Thema: Proteste in der Türkei

Sicher habt ihr es schon mitbekommen, hunderttausende protestieren momentan in Istanbul und anderen großen Städten der Türkei gegen die Politik von Premierminister Erdogan. Es begann eigentlich mit einer Demonstration gegen ein Bauprojekt in Istanbul, inzwischen jedoch wurde es zum größten Anti-Regierungs-Protest in der Türkei seit vielen Jahren. Die überwiegend jungen Demonstranten fordern mehr Meinungsfreiheit und wollen eine neue Politik.

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Was meint ihr, ein Grundsatzkonflikt zwischen modernen Ansichten und alter Tradition? Oder eher ein politisches Problem, das Fehlen von vielseitiger Parteienlandschaft und zu wenig Demokratie?

Ich denke die von Dir angerissenen Gründe spielen alle irgendwie eine Rolle. Die Länder modernisieren sich derzeit in großer Zahl, die einen schneller, die anderen langsamer. Aber das dürfte nicht der einzige Grund sein. Das ist vielschichtig und nicht mit ein paar wenigen Gründen getan.

Ich denke, dass die vielen Rückkehrer aus dem Westen da mit reinspielen und neue Denkweisen mitbringen, die sich mit den alten Traditionen nicht mehr vereinbaren lassen. Diese Rückkehrer sind dann auch zumeist politisch aktiv und erziehen auch ihre Kinder zumeist nach freiheitlichen Grundsätzen ...

Erdogans Politik war in den letzten Jahren ja eher rückwärts gerichtet ... Er kann nunmal nicht mehr alle Kritiker wegsperren lassen ...

Dieser Konflikt schwelt schon lange, verursacht durch das autoritäre Verhalten Erdogans. Dieser Populist hat keine Hemmungen beide Lager aufeinander treffen zu lassen und ist sich dabei bewusst, dass diese scharfe 50/50 Linie (für ihn/gegen ihn) eine unglaubliche Gefahr für die Türkei darstellt. Wenn sich die Gesellschaft so genau in 2 Gruppen einteilen lässt fehlen Katalysatoren die meistens dann vermitteln. Oder aber eine Gruppe ist so massiv über-präsent, dass ein Wechsel gar nicht Frage kommt.

Ich will da jetzt nicht wild orakeln und den Teufel an die Wand malen, aber ich denke Erdogan ist zu allem fähig und ich hoffe das er mittlerweile in der Partei nicht soweit fortgeschritten ist, das man sich noch traut gegen ihn aufzubegehren.

Ein Gutes hat das natürlich, solange Erdogan sich verhält wie ein läufiger Pandabulle, so lange kann er seine Chancen auf EU Beitritt ad acta legen, sofern er das ueberhaupt noch will (O-Ton Erdogan: wenn Europa uns nicht will, richten wir uns halt gen Asien).

Issomad

Erdogans Politik war in den letzten Jahren ja eher rückwärts gerichtet ...

Richtig. Aaaaaber, es wird ja immer noch heiß diskutiert, dass die Türkei in die EU soll... also bei so einem fortschrittlichen Regime ist das doch keine Diskussion! Überschwemmen wir doch Europa damit - wir baden den Mist, der dadurch entsteht ja nicht mehr aus sondern nur unsere Kinder und deren Kinder...

Issomad

Er kann nunmal nicht mehr alle Kritiker wegsperren lassen ...

Meinst du? Abwarten...

Ein Istanbuler Gericht soll wohl die Pläne zur Parkbebauung kassiert haben:

Gericht kippt Bebauungspläne für Gezi-Park