Dunkirk (2017)

[robbie]

Da gabs in den letzten Wochen und Monaten deutlich mehr Filme, die unnötigerweise gehyped worden sind und diesem Hype nicht gerecht wurden.

Definitiv!
Gleichzeitig gab es aber auch sehr viele Filme, die ich nur "zufällig" gesehen habe, und die richtig gut waren.

Bezüglich "Experiment" und "mal was anderes" fand ich "The Shape of Water" auch sehr erfrischend.
Schräg ohne Ende natürlich, aber interessant.
Anderes Thema.

[Spike Spiegel]

Auweh, ich fand den Film ziemlich mittelmäßig.
Dabei feiere ich Nolan-Filme normalerweise.

Ich fand die Inszenierung schwach. Klar, Nolan wollte laut eigenen Angaben bewusst so gut als möglich auf CGI verzichten.
Das zieht aber mit sich, dass die 400.000 Gestrandeten aussahen wie 2500 Gestrandete. Dass die große Rettungsaktion der tausenden Privatboote aussah wie ein Ausflug von 12 Booten....das hat die monumentale Größe und Dramatik des Ereignisses einfach komplett untergraben.
Man war ja richtig überrascht, als der General am Ende sagte "super 300.000 Kameraden konnten wir retten".

Dass er bewusst nicht zu viel Hintergrund zu den Charakteren anbot, damit man sie nicht als Hauptfiguren sieht, sondern nur als herausgepickte Beispiele aller leidenden Soldaten....hat für mich zur Folge gehabt, dass ich einfach null mitfiebern konnte. Es war mir eigentlich (vielleicht mit Ausnahme von Tom Hardy) jeder so ziemlich egal.
Gerade auch der Typ, der mit allen möglichen unfairen Mitteln versuchte, sich an seinen in Schlange wartenden Kameraden vorbei zu schummeln. Da hoffte ich sogar eher, dass er scheitert.

Klar, Kameraführung und Musik waren schon ziemlich großartig.
Inhaltlich fand ich den Film allerdings ziemlich schlecht dargestellt.

Ich bin bei Dunkirk auch zwiegespalten. Der springende Punkt des Films ist, dass dies keine große Schlacht mit viel Ruhm und Ehre war. Es waren ein Haufen Leute, die nur versuchten von diesem Strand zu verschwinden und den Tag zu überleben. Feigheit war auch ein zentraler Punkt des Films. Da war die eine Szene, wo George Mr. Dawson fragt, ob der Soldat, den sie gerettet haben, feige ist, weil er nicht sofort nach Dünkirchen zurückkehren wollte. Mr. Dawson antwortete das sei er nicht, er habe nämlich gerade etwas Schreckliches durchgemacht. Diesen Aspekt der Geschichte hat Nolan sehr gut eingefangen.

Der Film ist aber zu stark vom Design getrieben, was für mich einer der Gründe ist, weshalb er nicht zu Nolans Top-Filmen zählt. Das Drehbuch hätte etwas mehr Charakterentwicklung bieten können, mehr Backstories. Aber ich verstehe Nolans Ansatz. Was mich besonders gestört hat, war Tom Hardys Rolle. Die Deutschen hatten Glück, dass Tom Hardys Flugzeug nicht genug Gas hatte. Denn er hätte dem Film nach zu urteilen innerhalb einer Woche den Battle of Britain ganz alleine gewonnen. Ich vergaß die Anzahl der Flugzeuge, die er abgeschossen hatte, aber es schien als hätte er innerhalb einer Stunde den Status eines Jagdbombers erreicht. Diese merkwürdige Szenerie steht in Kontrast zu der ganz realistisch und nüchtern gehaltenen Erzählung.

Den 3-teiligen Dokumentarfilm von der BBC mit Benedict Cumberbatch fand ich packender. Ich hätte mir gewünscht, dass Nolan den Film im stile von Atonement aufzieht. Ich liebe nämlich die Dunkirk-Szene in Atonement mit James McAvoy (ohne Schnitt). Es ist ein filmisches Meisterwerk bis hin zum eindringlichen Soundtrack.