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23.08.2011, 06:38 #1Der Schmied von Kochel
Katastrophen- & Krawalltourismus
Er: "Es ist Schanzenfest, also hin da und schauen ob nicht ein paar Autos angezündet werden oder Blut fließt."
Sie: "Oh klasse, die Bilder stellen wir dann bei Facebook rein und können sagen wir waren dabei!"
So oder so ähnlich hat sich wahrscheinlich die ein oder andere Diskussion vergangenes Wochenende in Hamburg abgespielt. Die Autonomen rund um die Rote Flora sind geradezu frustriert, das 80% der Teilnehmer während der jährlichen Randale nicht irgendetwas angezündet hat, sondern anstatt nen' Molli nur das bekloppte Foto Handy in der Hand hatte, um ja profilwirksame Aufnahmen vom Ausnahmezustand zu schießen. Aber nicht nur Autonome finden das befremdend, auch anderenorts ist das eher verstörend.
Gleiches erlebte man in England während der Randale vor 2 Wochen. Hier hatte das ganze Geknipse einen positiven Nebeneffekt, es konnten schließlich sämtliche Plünderer anhand ihrer Profile identifiziert werden. Ein wenig ekliger geht es dann bei Katastrophen oder Unfällen zur Sache. Noch bevor man das Blackberry zum wählen von 110 nutzt, wird erst einmal ein Foto vom Verunglückten geschossen. Was soll das? Welche Befriedigung gibt es einem solche Dinge im Bild fest zu halten? Ist das Verrohung oder einfach nur einen zwangsläufige Entwicklung durch die hochtechnisierte Welt, in dem bald jedes Klo eine Webcam und Twitter Zugang hat?
Man mag ja als Optimist vielleicht glauben, dass sich der gemeine Schaulustige für einen Aushilfsjournalisten hält und das Ereignis lang und breit in seinem blog.de Poesiealbum beschreiben wird. Da kann sich Oma Hilde dann in den Kommentaren verewigen und festhalten, was für ein bewegendes Ereignis die diesjährigen 1. Mai Krawalle waren und es das zu ihrer Zeit nicht gegeben hätte.
Kriminell wird es bei Behinderung der Rettungs- bzw. Ordnungskräfte. Nicht selten ist das durchkommen für Helfer erschwert, nur weil bspw. auf dem Oktoberfest oder auf der A7 Herr 08/15 schauen muss, ob da nicht irgendwo ein wenig Blut fließt. Besonders schön ist es, wenn dann der Verkehr behindert wird und es gleich nochmal knallt. NDR1 widmet diesem Ereignis dann nur ein lapidaren Kommentar: "Auf der A7 müssen sie mit 24636 km Stau durch Schaulustige in beiden Richtungen rechnen!"
Sehe ich das zu eng? Sind wir alle Opfer unserer Neugier?
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23.08.2011, 08:18 #2dragonfly1989
AW: Katastrophen- & Krawalltourismus
In gewisser Weise wird das gemacht, um sich selbst zu zeigen, wie gut es einem geht. So ganz nach dem Motto "Guck mal Schatz. Bei dem da drüben liegen die Beine ja mit Abstand zum restlichen Körper. Gut dass wir noch gehen können". Zudem hat man dann ja ein spannendes Gesprächsthema bei der Grillfeier mit den Nachbarn. Zudem kann man mit einem Filmchen, dass mit dem Handy gemacht wurde bevor die Fernsehteams da sind, auch gut Geld machen. Welcher Sender zeigt nicht gerne, wie das Bein gerade durch die Luft fliegt.
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