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  1. #41
    TrueValue TrueValue ist offline
    Avatar von TrueValue

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat frable Beitrag anzeigen
    Nichts desto trotz hat man Menschenleben auf dem Gewissen.
    Wenn man nichts tut hat man noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen. Wie ist das zu vereinbaren? Hauptsache sich nicht die Hände schmutzig machen, dass dafür dann eben mal 70.000 mehr drauf gehen ist egal, mein Gewissen ist rein. Sowas ist purer Egoismus.
    Jeder humanitäre Mensch, der klar denken kann hätte diesen Abschuss veranlasst. Das man den Piloten daraufhin schuldig sprechen muss ist laut Gesetz klar, aber eigentlich lächerlich. Aber wir Deutschen brauchen eben immer Recht und Ordnung :>. Eine Strafe dürfte es aber auf keinen Fall geben. Wer den Mut hat in solch einer schwierigen Situation eine solch kluge und wohlüberlegte Entscheidung zu treffen sollte eigentlich belohnt werden.
    Mir geht es nicht in den Kopf hinein, dass manche User hier lieber 70.000 Menschen mehr sterben lassen würden, hauptsache sie sind gesetzeskonform. Manchmal muss man eben das Gesetz auch mal vergessen.
    Stellt euch mal vor, eure Mutter, eure Freundin oder wer auch sonst würde in dem Stadion sitzen. Seid ihr dann immer noch gegen den Abschuss? Würdet ihr immer noch sagen: "Geht klar, hauptsache die Personen im Flugzeug leben 20s länger"?

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    AW: Das Terrordilemma

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  3. #42
    frable frable ist offline
    Avatar von frable

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Suleyman der Prächtige Beitrag anzeigen
    Wenn man nichts tut hat man noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen. Wie ist das zu vereinbaren? Hauptsache sich nicht die Hände schmutzig machen, dass dafür dann eben mal 70.000 mehr drauf gehen ist egal, mein Gewissen ist rein. Sowas ist purer Egoismus.
    Jeder humanitäre Mensch, der klar denken kann hätte diesen Abschuss veranlasst. Das man den Piloten daraufhin schuldig sprechen muss ist laut Gesetz klar, aber eigentlich lächerlich. Aber wir Deutschen brauchen eben immer Recht und Ordnung :>. Eine Strafe dürfte es aber auf keinen Fall geben. Wer den Mut hat in solch einer schwierigen Situation eine solch kluge und wohlüberlegte Entscheidung zu treffen sollte eigentlich belohnt werden.
    Mir geht es nicht in den Kopf hinein, dass manche User hier lieber 70.000 Menschen mehr sterben lassen würden, hauptsache sie sind gesetzeskonform. Manchmal muss man eben das Gesetz auch mal vergessen.
    Stellt euch mal vor, eure Mutter, eure Freundin oder wer auch sonst würde in dem Stadion sitzen. Seid ihr dann immer noch gegen den Abschuss? Würdet ihr immer noch sagen: "Geht klar, hauptsache die Personen im Flugzeug leben 20s länger"?
    Du hast meinen Beitrag scheinbar nicht oder nicht aufmerksam gelesen. Ich habe doch nichts anderes gesagt. Bevor ich jetzt alles nochmal erzähle zitiere mich einfach selber:
    Zitat frable Beitrag anzeigen
    Zum anderen geht es hier sehr wohl darum, Menschenleben abzuwägen. Der Pilot hat nichts anderes gemacht. Er muss es sogar machen. Mit seinen Abschuss tötet er nunmal Menschen, um anderen das Leben zu retten. Er hat für sich allein, als Mensch, die richtige Entscheidung getroffen. Es ist eine Dilemma Situation und rein rational betrachtet steht mit dieser Entscheidungen auf der 'Habenseite' hinterher mehr. Aber der Staat darf diesen Abschuss eben nicht per Gesetz oder hoheitlichen Befehl anordnen. Mit dieser Unterscheidung würde ich dir auch zustimmen .
    Abgesehen davon, dass der Pilot als Mensch richtig gehandelt hat, bleibe ich ansonsten auf der Seite des BVerfG. Aber dazu habe ich bereits alles geschrieben.

  4. #43
    TrueValue TrueValue ist offline
    Avatar von TrueValue

    AW: Das Terrordilemma

    @frable : Der Beitrag war nicht gegen dich gerichtet, sondern allgemein gestellt. Das Zitat habe ich nur genommen, weil eine Aussage wie diese die Sichtweise einiger Leute widerspiegelt. Das war vielleicht etwas missverständlich . Deinen Beitrag habe ich natürlich gelesen und verstanden und ich stimme dir auch zu.

  5. #44
    frable frable ist offline
    Avatar von frable

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Suleyman der Prächtige Beitrag anzeigen
    @frable : Der Beitrag war nicht gegen dich gerichtet, sondern allgemein gestellt. Das Zitat habe ich nur genommen, weil eine Aussage wie diese die Sichtweise einiger Leute widerspiegelt. Das war vielleicht etwas missverständlich . Deinen Beitrag habe ich natürlich gelesen und verstanden und ich stimme dir auch zu.
    Ich habe meinen Beitrag auch kurz danach abgeändert, da ich es selber gemerkt oder es mir gedacht habe . Auf den ersten Blick war ich der Meinung, dass du direkt auf meinen Beitrag geantwortet hast und dachte nur: "Wieso ließt er denn nicht alles ?"

  6. #45
    Max @ home Max @ home ist offline
    Avatar von Max @ home

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat frable Beitrag anzeigen
    Da hast du mir nun das zweite mal die Worte aus dem Munde genommen . So ist es. Diese Frage beschäftigt unser Recht schon seit viele Jahren, auch das besteht immens viel Diskussionbedarf. Aus meiner Sicht gäbe es dann auch von menschlicher Seite keine Diskussion, der Pilot hat völlig richtig gehandelt. Für sich selber hat er die richtige Entscheidung getroffen, denn es haben mehr Menschen überlebt. Hätte er das Flugzeug nicht abgeschossen, gäbe es mehr tote. Wenn man so will gibt es da auch nichts zu diskutieren; ich glaube nicht, dass hier irgendjemand es besser gefunden hätte das Flugzeug in die Arena krachen zu lassen.


    Dem kann ich mich teilweise anschließen bzw. mir fehlt da etwas . Dein Gedankengang ähnelt sehr den Fall Magnus Gäfken, indem der Polizist auch nur eine milde Strafe bekommen hat. So sollte es auch sein, dem stimme ich zu! Aber Straffrei kann man ihn, aus rechtlicher Sicht, natürlich nicht herausgehen lassen. Der Pilot selber hat eine völlig richtige Entscheidung getroffen, klar. Auch beim Trolley Problem wäre es absolut richtig die Wiche so zu stellen, dass die wenigsten Menschen sterben. Ich glaube das ist auch indiskutabel. Nichts desto trotz hat man Menschenleben auf dem Gewissen. Der Pilot befindet sich noch in einer ganz anderen Situation, da es ein entführtes Flugzeug ist.

    Mit zwei Dingen habe ich jedoch ein 'Problem(chen)'. Zum einen bin ich der Meinung, dass der Staat eine solche Entscheidung nicht treffen darf. Der Staat darf nach unserem Grundgesetz keinen Menschen als bloßes Objekt behandeln. Würde man es in diesem Fall zulassen hätte es viel weitreichendere Folgen für viele andere Bereiche; glaube das habe ich schon mal erwähnt . Einzig und allein das wollte ich verdeutlichen. Soldaten oder Polizisten handeln nunmal in hoheitlichen Auftrag.
    Zum anderen geht es hier sehr wohl darum, Menschenleben abzuwägen. Der Pilot hat nichts anderes gemacht. Er muss es sogar machen. Mit seinen Abschuss tötet er nunmal Menschen, um anderen das Leben zu retten. Er hat für sich allein, als Mensch, die richtige Entscheidung getroffen. Es ist eine Dilemma Situation und rein rational betrachtet steht mit dieser Entscheidungen auf der 'Habenseite' hinterher mehr. Aber der Staat darf diesen Abschuss eben nicht per Gesetz oder hoheitlichen Befehl anordnen. Mit dieser Unterscheidung würde ich dir auch zustimmen .

    Hier nochmal ein Auszug aus den Urteil des BVerG. Es zeigt warum es so wichtig ist, dass der Staat diese Anordnung eben nicht treffen darf:

    Ich finde das sehr wichtig. Denn ansonsten dürften auch Polizeibeamte oder Soldaten viele Dinge tun, die unser Grundgesetz (eigentlich) nicht zulässt. Auch wenn es in dieser Situation natürlich völlig legitim erscheint, so muss man sich doch fragen, ob man sowas per Gesetz regeln könnte und welche Konsequenzen das hätte. Das der Pilot menschlich eine richtige Entscheidung getroffen hat, steht außer Frage. Denn er hat nur ein kurzes Zeitfenster und muss sich zwischen 70.000 und 70.146 toten entscheiden.


    Der Unterschied zwischen dem Trolley-Problem und dem Terrordilemma ist für mich eben…

    • dass beim Trolley-Problem weniger Menschen gestorben wären, die aber ansonsten weitergelebt hätten.
    • dass beim Terrordilemma Leute umkommen mussten, die zu 95% (man verzeihe mir die aus der Luft gegriffene Prozentzahl) auch so fünf Minuten später umgekommen wären.

    Das macht für mich den Unterschied, weshalb die Frage für mich beispielsweise offener ist, ob man bei einer Weichenstellung wirklich richtig handeln würde. Das ist für mich eben Abwägen, wo mein moralisches Dilemma beginnt.

    Der Fall zeigt für mich, dass man eben hier nicht jeden Fall gleichbehandeln kann. Es war, sofern ich das richtig in Erinnerung habe, "fünf vor zwölf" - und dass es innerhalb des Flugzeugs einen Aufstand gab, war dem Piloten zu dem Zeitpunkt ebenfalls nicht bekannt. Nach seinem Kenntnisstand waren die Menschen quasi schon tot. Seine teils fragwürdigen Ansichten, die er bei seinen Aussagen offenbarte, fallen da nicht ins Gewicht.

    Okay, er ist dem Gesetz nach dennoch straffällig geworden, dennoch hat er sich auch in meinen Augen aus seiner subjektiven Sicht richtig entschieden. Zwischen Wortklauberei und Definition erwische ich mich halt auch immer wieder bei der Frage, ob die Menschen im Stadion bei Nichthandlung nicht auch irgendwie zum Objekt geworden wären…

  7. #46
    Jonny Knox Jonny Knox ist offline
    Avatar von Jonny Knox

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Suleyman der Prächtige Beitrag anzeigen
    Wenn man nichts tut hat man noch mehr Menschenleben auf dem Gewissen. Wie ist das zu vereinbaren? Hauptsache sich nicht die Hände schmutzig machen, dass dafür dann eben mal 70.000 mehr drauf gehen ist egal, mein Gewissen ist rein. Sowas ist purer Egoismus.
    Es lassen sich, wie man in diesem Thread ja sieht, vortrefflich genug Gründe für beide Handlungen finden (abschießen oder escsein lassen), die nichts mit Egoismus tun haben. Die Frage, die sich stellt ist, welche Konsequenz man eher bereit ist zu tragen: die strafrechtliche oder die - möglicherweise - Gewissen plagende.

    Und da strafrechtlich im Falle des Abschusses kaum eine relevante Konsequenz zu erwarten wäre (schuldig ja, Bestrafung eher nicht), könnte man sogar argumentieren, das eher der Abschuss die egoistischer Handlung wäre. ;-)

    Oder gehst du davon aus, dass der Pilot sonderlich glücklich werden würde, wenn er das Flugzeug ins Stadion krachen lässt, nur weil er dann juristisch nichts zu befürchten hätte?

  8. #47
    HardAndSoft HardAndSoft ist offline
    Avatar von HardAndSoft

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Suleyman der Prächtige Beitrag anzeigen
    Jeder humanitäre Mensch, der klar denken kann hätte diesen Abschuss veranlasst.
    Dem widerspreche ich entschieden. Nicht jeder brächte es über sich, 250 unschuldige Menschen grausam zu ermorden.

    Hierzu möchte ich etwas ausholen. Ich stamme noch aus einer Generation, in der der Wehrdienst zwangsweise zur Bürgerpflicht gehörte. Wer das nicht wollte, der durfte einen Ersatzdienst absolvieren, der (zu Abschreckungszwecken) etwa anderthalbmal so lang wie der Wehrdienst dauerte. Außerdem gab es eine schriftliche Gewissensprüfung, bei der man ganz genau begründen musste, warum der Dienst an der Waffe nicht in Frage kam. Ich selbst begründete auf 8 Seiten, warum ich als Pazifist nicht in der Lage bin, außerhalb einer persönlichen Notwehrsituation jemand anderen umzubringen.

    Und genau das würde mich (und hoffentlich auch viele, humanistisch denkende andere davon abhalten, auf das Flugzeug zu schießen.
    Man muss sich das einmal vorstellen: 250 Menschen, Männer, Frauen und Kinder. Und die sterben beileibe keinen einfachen Tod. So ein Geschoss reißt erst mal die Bordwand auf und lässt alles, was nicht gesichert bzw. angeschnallt ist, in die Tiefe. Die Menschen stürzen minutenlang in den Tod und hinterlassen hässliche rote Flecken auf dem Boden. Der Rest wird vielleicht von umherfliegenden Splittern getroffen, am Hals, im Auge, an allen Körperteilen, und beendet sein Leben unter größten Qualen. Wieder andere sind noch am Sitz festgeschnallt und starren fassungslos auf das Kampfflugzeug, bevor sie in den Flammen des ausgelaufenen Kerosins geröstet werden.

    Es gibt keinen "sauberen, schmerzlosen Abschuss".

    Wer von denjenigen, die die 250 Passagiere ermorden würde, würde dies auch tun, wenn er dazu jedem einzelnen ein Messer in die Brust rammen müsste? Der Grausamkeitsfaktor ist derselbe wie beim reinen Abschuss.

  9. #48
    frable frable ist offline
    Avatar von frable

    AW: Das Terrordilemma

    Ich gehe sogar soweit und stelle es außer Frage das der Pilot rational richtig handelt, wenn er die Maschine abschießt. Schießt er sie nicht ab und lässt sie ins Stadion krachen, dann gibt es auf jeden Fall mehr tote. Das betrachte ich fast als indiskutabel; wobei ich den Menschen nicht verurteilen würde, wenn er nicht schießen würde. Nicht jeder kann das mit seinem Gewissen vereinbaren. Womit ich eben nur nicht konform gehen kann ist zum einen die Forderung nach einer gesetzlichen Weichenstellung und/oder die Forderung nach gar keinen Urteil. Besonders den rechtlichen Rahmen kann man nicht nur auf diesen Fall beziehen. Da mache ich einen ganz klaren Unterschied. Insgesamt wären die Folgen weitaus größer und das sollte man immer mit beachten .

  10. #49
    HardAndSoft HardAndSoft ist offline
    Avatar von HardAndSoft

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat frable Beitrag anzeigen
    Besonders den rechtlichen Rahmen kann man nicht nur auf diesen Fall beziehen. Da mache ich einen ganz klaren Unterschied.
    Warum nicht? Was sollen Gesetze, wenn man sie in genau den Situationen, für die sie gemacht sind, nicht beachtet?
    Die Menschenwürde ist gerade zur Verhinderung solcher Abwägungen ins Grundgesetz geschrieben worden.

    Die Pro-Abschuss-Beiträge hier finden unisono: Der Zweck heiligt die Mittel.
    Die Erschaffer des Grundgesetzes kamen gerade aus einer Zeit, in der der Zweck alle Mittel heiligte.
    Daher wurde im Artikel 1 des Grundgesetzes die Menschenwürde festgeschrieben, um für ein und alle Mal klarzustellen, dass "der Zweck heiligt die Mittel" nicht in Bezug auf Menschen gelten kann. Der hier vorliegende Fall ist gerade der, für den Artikel 1 geschrieben wurde.

  11. #50
    frable frable ist offline
    Avatar von frable

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat HardAndSoft Beitrag anzeigen
    Warum nicht? Was sollen Gesetze, wenn man sie in genau den Situationen, für die sie gemacht sind, nicht beachtet?
    Die Menschenwürde ist gerade zur Verhinderung solcher Abwägungen ins Grundgesetz geschrieben worden.

    Die Pro-Abschuss-Beiträge hier finden unisono: Der Zweck heiligt die Mittel.
    Die Erschaffer des Grundgesetzes kamen gerade aus einer Zeit, in der der Zweck alle Mittel heiligte.
    Daher wurde im Artikel 1 des Grundgesetzes die Menschenwürde festgeschrieben, um für ein und alle Mal klarzustellen, dass "der Zweck heiligt die Mittel" nicht in Bezug auf Menschen gelten kann. Der hier vorliegende Fall ist gerade der, für den Artikel 1 geschrieben wurde.
    Eben das schrieb ich ja zuvor und das war auch mit diesen Satz gemeint. Du hast es genau umgekehrt aufgefasst, als ich es gemeint habe . Man kann in diesem Fall keine Ausnahme machen. Wenn man nämlich den rechtlichen Rahmen hier ändert, wirkt sich das auf unser gesamtes Recht aus. Die Anmerkung ging eben an jeden Leute. Man kann hier nicht nur stumpf auf diesen einen Fall schauen und sagen, hier geht das rechtlich in Ordnung.

  12. #51
    Cao Cao

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat HardAndSoft Beitrag anzeigen
    Man muss sich von der Vorstellung lösen, dass es auf alles eine Antwort gibt. Die in Art. 1 festgelegte Menschenwürde, also das Fundament des Grundgesetzes, verbietet die Aufrechnung von Menschenleben. Damit ist ein Abschuss tabu.
    Das zeigt doch nur auf, das man sich mit dem Grundgesetz bei wirklich entscheidenden und notwendigen Punkten selbst blockiert.
    Dieses Grundgesetz stellt diesem Fall eine Behinderung dar, nicht weil es verhindern soll das man unschuldige Menschen tötet, sondern weil man andere sterben lässt.


    Zitat Eisuke261990 Beitrag anzeigen
    Ich bin selber einer, der extrem aufs Gesetz und das Recht pocht ... aber Von Schirach wollte eben mit seinem Stück aufzeigen, dass man nicht immer anhand von "Gesetzen" entscheiden kann. Das Volk z.B. hat ja in der Abstimmung den Abschuss des Majors toleriert.

    Dessen stimme ich vollkommen zu. Es ist wichtig die Gesetze zu achten, und auch einzuhalten. Allerdings nur wenn es Alternativen gibt. Gibt es keine Alternativen, haben wir ein Problem. Dann sollte man vielleicht wirklich daran arbeiten ein Flugzeug so zu konstruieren das man sie fernsteuern kann, und somit zumindest die Todesopfer nur auf die Innsassen zu beschränken, oder evtl. doch noch zu retten-

    Ich finde im oben genannten Fall nur das Problem, das der Soldat entgegen des Befehls seiner Vorgesetzten gehandelt hat. Zumindest dafür sollte er geradestehen.
    Für das abschießen des Flugzeuges sollte er natürlich auch verurteilt werden, allerdings unter Berücksichtung der Situation.

    Zitat Eisuke261990 Beitrag anzeigen
    Denn die Diskussion will eher keine sachliche Behandlung, sie will eher eine "menschliche" und kritische Behandlung.
    Das denke ich mal auch, allerdings scheint es hier kein Richtig oder falsch zu geben.
    Zitat HardAndSoft Beitrag anzeigen
    Es gibt keinen "sauberen, schmerzlosen Abschuss".
    Kommt drauf an, mit was man das Flugzeug trifft, aber es stimmt. Schmerlos ist daran sicherlich nichts. Die meisten werden mit Glück beim Einschuss aber noch ohnmächtig, bevor die diese paar Sekunden der Todesqualen noch auch sich nehmen werden.
    Allerdings wird in einer solchen Situation wohl kaum Zeit sein sich gedanklich darin zu vertiefen, sondern wird sich im Nachhinein erst dessen bewusst.

    Egal für was man sich hier entscheidet. Es wird eklig. Ich will nicht im Flugzeug stecken, und ich will nicht im Stadion sein.
    Ich will auch nicht derjenige sein der die Leute kennt, oder der Pilot der das Flugzeug abschießt.
    Als Passagier der eine Geisel des IS ist, weiß ich aber: Ich komme hier nicht mehr lebend raus.

  13. #52
    Krankfried Krankfried ist offline
    Avatar von Krankfried

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat HardAndSoft Beitrag anzeigen
    Warum nicht? Was sollen Gesetze, wenn man sie in genau den Situationen, für die sie gemacht sind, nicht beachtet?
    Die Menschenwürde ist gerade zur Verhinderung solcher Abwägungen ins Grundgesetz geschrieben worden.

    Die Pro-Abschuss-Beiträge hier finden unisono: Der Zweck heiligt die Mittel.
    Die Erschaffer des Grundgesetzes kamen gerade aus einer Zeit, in der der Zweck alle Mittel heiligte.
    Daher wurde im Artikel 1 des Grundgesetzes die Menschenwürde festgeschrieben, um für ein und alle Mal klarzustellen, dass "der Zweck heiligt die Mittel" nicht in Bezug auf Menschen gelten kann. Der hier vorliegende Fall ist gerade der, für den Artikel 1 geschrieben wurde.
    Du willst doch nicht die Zeit der Massenerschießungen und KZs mit "Lasse ich 70000 Menschen sterben oder nicht" vergleichen?

  14. #53
    HardAndSoft HardAndSoft ist offline
    Avatar von HardAndSoft

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Krankfried Beitrag anzeigen
    Du willst doch nicht die Zeit der Massenerschießungen und KZs mit "Lasse ich 70000 Menschen sterben oder nicht" vergleichen?
    Den Vergleich hast Du gerade gezogen. Ich habe nur den Hintergrund der Schaffung des Art. 1 erklärt.
    Schade, dass Du nun mit der umgekehrten Nazikeule ankommst, anstatt Dich mit meinen Argumenten auseinander zu setzen.

  15. #54
    Krankfried Krankfried ist offline
    Avatar von Krankfried

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat HardAndSoft Beitrag anzeigen
    Den Vergleich hast Du gerade gezogen. Ich habe nur den Hintergrund der Schaffung des Art. 1 erklärt.
    Schade, dass Du nun mit der umgekehrten Nazikeule ankommst, anstatt Dich mit meinen Argumenten auseinander zu setzen.
    Die "Zeit, in der der Zweck alle Mittel heiligte", bezog sich dann auf was?

    Und solange dein "Argument" "A-Aber Menschenwürde" lautet, ist es mir nicht wert, einen Buchstaben daran zu verlieren.

  16. #55
    HardAndSoft HardAndSoft ist offline
    Avatar von HardAndSoft

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Krankfried Beitrag anzeigen

    Und solange dein "Argument" "A-Aber Menschenwürde" lautet, ist es mir nicht wert, einen Buchstaben daran zu verlieren.
    So lange Dein Argument nur in numerischen Vergleichen besteht, sehe ich das genau so.

  17. #56
    Krankfried Krankfried ist offline
    Avatar von Krankfried

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat HardAndSoft Beitrag anzeigen
    So lange Dein Argument nur in numerischen Vergleichen besteht, sehe ich das genau so.
    Ja, mein Argument besteht in numerischen Vergleichen. Wenn bei einem Autounfall eine Person stirbt, ist das eben so und kommt auf unseren Straßen leider hunderte Male im Jahr vor, bei dutzenden Toten ist es eine Tragödie. Man braucht nicht so tun, als ob das numerische Verhältnis da keine Rolle spielt.

    Vielleicht haben mich die letzten zwei Jahre da zum Zyniker gemacht, aber das ist nun einmal mein Standpunkt. Und, um da die Parallele zum aktuellen Fall herzustellen, ist das, wie wenn ein Arzt im Triagefall eine blaue Plakette (Kategorie IV, keine Behandlungspriorität) ausstellt und sich um die kümmert, bei denen noch Hoffnung besteht - mit dem kleinen Unterschied natürlich, dass das gesetzlich gedeckt ist.

  18. #57
    frable frable ist offline
    Avatar von frable

    AW: Das Terrordilemma

    Übrigens, dass Grundgesetz sowie andere Gesetze sollen durchaus auch einschränkenden Charakter haben. Das ist der Sinn dahinter, damit der Staat oder auch das Individuum eben nicht machen kann was er will! Manches soll ja ganz bewusst blockiert werden, so auch die Folter o.ä. durch den Staat. Dazu gehört dann eben auch so ein Fall, auch wenn es in diesem Punkt vielleicht nicht 'richtig' erscheinen mag. Man bedenke das alles zusammen hängt.

  19. #58
    HardAndSoft HardAndSoft ist offline
    Avatar von HardAndSoft

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Krankfried Beitrag anzeigen
    Ja, mein Argument besteht in numerischen Vergleichen. Wenn bei einem Autounfall eine Person stirbt, ist das eben so und kommt auf unseren Straßen leider hunderte Male im Jahr vor, bei dutzenden Toten ist es eine Tragödie. Man braucht nicht so tun, als ob das numerische Verhältnis da keine Rolle spielt.

    Vielleicht haben mich die letzten zwei Jahre da zum Zyniker gemacht, aber das ist nun einmal mein Standpunkt. Und, um da die Parallele zum aktuellen Fall herzustellen, ist das, wie wenn ein Arzt im Triagefall eine blaue Plakette (Kategorie IV, keine Behandlungspriorität) ausstellt und sich um die kümmert, bei denen noch Hoffnung besteht - mit dem kleinen Unterschied natürlich, dass das gesetzlich gedeckt ist.
    Ich kann Dir hier überhaupt nicht folgen, was ein Unfall mit einer gezielten Tötung zu tun hat.
    Vergleichst Du allen Ernstes die gezielte Tötung von unschuldigen Menschen mit einer ärztlichen Beurteilung, wie schwer jemand verletzt ist?
    Oder versuchst Du bei den Opfern der Tötung ein "selbst schuld, shit happens" herbeizureden?

    Ich denke, die gesamte Diskussion rührt einzig daher, weil es heutzutage so einfach ist, per Knopfdruck viele Menschenleben auszulöschen. Man muss das Leid der Getöteten nicht sehen, muss ihnen nicht in die Augen schauen wenn das Leben langsam aus ihnen schwindet.

    Aus diesem Thread wurde mir klar: Die meisten würden nicht zögern, 250 Leute mit einer Luft-Luft-Rakete zu töten. Wenn man ihnen nur erzählen würde, es sei für einen guten Zweck.
    Wie sieht es aber aus, wenn man die 250 Personen erschießen müsste?
    Erschlagen?
    Vergasen?
    Erwürgen?
    Ertränken?
    Verbrennen?

    Für die getöteten ändert die Todesart nicht das geringste.
    Aber für uns - wir machen uns erst dann wirklich Gedanken um andere, wenn wir das Leid sehen müssen, das wir anrichten.
    Objektiv bleibt es dasselbe Leid; ob wir es sehen oder nicht.

    Also: Es ist und bleibt rechtlich und moralisch verwerflich.

  20. #59
    Krankfried Krankfried ist offline
    Avatar von Krankfried

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat HardAndSoft Beitrag anzeigen
    Ich kann Dir hier überhaupt nicht folgen, was ein Unfall mit einer gezielten Tötung zu tun hat.
    Vergleichst Du allen Ernstes die gezielte Tötung von unschuldigen Menschen mit einer ärztlichen Beurteilung, wie schwer jemand verletzt ist?
    Oder versuchst Du bei den Opfern der Tötung ein "selbst schuld, shit happens" herbeizureden?

    Ich denke, die gesamte Diskussion rührt einzig daher, weil es heutzutage so einfach ist, per Knopfdruck viele Menschenleben auszulöschen. Man muss das Leid der Getöteten nicht sehen, muss ihnen nicht in die Augen schauen wenn das Leben langsam aus ihnen schwindet.
    Wenn die Alternative lauten würde "250 Leute mit der bloßen Hand erwürgen, um 70.000 zu retten" - wie viele würden sich das noch zutrauen? Aber ein Knöpfchen drücken, was ist da schon dabei? Da kann man doch ruhig mal zum Massenmörder werden - man muss sich das Sterben ja nicht selbst anschauen. Ändert nur für die Getöteten nicht das geringste.
    Zu erstens, ja das will ich. Der Arzt entscheidet auch willentlich, Leute dem sicheren Tod zu überlassen, damit der Rest überlebt, er stellt das Leben anderer über das der Schwerstverletzten, und würde nach deiner Argumentation deren Menschenwürde untergraben. Er kann das auch sehr einfach tun, indem er sagt "Nein, da machen wir nichts", das ist so einfach wie einen Knopf zu drücken. So ein Härtefall ist gesetzlich gedeckt und auch da schon eine gewaltige psychische Belastung, tut aber im Vergleich nichts zur Sache, weil das "eigenhändig 250 Menschen erwürgen" in beiden Fällen nicht vorkommt.

    Zu zweitens, ja, shit happens. Wenn ein halbstarker Jugendlicher mit seinem superkrassen BMW unvorsichtig fährt, an einer Kreuzung einen Van abschießt, in dem gerade ein dreifacher Familienvater mit seiner Gattin nach Hause fährt und drei Kinder im Volksschulalter dadurch zu Vollwaisen macht, ist das eben so, das kann man nicht mehr ändern. Sicherlich besteht die Möglichkeit, in Prävention zu investieren, mehr verpflichtende Ausbildung einzuführen, psychologische Gespräche, was weiß denn ich. Umgekehrt gibt es heute an Flughäfen beinahe wasserdichte Vorkehrungen, aber findige Halunken, die etwas durchschmuggeln, kann man natürlich nie ganz ausschließen.

  21. #60
    HardAndSoft HardAndSoft ist offline
    Avatar von HardAndSoft

    AW: Das Terrordilemma

    Zitat Krankfried Beitrag anzeigen
    Zu erstens, ja das will ich. Der Arzt entscheidet auch willentlich, Leute dem sicheren Tod zu überlassen, damit der Rest überlebt, er stellt das Leben anderer über das der Schwerstverletzten, und würde nach deiner Argumentation deren Menschenwürde untergraben. Er kann das auch sehr einfach tun, indem er sagt "Nein, da machen wir nichts", das ist so einfach wie einen Knopf zu drücken. So ein Härtefall ist gesetzlich gedeckt und auch da schon eine gewaltige psychische Belastung, tut aber im Vergleich nichts zur Sache, weil das "eigenhändig 250 Menschen erwürgen" in beiden Fällen nicht vorkommt.

    Zu zweitens, ja, shit happens. Wenn ein halbstarker Jugendlicher mit seinem superkrassen BMW unvorsichtig fährt, an einer Kreuzung einen Van abschießt, in dem gerade ein dreifacher Familienvater mit seiner Gattin nach Hause fährt und drei Kinder im Volksschulalter dadurch zu Vollwaisen macht, ist das eben so, das kann man nicht mehr ändern. Sicherlich besteht die Möglichkeit, in Prävention zu investieren, mehr verpflichtende Ausbildung einzuführen, psychologische Gespräche, was weiß denn ich. Umgekehrt gibt es heute an Flughäfen beinahe wasserdichte Vorkehrungen, aber findige Halunken, die etwas durchschmuggeln, kann man natürlich nie ganz ausschließen.
    Du weißt aber schon, dass das Grundgesetz (und somit auch Art. 1) erst Mal nur den Staat und seine Behörden bindet? Daher ist der Kampfpilot als Teil der Exekutive an das Grundgesetz unmittelbar gebunden. Der Arzt hingegen nicht.

    Damit wäre es beispielsweise auch kein Problem der Menschenwürde, wenn ein Stadionbesucher zufällig eine Bazooka dabei hätte, mit der er das Flugzeug abschießt. Das wäre ein rein strafrechtliches Problem, bei dem es tatsächlich auf entschuldigenden Notstand rauslaufen könnte (mal abgesehen davon, dass die Bazooka eventuell rechtswidrig mitgeführt würde).
    Und zwischen absichtlicher Tötung im Dienst (Pilot) und ärztlicher Beurteilung liegen schon ein paar kleine Unterschiede.

    Und bei einem Unfall gibt es im Regelfall keinen, der willentlich über Leben und Tod entscheidet (wenn man mal Selbstmörder außer Acht lässt). Schlimmer hinken kann ein Vergleich kaum.

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