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  1. #21
    Gilligan Gilligan ist offline
    Avatar von Gilligan

    AW: Mein graues Leben

    Zitat Trojanerking Beitrag anzeigen
    So sry Freunde.. der 3. und 4. Teil der Geschichte wird spätestens Sonntag online gestellt..

    Nur zur Info, bin jetzt im RL bereits bei Kapitel 8 angekommen.. Ich schreibe alles per Hand auf ein Blatt Papier und dann erst auf dem Rechner.. Kann mich so besser konzentrieren!

    Also bis die Tage^^
    hört sich sehr gut an! will unbedingt wissen, wie es so weiter geht beim protagonisten.

  2. Anzeige

    AW: Mein graues Leben

    Schau dir mal diesen Bereich an. Dort ist für jeden was dabei!
  3. #22
    Masterboy Masterboy ist offline
    Avatar von Masterboy

    AW: Mein graues Leben

    Ja will auch wissen wie es weiter geht.

  4. #23
    Trojanerking Trojanerking ist offline
    Avatar von Trojanerking

    AW: Mein graues Leben

    Das Theaterstück

    In den letzten Tagen habe ich mich auf die kommende Schulaufführung vorbereitet. Ich werde zusammen mit Julietta auf der Bühne stehen, in grünen Strumpfhosen und mit ihr die Indianer vor Marc retten. Ich werde Julietta einen Kuss geben und Mama, meine Geschwister und alle anderen Schüler werden diesen Moment sehen können. Der älteren Dame habe ich jeden Morgen an der Bushaltestelle vom Theaterstück erzählt und heute habe ich Sie sogar eingeladen. Sie wird zu der Aufführung in die Schule kommen. Niemals hätte ich gedacht auf einer Bühne zu stehen, meine Mutter glücklich zu machen und einer alten Dame ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
    Der letzte Schultag bricht an, nur noch einmal schlafen, nur noch einmal proben und dann lassen sich die Schmetterlinge in meinem Bauch nicht mehr bändigen. Seth liest gerade das Buch über die Abenteuer von Peter Pan und hilft mir mich vorzubereiten. Seth hätte wohl niemals gedacht mich auf einer Bühne zu sehen und mir zu helfen meine große Liebe zu erobern. In den letzten Tagen habe ich viel mit Julietta gesprochen, auch wenn es nur um das Theaterstück ging. Es war mir egal, es war mir sogar egal die Nachmittage mit Marc verbringen zu müssen. Marcs Gesicht hatte wieder eine normale Form angenommen, genau wie meins. Wir stehen zusammen auf der Bühne, Marc sieht gefährlich aus mit dem Schnurbart und dem Haken an seiner linken Hand. Julietta hingegen sieht aus wie ein Engel. Ihr blaues Kleid lässt Sie aussehen wie eine Eisprinzessin, dazu noch diese himmlischen grünen Augen in denen man sich schneller verliert, als Seth in ein gutes Buch. Die Lilie schmückt Ihr Haar und das Lächeln von Julietta lässt jeden Sonnenuntergang blass aussehen. Ich bin so stolz mit Ihr auf einer Bühne zu stehen.
    Die Proben enden, ich mache mich wieder auf dem Weg nach Hause. Meine Geschwister muss ich nicht abholen, Mama hatte Papa überredet dies für die Zeit vor dem Theaterstück zu übernehmen. Zu Hause angekommen, duftet alles nach Mamas leckeren Bohneneintopf, niemand auf dieser Welt könnte jemals einen besseren machen. Wir sitzen zusammen wie eine Familie am Tisch und essen. Die kleinen kleckern, Papa schlürft den Eintopf und Mama genießt diesen Augenblick wahrscheinlich sogar mehr als ich. Morgen ist mein großer Tag und ich kann Mama stolz machen, ich muss mich nicht mehr vorbereiten, jeder Vers des Stücks sitzt in meinen Gedanken. Ich muss mich nur noch einmal hinlegen, die Augen schließen und dann ist es soweit.
    Ich öffne meine Augen und auf meinem Schreibtisch liegen neue Sachen bereit. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen, ein neuer Pulli, neue Socken und eine schöne Jeans. Mama muss die Sachen über Nacht hier hin gelegt haben um mich zu überraschen. Besser könnte ein Tag nicht beginnen. Ein Frühstück, ein Glas Milch mit Honig und ein Lächeln von Mama, lassen mich vor Selbstbewusstsein strotzen. Mama ruft den Taxiservice an, nur noch 15 Minuten warten, dann geht es los. Ich ziehe mir meine neuen Sachen an, die alten Schuhe und helfe Mama ihren schönsten Mantel anzuziehen. Die kleinen können ihre Schuhe noch nicht selber binden und ich helfe ihnen gerne dabei. Das Taxi steht jetzt bereits vor der Tür, ich öffne sie und die Sonne strahlt in unsere Gesichter. Mama hebt die Hand vors Gesicht, Sie hat seit Wochen unser zu Hause nicht verlassen. Ihre Schritte sind schmal und zitterig. Ich greife mit meinem Arm unter ihren und stütze Sie, bis wir uns ins Taxi setzen. Es fährt los, ich schaue aus dem Fenster und spiele mir das Theaterstück soweit es geht nochmal vor meinem inneren Auge vor.
    Vor der Schule angekommen, stehen bereits die meisten Darsteller, deren Eltern und Verwandten sowie Seth vor der Turnhalle. Nach kurzem warten fährt ein weißes protziges Auto vor, Marc steigt aus, nur kurz konnte man seinen Vater sehen. Marc hat niemanden der seine Aufführung bewundern wird, er sieht ein wenig traurig aus. Julietta kommt zusammen mit ihren Großeltern, im selben Moment öffnet der Rektor die Tür zur Turnhalle und alle stürmen in diese als wäre es ein Jahrmarkt. Ich mache mich langsam mit Mama und den Kleinen auf in diese und begleite Sie zu den Plätzen. Ich mach mich auf den Weg hinter die Bühne, ziehe mir mein Kostüm an und beobachte eine Mitschülerin dabei wie sie Marc zu Kapitän Hook schminkt. Die Theater-AG-Leiterin kommt noch einmal zu uns und spricht die letzten Details durch. Gleich geht es los. Die Musik ertönt es ist Juliettas Auftritt, der Vorhang öffnet sich. Julietta liegt im Bett unter dem bemalten Pappfenster. Das Fenster öffnet sich langsam und nun ist mein großer Auftritt. Ich gehe auf die Bühne, blicke ins Publikum und sehe sogar wie die ältere Dame gerade platz nimmt. Ich muss meinen Schatten fangen, der durch einen Jungen der vor dem Scheinwerfer hin und her springt entsteht. Nach der vergeblichen Jagd, hocke ich mich hin und fang an zu weinen. > Junge, Warum weinst du denn? < Ich stehe auf, sehe Julietta in die Augen und sage meinen Text auf. Das Theaterstück verläuft reibungslos, ich fliege mit Julietta durch das London aus Pappkartons bis ins Nimmerland, zeige ihr meine Welt und die stelle ihr die verloren Jungen vor. Zusammen retten wir die Indianertochter vor Marc und den Piraten und erleben zusammen ein gespieltes Abenteuer, bis hin zum großen Finale. Peter Pan steht vor Kapitän Hook, ich stehe vor Marc. Wir beide ziehen unsere Plastikschwerter und kämpfen. Marc geht an die Sache an wenig brutaler ran als ich, er schlägt mir mit dem Schwert mehrmals ins Gesicht, um mich zu provozieren. Ich weiß zum Glück, dass ich diesen Kampf gewinnen werde. Ich stoße Marc zum Krokodil, in welchen seine Freunde sitzen. Das Maul öffnet sich und verschlingt Kapitän Hook. Ich habe ihn besiegt, ich habe Marc besiegt, ich darf nun endlich Julietta den Kuss geben. Wir stehen auf der Bühne, die Scheinwerfer beleuchten nur uns beide, ich beuge mich vor ihr. Julietta streckt ihre Hand aus und ich gebe ihr den Kuss. Der Kuss war zwar nur ein Fingerhut, doch in meiner Fantasie war er echt.
    Das Publikum springt auf, gibt Applaus und alle Darsteller verbeugen sich vor der Menge. Ich sehe in Mamas Gesicht, Sie strahlt und klatscht mit all ihrer Kraft in die Hände, Sie muss sogar ein Taschentuch aus der Tasche nehmen um die Tränen zu trocknen. Der Vorhang schließt sich und ich rede mit Julietta und den Anderen noch über die Vorführung und nach viel Gelache endet der Abend.
    Ich stelle Mama der älteren Dame vor, beide verstehen sich blendend. Zusammen fahren wir nach Hause und reden über diesen perfekten Tag. Ich verabschiede mich mit einem Händedruck bei der älteren Dame, Mama nimmt diese gleich in den Arm und flüstert ihr was ins Ohr. Ihr Lächeln verstummt kurz, ihr Blick richtet sich an meine Geschwister und mich und schon lächelt die ältere Dame wieder. Doch in Ihren Augen ging in diesem Augenblick die Sonne unter.
    Wieder zu Hause reden wir Stunden über das Stück, bis ich mich ins Bett lege und in meinen Träumen Julietta küsse.

  5. #24
    Gilligan Gilligan ist offline
    Avatar von Gilligan

    AW: Mein graues Leben

    so, ein wenig verspätet gelesen, aber gefällt, wie immer.

    es ist herrlich, man kann sich in die welt, die hier erzählt wird, ziemlich gut reinversetzen. es ist ein genuss zu lesen, auch wenn der inhalt ein sehr trauriger ist. doch dieses stück lässt das traurige verblassen. aber doch nur scheinbar, im hinterkopf die umstände. sehr schön, ich freue mich auf weitere teile. du schreibst gut!

  6. #25
    Trojanerking Trojanerking ist offline
    Avatar von Trojanerking

    AW: Mein graues Leben

    Heute Abend wird das 4. Kapitel online gestellt! Hatte in den letzten Tagen viel um die Ohren, nicht böse sein.. Andere Leute warten auch einen Monat auf ihren zeitschriften

  7. #26
    Gilligan Gilligan ist offline
    Avatar von Gilligan

    AW: Mein graues Leben

    Zitat Trojanerking Beitrag anzeigen
    Heute Abend wird das 4. Kapitel online gestellt! Hatte in den letzten Tagen viel um die Ohren, nicht böse sein.. Andere Leute warten auch einen Monat auf ihren zeitschriften
    lass dir zeit. wenn du dich hetzt, könnte die qualtität sinken

  8. #27
    iHook

    AW: Mein graues Leben

    Arrrr! Die Geschichte(n) ist/sind wirklich sehr ergreifend und gut geschrieben!

  9. #28
    Trojanerking Trojanerking ist offline
    Avatar von Trojanerking

    AW: Mein graues Leben

    Kapitel 4
    Stipendium


    In den letzten Nächten habe ich viele Träume gehabt, einige von der sehr schönen Sorte, andere waren wiederum schrecklich. Ich träumte wie ich mit Julietta auf dem Abschlussball tanze, ich träumte wie ich mit Seth durch die Welten seiner Bücher streife, ich träumte von einer Zukunft in der ich jemand bin und in der alles was heute schlecht ist, morgen wieder gut wird. Leider habe ich auch geträumt wie ich am Bett meiner Mutter sitze und Sie ihren Augen für immer geschlossen hält, kein Atmen, kein Lächeln, keine warme Hand mehr.
    Mama geht es in letzter Zeit wieder sehr schlecht, die Schulaufführung liegt bereits einige Wochen zurück und das Schuljahr neigt sich dem Ende. Für uns wird sich alles ändern, die meisten Schüler werden eine Ausbildung beginnen, andere werden auf eine Privatschule gehen um einen höheren Abschluss zu machen. Wie es mit mir weitergeht weiß ich leider nicht, wir haben nicht genug Geld um einen solchen Schulplatz zu bezahlen. Meine Geschwister werden ebenfalls endlich in die Schule kommen, dann habe ich die Aufgabe den Kleinen bei ihren Schulaufgaben zu helfen, während ich wahrscheinlich eine Ausbildung in irgendeinem Büro welches meine Seele auffrisst anfange. Julietta wird auf eine Privatschule gehen und diese Stadt für immer verlassen.
    Heute ist der letzte Schultag vor den letzten Ferien die wir als Schüler erleben, danach werden wir alle nochmal 6 Wochen Schule haben, in denen sich alles entscheidet. Ich sitze wie jeden Morgen um diese Zeit an der Bushaltestelle und rede mit der älteren Dame. Wir verstehen uns mittlerweile prächtig, Sie könnte glatt meine Großmutter sein. In der letzten Zeit war ich nachmittags oft bei ihr und wir haben Tee getrunken und uns über unsere beiden Leben unterhalten. Sie ist eine intelligente und großzügige Dame, ich weiß dass Sie mal einen Mann hatte, ich weiß dass Sie Kinder hat und das diese in einem anderen Land wohnen. Doch die ältere Dame ist sehr einsam, Sie hat in dieser Stadt so gut wie niemanden, ihre beste Freundin war vor einigen Jahren verstorben, genau wie ihr Mann. Sie hat eine riesige Wohnung, fünf Zimmer und wohnt dennoch ganz alleine. Zwei der Zimmer sind völlig ungenutzt und mindestens doppelt so groß wie meins. Auch Mama war schon hier, doch seit es ihr wieder so schlecht geht, ist Sie in unserer Wohnung gefangen. Frischluft verträgt Sie kaum, jeder Atemzug bringt Mama zu einem keuchenden Husten. Über diese Dinge denke ich nicht gerne nach, ich genieße es mit der älteren Dame über schöne Dinge zu reden, denn das lässt mich mein graues Leben zu Hause vergessen.
    Ich verabschiede mich von der älteren Dame und steige wie jeden Morgen aus dem Bus. Doch heute wird mich Seth nicht an der Bushaltestelle begrüßen. Seth hat nämlich die Grippe erwischt, er liegt in seinem Zimmer und kann noch nicht mal seine Bücher lesen. Ich laufe also alleine zur Schule und genieße Die Sonnenstrahlen des Frühlings. Hinter mir höre ich das Gelache von Mark und seinen Freunden. Ich höre wie ihre Schritte im schneller werden und eh ich mich versehen kann, liegt Marks Hand auf meiner Schulter. „Hey du Penner, heute ist dein Brillenschlangenfreund ja im Bett und hustet sich die Lunge aus der Kehle.“ Ich sage nichts und laufe einfach weiter. „Genau wie deine Mutter!“ Ich bleibe stehen, drehe mich um und hole zum Schlag aus, doch bevor ich überhaupt in die Richtung von Mark schlage, wirft mich einer seiner Kumpels zu Boden. „Wolltest mich wohl schlagen du Penner? Tja ich habe halt noch eine Rechnung mit dir offen. Keiner darf Julietta so nahe sein, wie du es getan hast.“ Während ich am Bode liege und Mark mit seinen Leuten weiter in Richtung Schule geht, sehe ich von weiten Julietta. Wie peinlich, Sie sieht mich am Boden liegen. Ich stehe wieder auf und muss sehen wie Mark Julietta auf ihren Po haut, Mark lacht mit zugekniffenen Augen und bemerkt nicht wie Juliettas Faust direkt in sein dummes Gesicht trifft. Mein Lächeln könnte in diesem Augenblick nicht breiter sein. „Du Schlampe, was denkst du wer du bist? Ich bekomm deinen süßen Po eh bald zurück!“ Mark ist wütend und boxt einen seiner Kumpels mit voller Wucht auf die Schulter.
    Der ganze Tag lief schlecht für mich, Mark bespuckte mich im Unterricht mit Papierkügelchen, im Treppenhaus stellte er mir ein Bein und in der Aula warf er mein Essen vom Tisch. Ich kann ja nichts gegen Mark machen, doch eines Tages werde ich ihm schon zeigen wozu ich fähig bin. Ich weiß dass er mich nur provozieren will, um mich dann nach dem Unterricht richtig verkloppen zu können. Ich lasse mich auf diese dummen Spielchen von Mark nicht ein, weil ich ihm in jeder anderen Hinsicht überlegen bin.
    Die letzte Stunde vor den Ferien beginnt, der Lehrer steht vor der Tafel und gibt eine Ansprache. „Guten Tag Schüler, bevor ihr in die Ferien könnt muss ich euch noch etwas erzählen. Die zwei besten Schüler der Jahrgangstufe bekommen ein Stipendium für die Privatschule. Derzeit ist aus unserer Klasse Seth der beste und aus der Parallelklasse ist es Jeannine.“
    Jeannine ist eine etwas andere Person, Sie kleidet sich entweder komplett in schwarz oder zieht sich knallbunte Outfits an. Es ist ja nicht so dass ich was gegen solche Menschen habe, aber Jeannine raucht, trinkt Alkohol und verkloppt sogar die Jungs auf dem Schulhof. Dennoch ist Sie eine hochbegabte Schülerin, Jeannine spielt in einer Band, Sie ist in der Kunst AG und gibt Schülern für ein wenig Geld sogar Nachhilfe in Mathe, Chemie und Biologie.
    Während ich über Jeannine nachdenke und mich für Seth für freue, ertönt die Klingel der Schule. Seth wird für sein Können belohnt und ich muss eben als nur fünftbester Schüler des Jahrgangs, die Privatschule allein finanzieren. Juliettas Großeltern haben extra ein Sparbuch angelegt, doch Mama und Papa haben nie genug verdient um Geld zurücklegen zu können. Ich werde Seth von seinem Glück berichten, gleich Morgen, denn jetzt muss ich erst einmal meine Geschwister vom Kindergarten abholen.
    Auf dem Weg zur Haltestelle läuft mir Julietta hinterher und fragt mich was ich in meinen Ferien mache. Sie fragt mich ob wir beide nicht mal zusammen ins Kino gehen wollen. Ich glaube ich träume, ich und Julietta im Kino? Es muss ein Traum sein. „Ich hoffe wir sehen uns, ich war schon lange nicht mehr mit einem Jungen im Kino. Hier hast du meine Telefonnummer, ruf an, es würde mich freuen.“ Julietta geht einige Schritte schneller als ich, ich schlucke meinen Speichel runter, grinse und kann es kaum fassen. Die Ferien werden die schönsten in meinem Leben werden, ich taumel zum Bus und schwebe wie auf Wolke sieben durch die Tür. Vor meinem inneren Auge spiele ich mir diesen perfekten Tag, den ich mit Julietta erleben werde bereits ab.
    Ich hole die Kleinen vom Kindergarten ab und mache mich auf den Weg nach Hause. Ich erzähle den beiden von meinem Tag, davon was Mark mit mir gemacht hat, wie Julietta Mark geschlagen hat, das Seth auf eine Privatschule kommt und das ich mit Julietta ins Kino gehen werde. Meine Geschwister verstehen zwar kein Wort von dem was ich ihnen erzähle, doch in ihren Augen ist immer ein Glanz wenn ich mit meiner hochmütigen Stimme spreche. Als wir zu Hause ankommen, ich die Tür aufschließen will und am liebsten gleich zu Mama ins Zimmer will, steht Papa vor mir. Seine Augen sind aufgequollen und rot, eine Träne läuft an seiner Wange runter, er nimmt die beiden kleinen in dem Arm und guckt mich an. „Wir fahren ins Krankenhaus, die Lunge deiner Mutter ist kollabiert und ihr Zustand ist kritisch.“

  10. #29
    Trojanerking Trojanerking ist offline
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    AW: Mein graues Leben

    Kapitel 5

    Raum 315

    Ich stehe völlig neben mir, Papa und ich sind jetzt vor dem Krankenhaus, es ist ein großer grauer Klotz. Die Lamellen vor den Fenstern, sollen das Leiden der Menschen von der Außenwelt abhalten. Ich zittere am ganzen Körper, meine Beine könnten in jedem Moment versagen und ich würde heulend auf dem Boden liegen. Doch ich muss mich zusammen reißen, ich habe Mama noch nicht mal gesehen und male gleich den Teufel an die Wand. Papa sieht mich an und legt seine Hand auf meine Schulter, wir gehen rein. Die Kleinen haben wir zuvor zu der älteren Dame gebracht. Sie sollen das Leid von Mama nicht sehen, keiner sollte das. Doch ich muss, ich muss ihre Hand halten, ich muss Mama Kraft geben. Wir laufen durch die Eingangstür, im Augenwinkel sehe ich wie ein alter Mann auf einer Liege in den Fahrstuhl geschoben wird. Papa sagt nichts, er sieht mich nicht mal mehr an, er geht im eisernen Schritt zu der Empfangsdame. Warum lächelt die Frau mich an, wenn doch in ihren Augen Mitleid ist? Sie deutet aufs Zimmer 315. Papa und ich machen uns auf dem Weg zum Fahrstuhl, steigen ein und fahren hoch. Zimmer 315, wir stehen davor, öffnen die Tür und sehen Mama. Sie liegt im Bett, neben ihr steht ein Gerät welches ihre Herzfrequenz überwacht. Über ihren Mund legt sich eine Atemmaske, es sieht aus als wäre diese fest mit ihren Atemwegen verbaut. In ihrem Arm steckt eine Nadel, der Schlauch der an dieser haftet , führt direkt zu einem Tropf. Ein schreckliches Bild, ich habe noch nie so etwas gesehen und hoffe es ist nur einer meiner Alpträume. Ich schließe meine Augen so fest ich kann, halte die Luft an und wünsche mich woanders hin. Als ich die Augen wieder öffne steht der Arzt vor uns. Er erklärt uns das Mama nicht mehr von selber atmen könne, eine Maschine bestimmt nun ihr Leben. Jedoch gibt es die Möglichkeit, Mama durch eine künstliche Lunge wieder normal Atmen zu lassen. Es kostet nicht nur viel Geld, sonder wäre zudem auch gefährlich. Papa ist zu dem Entschluss gekommen Mama auf diese Weise das Leben zu retten, egal ob wir danach ruiniert sind, er würde noch mehr arbeiten gehen, er würde in diesem Moment alles tun. Mama hält ihre Augen geschlossen, wir können gerade nichts für Sie tun und verlassen nach 20 Minuten des Schweigens das Krankenhaus. Wir holen die Kleinen von der älteren Dame ab. Das Lachen meiner Geschwister und der gütige Blick der älteren Dame, lassen ein wenig Trost in diese Situation. Wir haben auf dem Weg nach Hause nicht mehr darüber gesprochen. Ich lege mich ins Bett, ziehe meine Sachen nicht aus und schau an die rissige Decke meines Zimmers.
    Ich habe Julietta angerufen, ich musste ihr absagen. Wie gerne wäre ich mit Julietta ins Kino gegangen, wie gerne hätte ich mein erstes Date gehabt, doch es sollte nicht sein.
    Ich bin gerade auf dem Weg zu Seth, ich hatte in den letzten Tagen immer Mama im Krankenhaus besucht und noch keine Zeit Seth von seinem Glück zu erzählen. Seth und ich treffen uns an der Stadtbibliothek, er kann es bereits in meine Augen sehen. Ich erzähle Seth von meiner Situation und ich erzähle ihm von seinem Glück, ein Stipendium für die Privatschule zu erhalten. Seth sieht glücklich aus, doch die Freude in seinen Augen verblasst schnell als er begreift, dass ich nicht mit auf die Privatschule kann. Ich werde hier bleiben, alleine. Mama wird am Ende der Ferien operiert, die Ärzte geben ihr eine Chance von 30%, entweder oder.
    Seth und ich treffen uns in diesen Ferien nicht mehr. Er verbringt seine Freizeit mit dem Lesen von Büchern und ich in einem Gebäude in dem der Tod ein und aus geht.
    Heute wird die ältere Dame auch mit ins Krankenhaus kommen, ich mache mich auf den Weg zur ihr. Es ist gerademal ein Fußweg von 10 Minuten der unsere Haustüren trennt. Ich stehe nun vor dieser, klingel und die ältere Dame lässt mich noch kurz warten. Sie öffnet ihre Tür und steht bereits komplett angezogen am Türrahmen. Wir machen uns auf dem Weg zur Bushaltestelle, heute jedoch müssen wir in einen anderen Bus einsteigen, der Bus der aufs Krankenhausgelände fährt. In den letzten Tagen bin ich oft mit diesem Bus gefahren, hier sitzen ganz andere Leute drin und es fährt ein anderer Busfahrer. Die ältere Dame und ich setzen uns auf die Plätze ganz am Ende des Busses, ich lasse mich in die Sitze fallen und denke nur noch darüber nach wie es Mama wohl gerade geht. Der Bus hält, Endstation, nur wenige Leute sitzen noch im Bus. Ich helfe der älteren Dame vom Platz und steige zusammen mit ihr aus dem Bus. Wieder muss ich dieses graue Mauerwerk sehen, wieder muss ich durch diese Tür gehen um in den Fahrstuhl zu kommen, wieder stehe vor dem Zimmer 315. Ich öffne die Tür und sehe Mama, sie ist blass und atmet ganz flach. Ihr Brustkorb hebt sich schneller als normal, er dehnt sich so stark aus wie er es sonst getan hat. Die Maschinen pumpen Luft in Mamas Lungen, ich gehe näher ran und halte ihre Hand ganz fest. Ich spreche zu Mama, so wie ich es immer getan hab, seit dem Sie im Krankenhaus liegt. Ihre Augen öffnen sich schwach, sie lächelt mich mit ihren rissigen verblassten Lippen an. Aus ihren trüben Augen fließt in diesem Augenblick eine Träne und Sie spricht zu mir. „Es wird alles gut werden mein Junge, ich werde heute noch operiert und schon bald bin ich wieder zu Hause.“ Ihre Stimme klingt dabei schwach und mutlos. Wir reden noch bis Papa zur Tür des Zimmers 315 rein kommt und mich und die ältere Dame aus dem Zimmer schickt. Wir beide warten, reden kein Wort und ich beobachte das Krankenhaus. In jedem Raum liegt ein anderes Schicksal, die einen werden schon Morgen wieder nach Hause kommen und für andere wird dieses Gebäude das Letzte sein was sie im Leben sehen. Ich sehe wie der Arzt mit seinem Team in das Zimmer von Mama geht, Papa aus dem Raum schickt und Mama auf einer Liege aus diesem fährt. Ich gehe nochmal zu ihr, halte nochmal ihre Hand ganz fest und küsse ihr auf die Stirn. Ein Abschiedskuss, ein letzter Händedruck, bevor Sie ihre Augen schließt und in den OP-Saal geschoben wird.
    Wir bleiben im Warteraum des Krankenhauses, ich hole mir eine Tomatensuppe aus dem Automaten und hoffe die Zeit vergeht dadurch schneller. Die ältere Dame erzählt Papa von ihrem Mann und ihren Kindern. Papa hört nur halbherzig zu, ihm ist es egal was andere Menschen für ein Leben haben, er lebt sein eigenes. Das ist seine Faustregel, zuerst er, dann die Kleinen und dann Mama. Ich bin ihm ebenfalls völlig egal. Wäre seine Frau nicht die die er liebt, würde er sich noch weniger um mich kümmern.
    Die Stunden vergehen langsam, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich will, dass Mama endlich aus den OP-Saal kommt und der Arzt sagt dass alles gut gelaufen ist. Es dauert weitere Stunden bis endlich eine Schwester aus dem OP kommt, Sie läuft nur an uns vorbei und sieht uns nicht an. Endlich sehe ich den Arzt, sein Blick ist ernst und verzweifelt. Dieser Blick bedeutet nichts Gutes, als er Anfängt zu sprechen beginnt sich um mich rum alles in Zeitlupe zu bewegen. Ich höre nicht genau was er sagt, ich lese mehr oder weniger von seinen Lippen ab. Ich blicke zur älteren Dame, es ist ein entsetzter und trauriger Blick den Sie in ihrem Gesicht trägt. Ich sehe zu Papa, er fällt auf die Knie und nimmt die Hände vors Gesicht. Mein Körper kann nicht mehr, meine Seele kann nicht. Ich falle und schaffe es mit letzter Kraft den Sturz abzufangen. Alles wird schwarz.
    Mama lächelt mich gerade an und erzählt mir von Peter Pans Abenteuern. Sie nimmt meine Hand und flüstert mir ins Ohr. „Ich liebe dich.“ Eine Träne kullert ihre Wange runter. „Ich schließe nun meine Augen. Du mein Sohn musst deine immer offen halten. Ich liebe dich.“
    Mama wird nie mehr lachen, nie wieder wird Sie weinen, nie wieder wird Sie mir auf die Stirn küssen, nie wieder kann ich sie glücklich sehen und nie wieder wird Mama aus einem Traum erwachen und mit mir zusammen frühstücken…

  11. #30
    TrueValue TrueValue ist offline
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    AW: Mein graues Leben

    Wirklich ergreifender Teil den du da geschrieben hattest. Ich finde gut, dass das "Ende" zum Namen der Geschichte passt und es jetzt nicht Friede Freude Eierkuchen weitergeht.
    Mach weiter so!

  12. #31
    Tefox Tefox ist offline
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    AW: Mein graues Leben

    Sehr schön und ergreifend .
    Hab mir gerade alles von Anfang durchgelesen und finde das du da wirklich eine klasse Geschichte aufgebaut hast .
    Wirklich gut, mach weiter so (Wie True schon sagte ^^).

  13. #32
    Trojanerking Trojanerking ist offline
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    AW: Mein graues Leben

    Rennen

    Ich sitze auf einem Stein, mein Blick führt direkt zum blauen unendlichen Meer. Ein blauer Himmel ist zu sehen, keine Wolken, kein Wind. Ich sitze hier und um mich herum ist nichts außer Stille und Einsamkeit. Keiner könnte mich hören wenn ich weine, keiner mich finden wenn er nach mir sucht, niemand auf dieser Welt weiß woran ich in diesem Moment denke. Ich greife in den feinen Sand und lasse diesen durch meine Finger rieseln. Einige der Sandkrümel kleben noch an meinen Händen als ich diese in meinen Schoß lege und dann aufstehe. Hinten am Horizont sehe ich dich, ich kann spüren dass du immer da bist wenn ich schlafe, erst wenn ich aufwache bist du weg.
    Der Wecker klingelt mich aus meinem Traum. Jede Nacht träume ich von Mama, von ihrem Lachen und von ihren Schmerzen. Es ist schon einige Wochen her als Mama starb, ihre Beerdigung war ein großes Trauerspiel. Wir hatten kein Geld für einen Sarg oder für einen großen Grabstein aus Marmor. Eine kleine Urne und eine kleine Tafel aus einfachem Stein musste reichen. Jeden Tag besuche ich dich mit den Kleinen und selbst die ältere Dame kommt gelegentlich dazu. In Schule wissen alle von meinem Unglück, doch nicht mal Marc wagt es mich daraufhin anzusprechen oder gar zu beleidigen. Das wahre Chaos findet hier statt, hier bei mir zu Hause. Papa ist seitdem nicht wieder zu erkennen, er hat seinen Job geschmissen und betrinkt sich jeden Abend. Ich habe Angst vor ihm, ich habe Angst dass er sich verliert und dann den Kleinen etwas tut. Doch wenn er trinkt bleibt er im Wohnzimmer, er kommt nicht raus, er trinkt so lange bis er einschläft. Ich habe die Rolle von meiner Mutter übernommen, ich bringe die Kleinen abends ins Bett und ich wecke sie auch morgens wieder auf, bringe sie zum Kindergarten und hole sie auch wieder ab. Mein Leben ist schwerer geworden, ich habe keine Zeit mehr nach der Schule zu der älteren Dame zu gehen oder mit Seth in der Bibliothek zu lernen. Ich denke nur noch wenig über Julietta nach. Sie wird eh bald weg sein, genau wie Seth. Nur ich bleibe hier. Wo soll ich auch hin? Ich habe Mamas Grab zu pflegen, muss mich um meine Geschwister kümmern und auch die ältere Dame braucht ab und zu jemanden zum reden.
    In letzter Zeit fahre ich nicht zu der gewohnten Zeit mit dem Bus, ich muss früher los, ich muss meine Geschwister zum Kindergarten bringen und von dort zur Schule fahren. Es ist anstrengend und es macht mich müde. Die Kleinen sind bereits in der Kita und ich sitze völlig übermüdet im Bus. „Hey, ist neben dir noch Platz?“ Ich öffne meine Augen und beginne fast rot zu werden. Julietta ist um diese Zeit bereits im Bus und möchte einen Platz neben mir. Halt, das ist nicht Julietta, es ist nur Jeannine. „Was ist denn nun? Soll ich woanders hin?“ Ich bin ein wenig geschockt, deute aber daraufhin, dass sich Jeannine setzen soll. „Ich dachte schon ich müsste stehen.“ Jeannine lächelt mich an und auch ich kann mein Lächeln nicht verkneifen. „Das Leben ist hart oder?“ Ich weiß worauf Sie hinaus will und nickte zustimmend. „Es trifft leider immer die falschen Leute, ich weiß was du durch machst. Ich selber habe auch ein schweres Los gezogen. Meine Mom starb auch vor einiger Zeit, meinen Dad kenne ich nicht. Meine Tante hat mir nur immer von ihm erzählt, er war wohl ein Taugenichts.“ Jeannine unterbricht ihr Gespräch mit mir und schaut tiefblickend aus dem Fenster des Busses. „Jeannine? Du wohnst doch alleine oder?“ Sie blickt mich an und sagt „Ja tu ich. Seit meine Mom verstorben ist, lebe ich in meinen eigenen vier Wänden. Das Jugendamt hat mir angeboten bei meiner Tante zu leben, doch das wollte nicht. Ich will mir von keinem Erwachsenen der dümmer als ich ist etwas sagen lassen.“ Alleine wohnen, ich könnte niemals alleine Wohnen. Jeannine ist in diesem Punkt um einiges weiter als ich. „Oh wir sind da.“ Jeannine steht auf und zieht mich an meiner Hand hoch. Zusammen gehen wir aus dem Bus. „Hier, willst du eine?“ Jeannine bietet mir eine Zigarette an. „Nein ich rauche nicht. Dieser Mist macht doch nur krank!“ „Ach du bist ja einer von der vernünftigen Sorte.“ Jeannine lacht und zündet sich ihre Zigarette an. Wir beide gehen nebeneinander in Richtung Schule und unterhalten uns noch ein wenig, bis wir zu diesem einen Punkt kommen. „Weißt du, immer wenn einen etwas Schreckliches zustößt, geht für jemand anderes die Sonne auf.“ Ich kann ihren Worten nicht glauben, dennoch klingen sie schön. „An dem Tag als meine Mutter starb habe ich in den Nachrichten eine Frau gesehen. Sie wurde verschleppt, gefangen gehalten und hat diese Zeit überlebt. Doch genau an diesem Tag konnte sie sich befreien, ist zur Polizei gegangen und hat ihre Peiniger verraten. In diesem Moment wusste ich es, es gibt immer irgendwo ein wenig Gerechtigkeit.“ Jeannine lächelt, zieht ein letztes Mal einer der Zigarette und schnippst diese dann weg. „Okay, ich geh dann rein. Ich muss noch etwas für unsere Bandprobe heute Nachmittag vorbereiten. Wir werden bei der Abschlussfeier auftreten.“ Mit diesen Worten verschwindet Jeannine singend in der Schule, lässt mich alleine stehen und über einiges nachdenken.
    Ich lehne am Zaun vor der Schule und bin in Gedanken vertieft. Alle laufen an mir vorbei , es ist als wäre ich unsichtbar für diese Schüler. Ich denke drüber nach wem wohl was gutes passiert ist und was aus mir nach dem Schuljahr wird. Ganz tief in Gedanken, bemerke ich nicht das Seth vor mir steht. Seth sieht mich ein wenig verwundert an und fragt mich wie es mir geht. Wie soll es mir denn gehen? Mir geht es schlecht, doch ich sage es nicht. Seth und gehen zusammen in den Klassenraum. Die letzten beiden Schulwochen stehen nun an und eigentlich geht es um nichts mehr. Die Noten sind geschrieben und die Plätze für die Privatschule vergeben. Ich setze mich auf meinen Platz, packe meine Sachen aus der Tasche und bereite mich ein wenig auf den Unterricht vor. Der Lehrer kommt in den Raum. „Guten Morgen Klasse. Ich habe euch einiges zu sagen. Erst einmal kommen wir zu den guten Sachen, Seth hat das Stipendium für die Privatschule wie ihr ja alle wisst. Seth wird jedoch nicht der einzige aus unserer Klasse sein der auf die Privatschule darf. Ihm werden noch Julietta, Bastian und Roger folgen.“ Bastian und Roger sind nicht nur beste Freunde, sondern auch die beiden Klassenclowns. Bastian ist so Typ mit dem jeder klar kommt und der immer einen witzigen Spruch auf den Lippen hat. Roger hingegen ist etwas ruhiger als Bastian aber hat es faustdick hinter den Ohren. Einmal haben die beiden Marc einen üblen Streich gespielt. Bevor Marc in die Schule kam, haben Bastian und Roger seinen Stuhl mit Flüssigleim eingeschmiert. Marc hatte es nicht bemerkt und als er aufstehen wollte, klebte seine Hose am Stuhl fest. Marc war nur zu dumm um nachzugeben und versuchte sich gewaltsam hochzuziehen, erst als das Gelächter der Klasse kam setzte sich Marc ganz schnell wieder auf seinen Stuhl. Marcs Hose war am Hinterteil gerissen, jeder konnte seine Unterhose sehen, noch nie war Marc so einer peinlichen Situation ausgesetzt. Doch die Quittung bekamen Bastian und Roger noch am selben Tag, denn einen Tag später hatten beide ein Veilchen. Während ich darüber nachdenke redet der Lehrer bereits weiter. „So kommen wir nun zu den weniger schönen Dingen. Nicht jeder hat es geschafft dieses Schuljahr zu bestehen. Marc muss dieses Jahr leider wiederholen, das ist auch der Grund warum er heute nicht in der Schule sein wird.“ Marc bleibt sitzen? Ist das die Gerechtigkeit von der Jeannine gesprochen hat?
    Am ganzen Schultag gab es in unserer Klasse kein anderes Thema als Marc, auch im Bus musste ich noch darüber nachdenken. Ich gehe jetzt die kleinen vom Kindergarten abholen, doch als ich dieses tun möchte Spricht die dicke Erzieherin der beiden mit mir. „Hallo Junge, die beiden kleinen wurden bereits heute Mittag von deinem Vater abgeholt. Er meinte man könne sich nicht auf dich verlassen, er müsse immer alles selber in die Hand nehmen.“ Ich konnte es nicht fassen, Papa hat sich nach langer Zeit wieder aufgerafft und die Kleinen wieder vom Kindergarten abgeholt. Ich freue mich, gehe zur Bushaltestelle und fahre wieder nach Hause. Papas Auto ist nicht vor der Wohnungstür. Ich gehe zu unserer Wohnung, schließe auf und bemerke das niemand dort ist. Wo ist Papa und wo sind die Kleinen? Ich gehe in die Küche und finde einen Brief mit Papas Handschrift. >>Wenn du das liest, bin ich mit meinen Kindern bereits an einem besseren Ort. Es lohnt sich nicht mehr zu leben, nicht für mich und somit auch nicht für die Kleinen. Ich kann es nicht mehr ertragen dein Gesicht zu sehen Junge. Jedes mal wenn ich es sehe denke ich an deine Mutter. Du bist ihr so ähnlich. Doch dort wo ich hingehe muss ich dieses Gesicht nicht mehr ertragen. Leb wohl.<<
    Mein Körper zittert, meine Augen tränen. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich renne aus der Wohnung und sprinte zum Polizeirevier. Ich höre nicht auf zu rennen und der Wind trocknet meine nassen Augen.




    So sry ihr Lieben^^ hat ne Weile gedauert, doch nun steht das neue Kapitel von mein graues Leben online! Schon Sonntag dürft ihr euch freuen wie es weiter geht Es wird wieder spannend!!! Danke für euer Interesse

  14. #33
    Trojanerking Trojanerking ist offline
    Avatar von Trojanerking

    AW: Mein graues Leben

    Ich renne, renne und renne immer schneller. Meine Lunge pumpt, meine Beine versteifen sich, doch ich muss weiter rennen. Ich habe keine Zeit um auf einen Bus zu warten, ich habe keine Zeit um mir meine Umgebung anzusehen. Ich muss rennen, ich muss schneller werden. Mein Herz pumpt wie verrückt, mein Oberkörper fühlt sich an, als würde ein Messer in diesem stecken. Ich renne die Straße runter, nach links, nach rechts. Ich falle, meine Hände sind blutig vom Sturz und ein kleines Mädchen welches gerade genüsslich an einem Eis leckt, starrt mich mit erschrockener Miene an. Ich rappel mich auf, reibe meine Hände aneinander und versuche somit den Dreck aus den Wunden zu kratzen. Ich renne weiter. Die Leute müssen denken ich sei ein Wahnsinniger der vor der Sintflut flüchtet, doch ich sprinte wie ein Marathonmann um endlich zum Polizeirevier zu kommen. Meine Augen sind trocken vom Wind, meine Hände blutig vom Sturz. Ich kann die Polizeiwache schon sehen, gleich bin ich da.
    Ich öffne die die Tür zum Polizeirevier, bin völlig am Ende, noch nie bin ich so schnell und so lange gerannt. Die blonde Polizistin sieht mich an und ist vollkommen außer sich, als ich ihr erzähle was passiert ist. Ich setzte mich auf eine Bank, lege meine Hände auf die Kniescheiben und fange an zu weinen. Was soll ich tun? Ich weiß doch gar nicht wo er mit den Kleinen hin ist? Ist er noch in der Stadt und wenn ja wo? Ich muss sie retten, die Polizei muss meine Geschwister retten. Bitte helft mir. Die Polizistin vom Eingang kommt zu mir gelaufen. „Junge? Wir brauchen deine Hilfe. Du musst uns sagen wie das Auto von deinem Vater aussieht und wie lange er schon mit den beiden weg ist.“ Sein Auto beschreibe ich ihr, doch ich kann nicht sagen wie lange er schon weg ist. „Danke du hast uns sehr geholfen. Warte hier, wir werden sie schon finden.“ Warten, ich soll warten? Ich kann nicht warten, ich muss mit, ich muss sehen ob es den Kleinen gut geht. Die Polizistin geht während ich das denke zu ihren Kollegen und bespricht den Einsatz. Ich stehe auf und folge ihr. „Entschuldigung? Ich kann hier nicht einfach tatenlos rumsitzen, ich will mit, ich will euch helfen!“ Die Polizistin sieht mich an, blickt danach zu ihrem Kollegen und meint. „Hey, was meinst du? Es geht hier immerhin um seine Familie. Kann er denn nicht mit?“ Der Polizist mit dem Oberlippenbart murmelt grimmig. „Ja, aber er fährt bei dir im Auto mit.“ Der Polizist geht vor und die Polizistin und ich folgen ihm. Wir stehen in der Tiefgarage, die Polizistin holt ihre Autoschlüssel aus der Tasche und per Knopfdruck entriegelt sich der Schließmechanismus ihres Wagens. Sie öffnet mir die hintere Tür und lässt mich einsteigen. Ich fühle mich als wäre ich ein Verbrecher. Wie muss das aussehen wenn ich hier hinten sitze? Doch über solche Sachen sollte ich mir jetzt weniger Gedanken machen. Die Polizistin steigt ebenfalls ins Auto, nimmt ihren Zünder und setzt das Auto in die Gänge.
    Wir suchen bereits seit einer Stunde nach Papa und den Kleinen. Immer wieder kommen Funksprüche anderer Polizisten, keiner hatte etwas gesehen. Die Sonne ist schon fast untergegangen, Sie leuchtet tief orange und sieht sehr schön aus. Doch egal wie schön die Sonne auch aussehen mag, in diesen Moment ist Ihre Schönheit nicht relevant. Die Polizistin hat mir viel über ihren Beruf erzählt, hat mich ausgefragt was ich denn so tue und später mal vor habe. Meine Antworten waren stets kurz und knapp. Ich weiß nicht was ich vorhabe, ich will nur das alles gut wird. Mich nervt das ständige Gerede der Polizistin, doch ich weiß, dass Sie mich nur ablenken möchte. Auf einmal tönt es wieder durch das Funkgerät. „Hier die Zentrale. Ich glaube ich hab da was. Ein junger Mann rief gerade bei uns an und schilderte uns einen Verdachtsfall.“Die Polizistin blickt in den Rückspiegel.“Schießen Sie los!“Das Funkgerät fängt an zu rauschen.“Draußen vor der Stadt an der altem Brücke zum Wald, dort steht ein Auto welches genau auf unsere Beschreibungen passt.“ Die Polizistin tritt in die Bremse, legt den Rückwärtsgang ein und fängt mit Blaulicht an zu wenden. Als die Sirene des Polizeiautos anspringt, denke ich gleich an die Kleinen, denn dieses Geräusch versuchen Sie immer nach zu machen. „Hey Junge, ich glaube wir sind auf der richtigen Spur. Wir werden gleich da sein und deine Geschwister retten!“ Ich schenke der Polizistin meinen Glauben und schließe die Augen, in der Hoffnung, dass wenn ich sie öffne, alles wieder gut wird. Ein weiterer Funkspruch geht ein. „Wo bist du gerade?“ Es war der Polizist mit dem Oberlippenbart der durch das Funkgerät sprach. „Bin gleich da!“ „Gut ich bin nämlich schon vor Ort und werde vorgehen.“ Die Polizistin drückt aufs Gas.
    Endlich waren auch wir an der alten Brücke angekommen. Die Polizistin spricht in ihr tragbares Funkgerät. „Wir sind jetzt da!“ „Okay, ich glaube ich habe eine Spur. Ich sind einige leichte Fußabdrücke und die führen direkt zur Ausschauplattform.“ Die Polizistin zuckt ein wenig zusammen. „Ausschauplattform? Oh Gott ich hoffe es ist noch nicht zu spät!“ Die Polizistin rennt los und ich renne ihr hinterher.
    „So meine Kleinen, damit ist die gute-Nacht-Geschichte gesprochen. Ich hoffe sie hat euch gefallen“ Der Vater erhebt sich, blickt den Abhang hinunter und legt seine Hände um das Geländer der Ausschauplattform. „Kommt her, steht vom Boden auf und nehmt euren Papi an die Hand. Schon gleich sind wir wieder bei Mami.“ Die Kleinen stehen auf und so gutgläubig Sie auch sind, Sie sehen den Wahn in den Augen ihres Vaters und haben Angst. „Es ist nur noch ein Schritt, kommt an meine Hände.“ Der Vater nimmt noch einen großen Schluck aus der Whiskeyflasche.
    „Halt Sie da!!! Was machen Sie da!? Halt sage ich oder ich schieße!“ Der Polizist mit dem Oberlippenbart ist endlich vor Ort und sieht was der Vater mit seinen Kindern vor hat.
    Die Polizistin und ich hören Schreie und laufen noch schneller. Wir beginnen zu rennen und schon nach kurzer Zeit können wir ihren Kollegen sehen.
    „Kommen Sie da weg vom Geländer und nehmen Sie die Hände hinter den Rücken!“ Ich sehe Papa und die Kleinen. Was hat er vor? „Papa!!!“ Ich schreie in die Richtung meines Stiefvaters, währenddessen rennt die Polizistin in Richtung ihres Kollegen. Papa sieht mich an, blickt dann zu den Kleinen und sagt. „Was willst du hier? Willst du mich aufhalten? Es ist mein Wille wenn ich an einen besseren Ort mit den Kleinen will! Es sind meine Kinder und ich will nicht, dass Sie in einer Welt ohne Mutter aufwachsen müssen. Ich will nicht, dass sie so ein scheiß Leben haben werden wie du!“ Papa dreht sich um und geht einen Schritt in Richtung Geländer. „Bleiben Sie stehen, sie Irrer!“ Doch auch der Schrei des Polizisten bringt Papa nicht zum Stoppen.
    *Peng* Macht es! Die Polizistin hat Papa direkt ins Bein geschossen. Papa knickt ein und krümmt sich vor Schmerzen. Die Kleinen fangen bitterlich an zu weinen und ich renne los. Auch die die Polizisten rennen in diesem Augenblick los. Der Polizist mit dem Oberlippenbart rammt sein Knie in Papas Rücken, legt ihm die Handschellen an und führt ihn ab. Papa sieht mich aus seinem Augenwinkel noch mal an. Noch nie hat er mich so böse und so verzweifelt angesehen. Ich bin geschockt, renne aber weiter und schließe die Kleinen in meine Arme. Die Polizistin ruft einen Krankenwagen. Wir laufen wieder Richtung Brücke, setzen uns ins Auto und fahren wieder in die Stadt. Ich glaube das alles nicht, so viel ist heute passiert. Ich bin nur erleichtert, dass alles noch einigermaßen gut verlaufen ist. Ich schließe meine Augen und schlafe auf dem Weg zur Polizeiwache fast ein. In meinen Armen habe ich die Kleinen. Nachdem Sie aufgehört haben zu weinen, schlafen Sie.
    „Hey Junge? Ich glaube es wäre besser wenn ihr heute erst mal woanders schlafen geht.“ Ich richte meinen Kopf auf. „Ja bitte…“ Ich nenne ihr die Adresse der älteren Dame, zu dieser uns die Polizistin gleich fährt. Die ältere Dame öffnet uns die Tür, Sie ist völlig erschrocken als ihr berichtet wird was passiert war. Die beiden Polizisten reden noch die halbe Nacht mit mir im Wohnzimmer und versichern mir, dass mein Stiefvater bis auf weiteres in Untersuchungshaft ist.
    Jetzt ist es fast um halb vier Uhr morgens. Die Kleinen schlafen bereits seit einigen Stunden und auch die Polizisten fahren in ihren wohlverdienten Feierabend. Heute werde ich nicht zur Schule gehen, ich muss noch einmal zur Polizei und dann zum Jugendamt. Ich lege mich zu den Kleinen ins Gästezimmer der älteren Dame, nehme beide ganz fest in den Arm und schlafe ein.

  15. #34
    Eruka Eruka ist offline
    Avatar von Eruka

    AW: Mein graues Leben

    Toll. *Daumen hoch*
    Ich kann mich total in die Geschichte hinein versetzen, ich zittere mit denen mit.
    Ein toller Mix aus Angst und spannend.
    Einfach klasse gemacht.

    LG Nessa

  16. #35
    Masterboy Masterboy ist offline
    Avatar von Masterboy

    AW: Mein graues Leben

    Zitat Nessa Beitrag anzeigen
    Toll. *Daumen hoch*
    Ich kann mich total in die Geschichte hinein versetzen, ich zittere mit denen mit.
    Ein toller Mix aus Angst und spannend.
    Einfach klasse gemacht.

    LG Nessa
    Kann ich nur so unterschreiben.

  17. #36
    Trojanerking Trojanerking ist offline
    Avatar von Trojanerking

    AW: Mein graues Leben

    Rathaus

    Ich sitze der älteren Dame gegenüber auf einem Vierer-Platz der S-Bahn und wir starren uns beide schweigend an. Neben uns sitzen die beiden Kleinen und blicken mit ihren großen Kulleraugen aus dem Fenster. Wir sind heute auf dem Weg zum Jugendamt. Schon am heutigen Tag wird sich entscheiden ob der älteren Dame der Antrag zu unserer Adoption bewilligt wird oder ob wir drei in einem Kinderheim so wie Seth aufwachsen müssen.
    In den letzten Tagen war ich kaum in der Schule, die meiste Zeit vom Tag verbrachte ich auf dem Polizeirevier und musste mich zu den Vorfällen der vergangenen Tage äußern. Es war oft schwer die Wahrheit zu sagen. Letztendlich waren es nur ein paar wenige wahre Worte die den leiblichen Vater meiner Geschwister hinter Schloss und Riegel brachten. Ich höre den Hammerschlag des Richters immer wieder, wenn ich meine Augen schließe. Der Blick den mir Papa im Gerichtssaal zuwarf, war eine Mischung aus Wut, Trauer, Hass und Verzweiflung. Ich konnte ihn kaum länger als 2 Sekunden in die Augen sehen, ohne am ganzen Körper zu zittern.
    Seth hatte damals ein Buch über Charles Manson gelesen und mir beschrieben wie dieser abgeführt wurde. Ähnlich muss auch Papa ausgesehen haben, als sie ihn in Handschellen und Fußfesseln aus dem Gerichtssaal brachten.
    „Komm Junge, wir müssen aussteigen.“ Die ältere Frau steht vor mir und hat bereits die beiden Kleinen an ihren Händen. Ich werfe nur noch einen kurzen Blick aus dem Fenster der S-Bahn und stehe auf. Ich sehe mich auf dem Weg zur S-Bahn-Tür noch ein wenig um und schaue in die Gesichter der Fahrgäste. Keiner von Ihnen scheint sonderlich gut gelaunt zu sein, doch das stört mich nicht weiter, heute geht es um meine Zukunft. Wir steigen aus der Bahn, rauf auf den Bahnsteig. „Bevor wir zum Jugendamt gehen, sollten wir vielleicht noch ein Eis essen gehen oder Junge?“ Die ältere Dame lächelt mich, während Sie das sagt, an und deutet mit einem Blick auf die beiden Kleinen. „Sicher, das machen wir.“ Erwidere ich. „Eis, Eis, Eis.“ Die beiden Kleinen hüpfen während Sie das sagen auf und ab. Ich kann schon verstehen, dass man bei einem solch schönen Wetter ein Eis genießen möchte.
    Zusammen gehen wir alle in Richtung Eisdiele, stellen uns in die Schlange und schauen bereits im Vorfeld, welche Kugel sich jeder nehmen will. Für die beiden Kleinen gibt es jeweils eine Kugel Schokoeis, die ältere Dame nimmt eine Kugel Erdbeereis und ich wähle mir ein extravagantes Himbeer-Jogurt-Eis. Wir setzen uns auf die rote Plastikbank und schlecken genüsslich an unseren Eiskugeln. Wie schön es ist die Kleinen zu sehen wenn sie glücklich sind. In diesem Moment muss ich an Mama denken und all die schönen Dinge die ich mit ihr erleben durfte.
    Die Sonne knallt beinahe ohne Wolken auf dem Platz vor dem S-Bahnhof. Das Eis schmilzt den Kleinen beinahe von der Waffel, doch Sie sind schnell genug um es aufzuessen. Nun blicke ich mich um und sehe dass alle fertig sind. Wir stehen von der roten Plastikbank auf und machen uns auf den Weg zum Jugendamt. Der Weg ist nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Wir gehen über die große Kreuzung, vorbei am Wochenmarkt und stehen letztendlich auf dem Rathausplatz. Das Rathaus ist ein großes altes Backsteingebäude und genau in diesem befindet sich auch das Jugendamt. Ich blicke zu der älteren Dame, jetzt wird es ernst, jetzt wird über unsere Zukunft und den Verbleib der Kleinen und mir entschieden. Wir gehen die Steintreppe zum Rathaus rauf und ich bemerke nach einem kurzen Blick die Rosenblüten auf dieser. Scheinbar wurde hier geheiratet. Ich gehe vor und öffne die schwere hölzerne Tür zum Rathausfoyer. Das Rathausfoyer ist ein wirklich schöner Anblick. Vergoldete Säulen türmen sich zur Decke und an dieser befindet sich ein prachtvolles Kunstwerk, in dem sich ein fliegender Engel mit Pfeil und Bogen sich vor einem König verneigt. Ich fange ein wenig an zu träumen und vergesse fast weshalb wir eigentlich hier sind. Wir müssen in einen Raum im linken Flügel des Gebäudes und nehmen die halbrunde hölzerne Treppe am Ende des Foyers. Als wir oben stehen und ich vom Geländer blicke, sehe ich das Foyer in einen noch schöneren Winkel. Wie schön müsste es sein, wenn man in einem solchen Haus wohnen würde.
    Ich habe genug geträumt, nun muss ich zur Realität zurück und mich auf alles was kommt gefasst machen. Der lange Flur der Abteilung des Jugendamtes ist längst nicht so schön wie das Foyer. Hier ist alles schlicht gehalten. Die Wände sind einfach weiß, nur ab und zu sieht man ein Poster mit lachenden Kindern. >Wir helfen in Notsituation< steht auf einem der Poster. Wir klopfen an der Tür des Raums. „Herein.“ Ich öffne die Tür und sehe eine schlanke junge Frau mit einer Hornbrille. „Ja? Was kann ich für euch tun?“ sagt Sie lächelnd. „Wir haben einen Termin. Es geht um einen Adoptionsantrag dieser drei Kinder hier.“ Sagt die ältere Frau. „Gut okay, nehmen Sie doch bitte schon einmal Platz. Ich werde nur ihre Papiere holen und dann habe ich noch einige wichtige Fragen an Sie.“ Die junge Frau mit Hornbrille steht von ihrem Schreibtischstuhl auf, geht an uns vorbei und lächelt die Kleinen an. Wir nehmen Platz. Die Kleinen sind etwas unruhig, doch nach ein paar meiner Grimassen lachen die Beiden wieder. Die junge Frau mit der Hornbrille kommt wieder in den Raum, nimmt an ihren Schreibtisch Platz und beginnt mit uns zu reden. Wir schildern ihr alle Umstände und erzählen von Dingen die wir uns vorstellen. Das Gespräch dauert beinahe schon eine Stunde an, bis die ältere Dame endlich ein Machtwort spricht. „Verstehen Sie doch bitte, diese Kinder haben hier niemanden mehr. Sie haben weder Tanten, Onkels oder Großeltern die sich um Sie kümmern könnten. Ihre Mutter hatte mir kurz vor ihrem Tod ins Ohr geflüstert, dass ich mich um sie kümmern soll. Mir wurde hier eine wichtige Aufgabe ans Herz gelegt. Ich habe selber zwei Kinder großgezogen und aus beiden ist etwas geworden. Ich werde diese Kinder so gut es geht auf das Leben vorbereiten!“ Ich bin erstaunt mit welcher Entschlossenheit die ältere Dame darüber spricht.
    Nach weiteren zwanzig Minuten verlässt die junge Frau mit der Hornbrille den Raum ohne etwas zu sagen. Wir warten lange bis sie zurück kommt und sie kommt nicht allein. Im Schlepptau hat Sie einen älteren Herrn, dieser trägt eine dicke Akte unter seinem Arm. Beide setzen sich hin und erklären uns die Rechtslage einer Adoption. „Gut, dann bekomme ich hier eine Unterschrift von Ihnen.“ Mit strenger Miene beobachtet die junge Frau mit der Hornbrille, wie die ältere Dame das Schriftstück unterschreibt. „Herzlichen Glückwunsch.“ Sagt der ältere Herr. „Sie haben soeben die Unterschrift gewährleistet, die es Ihnen erlaubt, der neue Vormund dieser Kinder zu sein.“ Lächelnd nimmt die junge Frau vom Jugendamt ihre Hornbrille ab und putzt diese mit einem Taschentuch. „Auch meinen Glückwunsch erhalten Sie. Wir denken, dass die Kinder sehr gut bei Ihnen aufgehoben sind und vertrauen Ihnen ein Stück unserer Zukunft an.“ Die ältere Dame ist zu Tränen gerührt und nimmt zuerst den älteren Herren in die Arme und dann die junge Frau mit der Hornbrille.
    Wir verabschieden uns von den beiden und verlassen das Rathaus. Gehen wieder in Richtung S-Bahnhof und machen uns auf den Weg nach Hause.
    Als ich mich abends in mein Bett lege und versuche den Tag zu verarbeiten, fällt mir ein das nur noch wenige Tage Schule sind und dann die Sommerferien beginnen.
    Morgen werde ich Seth von der ersten erfreulichen Nachricht seit Langem berichten können. Ich schließe meine Augen und beginne von einer halbwegs rosigen Zukunft zu träumen.

  18. #37
    Eruka Eruka ist offline
    Avatar von Eruka

    AW: Mein graues Leben

    Toll.
    Ich freu mich das die alte Dame die drei adoptieren konnte.
    Ich freu mich schon auf Fortsetzung.

    LG

  19. #38
    Trojanerking Trojanerking ist offline
    Avatar von Trojanerking

    AW: Mein graues Leben

    Danke für euer Interesse!

    Schon über 1000 Views und ich bin noch nicht mal ganz bei der Hälfte meiner Geschichte freut mich sehr^^ ich werde mir weiterhin mühe geben

    Gruß
    Trojanerking

  20. #39
    Masterboy Masterboy ist offline
    Avatar von Masterboy

    AW: Mein graues Leben

    Sehr schön gemacht

  21. #40
    TrueValue TrueValue ist offline
    Avatar von TrueValue

    AW: Mein graues Leben

    Um ehrlich zu sein finde ich den letzten Teil nicht so gut wie den Rest. Etwas langweilig, nichtssagend. Da hast du schon bessere Teile gehabt.
    lg

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