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Thema: Die Deutsche Bahn
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22.11.2023, 13:24 #1Sleeping Dragon
Die Deutsche Bahn
Aktuell ist die Deutsche Bahn vor allem im Gespräch, weil es wieder zu Streiks der Gesellschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kommt, die den Bahnbetrieb stark beeinträchtigen. Der ohnehin schon für seine harte Verhandlungsführung bekannte GDL-Chef Claus Weselsky verspricht bereits den härtesten Arbeitskampf seines Lebens. Im Kern geht es bei seinen Forderungen um eine Lohnerhöhung von 555 Euro pro Monat sowie 3000 Euro Inflationsprämie. Außerdem möchte Weselsky eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit der Lokführer von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich erwirken.
Während die Deutsche Bahn hinsichtlich der finanziellen Aspekte kompromissbereit scheint, ist eine Reduzierung der Arbeitszeit aus ihrer Sicht ausgeschlossen, da es an Personal fehlt um diese wegfallenden Arbeitsstunden zu kompensieren. Weselsky dagegen hält ebenfalls aus Gründen des Personalmangels dagegen, dass die Lokführer dadurch ohnehin schon über Gebühr belastet seien und eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit daher zwingend erforderlich sei.
Eine Einigung ist nicht in Sicht. In der vergangenen Woche kam es bereits zu erstens Streiks der GDL als die Lokführer von Mittwochabend bis Donnerstagabend die Arbeit niederlegten. Hier waren eigentlich Gespräche über eine Einigung angesetzt, die allerdings von Seiten der Bahn abgesagt wurden, da das Verhalten der GDL während der Verhandlungen zu streiken als Affront gewertet wurde. Im Gegenzug hat die GDL nun sogar eine Urabstimmung unter ihren Mitgliedern eingeleitet, die ihr bei Erfolg die Möglichkeit bietet noch häufiger und länger zu streiken. Auch weitere Warnstreiks bis zum Ende der Urabstimmung sind nicht ausgeschlossen.
https://www.fr.de/wirtschaft/tarifei...-92685926.html
Welche Meinung habt ihr allgemein zur Deutschen Bahn und welche Erfahrungen habt ihr mit deutschen Zügen schon gemacht? Was haltet ihr von der GDL und ihre Streikplänen? Sind die Forderungen der Gewerkschaft gerechtfertigt oder haltet ihr sie für überzogen?
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22.11.2023, 17:01 #2SBurns
Die Deutsche Bahn
Ich fahre jährlich schätzungsweise mehr als 40.000 Kilometer Bahn (wiederum sehr grob geschätzt 90% privat, 10% beruflich). Seit mehr als zehn Jahren bin ich trotz miserabler Fernverkehrsanbindung meines Wohnorts Inhaber einer Bahncard 50, pendelte jahrelang zu verschiedenen Orten in meinem Bundesland (erst drei- bis viermal wöchentlich 50 Kilometer, dann durchschnittlich dreimal wöchentlich 90 Kilometer, jetzt einmal wöchentlich 60 Kilometer je einfache Strecke). Bis September war ich Platin-Kunde, wobei ich auch den tieferen Goldstatus dank des 49-Euro-Tickets (für mich ein echter Segen) werde einbüßen müssen, weil viel weniger Umsätze generiert werden. Insofern denke ich, dass ich mir ein umfängliches Meinungsbild machen konnte und kann.
Tja, Erfahrungen. Grundsätzlich fahre ich sehr gerne Zug, es ist mein absolut prioritäres Verkehrsmittel für Dienstfahrten, Ausflüge und in den Urlaub. Dabei schätze ich vor allem, dass ich während der Fahrten sehr gut arbeiten oder mich meinen Hobbies widmen kann. Im Nahverkehr, auf den ich sehr flächendeckend angewiesen bin (siehe oben), schätze ich auch die durchaus gegebene Zuverlässigkeit, das passt zumindest hier in der Region schon. Wenn ich mir da die Stau-Kolonnen und das Wehklagen der Autofahrer hier angucke... Wäre halt nur das vor allem in den 1990er Jahren stark zurückgebaute und damit leider sehr übersichtliche Netz nicht. Wenn man das mit der Tschechischen Republik, in der ich zeitweise wohnte, vergleicht - da kommst du ins jedes Bummsnest mit dem Zug oder einem passenden Anschlussbus, auch an Wochend- und Feiertagen. Beim Fernverkehr nehme ich zumindest gefühlt wahr, dass die DB immer mehr abbaut. Verspätungen, Ausfälle, Abschaffung von Verbindungen oder auch die Nicht-Verfügbarkeit von Teilen oder dem ganzen Bordrestaurant, für mich ansich einer der schönsten Aspekte einer Zugreise. Das nervt schon und macht verständlich, warum Kunden vergrämt werden.
Bezüglich Streikplänen empfinde ich prinzipiell Solidarität und schätze starke Gewerkschaften. Als Laie kommen mir die gegenwärtigen Forderungen der GDL dennoch nahezu unerreichbar vor. Wo soll denn bitte das Personal herkommen, dass bei der Stundenreduzierung einspringen müsste?
Bahn-Bashing in 3, 2, 1 ...
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24.11.2023, 22:50 #3Sleeping Dragon
Die Deutsche Bahn
Ich habe im Moment das Gefühl, dass die Bahn ihr Kerngeschäft auf das Auszahlen von Entschädigungen verlegt hat. Nach meinen letzten beiden mal wieder katastrophalen Bahnreisen hat es tatsächlich nur drei Werktage gedauert bis meine Erstattung auf dem Konto war. Das läuft zuverlässiger als der tatsächliche Schienenverkehr...
Derweil sind übrigens erwartungsgemäß erneut die Verhandlungen zwischen Bahn und GDL gescheitert. Die nächsten Streiks werden also wohl in Kürze folgen.
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29.11.2023, 10:06 #4Max Farron
Die Deutsche Bahn
Immer wenn ich weiß, dass ich irgendwohin den Zug nehmen muss steigt in mir schon eine leichte Grundaggression. Das letzte Mal, dass ich eine weitere Strecke gefahren bin war zur Zeit des 9-Euro-Tickets. Das war wirklich ein Höllenerlebnis. Gut, natürlich kann man jetzt sagen, dass ich selbst Schuld war. Das war nämlich zur Gamescom Zeit vor zwei Jahren. Hin bin ich mit meiner Partnerin im IC gefahren. Von Mannheim nach Köln. Neben uns im 4er Sitz saß natürlich ein absoluter Kernasi, der dachte, er könnte mit seinem zerfetzten Lumpen von 9-Euro-Ticket locker easy im IC mitfahren, hat die ganze Zeit Leute genervt, war bodenlos dreist obendrauf. Hat auf der Toilette mal kurz gekifft und sich dann lautstark mit dem Fahrkartenkontrolleur angelegt. Diese Erfahrung brauche ich wirklich nicht nochmal. Gut, das war der Hinweg. Mit reservierten Sitzplätzen war das alles noch kein Problem.
Nun zur Rückfahrt: Da sind wir mit dem 9-Euro-Ticket mit dem Nahverkehr ca. 9 Stunden gereist, mit diversen Verspätungen, Zugausfällen und sonstigem Mist irgendwann dann zu Hause angekommen. Geplant waren ca. 4 Stunden Fahrt. Ich fahre wirklich nicht oft mit dem Zug, um auch genau sowas zu vermeiden. Ich bin mir bewusst, dass das für mich ein Extremfall war, der wahrscheinlich nicht so häufig so passiert. Generell habe ich aber einfach keine guten Erfahrungen gemacht, da Zugfahren fast immer teurer ist als das Auto. Mittlerweile bevorzuge ich es einfach Menschenmassen zu vermeiden. Ich möchte einfach nur meine Ruhe haben.
Wenn ich dann so einen Klassenclown neben mir sitzen habe der mir keine Ruhe lässt, ist für mich der Tag schon gelaufen.
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07.12.2023, 23:11 #5frable
Die Deutsche Bahn
Allerdings ist das einer der Gründe, warum die Bahn für mich als Reisemittel für wichtige Reisen wegfällt. Zum einen ist die Bahn recht unberechenbar und dann kommen noch relativ oft Streiks hinzu, sodass ich mich, z.B. für Urlaubsreisen, für andere Transportmittel entscheide.
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13.02.2024, 10:08 #6Magisk
Die Deutsche Bahn
Aktuell befinden wir uns ja in einer Verhandlungsrunde der GDL mit der Deutschen Bahn, aufgrund welche weitere Streiks erstmal bis Anfang März ausgesetzt sind. Für mich persönlich sind mit dem Arbeitsweg und unter Fehlen eines Führerscheins und entsprechend eingeschränkter Mobilität die letzten Wochen ohnehin ziemlich anstrengend, betrachte ich trotz der Ruhe bei der GDL den Fakt, dass ich aufgrund von Streiks der ver.di im ÖPNV trotzdem zwei Tage nicht zur Arbeit komme, wenn mich nicht gerade mein innerer Marathonläufer packt und ich auf die Idee komme, vom Hauptbahnhof zur Arbeit zu laufen für eine dreiviertel Stunde. Was ich erwägen würde, wenn einerseits das Projektgeschäft gerade nicht so erdrückend wäre und wenn gleichzeitig die Strecke ein wenig mehr von der Ansehnlichkeit her hergeben würde.
In meiner "Beziehung" mit der Bahn lebe ich als eine Person, die schlicht abhängig von ihr ist, sowohl auf dem Weg zur Arbeit, wie auch bei Besuchen von Familie in zweierlei Himmelsrichtungen. Und ich glaube, seit ich hier wohne jetzt, was zweieinhalb Jahre sind, habe ich noch nicht eine Fahrt zu oder von meinen Eltern nach Hause gehabt, wo ich nicht mindestens eine bis eineinhalb Stunden Verspätung gegenüber meinem anvisierten Reiseplan hinnehmen musste. Entsprechend habe ich aber meine Reisen so angepasst, dass ich nicht mehr unter Zeitdruck stehe, damit ich das verkraften kann. Außerdem ist in den seltensten Fällen die Bahn zu beschuldigen für die Verspätungen. Wenn mein ICE aufgrund eines Polizeieinsatzes zwischen Frankfurt und Mannheim zu spät kommt, wird der Grund für diesen Polizeieinsatz nicht bei der Bahn selbst liegen. Und wenn mein Zug auf der Strecke eine halbe Stunde steht, weil Personen in den Gleisen sind, dann ist auch nicht die Bahn daran schuld, dass die Leute keinen besseren Spielplatz gefunden haben. Was daraus einher geht, ist, dass der Fahrplan in der Region für den Tag schon nicht mehr eingehalten werden kann. Dies, gepaart damit, dass Güterverkehr und Fernverkehr immer Vorrang vor dem Nahverkehr haben, ist für mich ausreichend, um mit vielen Verspätungen neben einen minimalen persönlichen Ärgernis keinen Frust mehr auf die Bahn an sich zu schieben. Dies ist sicherlich durch den Punkt verstärkt, dass ich in einem Unternehmen arbeite, welches mit dem ÖPNV zusammenarbeitet und ich mich deswegen damit noch deutlich mehr auseinander setze.
Was die aktuelle Tarifverhandlung angeht, bin ich absolut dafür, dass die Lokführer für ihre Forderungen einstehen und bin definitiv auch ein Freund einer starken Gewerkschaft derer. Aber in Teilen halte ich die Forderungen schon für sehr hoch, was vielleicht auch der Taktik einer besseren Verhandlungsbasis dient. Ich hoffe aus persönlicher Präferenz dennoch, dass bald ein für beide Seiten annehmbares Paket zustande kommt.
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15.02.2024, 17:47 #7Sleeping Dragon
Die Deutsche Bahn
Ich finde das Gebärden auf beiden Seiten einfach nur peinlich. Beide Seiten wissen, dass es zwangsläufig zu einer Einigung kommen muss und dennoch lassen sich beide Seiten immer wieder auf diese Spielchen ein, die zu massivem finanziellen Schaden führen und zudem auch rufschädigend sind. Weselsky und Seiler verhalten sich wie zwei kleine Kinder, die sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben. Wenn sie vernünftig miteinander reden würden, hätten wir das ganze Drama und die daraus entstehenden Unannehmlichkeiten gar nicht. Weselsky verhandelt halt auf Basis einer eigenen Hypothese, deren Wahrheitsgehalt durchaus fraglich ist und gesamtwirtschaftlich gesehen sogar schädlich für Deutschland sein wird. Er glaubt, die Jobs bei der Bahn würden wieder attraktiver werden, wenn die Arbeitszeit sinkt, aber falls das nicht eintreten sollte, hat die Bahn als Betrieb nämlich ein großes Problem, das sich letztlich auch auf die Mitarbeiter niederschlagen würde, für die er verhandelt, da diese nämlich dann doch die gleiche Arbeitsleistung bringen müssten, nur halt als Überstunden. Und der Markt an Arbeitskräften sieht nun mal so rosig allgemein nicht aus, ganz unabhängig von den Arbeitsbedingungen. Selbst wenn Weselsky tatsächlich bei mehr Personen ein Interesse weckt im Schienenverkehr zu arbeiten, fehlen diese Leute wieder in anderen Branchen. Und ewig unterbieten können sich die Branchen im Kampf um Nachwuchskräfte halt auch nicht. Der Bahn dagegen muss vorgeworfen werden, dass man scheinbar absolut nicht in der Lage ist ein anderes vernünftiges Gegenangebot zu machen. Mich würde mal eine Rechnung interessieren wie groß der Unterschied ist zwischen dem finanziellen Schaden, den die Bahn durch die streikbedingten Ausfälle sowie der aufgrund der ungewissen Situation wegbrechenden Kundschaft und der Gehaltssteigerung bei den Lokführern gemäß deren Forderung ist. Irgendwann wird doch sicher der Punkt erreicht sein, an dem die Bahn weniger Schaden genommen hätte, wenn sie einfach früh zugestimmt hätte, als wenn sie Streik auf Streik hingenommen hätte.
Jetzt hat man ja einige Tage nichts mehr von den Akteuren gehört. Ich bin gespannt wie es weitergeht und ob sie langsam mal zur Vernunft kommen. Mitte April muss ich selbst wieder Bahn fahren, hoffentlich haben sie es bis dahin irgendwie hingekriegt...
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15.02.2024, 18:51 #8Magisk
Die Deutsche Bahn
Man darf nicht vergessen, welche Einbußen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren, die an den Streiks beteiligt sind und währenddessen den Streiklohn beziehen, welcher meines Wissens ja auch von der GDL gestemmt werden muss, weswegen man sich unendliche Streiks auch aus der eigenen Kasse nicht auf ewig leisten kann.
Doch zugleich würde mich die von dir angestimmte Rechnung schon auch interessieren, da die Schäden eines 6-Tage-Warnstreiks wie zuletzt in immense Höhen schnellen, auch durch all die Entschädigungen, die die Bahn zu entrichten hatte, ganz zu schweigen von den Einbußen beim Verkauf von Tickets an den bestreikten Tagen.
Und auch dein vorheriger Punkt mit der Annahme Weselskys finde ich sehr interessant, ich hatte diesen bislang gar nicht so ganz auf dem Schirm. Auf einer Hypothese, welche niemand bestätigen oder zu 100% verneinen kann die eigenen Ziele bei den Tarifverhandlungen aufzubauen, ist definitiv gewagt und könnte - wie du sehr gut aufgezeigt hast - für die Mitarbeitenden am Ende auch nach hinten losgehen..
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04.03.2024, 12:02 #9David007
Die Deutsche Bahn
Bahn-Gewerkschaft GDL kündigt neuen Streik ab Donnerstag an
"Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn will die Lokführergewerkschaft GDL erneut streiken. Der Ausstand sei nach dem Scheitern der Verhandlungen unvermeidbar, teilt die GDL mit. Nach dem Streik am Donnerstag soll es weitere Ausstände ohne Vorwarnung geben. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat weitere Streiks bei der Deutschen Bahn angekündigt. GDL-Chef Claus Weselsky sagte in Berlin, die Tarifverhandlungen mit der Bahn seien gescheitert. Daraus ergebe sich, "dass weitere Arbeitskampfmaßnahmen folgen werden"."
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04.03.2024, 19:22 #10Magisk
Die Deutsche Bahn
Und dazu dann auch noch (un)regelmäßig Teile des Nahverkehrs in den Ständen aufgrund von Streiks der ver.di. Zurzeit ist es echt ein leidiges Thema, mit den öffentlichen zur Arbeit zu kommen. Für mich persönlich war ein Stück weit abzusehen, dass die nächste Streikankündigung nicht lange auf sich warten lassen würde, nachdem man zwischenzeitlich nichts über erfolgreiche Verhandlungen oder Fortschritte bei diesen gehört hatte. Ein wenig skeptisch bin ich allerdings im Bezug auf den Punkt mit den "Streiks ohne Vorwarnung". Hat es das früher auch schon einmal in dieser Form gegeben?
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