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Thema: Scarlet Red Blood
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20.03.2008, 19:03 #1*Rinoa*
Scarlet Red Blood
Ich hab mir mal gedacht, meine Geschichte auch hier on zu stellen^^
Würde mich über Kritik, Verbesserungsvorschläge und sonstige Anregungen sehr freuen.
In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen
*ganz liebe Grüße da lass*
*rinoa*
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Scarlet Red Blood
~Prolog~
Ich hätte nie gedacht, dass sich meine Welt jemals so auf den Kopf stellen würde, dass ich alles verlieren würde, was mir wichtig war in meinem bisherigen Leben.
Doch ich bin bereit dies aufzugeben, denn ich bin jetzt stärker, weiß welchen Weg ich einschlagen will, auch wenn es nicht der leichteste sein wird. Endlich fühle ich mich lebendig, so lebendig wie nie zuvor. Und doch fehlt noch ein kleiner Schritt, um dem für mich vorgesehenen Schicksal zu entgehen. Doch auch zu diesem war ich nun bereit, egal wie schmerzhaft und gefährlich es werden sollte, ich hatte IHN an meiner Seite.
1.Regen, Gräber und eine merkwürdige Begegnung
Wie jeden Sonntag stand ich früh auf und blickte zum Fenster hinaus. Zu meiner Enttäuschung hing wieder mal eine Nebelschwade über dem Ort. Wieder einmal ein verregneter Augustmorgen im düsteren Richland, Wahpeton, USA.
Missmutig schnappte ich mir meine Jeans, meinen schwarzen Lieblingspulli, frische Unterwäsche und verschwand im Bad. Doch dies tat ich so leise, wie möglich um auch niemanden zu wecken, da um 6 Uhr morgens am Wochenende das Haus in Stille getaucht war. Doch ich mochte diese Stille sehr, ja ich genoss sie sogar. Ich wusch mir das Gesicht und kämmte mir mein nussbraunes Haar um mich dann anschließend im Spiegel zu betrachten. Mir lächelte ein braunhaariges Mädchen mit noch brauneren Augen und blassem, nahezu ungesundem Teint schüchtern entgegen.
Ja, das war ich, die graue Maus Scarlett Henderson. Egal was ich tat, es brachte mir nicht mehr Selbstbewusstsein. Nein ich war immer noch unscheinbar wie eh und ja, da halfen auch die neue Frisur und die Kontaktlinsen nicht. Mittlerweile trug ich meine langen Haare nicht mehr zu einem Zopf sondern offen, mit einem Stufenschnitt, doch trotzdem hatte ich immer noch keinen Freund bekommen, geschweige denn andere neue Bekanntschaften gemacht. Und dass obwohl ich jetzt schon seit 11 Jahren hier lebe, was in Anbetracht dessen, das ich mittlerweile schon 17 bin, fast mein ganzes Leben war.
Doch ich wusste, dass mein einsames Leben nicht nur an meinem Äußeren lag, sondern viel mehr an meiner Einstellung. Alles hier war in einen Grauton gehüllt und so war auch meine Laune. Ich träumte von einem weißen Strand, der strahlenden Sonne, doch dies waren nur noch Kindheitserinnerungen, die lange zurücklagen. Ich seufzte leise auf und richtete meinen Blick auf die Uhr im Bad um erschreckend festzustellen, dass der große Zeiger schon eine halbe Runde weiter gewandert war. „Na das fängt ja schon gut heut morgen an“.
Also schlüpfte ich schnell in meine Jeans und stülpte mir den schwarzen Pulli über, rannte in mein Zimmer, welches im zweiten Stock, direkt unterm Dachboden lag und zog meine braunen Stiefel über die Jeans an. Bevor ich die Tür meines Reiches schloss, blickte ich noch einmal zurück um sicher zu gehen, dass ich auch alles dabei hatte. Dann schlich ich schließlich die Wendeltreppe hinunter, schnappte mir einen Müsliriegel, mein Frühstück für unterwegs, und ging damit in die Diele. Dort angekommen nahm ich meinen knallroten Mantel, der mir zu Auffälligkeit verhelfen sollte, von der Garderobe und war bereit das Haus zu verlassen. Doch kurz bevor ich nach der Türklinke griff entschloss ich mich doch noch den Regenschirm mitzunehmen. „Ohne den kommt man hier ja nicht weit.“ Gut gewappnet trat ich nun endlich hinaus.
Der Wind blies mir kräftig ins Gesicht und es war immer noch düster um mich herum. Zitternd und gegen den Wind ankämpfend schritt ich langsam voran. Ich ging durch die verlassene Straße bis ich an eine Allee kam. Es war mein typischer Weg, den ich jeden Sonntag auf mich nahm. Langsam ging ich an den Bäumen vorbei, die ewig aneinandergereiht zu sein schienen. Der Regen prasselte heftig auf meinen schwarzen Regenschirm, den ich krampfhaft umklammerte. Nach einigen, mir ewig erscheinenden Minuten kam endlich die nächste bewohnte Straße und somit kam ich auch meinem Ziel ein wenig näher. Erleichtert atmete ich auf und summte ein Lied leise vor mich hin. Das machte ich immer um die Langeweile zu vertreiben und träumte wieder einmal vor mich hin, wie es wäre in einem sonnigeren Staat wie zum Beispiel Florida zu leben. Was ja früher einmal der Fall war, als ich ein sechsjähriges Mädchen gewesen war.
Damals lebte ich noch wie jedes normale Kind im Haus meiner Eltern. Ich war glücklich, spürte, dass sie mich liebten, hatte viele Freunde und war lebensfroh und munter. Doch dann traf mich das Schicksal wie noch nie zuvor. Ich war noch zu jung um diesen Schlag richtig wegzustecken um zu verstehen, dass ich von nun an allein sein sollte. Dass ich meine Eltern nun hier besuchen musste.
Während ich über dies nachdachte schritt ich auch schon durch das schwere schwarze Tor und fand mich kurz vor einem Stein mit der Aufschrift: „Hier liegen in ewiger Ruhe Jane Mary Henderson geb. Smith und George Henderson.“ Das war die grausame Wirklichkeit.
Seit dem Tod meiner Eltern wohnte ich bei meinem Großvater und meinem Onkel, den Smiths. Doch obwohl meine Eltern nun schon so lange nicht mehr bei mir sein konnten, vermisste ich sie jeden Tag aufs Neue und besuche sie so oft wie möglich. Es gab mir Kraft mit ihnen zu sprechen. Vermutlich war dies der Grund dafür, dass ich nur eine Freundin hatte; andere Jugendliche hatten am Wochenende besseres zu tun, als auf den Friedhof zu gehen.
Wie jedes Mal stand ich im Regen vor ihrem Grab und musste mit den Tränen kämpfen. „Hallo Mum, Hallo Dad. Ich hoffe es geht euch gut. Mir geht es den Umständen entsprechend. Onkel Mike und Opa sind sehr freundlich zu mir. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr sie auf mich aufpassen.“ Ich lächelte und kam mir gleichzeitig auch ziemlich blöd vor immer hier zu reden, obwohl ich doch allein hier stand. Doch ich redete unbeirrt weiter. „Letzt erst bestand Mike darauf mich in der Schule abzuholen, nur weil es ein bisschen mehr regnete, obwohl es hier ja ständig regnet. Tja, früher hast du das immer gemacht Dad.“ Ich merkte wie sich eine Träne ihren Weg über meine kalte Wange bahnte. „Ach ihr fehlt mir so sehr. Warum habt…“ doch diesen Satz vollendete ich nicht mehr, denn ich hatte plötzlich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich wusste nicht warum, doch ich war mir sicher nicht mehr allein zu sein.
Schnell wirbelte ich herum und da sah ich IHN. Auf einem Grab in nur wenigen Metern Abstand saß ein schwarzhaariger Junge entspannt mitten im Regen. Sein Rücken war an den Grabstein gelegt und machte insgesamt einen lässigen Eindruck.
Ich blickte ihn verwirrt an. ~Welcher Verrückte setzt sich diesem Wetter freiwillig ohne Regenschirm aus? Und das um diese Uhrzeit bei der Normalsterbliche noch schlafen? Vor allem seit wann wählt man einen Grabstein als Sitzgelegenheit~. Ich starrte ihn unentwegt an, bis mir bewusst wurde, wie bescheuert ich wohl aussehen musste. Er grinste mich an und ich konnte unter seinen Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht fielen grüne geheimnisvolle, jedoch wunderschöne Augen erkennen.
Langsam ging ich einen Schritt vor.Er wischte sich eine Strähne seiner zerzausten Haare aus dem Gesicht, doch obwohl sowohl sein Haar, als auch seine Kleidung völlig durchnässt waren, blieb er immer noch unbeirrt im Regen sitzen,. „Du fragst dich wohl, was ich bei diesem Wetter hier mache oder?“,sagte er grinsend. Schweigend stand ich da, denn sein perfektes Aussehen lenkte mich zu sehr von dem ab, was er sagte. Ich musste mich zwingen, ihn nicht von oben bis unten zu mustern, doch auch durch einen kurzen Blick war mir aufgefallen, dass er unglaublich gut aussah.
Das schwarze, nasse T-Shirt zeichnete einige Muskeln ab, sportlich, jedoch nicht übertrieben. Er schien in meinem Alter zu sein, wenn er auch größer war und für einen Teenager schon ziemlich markante Gesichtszüge hatte, soweit ich dies beurteilen konnte. Unsere Blicke trafen sich kurz, doch dann schaute ich beschämt zu Boden. Im nächsten Moment blickte ich wieder auf, um kurz seine wunderschönen Augen zu sehen.
Dabei fiel mir auf, dass er ebenfalls einen sehr blassen Teint hatte, sogar noch weißer als meine Haut. Doch es stand ihm vorzüglich. Diese weiße Haut, so klar und das schwarze Haar, die einen wunderschönen Kontrast bildeten und die smaragdgrünen Augen. Ich nickte stumm und brachte dann nervös ein „Wer bist du?“ hervor.
Er machte eine ruckartige Bewegung und beugte sich ein wenig nach vorne, jedoch immer noch auf dem Grab sitzend. „Du musst nicht wissen, wer ich bin. Es geht hier nur um dich und dein Schicksal. Du wirst mich noch früh genug kennen lernen und dies auch sehr schnell bereuen.“ Bei diesen Worten durchzog ein siegessicheres Grinsen sein Gesicht.
Als ich dies hörte durchflutete mich eine Welle der Angst. Das konnte er doch gar nicht ernst meinen, redete ich mir ein und beruhigte mich wieder ein wenig. Statt der Angst weckte sein wirres Gerede meine Neugier. „Macht es dir eigentlich Spaß im Regen zu sitzen?“, grinste ich nun zurück und ging auf ihn zu. Doch mit jedem Schritt, den ich mich ihm näherte wurde seine Miene finsterer. Seine Augen verloren ihren grünen Glanz, wurden immer dunkler, gefährlicher. Er kauerte sich zusammen und umklammerte krampfartig seinen Körper.
Ich blickte ihn erschrocken an, ob er wirklich gesundheitliche Probleme hatte? Schnell rannte ich entschlossen auf ihn zu und wollte ihm beruhigend über sein rabenschwarzes kurzes Haar streicheln, doch gerade als meine Hand sich ihm näherte war ein leiser Hauch zu vernehmen. „Geh weg.“ Hatte ich das richtig verstanden? „Ich kann dich doch nicht in diesem Zustand allein lassen.“ Gab ich empört zurück und startete einen neuen Versuch mich ihm zu nähern.
Doch in dem Moment als meine Fingerspitzen seinen Kopf zu berühren drohten, hob er ruckartig seinen Kopf. Seine Augen, die zuvor noch strahlend grün gewesen waren, waren nun in ein bedrohliches Schwarz getaucht. Blitzschnell umfasste seine feingliedrige Hand mein Handgelenk und er blickte mich zornerfüllt an. „Hast du mich nicht verstanden? Du sollst verschwinden“, knurrte er mich an.
Ein Schauer durchzog meinen Körper, doch trotzdessen war ich nicht bereit ihn hier allein zurückzulassen. Irgendwas zog mich magisch an, ließ mich entgegen meiner Angst und meiner sonstigen Art handeln. Sonst sagte ich nie meine Meinung, ging allen möglichen Ängsten aus dem Weg, doch dieses Mal war es etwas anderes. Entschlossen hielt ich seinem Blick stand und schüttelte nur den Kopf. Seine kalten Finger bohrten sich immer tiefer in meine helle Haut. Er meinte es ernst, so viel war nun sicher. „Verschwinde endlich.“
Doch langsam wich die Düsterheit seiner Augen einem grünlichen Glanz. Sein Blick durchbohrte mich eindringlich. „Bitte vertrau mir. Ich komme schon klar“, flüsterte er mir zu, doch dann hob er seine Stimme wieder „Jetzt verschwinde endlich!“. Dieser Satz hallte über den Friedhof, der in Stille getaucht war, als stände die Zeit still.
Mir wurde der tiefe samtige Klang seiner Stimme bewusst, die sich selbst wenn er wütend war schöner anhörte, als alle Männerstimmen, die ich je zuvor gehört hatte. Doch dieses Mal lag in seiner Stimme nicht nur Zorn, sondern auch Sorge klang hervor.
Ich nickte ihm zu und meine Stimme, die mir endlich wieder das Reden gewährte war leise zu vernehmen. „Okay ich werde gehen. Doch versprich mir, dass dir nichts passieren wird.“ Ich blickte ihn besorgt an. Irgendwie wollte ich ihn nicht verlassen, obwohl mir zuvor noch ein Schrecken, die Kehle zugeschnürt hatte.
Trotz seines Zornes konnte ich seinem Blick auch eine gewisse Einsamkeit entnehmen. Langsam schien er sich wieder zu beruhigen. Seine Augen wurden sanfter, seine Muskeln entspannten sich und ich deutete dies als Erleichterung. Was war nur mit ihm los? Er hob seinen Kopf, so dass er mir nun direkt in die Augen sah. „Scheinbar bist du doch einsichtiger, als ich gedacht hätte“, sagte er mit einem gespielten Lächeln. „Keine Angst mir passiert schon nichts. Doch bitte geh jetzt so schnell du kannst.“
Bevor ich entgegnen konnte zuckte sein Körper erneut und zugleich kam seine verkrampfte Körperhaltung zurück. Reflexartig nahm ich Abstand, wollte sogleich aber wieder auf ihn zugehen. Doch dann fiel sein zorniger Blick auf mich, um mich erstarren zu lassen. „Mach schon…“ keuchte er. Es schien ihm schwer zu fallen zu reden. Doch mit aller Kraft vollendete er diesen Satz so laut, dass er mir Gänsehaut verursachte. „Mach schon verschwinde.“
Dieser Satz hallte mir den gesamten Rückweg durch den Kopf. Ich wusste zwar nicht warum, doch mein Körper hatte ohne meine Einwilligung den Friedhof verlassen. Ich rannte die von den Bäumen eingegrenzte Straße entlang und blieb erst stehen, als die Klinke unserer Tür in greifbarer Nähe war.Erschöpft atmete ich tief ein, meine Knie zitterten.
~Was war das für eine merkwürdige Begegnung? ~ Im selben Moment hatte ich das Gefühl, dass es nicht unsere letzte sein würde. Ich würde ihn wieder sehen, da war ich mir sicher. Komischerweise zauberte mir genau dieser Gedanke ein Lächeln aufs Gesicht.
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12.05.2008, 15:54 #2*Aeris*
AW: Scarlet Red Blood
Hey *Rinoa*
boahr ich weiß nicht was ich sagen soll...
respekt das ist echt gut geschrieben... mir gefällt die Geschichte super gut, mich hat das echt gefässelt...
ich will mehr lesen... ich hoffe du schreibst noch weiter ich bin jetzt schon ganz gespannt und hoffe das du bald was neues posten wirst falls du überhaupt weiter schreibst...
also ich finde das echt ganz klasse und würde mich echt über mehr freuen
*liebe grüße da lass*
*Aeris*
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12.05.2008, 20:15 #3*Rinoa*
AW: Scarlet Red Blood
klar schreib ich noch weiter, aber kann nochn bissl dauern.
bin im moment vollkommen unkreativ
weiß auch nit^^
es will mir nicht so recht gelingen meine gedanken (die ich mir schon oft zu der geschichte gemacht hab) richtig aneinander zu reihen, so dass das ganze form annimmt
aber wer weiß^^ spätestens nach meiner mündlichen prüfung bin ich wieder frei im kopf
schön, dass dir das erste kapitel gefallen hat
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26.09.2008, 22:27 #4Unregistriert
AW: Scarlet Red Blood
Hey^^
Ich hab deine Geschichte gelesen und fand sie echt gut, super toll^^
Verbesserungsvorschläge meinerseits gibt es schon, aber es gibt keine Zeilen da, daher wird es schwer sein sie wieder zu finden, das, was ich meine sind aber eher Formulierungshilfen, als Kritik an der Geschichte - denn die ist toll^^
Hm, nur so als Beispiel: "...nussbraunes Haar um mich dann anschließend im Spiegel zu betrachten. Mir lächelte ein braunhaariges Mädchen..." - 2x braunhaarig verwendet, ich würde das eher so machen:... kämmte mein langes Haar um mich dann anschließend im Spiegel zu betrachten. Mir lächelte ein....
Und dann das lang nachher zu den Haaren einfach in glatt oder so umwandeln.
Noch ein Beispiel: das mit dem "stülpte meinen Pulli über" würde ich auch anders formulieren, eher so wie zog mir den Pullover über den Kopf...
Naja,ansonsten bin ich gespannt auf die Fortsetzung, wenn du noch mehr verbesserungsvorschläge brauchst - ich kann sie dir geben Habe selbst auch schon Erfahrum im Bücher/Geschichten schreiben^^
Judith
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15.03.2009, 20:36 #5*Rinoa*
AW: Scarlet Red Blood
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2.Dream
Zuhause angekommen begrüßte ich schnell meinen Großvater Johann, der es sich wie immer im Ledersessel in der Nähe des Kamins gemütlich gemacht hatte. „Hallo Grandpa.“ Ein Nicken und ein sanftes Lächeln seinerseits war die einzige Antwort, die ich erhielt. Der alte Mann war mittlerweile auch ein wenig verwirrt. Ständig erzählte er von Blutsaugern, auf welche er bei Nacht Jagd mache, dabei weiß jeder, dass es keine Vampire gibt. Wenn man ihn so in dem Sessel sitzen sah, würde man ihn sowieso nicht als Jäger ansehen, so alt und gebrechlich erschien er. Doch sein Gesicht wirkte immer noch recht jung, vor allem wenn er so lächelte wie jetzt. Dies hatte er jedoch seit dem Tod meiner Mutter selten getan, und wenn dann nur in meiner Gegenwart. Mittlerweile war er wie eine Art Vater für mich geworden, hatte mich liebevoll aufgenommen und stets ein offenes Ohr, wenn ich Probleme hatte. Obwohl er leicht zerstreut war, oder gerade deshalb, konnte man ihn nur sympathisch finden. Dennoch schaffte er es mir mit seinen Schauermärchen Angst einzujagen.
Doch dieses Mal war es anders. Er saß da, war in ein altes Buch vertieft und schwieg vor sich hin. Seine weißen Haare und seine sanften blauen Augen, welche ab und zu von dem Buch aufsahen, ließen ihn wie einen Zauberer erscheinen. Immer wieder, wenn ich zurückkomme und diesen gemütlichen Raum betrete wird mir warm ums Herz, doch es steigt auch Trauer in mir auf. Wie lange ist es jetzt her, dass ich hier lebe? Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.
Früher waren wir selten hier, wenn dann nur meine Mum und ich. Mein Vater und mein Großvater schienen nicht gerade ein inniges Verhältnis gehabt zu haben. So nennt mein Großvater ihn selbst heute noch blutrünstiges Monster, das ihm seine Tochter weggenommen hatte. Ich weiß nicht, ob dies nur wieder aus einer seiner Geschichten stammt oder ob darin ein wenig Wahrheit steckte. Denn für ihn schien es wirklich so, als habe mein Vater meine Mum entführt. Immer wenn Großvater von ihm erzählt wird sein Blick hasserfüllt, doch in einem Punkt ist er ihm sogar dankbar. Nämlich, dass er ihm solch eine liebreizende Enkelin geschenkt habe. Ja dies sagte mein Großvater immer, dann wurden seine Gesichtszüge wieder weicher und ab und zu lächelte er dann sogar nach einem seiner Tobsuchtsanfälle.
Er war manchmal wirklich ein komischer Kauz. Ehe er sich wieder aufregen konnte, oder sogar seine Fantasie mit ihm durchging, verschwand ich stumm in Richtung Küche, um schnell was zu essen und einige Schularbeiten zu machen. Anschließend schritt die Treppe empor und fand mich in meinem Zimmer wieder.
Da war sie wieder, die verhasste Stille und die Kälte, der ich stets versuchte zu entgehen. Ich setzte mich auf mein Bett, die Decke darauf fühlte sich klamm an, das Licht erfüllte den Raum um mich herum, doch ich kam mir vor, als wäre es finsterer denn je um mich herum. Wie ich es hasste abends hier zu sitzen. Es erinnerte mich an die Stille in Wartezimmern, bevor du endlich dem Onkel Doktor gegenüber stehst, die stumme Fahrt im Zug, bei der niemand lächelt…so still als wäre die Zeit stehen geblieben. Es war zum Verrücktwerden. Schließlich machte ich das Licht aus, öffnete das Fenster und ließ meinen Blick in das dahinter liegende ewige Schwarz schweifen. ~Schwarz…grenzenlose Weiten. ~ Wie sehr wünschte man sich in solch einem Moment einfach darin zu verschwinden. Würde mich jemand vermissen? Wohl kaum. Der Wind umspielte sanft meine Haare, während ich ein Lied vor mich hinsummte. Ich merkte, wie meine Lider schwerer wurden, mein Lied immer mehr verstummte. Das letzte Bild welches mir vor Augen kam war der Junge, den ich zuvor auf dem Friedhof getroffen hatte.
Dieser tanzte durch den Himmel, schwerelos, als wolle er meine Melodie durch seinen Tanz verkörpern. Er sah toll aus: seine schwarzen Haare, welche sich kaum von der Dunkelheit abgrenzten, waren leicht zerzaust, sein dunkler Pulli von einer Federbrosche verziert, welche direkt auffiel, sein Körper erschien so stark und doch zerbrechlich zugleich. Vor allem seine Bewegungen, welche von anmutiger und sanfter Natur waren, zogen mich in ihren Bann. Bei jeder seiner Bewegungen veränderte sich eine schwarze Silhouette, die seinem Rücken entsprang. Doch was war das? Schwarze Federn, die ihn durch die Nacht trugen? Er grinste mich frech an, während er sich eine Strähne aus dem Gesicht strich, wie er es bei unserer ersten Begegnung getan hatte. Ich träumte wohl bereits, doch wenn dem so war, wollte ich nie mehr aufwachen, zu schön war das Schauspiel welches sich mir bot.
~Weiß, so weiß als würden Eiskristalle seine Wangen bedecken
Grün, so grün, als wären die Augen Smaragde.
Schwarz, so schwarz, als bilde die Nacht einen samtenen Mantel über seinem Haupte.
Schwarze Federn mit Blut getränkt,
Boten des Schicksals schweben sanft zum Boden hinab.
Welch Leid bringen sie mit sich, welch schaurige Erinnerung?
Was sagen sie voraus?
Boten des Glückes oder des Leides?
Der Messias wird darüber entscheiden! ~
Plötzlich drang ein Nerv zerreibendes Geräusch an mein Ohr. Verschlafen rieb ich mir die Augen. Es war hell draußen, ich lag im Bett und versuchte dem Wecker, welcher unentwegt klingelte, mit einem Handgriff den Gar aus zu machen. Doch Moment! Ich lag im Bett? Hatte ich es gestern wirklich noch bis hier her geschafft? Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
Sogleich erinnerte ich mich, an seine Smaragde, welche mich anfunkeln, sein schwarzes unbändigendes Haar; an ihn, den Traum meiner schlaflosen Nächte.
Mein Gesicht erhielt sogleich einen purpurroten Teint. ~Scarlett beruhig dich~ ermahnte ich mich und kroch widerwillig aus dem Bett. Was war nur los mit mir? Seit wann beschäftigte mich ein Fremder so sehr?
Doch ich hatte das merkwürdige Gefühl ihm wirklich in der Nacht begegnet zu sein. Aber ein schwarz geflügelter Schönling, der durch den Himmel tänzelt, war eindeutig ein Traum, es sei denn man war nahe daran den Verstand zu verlieren. So dachte ich zumindest, als ich mein Zimmer verließ und die Tür schloss, während eine schwarze Feder unbeachtet sich ihren Weg in die Freiheit bahnte.
Auf dem Weg zur Schule fiel mir ein welcher Tag heute war. Wieder einmal Montag, der Beginn eines einwöchigen Gratisurlaubes mit dem Titel „Einmal Hölle und Zurück“. So hatte es mich nicht gewundert, als ich die Geschichte eines Mädchens hörte, das einmal jemanden mit der Begründung „I don’t like Mondays“ erschossen hatte. Diese Tat konnte man spätestens dann nachvollziehen, wenn man solch „wundervolle“ Mitschüler und Lehrer wie ich hatte.
So betrat ich wie jeden Montag den Klassenraum und setzte mich immer noch ein wenig schlaftrunken an meinen Platz, um mich anschließend mit Kaugummi verklebter Hose wiederzufinden, an die Tafel gerufen zu werden, mich somit wieder einmal mehr zum Gespött der Klasse zu machen und schließlich mit knallroten Kopf meinen Platz aufzusuchen. Das Höllenkomitee hatte es wieder einmal geschafft mir den Tag zu „versüßen“ und mir einen „schönen“ Empfang an einem noch „schöneren“ Tag zu bieten.
Aber dann geschah etwas, was meine Meinung ins Wanken bringen sollte. Es klopfte an der Tür und als diese sich öffnete sah ich sie wieder. Die smaragdgrünen Augen, die mich die ganze Nacht wach hielten. Das süße Lächeln, welches mich seit gestern verfolgte und die wundervolle Stimme, die fragt „Ist das hier die Klasse von Herrn Miller?“ Im selben Moment wurde auch schon das Höllenkomitee aktiv und streckte seine Krallen nach ihm aus. Die drei waren jedoch plötzlich handzahm, schmachteten ihn nahezu an. Mir wurde regelrecht schlecht vor Ekel.
Ich versuchte mich zusammenzureißen, um ihn nicht anzustarren. Doch ein kurzer Blick genügte um zu erkennen, wie gut ihm die Schuluniform stand.
Nervös umspielte ich eine Haarsträhne. ~Bitte lass ihn mich nicht wiedererkennen~ Stieß ich ein stilles Gebet empor. Doch sogleich fixierten seine grünen Augen mich. Schnell schloss ich meine Augen und hoffte, dass niemand mein Herz so laut schlagen hören würde, wie es mir vorkam. Doch mein Herzschlag wurde immer lauter, je mehr Schritte er in meine Richtung tat. Ich spürte einen leichten Schauer, als er an mir vorbeiging und öffnete erst meine Augen, als ich hörte wie seine Schritte hinter mir leiser wurden. Erleichtert atmete ich auf. Plötzlich jedoch eine schnelle Bewegung, zu schnell, als dass ich sie gleich hätte deuten können. Schon beugte er sich, an meinen Tisch gelehnt, mir entgegen. „Hey wir kennen uns doch.“ sagte er kess und meine Augen spiegelten sich in den seinen wieder. Es war als hätte ich einen Kloß im Hals, meine Gedanken waren völlig ungeordnet. Lediglich ein „Hallo“ brachte ich hervor, während er ununterbrochen grinste.
Sogleich merkte ich die Blicke der anderen auf mir haften. Dann schritt zum Glück Herr Miller ein, der es gar nicht mochte, wenn man seinen Unterricht störte. „Auch wenn Sie neu sind wäre ich Ihnen äußerst dankbar wenn Sie Platz nehmen würden.“ sagte er schließlich und wies auf den Platz zu meiner Rechten.
Das durfte jetzt doch nicht wahr sein dieser Kerl sollte sich ernsthaft neben mich setzen? Ich blickte entsetzt zwischen dem Neuen und Herrn Miller hin und her. Fast schon flehend schien mein Blick zu sein. „Fräulein Henderson alles in Ordnung mit Ihnen? Davion wird Sie sicher nicht beißen.“ grinste Herr Miller während alle anderen wieder einmal in Gelächter ausbrachen.
Doch dafür waren meine Ohren taub. Lediglich der Name des Fremden hallte in meinen Ohren wieder. ~Davion, so heißt er also. Welch ungewöhnlicher Name~ dachte ich und blickte ihn verstohlen von der Seite an um sogleich zu merken, wie seine Augen auf mir hafteten. Mit geröteten Wangen senkte ich den Blick. Herr Miller hatte mittlerweile seinen Unterricht fortgesetzt während ein unruhiges Tuscheln durch die Reihen ging. Ich wußte genau was alle in Aufruhr versetzte. Alle fragten sich, woher dieser „tolle“ Typ ausgerechnet mich kannte. ~Wenn die wüßten wie unheimlich er sein kann. Da hilft ihm auch die tolle „Verpackung“ nichts, wenn dies nur eine Mogelpackung ist. ~ Ja dies sprach ich mir selbst ein um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, während endlich Stille einkehrte und nur das Kratzen der Kreide zu hören war.
Plötzlich ertönte eine wundervolle Stimme, die mich jedes Mal aus dem Konzept brachte. „Sorry wegen unserer ersten Begegnung. Du brauchst deshalb nicht angespannt zu sein.“ grinste mich der Fremde an. Was dachte dieser Kerl sich eigentlich? Langsam glaubte ich fast er sei schizophren. Zuerst so grob sein und dann auf Sunnyboy machen? Das mochte vielleicht bei anderen ankommen, aber bei mir nicht.
„Jetzt guck doch nicht so. Du weißt doch, ich beiße nicht.“ zitierte er Herrn Miller und grinste nun noch breiter. Dieses Grinsen machte mich wahnsinnig. Ohne ihm eine Antwort zu geben schrieb ich weiterhin von der Tafel ab. Sollte er sich doch denken, was er wollte. Doch immer noch bemerkte ich seinen Blick auf mir. Dann rutschte er mit seinem Stuhl näher zu mir, so dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte und mir der Atem stockte. „Hast du vielleicht einen Bleistift für mich?“ fragte er. Doch allein diese kleine Frage machte mich nervös, da er immer noch so nah neben mir war. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, doch als ich den Bleistift mit meiner Hand umfasst, fing diese leicht an zu zittern. Gerade als ich ihm den Bleistift in die Hand geben wollte kreuzten sich unsere Blicke und zu allem Überfluss ließ ich den Bleistift fallen.
Ehe dieser den Boden berührte griff Davion blitzschnell danach. „Danke“ brachte ich leise hervor. „Aber aber, immerhin hab ich mir den Bleistift geliehen“ fiel er mir ins Wort. „Ich leide schließlich chronischem Stiftemangel“ sagte er und entlockte mir somit sogar ein kleines Lächeln. Doch als ich merkte, dass er mich immer noch ansah fühlte ich mich ertappt und sogleich versteinerte meine Miene. Irgendwie war er heut anders als den Tag zuvor. Viel umgänglicher, so harmlos und witzig. Wo war die gefährliche, beunruhigende Seite von ihm. Es war als säße eine andere Person neben mir. Bevor ich mir jedoch weiteren Gedanken nachgehen konnte, wurde ich von dem Ertönen der Pausenklingel von dieser Horrorstunde befreit.
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