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Das Problem begann für mich bereits in der ersten Folge, die mit diesen etwas seltsamen Erzählstil auf sich aufmerksam machte. Grundsätzlich finde ich solche experimentellen Herangehensweisen ja durchaus lobenswert, aber die ständigen Zeitwechsel machten es doch recht anstrengend der Handlung zu folgen. In einer späteren Folge hätte mich das vielleicht weniger gestört, aber zur ersten Folge einer Staffel habe ich meist genug damit zu tun mich allgemein an die letzten Vorkommnisse zu erinnern, sodass ich mir hier etwas Geradlinigkeit gewünscht hätte.
Grundsätzlich fand ich es ganz angenehm mal wieder eine Kampagne gegen Zombies zu sehen, doch leider wurde sie nur dazu missbraucht die Wolves total zu versauen. Diese gegnerische Gruppe wurde ja nun wirklich über viele Folgen hinweg unterschwellig als neuer Feind aufgebaut...über zig Folgen hinweg haben immer wieder verschiedene Überlebende Leichen mit dem W auf der Stirn gefunden, Morgan hatte bereits eine Konfrontation mit ihnen usw. Ich hatte fest damit gerechnet hier einen größeren, bedrohlichen Feind vor mir zu haben, aber schlussendlich war es leider nur eine Bande von Wilden, die ohne jegliche Hintergründe und Vorwarnung in Alexandria einfielen und die Person, mit der Morgan seine Auseinandersetzung hatte, war bereits ihr eher unspektakulärer Anführer. Ich hatte ja die Hoffnung, dass dies schon die Gruppe des umjubelten Gegenspielers Negan sein würde, aber da hatte ich mich wohl getäuscht. So gab es nur ein weiteres sinnloses Schlachtfest, dessen einziges positives Element die Abwesenheit der stärksten Kämpfer war, sodass die B-Charaktere mal zeigen durften, was in ihnen steckt. Schade.
In der Folge passierte dann das Unausweichliche: Alexandria wurde von Zombies überrannt. Wie schon beim Konflikt mit den Wolves bediente sich die Serie wieder eines alten Elements: Sie führt Personen ein, nur um sie direkt danach wieder sterben zu lassen. Ich glaube in der gesamten Staffel ist niemand gestorben, der vor Alexandria irgendeine Relevanz hatte. Die Autoren haben sich mit diesem kleinen Dörfchen einfach vor allem ein schier unerschöpfliches Reservoir an unkreditierten und C-Charakteren geschaffen, die sie nach Herzenslust den Bösen und den Zombies vor die Flinte werfen konnten. Wirklich nennenswert war wohl lediglich das Ableben der Anderson-Familie, aber auch hier war es schon eine Folge später so als hätte diese Familie nie existiert. Rick hat der Tod seiner Flamme scheinbar nicht so hart getroffen, nicht mal eine kurze Trauerphase hat es gegeben, sieht man einmal davon ab, dass Carol einen Keks auf das Grab des nervtötenden Sam gelegt hat (überhaupt sind praktisch alle Kindercharaktere in dieser Serie kaum zu ertragen). Selbst Deanna hat nach ihrem Tod mehr Aufmerksamkeit bekommen und die sah schon zu Lebzeiten wie ein Untoter aus. Aber die Szene, in der die gesamte Crew die Zombies da niedergemäht hat, war die beste der ganzen Staffel. Okay, sie war natürlich ziemlich stumpfsinnig und wenig realistisch, aber sehr cool! :>
Rick hat daraufhin dann Michonne zu der Seinen gemacht, das war wiederum weniger cool. Ich finde es zwar grundsätzlich gut, dass Michonne immer mehr Emotionen entwickelt und stärker in die Gruppe eingebunden ist, aber im Endeffekt ging mir das dann doch zu schnell und war vor allem so unnötig.
Den Preis für die dämlichste Szene der Staffel verleihe ich überraschend nicht an die Glenn-Nicholas-Mullcontainer-Szene, sondern an die Szene mit Maggie und den grünen Luftballons. Es ist natürlich vollkommen einleuchtend, dass durch die Luft fliegende grüne Luftballons bedeuten, dass Glenn am Leben ist. Es kann ja gar nicht anders sein! Mal ernsthaft, ich hätte ihre Freude ja verstanden, wenn sie auf den Riddler gewartet hätte, aber so war das einfach nur sagenhaft sinnbefreit. Überhaupt finde ich Maggie immer nerviger.
Sehr gut gefallen hat mir die Folge, die Hintergrundinformationen zu Morgan geliefert hat – schade nur, dass der am Ende der vorigen Staffel andeutete Konflikt zwischen Morgan und Rick nicht in dieser Form ausgebrochen ist, sondern man stattdessen Carol dafür genommen hat. Und die Dame hat sich tatsächlich mal wieder selbst übertroffen. Sie war vor dieser Staffel schon für mich der unsympathischste Charakter und ist wirklich noch schlimmer geworden. Aber ja, zwischen kategorisch menschenfeindlichem Verhalten, Weinerlichkeit und einfach nur dämlichem Verhalten befindet sich ein schmaler Grat! Carols Charakterentwicklung ist dadurch nicht nur bescheuert gewesen, sondern auch äußerst inkonsequent. Auch ihre Beweggründe im Dialog mit Morgan sind einfach auf keine Weise nachvollziehbar. Aber Hauptsache einfach mal wieder davonrennen und haufenweise Leute in Gefahr bringen, warum auch nicht. Ganz ehrlich, der namenlose Savior, der am Ende ein paar Mal auf sie schießt als sie am Boden liegt, kriegt den Preis als Held dieser Staffel. He just should have finished the job :<
Achja, die Saviors gab es ja auch noch. Sorry, aber da wurden die Wolves doch deutlich atmosphärischer und bedrohlicher eingeführt. Überhaupt, was soll das? Zwei verschiedene böse Gruppierungen in einer Staffel? Hat man sonst gar keine Ideen mehr? Irgendwie kam es mir auch so vor als wären die Saviors ziemlich schwach dargestellt worden. Bis kurz vor dem Ende der Staffel hatten Ricks Leute ja keine größeren Probleme mit ihren Gegnern. Erst in der letzten Folge wendete sich das Blatt denn, die ganzen Straßensperren waren schon eindrucksvoll und Negan mal sehr feierlich:
"Hi. You're Rick, right? I'm Negan. And I do not appreciate you killing my men. Also, when I sent my people to kill your people for killing my people... you killed more of my people. Not cool. Not cool. You have no idea how not cool that shit is, but I think you're going to be up to speed shortly. Yeah... you are so going to regret crossing me in a few minutes. Yes, you are."
Mir fällt spontan kein böser Seriencharakter mit einem cooleren Erstauftritt ein, einmal abgesehen von Moriarty in Sherlock <3
Offen bleibt natürlich für welches Opfer sich Negan am Ende entschieden hat, wobei ich irgendwie denke, dass er bzw. die Serie einen bleibenderen Eindruck hinterlassen hätte, wenn das Opfer noch kurz gezeigt worden wäre (ohne Reaktionen der anderen) als mit diesem Cliffhanger. Aber schauen wir doch mal wen Negan sich ausgesucht haben könnte:
Rick? Wohl eher nicht. Man kann dem Anführer schlecht eine Lektion erteilen, indem man ihn tötet. Rick hat mich in dieser Staffel überraschenderweise auch gar nicht so sehr genervt. Naja, und er wird sowieso weiterleben.
Carl? Eher unwahrscheinlich. Carl hat ja in dieser Staffel bereits sein Auge verloren, das wäre irgendwie leicht sinnlos, wenn man ihn nun ganz tötet – zumal dieses Geschehnis irgendwie bislang auch keine Auswirkungen gehabt zu haben schien. Weder auf Rick, noch auf Carl selbst. Ihn zu verstümmeln um ihn dann kurz darauf ganz zu töten, wäre überflüssig.
Michonne? Würde ich für möglich halten, wenn Negan von der Beziehung zwischen ihr und Rick wüsste. Aber ich glaube, das weiß er nicht und so fehlt ihm ein besonderer Grund sie auszuwählen.
Daryl? Ähnlich wie Carl ist er schon in einem körperlich sehr angeschlagenen Zustand und dürfte Negan in absehbarer Zeit kaum Probleme machen. Außerdem wird Daryl auf lange Sicht garantiert noch seine Privatfehde mit Dwight ausfechten dürfen. Ich meine...der Typ hat schließlich seinen Crossbow UND sein Motorrad geklaut!
Maggie? Eher nicht, weil Negan sich schon ausführlich mit ihr beschäftigt hat und laut darüber nachgedacht hat sie zu wählen. Ebenso sollte sie wegen der lästigen Schwangerschaftsgeschichte keine Kandidatin sein.
Glenn? Gut möglich, er ist schließlich das Opfer im Comic. Aber auch hier wurde es für mich fast schon etwas zu plakativ dargestellt mit seinem Ausbruch zuvor. Glenn hatte bereits seine Aufmerksamkeit in dieser Szene, das macht es eher unwahrscheinlich, dass er das Opfer ist.
Eugene? Kann sein. Allerdings hat man in der gleichen Staffel bereits mit Denise (hat Tara eigentlich jemals auf ihren Tod reagiert?) eine ähnliche lebensunfähige Person, die versucht hat sich steigern, sterben lassen. Eugene hat sich gegen Ende der Staffel erstmals sinnvoll eingebracht, aber insgesamt ist er zulange dabei und seine Taten noch nicht heldenhaft genug gewesen um seine Entwicklung hier zu stoppen.
Sasha? Nicht ausgeschlossen. Nachdem in der letzten Staffel ja so ein Drama um sie gemacht wurde und sie sich chrakterlich auch weiterentwickelt hat, wurde sie in dieser Staffel ja leider ziemlich stiefmütterlich behandelt. Außer der einen Folge mit Abraham war da nicht viel zu sehen. Zudem ist sie ja auch der letzte noch lebende Neuzugang aus der Gefängniszeit. Irgendein Charakter bleibt ja eigentlich aus jeder Storyline am Leben.
Abraham? Das kann ich mir gut vorstellen. Abraham ist schließlich die imposanteste Gestalt in Ricks Gruppe und könnte Negan rein physisch überlegen sein, sodass er sich diese Bedrohung vom Hals schaffen wollen könnte. Andererseits ist Abraham halt auch sehr austrainiert und da Negan ja das Ziel verfolgt die Gruppe für sich arbeiten zu lassen, würde hier ja eine starke Arbeitskraft verloren gehen.
Rosita? Das halte ich auch für sehr gut möglich. Negan würde wohl den größten Bastard-Effekt erzielen, wenn er eine eher schmächtig wirkende Frau auf diese Weise umbringt. Rosita hat anders als Maggie und Carl (und Daryl) in der Staffel noch kein physisches Leid erfahren und ihre Story mit Abraham (die auch nie so wirklich eine war) ist ebenfalls zum Ende gekommen. Da sie aktuell für die Serie recht leicht entbehrlich ist, wäre es schon vorstellbar, dass es sie trifft. Zumal aus Abrahams Gruppe überraschenderweise noch alle leben. Wobei ich das schade fände, denn ich mag Rosita eigentlich <3
Aaron? Okay, wenn eine Person nicht in diese Reihe passt, dann ist es wohl sicherlich Aaron. Er ist der neuste Charakter, der zur Wahl steht, und viele neuere Charaktere kommen ja leider nicht mehr allzu weit. Er hatte insgesamt in der Staffel wenig Aufmerksamkeit auf sich (eigentlich nur die Zeit mit Maggie in der Kanalisation) und irgendwie habe ich mich gefragt warum er bei dieser Mission überhaupt dabei war, denn Nutzen hat er keinen gebracht. Die Antwort könnte natürlich sein: damit Negan jemanden töten kann, aber doch bitte niemanden für den sich irgendein Zuschauer auch nur halbwegs interessiert. Wohl die wahrscheinlichste Lösung – und selbst wenn es ihn in dem Moment nicht trifft, glaube ich kaum, dass er die nächste Staffel auch noch überlebt. Wenn überhaupt irgendeiner aus Alexandria längerfristig zu Ricks Gruppe dazustößt, dann wohl eher Spencer oder Heath...der Rest der Herrschaften wird wohl im Laufe der nächsten Staffel die Radieschen von unten angucken oder als rastloses, fauchendes Etwas durch die Straßen ziehen.
Also würde ich sagen das Opfer ist...Aaron > Rosita > Abraham > Glenn. Bei allen anderen würde es mich überraschen und das würde dann wohl auch tatsächlich Eindruck bei mir hinterlassen.
Noch ein paar Randnotizen:
Jesus ist ein lässiger Charakter, ich hoffe er bleibt der Serie längerfristig erhalten. Auch wenn die Folge, in der er eingeführt wurde, doch etwas wie Comic Relief wirkte. Sein Chef Gregory wird es hingegen bestimmt nicht lange machen, Rick oder Maggie wird den Widerling sicherlich ziemlich schnell wegpusten :>
Schade finde ich die Entwicklung von Gabriel. Ich hatte bei ihm die leise Hoffnung auf einen schlangenhaften Charakter, der zwar zu Ricks Gruppe gehört, aber sie eigentlich loswerden will und deswegen bei anderen Gruppen in Misskredit bringt wie z.B. in Alexandria geschehen. So nach dem Motto Gabriel verrät die Gruppe, es kommt zur Auseinandersetzung, Ricks Gruppe siegt und Gabriel entschuldigt sich + gibt sich geläutert, nur um sie bei dem nächsten Gegner erneut zu hintergehen. Das wäre cool gewesen. Stattdessen ist er jetzt Babysitter und schießt auf Menschen, ohne sonderlichen Effekt auf die Handlung. What a waste.
Bestimmt gäbe es auch noch mehr zu sagen, aber das soll erst mal reichen. Ich habe aber noch keine genaue Vorstellung davon wie es weitergehen soll. Gut, Negan schlägt irgendeinem armen Tropf den Schädel ein und wird Ricks Gruppe temporär unterjochen, aber dann? Negan scheint ja der ersten Feind zu sein, der wirklich verdammt viele Untergebene hat. Die Wolves hatten gerade mal genug Leute für einen Angriff, Woodbury bestand größtenteils aus Zivilisten und Terminus war jetzt auch nicht gerade stark besetzt. Die Saviors scheinen aber wirklich einen ganzen Haufen Leute zu haben, die auch größtenteils kampferprobt sind. Da wird es sicherlich etwas schwieriger werden sich aus dieser Lage zu befreien - vermutlich wird es sich über die ganze nächste Staffel hinziehen. Oder Morgan mobilisiert diese Reiter in ihren Paintballkostümen und ringt die Saviors mit mittelalterlichen und fernöstlichen Kriegstaktiken nieder! Das wäre doch mal was. Aber die retten wahrscheinlich Carol, also bin ich pro Saviors. #nomorecarol
Yeah, I call BS on this one. Es fällt schon schwer, das gesamte AfD Wahlprogramm in einen Satz zu packen, von Ami go home, bis Russland ist unser...
Der Ukraine-Konflikt 2022