Thema: USA unter Donald Trump - Wohin geht die Reise?

Ein Älterer Mann wollte der Polizei einen Helm zurückbringen, welcher wohl von einen Polizisten verloren wurde.
Darauf hin ist der Mann "gestolpert" wie es von offizieller Quelle heißt.


https://edition.cnn.com/2020/06/05/u...rnd/index.html

Based on initial video, police issued a statement that said the man tripped and fell, Buffalo Police Department spokesman Mike DeGeorge told CNN.
After more videos became available, police amended that statement, and Police Commissioner Byron Lockwood suspended the officers and opened an investigation, he said.
"The department moved swiftly" and "corrected" the information, DeGeorge said.

Ich weiß nicht was ich erschreckender finden soll. Die 10 Polizisten welche ohne zu helfen vorbei laufen oder dass einer helfen wollte und der andere ihn wegzieht.


Der faszinierende Nebenaspekt ist aber, dass es ein wunderbares Beispiel dafür ist, wie Verschwörungstheoretiker unglaubliche Phantasie und Recherche aufwenden, um zu beweisen, dass ein Ereignis nicht so sein kann, wie es sein darf.

Das Video kursiert zum Beispiel bei Twitter, und wenn man da mal in die Route derjenigen abbiegt, die Trump-Sympathisanten sind, wird es absolut absurd:

- Eine Nackenfalte des Mannes wird (rot umkringelt) als Beweis dafür gesehen, dass er Kunstblut transportiert.
- Die Tatsache, dass sein T-Shirt eine Falte hat, wird als Beweis dafür interpretiert, dass da ein verstecktes Kabel ist.
- Die Art und Weise wie er sein Handy hält, wird als Beweis gesehen, dass er die Polizisten ausspionieren wollte.
- "Seit wann tragen 75-jährige Männer Jeans? Das muss ein Fake sein!"
- "Warum geht der da überhaupt hin? Das ist doch verdächtig!"
- "Selbst schuld, wenn er auf bewaffnete Polizisten zuläuft!"
- Und so weiter...

Es ist ein perfekter Beweis dafür, was hier im Forum manchmal auch bei Diskussionen passiert: Es geht gar nicht mehr darum, einen Vorfall zu bewerten. Es geht nur noch darum, auf gar keinen Fall irgend einen Kratzer in der eigenen Argumentation zuzulassen, also muss alles, was dagegen spricht, als Fälschung entlarvt werden. Graubereiche sind verboten ("Okay, ich an seiner Stelle wäre da vielleicht nicht hingegangen, aber wie die Polizisten die Sache handhaben ist halt trotzdem von vorne bis hinten falsch").

Nur ist es halt tausend Mal perverser und engstirniger, als alles, was mir hier bislang im Forum in Diskussionen begegnet wäre.

Nebenbei ist es auch peinlich ironisch, wie Verfechter des US-Waffenrechts normalerweise damit argumentieren, dass Waffen "dazu helfen, gegen eine tyrannische Regierung aufzustehen" - und jetzt dieselben Leute sich zu Wort melden mit Sätzen wie "Ei, wenn du auf der Straße bleibst, wenn die Polizei ruft 'Gehen Sie da weg!', dann musst du dich nicht wundern, wenn sie auf dich schießen!" Dieselben Typen, die den Widerstandskämpfer markieren, spielen jetzt den deutschen Obrigkeitsbürger, der sich erst ein Ticket am Bahnschalter zieht, bevor er den Bahnsteig besetzen darf. Und entlarven sich halt damit komplett als Heuchler.

Ezio

Das Schlimme ist, der Typ ist wie ne Kakerlake. Einfach nicht totzukriegen. Ich sehe den schon wiedergewählt.

Höchstwahrscheinlich wird er das, ja. Das Problem liegt einfach in dem furchtbaren Wahl- und Parteiensystem der USA. Im Prinzip bleiben dem Wähler nur zwei wirklich relevante Optionen: Demokraten oder Republikaner. Und wer sich von den Demokraten überhaupt nicht vertreten fühlt, der muss halt quasi zwangsläufig denjenigen wählen, der von den Republikanern als Präsidentschaftskandidat aufgestellt wird bzw. sich bei deren Vorwahlen durchsetzt. Hier haben natürlich vor allem finanzstarke Kandidaten wie Trump die besten Chancen, die sich eben eine große Wahlkampagne leisten können und die auch die Reiserei zu allen Vorwahlen in diesem riesigen Land finanziell stemmen können - völlig ungeachtet von dem, was sie denn als Politiker wirklich taugen. Als Amtsinhaber ist Trump jetzt quasi ohnehin als Kandidat gesetzt gewesen und so sind auch seine innerparteilichen Gegner dazu genötigt ihn zu stützen. Auch im Volk ist er persönlich gar nicht mal so beliebt, aber wenn man nicht die Demokraten wählen will, gibt es keine Alternative zu ihm. Man hat nicht wie in anderen Ländern die Option dann einfach andere konservative Kräfte zu wählen, wenn man eine gemäßigtere Variante bevorzugen würde. Nur auf Basis dieses Systems kann jemand wie Trump politisch überhaupt überleben.

Seine Agenda basiert bereits seit seines Wahlkampfes vor vier Jahren nahezu ausschließlich auf dem Prinzip der Spaltung. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn - was ja im Kern des amerikanischen Systems überspitzt betrachtet sogar die Wahrheit ist. Folglich ist die aktuelle Situation, die er immer weiter befeuert, so ziemlich das beste, was ihm passieren konnte. Sämtliche Personen, die jetzt auf der Straße revoltieren, hätten ihn ohnehin nicht gewählt, völlig egal wie er sich jetzt im Moment verhält. In Bezug auf die Wiederwahl verliert er praktisch nichts, aber mit seinem Verhalten motiviert er die zahlreichen Rassisten im Land und schürt auch Ängste innerhalb der zivilisierten Bevölkerung. Auch wenn wirklich sehr viele Leute momentan auf die Straße gehen, sitzen doch noch deutlich mehr zu hause und finden - durchaus berechtigterweise - Gewalt und Plünderungen nicht so klasse. Diese Personen könnte Trump durchaus auf seine Seite ziehen. Vor allem aber lenkt er dadurch von seinem tatsächlichen Problem ab, das ihn tatsächlich auch unter seinen Anhängern Stimmen kosten könnte, nämlich sein komplettes Versagen im Umgang mit dem Virus und dem damit einhergehenden Massensterben. Wenn sich Schwarze mit Polizisten prügeln und dabei noch das halbe Land verwüsten, ist das für die Bevölkerung und folglich für die Medien halt noch interessanter als das Virus. Dementsprechend ist Trumps Vorgehensweise, so menschenverachtend sie auch sein mag, für ihn eigentlich der einzige Weg, den er gehen kann. Er muss das Land so sehr spalten wie er kann und dann am Ende hoffen, dass auf seiner Seite mehr Personen verblieben sind als auf der seines Gegners - und zumindest hier in den deutschen Medien habe ich über Herrn Biden in den letzten Wochen quasi nichts gehört, was wohl nicht gerade für eine aussichtsreiche Kandidatur spricht. Nur Trump ist wie immer in aller Munde.

gamefreake89

Ein Älterer Mann wollte der Polizei einen Helm zurückbringen, welcher wohl von einen Polizisten verloren wurde.
Darauf hin ist der Mann "gestolpert" wie es von offizieller Quelle heißt.

Die gesamte Einheit ist jetzt aus Abscheu zurückgetreten. Abscheu darüber, dass die zwei Polizisten, die ihn zu Boden gestoßen haben, suspendiert wurden...
https://www.independent.co.uk/news/w...-a9551941.html

gamefreake89

Die gesamte Einheit ist jetzt aus Abscheu zurückgetreten. Abscheu darüber, dass die zwei Polizisten, die ihn zu Boden gestoßen haben, suspendiert wurden...
https://www.independent.co.uk/news/w...-a9551941.html

Damit geben sie den Demonstranten indirekt Recht.
Wenn selbst bei derart eklatantem Fehlverhalten (ein 75jähriger wird krankenhausreif geschubst) eine Konsequenz für den Täter als ungerecht empfunden wird, dann ist im System etwas falsch...

Polizisten sollen keine Würgegriffe mehr verwenden
https://www.zeit.de/politik/ausland/...et-wuergegriff

Erste Städte und Bundesstaaten in den USA haben nach Protesten dort Polizeireformen angekündigt. In Buffalo wehren sich Beamte derweil gegen Suspendierungen von Kollegen.

Nach den seit Tagen andauernden Proteste gegen Polizeigewalt in den USA haben dort erste Städte und Bundestaaten umfassende Polizeireformen angekündigt. In Minneapolis im Bundesstaat Minnesota, wo am 25. Mai der Schwarze George Floyd bei einer Festnahme getötet worden ist, dürfen Polizeibeamte künftig keine Würgegriffe mehr gegen Verdächtige anwenden und diese nicht am Nacken festhalten, erklärte der dortige Bürgermeister Jacob Frey.

Kleiner Erfolg durch die Demonstrationen, die Polizei darf in Minneapolis zuküftig verdächtige nicht mehr erwürgen.
Das es bisher legal war Verdächtigen, bei der Verhaftung, die Luft abzuschneiden, finde ich äuserst erschreckend.

gamefreake89

Polizisten sollen keine Würgegriffe mehr verwenden
https://www.zeit.de/politik/ausland/...et-wuergegriff

Kleiner Erfolg durch die Demonstrationen, die Polizei darf in Minneapolis zuküftig verdächtige nicht mehr erwürgen.
Das es bisher legal war Verdächtigen, bei der Verhaftung, die Luft abzuschneiden, finde ich äuserst erschreckend.

Ergänzend:
https://orf.at/stories/3168556/

Zudem müssten alle Polizeibediensteten die Zeugen einer „ungenehmigten Gewaltanwendung“ ihrer Kollegen würden, das unter Strafandrohung melden. Alle Beamte seien zudem verpflichtet, in solchen Fällen einzuschreiten, andernfalls drohe ihnen die gleichen disziplinarischen Konsequenzen wie dem Täter.

Eigentlich schlicht ein Eingeständnis, dass "Wegsehen" bisher System war. Vermutlich auch nicht nur in den USA.

https://m.focus.de/politik/ausland/a..._12047263.html

Dieser Präsident ist anscheinend ohne jede Form von Empathie auf Die Welt gekommen.

Der Korpsgeist unter amerikanischen Polizisten scheint nach wie vor ungebrochen.
In Philadelphia wurde ein Demonstrant wegen Angriffs auf einen Polizisten in Gewahrsam genommen. Der Demonstrant kam jedoch zuerst ins Gefängniskrankenhaus, wo eine klaffende Kopfwunde mit 10 Stichen genäht werden musste.

Dann tauchte ein Handyvideo auf. Das zeigte, wie ein Polizeiinspektor den Mann ohne ersichtlichen Grund mit einer Metallstange von hinten auf den Schädel schlug.

Resultat: Der Staatsanwalt leitete Ermittlungen gegen den Polizeiinspektor ein. Der macht jetzt erst Mal nur Innendienst.
Ebenso Resultat: Die Polizeigewerkschaft und der örtliche Polizeiverein protestieren lautstark gegen die "grundlosen Anschuldigungen". Der Staatsanwalt sei ohnehin schon immer ein Gegner der Polizei gewesen.

Die Polizeichefin von Philadelphia äußerte sich zunächst zurückhaltend. Man verurteile alle Straftaten gleichermaßen, und sie "hoffe", dass der Staatsanwalt gleichermaßen gegen alle Täter vorgehe.
Das klingt wie eine abgeschwächte Stellungnahme der Polizeigewerkschaft.

Da fragt man sich: WTF ? Hat die Polizei in manchen Orten noch immer nichts dazugelernt?
Jetzt verstehe ich auch, warum unbedingt ein Gesetz her muss, das die Polizisten verpflichtet Straftaten ihrer Kollegen zu melden...

Quelle: https://edition.cnn.com/2020/06/06/u...ter/index.html

Papst involviert

Der Papst ergreift jetzt indirekt Partei für die Demonstranten in den USA.

Am Montag kniete ein katholischer Bischof in El Paso mit einem "Black Lives Matter"-Schild symbolisch und solidarisierte sich damit mit den Demonstranten. Zwei Tage später rief ihn Papst Franziskus an und bedankte sich für diese Geste. Zusätzlich erwähnte er George Floyd namentlich in seinem wöchentlichen Angelus-Gebet.

Mal sehen, wie sich die amerikanischen Katholiken nun zu Trump positionieren, und ob Trump wie für ihn üblich mit einer Beschimpfung des Papstes per Twitter reagieren wird.

Quelle: https://edition.cnn.com/2020/06/05/u...rnd/index.html

Ich finde interessant, dass zumindest in der Lokalpolitik nun zuvor völlig undenkbare Positionen ankommen.
In Minneapolis, wo George Floyd getötet wurde, diskutiert der Stadtrat aktuell über eine Abschaffung der Polizei. Ich bezweifle zwar, dass das wirklich so kommen wird und bin mir auch nicht sicher, ob ich es unterstütze. Aber zumindest halte ich es für hilfreich, wenn die Polizei sich in Zukunft gezwungen sieht, ihre Existenz zu rechtfertigen und entsprechende Arbeit abzuliefern, anstatt darüber zu diskutieren, wie viele neue Panzer das Department braucht.

https://m.focus.de/politik/ausland/t..._11625829.html

Das ist wirklich heftig.

gamefreake89

Ich finde interessant, dass zumindest in der Lokalpolitik nun zuvor völlig undenkbare Positionen ankommen.
In Minneapolis, wo George Floyd getötet wurde, diskutiert der Stadtrat aktuell über eine Abschaffung der Polizei. Ich bezweifle zwar, dass das wirklich so kommen wird und bin mir auch nicht sicher, ob ich es unterstütze. Aber zumindest halte ich es für hilfreich, wenn die Polizei sich in Zukunft gezwungen sieht, ihre Existenz zu rechtfertigen und entsprechende Arbeit abzuliefern, anstatt darüber zu diskutieren, wie viele neue Panzer das Department braucht.

Ich habe den Teil mit der Abschaffung der Polizei und dem "Defund the police" auch zuerst nicht verstanden. Die aktuelle Folge "Last Week Tonight" erklärt aber, warum das ein guter Weg sein kann.

Auflösung der Polizei: Die Polizisten werden entlassen und müssen sich dann um ihren eigenen Job neu bewerben. Anscheinend ist es einfacher, die gesamte Polizei aufzulösen, als einzelne Polizisten wegen Fehlverhaltens rauszuwerfen. Die Polizeigewerkschaften sind unheimlich stark, und Polizisten genießen tatsächlich bei den meisten Straftaten Immunität. Wenn man also einen Großteil an Prügel-Cops im Department hat, kann man es nur auflösen und neu bilden.

Defunding the police: Die Streichung der Mittel heißt nicht, dass diese eingespart werden sollen. Sie sollen nur den richtigen Zwecken zugeführt werden. In vielen Kommunen wurden die Sozialarbeiter abgeschafft und die Aufgaben der Polizei übertragen. Das soll mit dem "Defunding", was eigentlich eine Umverteilung ist, wieder rückgängig gemacht werden.

Am besten erklärt das John Oliver in der aktuellen, unglaublich packenden Folge von Last Week Tonight. Tipp: Auf jeden Fall bis zum Ende schauen. Das Ende macht einen minutenlang sprachlos...

Das bedeutet aber auch, dass die Leute, die die neuen Polizisten einstellen, nicht auf den Rechten Auge bild sein dürfen.

ZhaoYun

Das bedeutet aber auch, dass die Leute, die die neuen Polizisten einstellen, nicht auf den Rechten Auge bild sein dürfen.

Polizei ist in den USA ein kommunaler Eigenbetrieb, so wie die Wasserwerke und die Müllabfuhr. Die Stadt stellt ein, und da spielt die Partei des Bürgermeisters wohl auch eine Rolle. Bei uns ist die Polizei Ländersache; da ist die Tagespolitik weniger involviert.

@HardAndSoft
In Minneapolis hat man nun die auflösung beschlossen
Stadtrat beschließt Auflösung der Polizeibehörde
https://www.zeit.de/politik/ausland/...de-abschaffung

Die US-Metropole Minneapolis zieht Konsequenzen aus dem Tod von George Floyd. Der Polizeiapparat der Stadt soll in seiner bisherigen Struktur abgeschafft werden.

Die Polizeiarbeit in Minneapolis soll völlig neu organisiert werden. Die US-Großstadt zieht damit Konsequenzen aus dem gewaltsamen Tod des Schwarzen George Floyd. Der Stadtrat einigte sich darauf, die örtliche Polizeibehörde komplett aufzulösen und eine neue Struktur für die Polizeiarbeit zu schaffen, wie die Vorsitzende des Rats Lisa Bender im Nachrichtensender CNN mitteilte. In seiner gegenwärtigen Aufstellung sei das Minneapolis Police Department nicht mehr reformierbar, erklärten neun von zwölf Stadträten nach Angaben des örtlichen Sender KTSP und der New York Times.

So langsam zeigen die Proteste Wirkung.

Anarchie wird ausbrechen.

Jonny Knox

Anarchie wird ausbrechen.

Wie es einer der grossen Denker der Gegenwart formulierte: "You have to dominate them!"

Ob das mal in die Sammlung "famous last words" eingehen wird?

Anarchie vermutlich nicht.

Zumal die Polizei quasi aufgelöst wird um sofort neu aufgestellt zu werden.

Das kann vielleicht beruhigend wirken, aber auch zum Plündern motivieren.

Und wenn es ganz schlimm kommt, wird das Kriegsrecht ausgerufen und die Armee stellt die Ordnung wiederher.

Das wäre natürlich auch nicht schön, aber das ist die letzte Linie vor Anarchie.

Die Landespolizei in Minneapolis scheint sich Eskalation auf die Fahnen geschrieben zu haben.

Nach der Teilnahme an einer Demo fanden zahlreiche Bürger, Kamerateams und Sanitäter ihre Autos mit durchstochenen Reifen vor. Verantwortlich gemacht wurden zunächst militante Demonstranten. Überwachungsvideos zeigten jedoch, wie Polizisten die Reifen platt machten.

Quelle: https://mobile.twitter.com/MotherJon...59322806923264

Schön blöd!

Nun werden die bestimmt nicht wieder eingestellt, wenn die Polizei neu organisiert wird.

Und obendrein werden sicherlich noch ne Klage wegen Sachbeschädigung bekommen.