Thema: Brexit oder Großbritannien weiter in der EU?

Nun kommt der Fleisch Notstand.

Fleischer wissen nicht wohin mit ihren Schweinen, weil die Fleischer fehlen.

Bald heißt es vielleicht:

Mr. Johnson, open the Border, open These Gates!

Johnson unter Druck

Während der Brexit die Wirtschaft des Königreichs immer stärker belastet, wurde Premier Boris Johnson bisher grundsätzlich nicht in Frage gestellt.

Das hat sich diese Woche geändert. Rechtzeitig zur Vorweihnachtszeit sind Videos geleakt, die in der Vorweihnachtszeit 2020 aufgenommen wurden und Weihnachtsparties des engsten Mitarbeiterstabes von Johnson zeigen. Während das ganze Land im Lockdown war und die Briten ihre Familien zu Weihnachten nicht besuchen durften, feierte das Personal des Premierministers Wichtel-Parties ohne jegliche Corona-Einschränkungen. Die damalige Pressesprecherin Johnsons scheint sogar das britische Volk auszulachen, indem sie vor laufender Kamera scherzend erläutert, wie sie eine derartige Party vor der Öffentlichkeit mit Lügen rechtfertigen würde. Pressesprecherin Stratton trat nach Veröffentlichung des Videos zurück.

Johnson, der gezielt nach solchen Parties gefragt wurde, hatte diese Feiern stets dementiert.

https://rp-online.de/politik/ausland...r_aid-64507301

Was muss noch passieren, dass dieser Typ endlich gehen muss?

ZhaoYun

Fleischer wissen nicht wohin mit ihren Schweinen, weil die Fleischer fehlen.

O.K.

Sorry was durcheinander gebracht haben. Vermutlich habe ich damals Züchter gemeint.

Leere Regale in UK ?

Nächste Woche wird es mit dem Brexit richtig ernst. Ab dann tritt die letzte Brexit-Stufe in Kraft: Import-Checks.
In diesem Jahr wurden die Export-Checks eingeführt, die Ausfuhren aus dem Königreich in die EU betreffen. Das führte bei vielen britischen Unternehmen zu Umsatzeinbussen, weil Importzölle britische Waren konkurrenzunfähig machten. Beispiel: https://www.theguardian.com/business...ver-negotiated

Ab dem 1.1. werden nun auch Importe aus der EU strikten Einfuhrkontrollen unterworfen. Pessimisten erwarten z6mindest vorübergehend Lebensmittelknappheit in britischen Supermärkten.

The benefits from Brexit

Die Universität von Sussex hat mal nachgerechnet, ob die Briten nach dem Brexit jetzt wirklich bessere Handelsverträge abgeschlossen haben. Der Abschluss von "better deals" war eine zentrale Behauptung der Befürworter.

Ergebnis: Die durch den Brexit verursachten Handelsverluste sind 178 mal so gross wie die Gewinne durch die neu abgeschlossenen Handesverträge.
Seltsam, dass die Grosskunden (EU) bessere Konditionen bekommen als Einzelkunden (GB), oder?

https://www.thelondoneconomic.com/ne...ch-300370/amp/

Tja, würde man das logisch betrachten, würden die Briten zurück kommen.

Aber wenn sollten Sie etwas ihrer früheren Sonderstellung einbüßen.

Aber die Welt tickt anders.

Dazu wird es bestimmt nicht allzu bald kommen.

Nein! Doch! Ooh!

Die aaaaarmen Briten beschweren sich, dass sie auf dem Flughafen Malaga nicht mehr durch den Durchgang für EU-Bürger dürfen. Jetzt müssen sie doch glatt an der spanischen Passkontrolle Schlange stehen. Bis zu zwei Stunden!

Und weil die Briten nicht rechtzeitig zum Abflug da waren, haben wohl Tausende Osterurlauber ihre Heimflüge verpasst.
Und das schlimmste: Die Iren durften doch glatt die Express-Abfertigung nutzen - nur, weil Irland in der EU ist! Das ist ja alles soooo ungerecht!

https://www.irishmirror.ie/news/iris...rport-26804539

Wie kommt der Brexit voran? Nicht wirklich gut.

Auf britischer Seite stehen die Lkws in Richtung Festland seit Monaten im Stau. Tagelang. Ohne Essen, Trinken, Toiletten. Um den Trucken zu helfen, wurde jetzt eine auf Katastrophenschutz spezialisierte Stiftung beauftragt. Ausser in UK sind die auch noch in der Ukraine tätig.

Warum staut es sich nicht in Frankreich, bei der Einreise nach UK ? Weil die Briten die Einfuhrkontrollen noch gar nicht eingeführt haben. Aus Angst vor Versorgungsengpässen. Die Grenzkontrollen, die ein Hauptargument für den Brexit waren ("taking back control of our borders").

https://www.mirror.co.uk/news/uk-news/t-27028421

Wie geht's eigentlich der Insel?

Sehr schlecht. Liz Truss erste Amtshandlung als Premierministerin ist es, der Wirtschaft des Landes den Todesstoss zu versetzen. Nachdem Truss richtig, richtig massive Steuersenkungen angekündigt hst (die prinzipbedingt vor allem die Reichen begünstigen), sowie eine Energiepreisbremse, die sie durch massive Neuverschuldung finanzieren will, stürzt das Land ins ökonomische Chaos.

Since finance minister Kwasi Kwarteng outlined a plan on Friday for tax cuts on top of an energy bill bailout, all funded by a huge increase in government borrowing, UK mortgage markets have frozen, pension funds have dumped gilts and corporate borrowing costs have leapt.

Die Bank of England und der Internationale Währungsfond warnen davor, dass die Umsetzung dieses Vorhabens das Land ruinieren wird. Die Premierministerin will das Vorhaben trotzdem umsetzen.

Apropos: Wer hat eigentlich den unsäglichen Ausdruck "Energiepreisbremse" erfunden? Da wird ja schliesslich gar nichts gebremst, sondern ich zahle die gestiegenen Energiekosten nicht offen über die Rechnung des Anbieters, sondern verdeckt über meine Steuern. Dadurch sinkt aber der Anreiz zum Energiesparen.

https://www.reuters.com/world/uk/imf...ig-2022-09-28/

HardAndSoft

Wie geht's eigentlich der Insel?

Sehr schlecht.

Mal eine ernst gemeinte Frage: Geht's Europa und der EU denn besser? Oder stellen wir - das Wasser beim Kinn stehend - fest, dass den anderen das Wasser bei der Unterlippe steht?

Blizzard_Black

Mal eine ernst gemeinte Frage: Geht's Europa und der EU denn besser? Oder stellen wir - das Wasser beim Kinn stehend - fest, dass den anderen das Wasser bei der Unterlippe steht?

Wir befinden uns immerhin in der EU und haben dadurch deutlich bessere Chancen, die Situation zu überstehen.
Ausserdem ist bei uns (ausser vielleicht Lindner) noch niemand auf die gloriose Idee gekommen, die mehrfach widerlegte Trickle Down Economics umzusetzen und das Land damit vollends zu ruinieren. Der Spruch "wenn man die Reichen weniger besteuert, dann rettet das die Wirtschaft" wurde von Reichen erfunden.

HardAndSoft

Wir befinden uns immerhin in der EU und haben dadurch deutlich bessere Chancen, die Situation zu überstehen.

Der Schweiz geht's aktuell deutlich besser, als der EU. Die EU ist nicht der Retter. Im Gegenteil, in der EU brodelt es - siehe Italien-Wahl. Wir haben des Weiteren eine Notenbank, die nur mit mäßig Lust zur Inflationsbekämpfung ansetzt und deren Lust zur Inflationsbekämpfung in Kürze aufgebraucht sein wird, weil ihr dann die Hände gebunden sein werden. Die ungelöste Eurokrise wird in Kürze wieder aufflammen, Deutschland als Zugpferd der EU wird mit der aktuell politisch gewollten und besiegelten Deindustrialisierung ausfallen (die Deindustrialisierung ist ja etwas, was man in Großbritannien vor Jahrzehnten schon eingeleitet hat - sehr sinnvolle Sache, nicht.) - ich sehe hier keine "deutlich besseren Chancen, die Situation zu überstehen". Im Übrigen sieht das der Markt wohl auch so - oder wieso ist der Euro so schwach geworden? Ich sehe aktuell nicht einen Grund mehr, im Euroraum und in Europa überhaupt noch etwas zu investieren, meine Investitionsquote in Europa hab ich in diesem Jahr im Rahmen meiner Möglichkeiten ordentlich reduziert. Man weiß ja schon, wen der "EU-Sozialismus" am Schluss wieder zur Kasse beten wird.

Der Spruch "wenn man die Reichen weniger besteuert, dann rettet das die Wirtschaft" wurde von Reichen erfunden.

Das Problem in England ist doch viel eher: Geldpolitik und Fiskalpolitik laufen gerade auseinander. Das kann und wird nicht gut gehen - in Deutschland und Europa macht man es doch ähnlich. Wie soll denn die Gaspreisbremse und Co finanziert werden? Durch Neuverschuldung, nicht durch Kürzung der Ausgaben in anderen Bereichen. In inflationären Zeiten noch staatlich stimulieren - klingt sehr sinnvoll.

Liz Truss muss zurückrudern:

Nachdem die reine Ankündigung ihrer Steuerpläne schon das Land an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat, wird sie diese nun doch nicht umsetzen.
Insbesondere geht es um die Kappung des Spitzensteuersatzes von 45%. Dessen Abschaffung hätte die Insel 45 Milliarden Pfund gekostet, die im Haushalt nicht finanzierbar sind. Selbst die Spitzenpolitiker ihrer eigenen Partei wollten diese Maßnahme nicht mittragen.

https://www.theguardian.com/politics...eng-chancellor

Kabumm

Die britischen Konservativen zerlegen sich live selbst. Premierministerin Liz Truss musste gerade ihren Finanzminister als Bauernopfer entlassen. Zuvor hatte sie mit der Ankündigung ihrer Steuerpläne das Land an den Rand des finanziellen Kollaps gebracht. Die Notenbank musste zwei Mal in den letzten Tagen massiv in den Markt eingreifen, um zu verhindern, dass sich die Gelder der Pensionsfonds (eine Art Betriebsrente) in Luft auflösen.
https://www.reuters.com/business/fin...le-2022-10-15/

Jetzt ist Innenministerin Braverman in Folge einer E-Mail-Affäre zurückgetreten und hat beim Abschied noch mal ordentlich nachgetreten. Die ultrakonservative Tochter indischstämmiger Einwanderer lehnt jegliche Einwanderung nach UK strikt ab und wirft der Premierministerin vor, sie täte nicht genug um Einwanderung nach UK zu stoppen.

Eine heutige Abstimmung über Fracking in GB (die Premierministerin will es) ist dann noch vollends ausser Kontrolle geraten. Konservative, die sich enthalten wollten, seien teilweise mit körperlicher Gewalt von Kollegen zur Abstimmung gezwungen worden (wtf ?).
Die Schotten rufen angesichts dieser Szenen nach landesweiten Neuwahlen. Das Land fällt immer mehr auseinander. Selbst die BBC, die unter Boris Johnson zum Hofberichterstatter der Regierungspartei umgekrempelt wurde, konnte diese Szenen nicht mehr ignorieren und berichtet darüber:
https://www.bbc.com/news/live/uk-politics-63309400

Tja, das war's.

Liz Truss schmeißt das Handtuch nach nur sechs Wochen. Nächste Woche Freitag gibt's dann den nächsten Wegwerf-Premier aus den Reihen der Konservativen. Der muss sich erstmalig bei König Charles vorstellen. Die besten Chancen auf das Amt hat ausgerechnet - Boris Johnson.

https://www.bbc.co.uk/news/uk-62750866

Die Briten hatten, typisch britisch, schon vorige Woche gewettet, wann Truss zurücktritt. Der Daily Star hatte am Freitag einen Livestream eines Kopfsalats gestartet. Daneben ein Schild: "Hält sich der Salat länger als Liz Truss?" Der Salat hat gewonnen.

Bitte erkläre mir, wie Boris Johnson nachdem er wegen Skandalen zurücktreten musste nach 6 Wochen Auszeit, wieder gute Chancen hat?

ZhaoYun

Bitte erkläre mir, wie Boris Johnson nachdem er wegen Skandalen zurücktreten musste nach 6 Wochen Auszeit, wieder gute Chancen hat?

Das ist wie bei Friedrich Merz: Niemand mag ihn, aber er hat einige einflussreiche Fürsprecher in der Partei. Die Konkurrenten nicht. Und man mag sagen was man will: Boris hat einen gewissen Charme und Unterhaltungswert, während er Dich von vorn bis hinten belügt.

Trotzdem ist das doch völlig bescheuert.

Er ist vor 6 wochen gegangen.

Er wurde praktisch rausgeworfen.



Zudem ist das der 2. Regierungswechsel in 2. monaten.

Das ruft nach Neuwahlen oder wenigstens eine andere Personalie.

Hoffentlich ist die Italienische Regierung genauso verlässlich.