gesagt hast, man könnte alternativ auf den Weg per Mail umsteigen für die Menschen, die das Internet auch nutzen. Die Verbreitung würde wohl das größte Problem darstellen, das stimmt.

Die Frage mit der Wahlbeteiligung ist eine heikle Sache. Prinzipiell ist es ja so: Wenn durch solch eine Methode plötzlich die Wahlbeteiligung noch weiter sinken sollte, bestätigt dies in dem Moment, dass die fehlenden Wählerstimmen auf die fehlende Werbung zurückzuführen sind. Das heißt, die "großen" Parteien würden stark an Wählerstimmen einbüßen und kleinere Parteien würden sich in den Vordergrund drängen. Wenn man mal von den rechtsradikalen Parteien absieht, ist dies doch eigentlich auch als Chance zu betrachten. Wer nicht wählen geht, weil ihm der Umfang von Wahlprogrammen zu umfangreich ist, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ob er überhaupt ein geeigneter Wähler sei. Und Menschen, die sich in solchen Infobroschüren nur die für sie interessanten Themen durchlesen, wären immerhin aufgeklärter als solche, die sich basierend auf einem Werbespot für eine Partei entscheiden.

Pionskora

Das mit dem Kostenaufwand ist richtig, der Versand per Post für alle Bürger wäre wahrscheinlich zu teuer. Aber wie du schon gesagt hast, man könnte alternativ auf den Weg per Mail umsteigen für die Menschen, die das Internet auch nutzen. Die Verbreitung würde wohl das größte Problem darstellen, das stimmt.

Die Frage mit der Wahlbeteiligung ist eine heikle Sache. Prinzipiell ist es ja so: Wenn durch solch eine Methode plötzlich die Wahlbeteiligung noch weiter sinken sollte, bestätigt dies in dem Moment, dass die fehlenden Wählerstimmen auf die fehlende Werbung zurückzuführen sind.

Ich glaube nicht, dass es einen Zusammenhang zw. Wahlwerbung und der Wahlbeteiligung gibt der a.) messbar und b.) ergebnisrelevant ist.

Die Chance, dass sich die hohen Kosten der Wahlwerbung auszahlen ist ebenso gering, wie die Aussicht das Entscheidungsverhalten im relevanten Maße zu beeinflussen. Vor dem Hintergrund halte ich auch E-Mail Wahlwerbung eher für Spam.

Man muss sich nur mal in die Situation der Werbeagenturen versetzen um erkennen zu können, welche Art Werbung überhaupt in Betracht kommt – und dann die Strategie entwickeln. Omnipräsent ist dabei das Zuplakatieren unserer vom langen Bodenfrost zerstörten Verkehrswege.
Mit Plakaten erreicht man zwei Dinge – dazu sind sie ausgerichtet:

Man erreicht Stammwähler, die ohnehin wissen welche Partei sie wählen und richtet die Botschaft im Prinzip wie eine Bekräftigung der Wähler-Meinung aus. Damit signalisiert die Partei: Du hast richtig entschieden, wir als Partei sind da und werden es schaffen- was auch immer.


Wähler die sich noch nicht entschieden haben (Wechselwähler, Wahlneulinge etc..) werden so aber nicht überzeugt, außerdem kann man den Wechsel nicht mit Werbung erreichen, wenn man den Wähler von einem allzu weit entfernten Standpunkt aus zu sich ziehen will. Dazu setzen die Werbestrategen mit anders gestalteten Plakaten auf (vermeintliche) Gemeinsamkeiten.

Was mit den Plakaten und Spots aber nicht vermittelt wird, sind tiefer gehende Informationen zu den Zielen der Parte und bisherigen Erfolgen beim Versuch die Ziele der Partei zu erreichen. Damit entlarvt sie sich – zumindest bei mir – immer als völlig oberflächlich und erreicht – nicht nur bei mir – eher einen Bumerangeffekt.

Insgesamt hat Wahlwerbung meiner Auffassung nach eher eine kontraproduktive Wirkung, vor allem deswegen weil sie unglaubwürdig wirkt oder die Gesichter auf den Plakaten nichts anderes sind als „Gesichter“ mit denen niemand (oder fast niemand) etwas assoziieren kann dass ihn in seiner Einstellung bestätigt. Insofern wirkt Wahlwerbung eher bestätigend für die Stammwähler der beworbenen Parteien und bei allen anderen wohl eher negativ auf die Wahlabsicht. Kommt es dann zu spontanen verzerrenden Effekten (Oderflut, Krieg, Terroranschläge etc..) wirkt die Werbung eher viel zu behäbig.

Das paradoxe an der Wahlwerbung ist, dass zwar Aufmerksamkeit erreicht wird die Stammwähler bestärkt, es aber keine oder kaum Mobilisierung von ungebundenen Wählern zur Folge hat. Oder schlimmer noch, eine abstoßende Wirkung erzeielt.

Unterm Strich bleibt (für mich) Gewählt wird nicht wegen, sondern trotz der Wahlwerbung. Sie sind der ultimative Test für den Stammwähler oder Sympathisanten. Wer sich vom Wahlkampf-Auftritt einer Partei nicht abschrecken lässt und sie dennoch wählt, der ist wirklich überzeugt.

Ob das allerdings die Wirkung sein soll, die gewünscht ist, Käpt´n Iglo wird’s wissen…

Bis dahin, immer schön Spinat essen und sich nicht beeinflussen lassen

Ich kann euch allen da nur zustimmen. Wahlwerbung zeigt eigentlich nur das, was die betreffenden Leute eh nicht einhalten (können).
Und die meisten Leute, die es ernst meinen und Deutschland verbessern wollen, machen, sobald sie erstmal in den Geschmack der Macht gekommen sind, auch nichts gutes mehr.
Mit nichts meine ich das Versprochene
Die ganzen Sprüche "Für ein gerechtes Deutschland" etc. sind doch nur leeres Gerede. Große Klappe nichts dahinter sag ich mal
Als ob Deutschland nur wegen dieser einen Partei plötzlich zum Paradis würde...also manche Menschen sind echt verrückt.
*Kopfschüttel*

Liebe Grüße