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11.09.2012, 00:27 #1Jacky89
Jacky89's literarische Ergüsse
Meine Gedichte sind oft misanthropischer Natur. Wer Misanthropie nicht mag oder generell kein Fan von Gedichten ist, sollte sich lieber etwas Anderes durchlesen und diesen Thread schnellstmöglich vergessen. Ich will im Nachinein kein Gemecker deswegen lesen! (konstruktive Kritik ist aber okay^^)
Es sei dazu gesagt, dass sich meine Misanthrophie zwar oft in den Gedichten widerspiegelt, aber nicht immer wieder Thema ist und es auch Gedichte gibt (und geben wird), in denen diese nicht das vordergründig behandelte Thema ist.
Es folgen alle Werke, von denen ich denke, dass sie wirklich gut geworden sind. Ich hatte sehr viele Gedichte geschrieben, aber ein Großteil von ihnen war mir insgesamt nicht gut genug, deshalb habe ich sie wieder gelöscht. Und ihr seht nun, was mir zu gut ist, um gelöscht zu werden.
Zuerst kommen die beiden Gedichte, die auch in meinem Profil sind. Ich betrachte sie als meine besten.
Die Tränen des Guten
Es wird ein Engel vom Himmel gesandt,
mit Gutem im Herzen und klarem Verstand.
Sein Ziel lässt sich recht leicht verstehen:
Er will die Herrlichkeit der Menschheit sehen.
Er selbst ist dort nicht in Gefahr,
denn er bleibt für Menschen unsichtbar.
Der Engel ist gespannt, was er erlebt.
Und ob er schafft, wonach er strebt.
Er sieht Menschen, die sich selbst vergiften
und sich grundlos zu Gewalt anstiften.
Wie sie einander Schmerz zufügen
und sich hemmungslos betrügen.
Wie sie das alles herrlich nennen
und die Tragik darin nicht erkennen.
Die Frage nach dem Sinn wird hier verneint.
Der Engel sieht es und er weint.
Er trifft auf Menschen, die sich glücklich schätzen.
Doch bald bemerkt er mit Entsetzen:
Das große Glück, das ihm gefiel,
es war leider nur gespielt.
Lügen bauten das Glück auf
und malten schöne Bilder drauf.
Doch nichts ist, wie es scheint.
Der Engel sieht es und er weint.
Er stößt auf einige der Schwachen
und muss zusehen, wie die Starken drüber lachen.
Wie sie amüsiert dagegen hetzen
und die Schwachen gar verletzen.
Hilfe ist hier nicht in Sicht.
Wen kümmert schon ein schwacher Wicht?
Dummheit und Gewalt werden vereint.
Der Engel sieht es und er weint.
Er will schon längst nicht mehr hinsehen.
Er sieht Menschen über Leichen gehen.
Es gibt Probleme, für die sich keiner interessiert.
Weil gerade etwas Lustiges passiert.
Er bemerkt gleichgültige Massen,
die ungerührt alles geschehen lassen.
Jeder ist eines jeden Feind.
Der Engel sieht es und er weint.
Er kriegt es nicht in seinen Kopf hinein:
Was soll daran so herrlich sein?
Die Tränen fließen über sein Gesicht.
Das Gute in ihm stirbt, ein Rest bleibt nicht.
Er wollte der Menschheit Gutes bringen,
doch das wird ihm nie gelingen.
Mit gebrochenem Herz und sehr bedrückt
kehrt er enttäuscht ins Himmelsreich zurück.
Versüßter Moment
Zuckersüß, ist der Moment,
ganz ohne Last,
von Druck befreit.
Ungestört, wie's keiner kennt,
wenn niemand hasst
und nichts entweiht.
Unberührt, von rauhen Händen
und fremden Worten
im eig'nen Kopf.
Abgewandt, dem falschen Blenden
und schrillen Orten,
im großen Topf.
Freigelassen, von Unterdrückung,
und bösem Wille.
Das tut so gut.
Aufgebaut, zur Überbrückung
zu reiner Stille,
gelöst von Wut.
Furchtlos bekannt, in einer Welt,
geleerter Lügen,
der Wahrheit nah.
Ungezwungen, vom Ich erhellt,
mit echten Zügen,
ohne Gefahr.
Er war gesehen, doch nie verstanden.
Nur abgelehnt, als sei's ein Trend.
Ich sah ihn auch, abseits der Banden
und wollt' ihn haben, diesen Moment.
Und nun noch die restlichen, die ich ganz gut finde.^^
Das graue Meer
Ein großes Meer erstreckt sich über Weiten,
vom nahen Ufer bis zum Horizont hinaus.
Fische schwimmen dort zu allen Zeiten,
sie sehen so farbenfroh und glücklich aus.
Schillernd glänzt das Meer im Sonnenschein
und auch die vielen Fische funkeln hell.
Jeder Fisch wirkt wie ein reiner Edeltstein,
so einzigartig, fast schon sensationell.
Oh diese vielen Fische sind so herrlich anzusehen,
wie wunderschön ist dieses Bild doch aufgebaut.
Die Freude über diesen Anblick bleibt bestehen,
wenn man nur flüchtig auf die Fische schaut.
Doch die überwältigende Sonnenstrahlparade
rückt die vielen Fische in ein falsches Licht.
Sie zeichnet eine hinreißende Fassade,
die nur bei genauem Hinsehen bricht.
Gleichgültig irren die Fische durch das Meer,
in üppigen Schwärmen, so trostlos und kalt.
Manch ein Fisch genießt sie nicht allzu sehr,
denn den Fischen mangelt's an Zusammenhalt.
Ein Blick in ihre Augen offenbart ein tiefes Grau,
im Sonnenschein konnten sie's bisher verstecken.
Beschreiben lassen sich jedoch sehr ungenau,
all die dunklen Seiten, die es gäbe zu entdecken.
Von der starken Meeresströmung mitgerissen,
lassen sich die Fische willig mit ihr treiben.
Sie wollen nichts von neuen Wegen wissen,
sondern für immer in den Schwärmen bleiben.
Das große Meer wird von trübem Grau erfasst,
die vielen Schwärme haben es beschworen.
Der helle Glanz des ersten Eindrucks ist verblasst
und die Fische sind in ihrem eig'nen Grau verloren.
In jenem grauen Meer gibt es keine echte Freude,
die Fische huldigen stattdessen einem Plagiat.
Sie alle sind für die Schwärme leichte Beute,
und werden schnell ein Teil von diesem Apparat.
Durch die Sonnenstrahlen wohl selbst geblendet,
scheinen sie fromm in fantasiertem Bunt zu leben.
Von ihrem grauen Meer entschlossen abgewendet,
haben sie die Chance zur Besserung vergeben.
Die Trümmer der Zeit
Zu schnell ist jene Zeit vergangen,
als sich zwei Menschen nahe standen.
Hinreißend hatte alles angefangen.
Glück war grenzenlos vorhanden.
Es waren Tage voller Harmonie,
die beide miteinander teilten.
Eine Phase, die ein Hochgefühl verlieh,
wenn sie in Zweisamkeit verweilten.
Es wirkte echt und unvergänglich.
Wie ein Traum, aus dem man nie erwacht.
Für Misstrauen keinesfalls empfänglich
und nur auf Glücksseligkeit bedacht.
Alles Andere war bedeutungslos,
nichts sonst verdiente Anerkennung.
Die Sehnsucht beider war zu groß
und schmerzhaft für sie jede Trennung.
Unverändert sollte es so weitergehen,
ausgeschlossen war ein Ende.
Leider blieb die Zeit nicht stehen
und brachte unverhofft die Wende.
So lange hatten sie sich schon gekannt,
bemerkten kaum, was dann passierte.
Neues wurde plötzlich interessant,
das beide von einander isolierte.
Das Glücksgefühl verflog auf Dauer,
unaufhaltsam, Stück für Stück.
Die Zeit machte es immer grauer.
Es zerbrach und kam nie mehr zurück.
Was man als zeitlos wohl beschreibt,
endete in spät entstandener Verbitterung.
Und alles, was davon noch bleibt,
ist die verblassende Erinnerung.
Ein Name und zwei Zahlen
Jedes Leben wird mal enden.
Und nicht jedes war das beste.
Wird der Nachwuchs etwas spenden,
bewahren wir des Lebens Überreste.
Ein Name und zwei Zahlen
zur Erinnerung an Existenzen.
Zeichen, die Menschen einst befahlen,
zeigen Opfer von des Lebens Konsequenzen.
Was haben sie alles vollbracht?
Was ist ihnen passiert?
Was hat für sie Sinn gemacht?
Was hat sie interessiert?
Unter kalter Erde liegen sie begraben.
Niemande, von vielen längst vergessen.
Und die, die sich erinnert haben,
trauerten genug - für ihr Ermessen.
Ein Name und zwei Zahlen
für Leben voller Freude, Liebe, Leid.
Nun scheinen warme Sonnenstrahlen
auf diese letzten Spuren jener Zeit.
Was ist noch geblieben?
Was ist es heute wert?
Was hatte sie angetrieben?
Was hatten sie begehrt?
In ewiger Ruhe lässt man sie zurück.
So gehört es sich, niemand wird klagen.
Ist es ihr Pech oder ihr Glück?
Gern würde ich sie das fragen.
Ich merke, wie ich davor stehe,
hab' keinen Grund, damit zu prahlen.
Denn alles, was ich vor mir sehe,
ist ein Name und zwei Zahlen.
Zuckersüße Einsamkeit (Misanthropie pur)
Fernab von allen Menschen und ihrer Grausamkeit,
da existiere ich allein, in zuckersüßer Einsamkeit.
Viel zu lange ließ ich mich von den Menschen blenden.
Endlich hab ich es geschafft, diesen Blödsinn zu beenden.
Ich bleibe einsam, denn ich bin weder dumm, noch blind.
Ich bleibe einsam, weil ich genau weiß, wie Menschen sind.
Ihre Primititvität will ich nicht mehr ertragen
Bin ich allein, hab ich das nicht zu beklagen.
Ich erkenne ihre Dummheit und mein Kopf tut weh,
doch es wird mich nicht mehr ärgern, wenn ich geh'.
In Einsamkeit will ich leben und die grauen Massen,
völlig ungerührt, in ihrer Primitivität versinken lassen.
Sobald ich ihnen weise, was sie anders machen sollen,
stelle ich fest, dass sie gar nicht besser werden wollen.
Sie sind so primitiv, so hohl und denken, es muss so weitergehen,
fühlen sich angeblich wohl, weil sie die Wahrheit nicht verstehen.
Hilfe für die Menschen ist vergebens, ich weiß, was es mir beschert.
All die Zeit und all die Mühe, am Ende ist das doch nichts wert.
Die zuckersüße Einsamkeit zieht mich in ihren Bann,
weil sie das Allerbeste ist, was ich erreichen kann.
Sie macht mich stolz und stark, nur durch sie bin ich frei.
Ich komme ganz allein zurecht und ich fühl' mich gut dabei.
Ich habe keine Sorgen, meine Nerven werden geschont.
Die zuckersüße Einsamkeit, ich weiß, dass sie sich lohnt.
Es gibt keine Menschen, die mich täuschen oder hintergehen.
Ich höre niemanden spotten, lästern, pöbeln, lügen oder flehen.
Habe keine Gruppe, die mich lenkt. Oder meint, dass sie für mich denkt.
Keinen einzigen Menschen, der mir ausgedachte Komplimente schenkt.
Kein trügerisches Lächeln, kein böser Wille existiert weit und breit.
Und all das für eine lange Zeit, dank der zuckersüßen Einsamkeit.
Ich lasse mich tief in sie fallen, denn ich weiß, sie fängt mich auf.
Sie befreit mich von dem, was mir schadet, ich verlasse mich darauf.
Sie gab mir die Kraft, die Wahrheit zu verfolgen, als ihre Spur erschien.
Sie ist der allerbeste Helfer, wenn es Zeit wird, mich zurückzuzieh'n.
Ich strebe nicht nach Freundschaft, Liebe und Gemeinsamkeit.
Nur eins will ich so gern behalten: Die zuckersüße Einsamkeit.
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11.09.2012, 01:12 #2TrueValue
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Wow, ich wusste gar nicht das du so viele Gedichte geschrieben hast, ich dachte immer, dass du dich auf die Geschichten spezialisierst. So hatte ich dann doch neben Den Tränen des Guten und den Trümmern der Zeiten viele neue Gedichte zu lesen.
Ich muss sagen, dein Schreibstil hat mir schon immer sehr gut gefallen. Die Gedichte sind mit solch einer Leichtigkeit zu lesen, haben keine erzwungenen Reime etc, sodass man fast denkt, dass dir sowas aus dem Stand heraus einfällt. Mir gefällt ebenfalls in jedem Gedicht die Thematik, die Worte die du benutzt, ich finde sie einfach genial!
Ich würde mich sehr freuen, wenn du weiter schreiben würdest, du hast sehr großes Talent (aber das habe ich dir ja auch früher schon gesagt).
lg
Vorallem Versüßter Moment ist genial.
Ich bin kein Fan von Dichtkunst a la Goethe etc, ich mag eigentlich nur Shakespeare. Und ich muss sagen, dieses Gedicht steht sehr vielen guten in nichts nach, ich lehne mich jetzt mal so weit raus und sage, dass das mein neues Lieblingsgedicht werden könnte. Es ist einfach unglaublich gut geschrieben. Großen Respekt!
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11.09.2012, 13:26 #3Jacky89
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Hm ein so großes Lob hätte ich ja gar nicht erwartet.
Danke dafür.^^
Was Gedichte angeht, so sind sie eine Launensache. Die Geschichten aus meinem Blog waren weniger Launensache, sondern sind aus einer (von mir empfundenen) Notwendigkeit heraus entstanden. Sowas kann auch motivieren und mit dieser Art Motivation geht das Schreiben auch am schnellsten.
Bei Gedichten ist es so, dass ich sozusagen aus dem Nichts heraus plötzlich inspiriert bin (was das grobe Muster und den groben Inhalt betrifft), aber das hält nicht lange an. Dann muss das Gedicht geschrieben werden, bevor es wieder verfliegt. Und diese Momente der plötzlichen Inspiration sind nur selten. Diese 6 Gedichte sind alle mit großem Abstand zu einander innerhalb von 3 Jahren entstanden und wenn ich richtig mitgezählt habe, gab es noch 9 andere, die alle nicht gut genug waren.
Aber ich werde sicher auch in Zukunft hin und wieder mal etwas erdichten und das wird hier erscheinen, sofern es gut ist.^^
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15.09.2012, 23:05 #4Jacky89
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Momentan bin ich stark am Dichten, da die Kreativität (bezogen auf Gedichte) förmlich in mir brennt. Wahrscheinlich werde ich am Ende der kommenden Woche oder am Anfang der Woche danach dann die (gut gewordenen) Ergebnisse meiner ungewöhnlichen Dichterphase, die ich gerade habe, hier posten.
Allerdings heißt dieser Thread ja "Jacky89's literarische Ergüsse" (), obwohl man meine Gedichte beim besten Willen nicht ernsthaft mit einer solchen Beschreibung herabwürdigen kann, wenn man sich auskennt. Aber ich habe heute ein Werk kreiert (aus einem Drang heraus), das diese Beschreibung vermutlich eher verdient. Es ist nichtmal ein Gedicht im eigentlichen Sinn, sondern eher ein tiefsinniger Gedankentext, der viel zu lang ist. Ich stelle ihn auch mal mit hier rein, denn würde ich ihn löschen, säße ich sicher irgendwann doch wieder vor dem PC und würde nochmal fast die gleichen Worte tippen. Stattdessen werde ich in diesem Moment dann lieber jenen Text selbst nochmal durchlesen.^^
Hier kommt er:
Für verschwendete Lebenszeit durch's Lesen wird keine Haftung übernommen!
Lichter im Schneegebirge
In einer Landschaft,
so kalt geformt,
wie ein Gebirge voller Schnee,
bestehend aus Höhen
und Tiefen
die alle
kalt sind,
dort existiert
das Lichterleben.
Kleine Lichter,
abstammend von Großen,
ziehen umher
und frieren.
Versuchen, sich gegenseitig
zu wärmen
und zu trösten
sofern sie es können
und auch wollen.
Eine Seltenheit.
Sie hocken
nicht nur im Winter
gemeinsam frierend
in grauer,
trostloser Kälte,
die durch die Haut fährt
und den Lichtergeist
erschüttert.
Größere Lichter wohnen
irgendwo
in einem der unzähligen Schneeberge
mit den kleineren Lichtern zusammen,
sofern sie
zusammen gehören.
Viele kleine, noch nicht große Lichter
haben
einen Platz
in den Eismassen.
Doch er ist nicht das Wahre,
denn wo Schnee ist,
dort muss auch Wärme sein.
Die Wärme fehlt.
Besonders im eigenen Platz,
den die kleinen, noch nicht großen Lichter
inmitten der Schneemasse ihr Heim nennen.
Sie wollen glänzen.
Einen Glanz entwickeln,
der hell sein soll.
Doch es wirkt so blass.
Kaum erkennbar.
Die Wärme fehlt so sehr
und die Kälte ist abscheulich.
Sie beschwört Traurigkeit
und Verlorenheit.
Ein Licht
darf nicht
fühlen.
Ein Licht
kann nicht
fühlen,
möchte man meinen.
Es ist nur
ein Licht.
Nur?
Wen interessiert das Licht?
Wer würde glauben,
dass Licht fühlt?
Das kleine Licht,
das große Licht,
alle Lichter
sind
nicht leer.
Noch nicht.
Manche Großen vielleicht schon.
Sie leerten sich selbst.
Ihre Fülle schien
unpassend,
nonkonform
zum großen Lichterschwarm
und deshalb falsch.
So dachten sie.
Und so lebt es sich
unter den Lichtern.
Die Temperatur sinkt weiter
zeitgleich
zur Ignoranz gegenüber
dem unerkannten Lehrsatz
über den Wert des Lichtgefühls.
Eine Lehre, die keiner kennt.
Nur wenige vermuten sie.
Glauben, zu wissen.
Oder wissen, nicht genau zu wissen,
aber sind
interessiert.
Aus welchem Grund?
Gibt es einen Unterschied
zwischen gutem
und schlechtem Licht?
Wollen die Lichter gut sein,
indem sie sich
mit dem Lehrsatz des Lichtgefühls beschäftigen,
wenn auch nur
wegen einzelnen Lichtern
obwohl
der Lehrsatz
alle Lichter
kalt lässt?
So kalt
wie das Schneegebirge sie formte,
wahrscheinlich.
Die Lichter können nicht nur fühlen.
Nein, diese Lichter können sogar sehen.
Die Kälte des Schneegebirges wird verstärkt
durch das, was die Lichter sehen,
beim bloßen Betrachten
ihrer eigenen Artgenossen.
Wo ist das warme Licht?
Kann man warmes Licht sehen?
Ist Wärme manipulierbar?
Ist die Manipulation eine Ambition,
um warm zu wirken?
Warm ausgesehen, kalt gewesen?
Ein Erfahrungswert.
Der Schimmer sah nicht so aus,
wie das Licht wirklich war.
Viele Lichter machen diese Erfahrung.
Einige zu spät.
Manche lernen es nie.
Andere sind sofort abgeneigt.
Abgeneigt dem warmen Licht,
aufgrund der Angst,
es sei die Fälschung,
die sie ähnlich kennen.
Denn die Wahrheit der Tatsächlichkeit zeigt
dass es Lichter gibt
die warm aussehen,
aber kalt sind.
Doch es gibt auch ein Licht,
das kalt aussieht,
obwohl es warm ist?
Eine nicht manipulierte Wärme?
Wer würde es erwarten?
Wäre das zu glauben?
Wäre das ... die Wahrheit?
Oder ist Wärme stets nur Einbildung?
Es gibt ein besonderes
schwarzes
Licht.
Es wirft einen Schein,
doch dieser sieht nicht warm aus.
Er refkletiert
die Kälte der Berge
und des Schnees.
Ein Schimmer,
der fast so kalt wirkt,
wie das Schneegebirge.
Trotzdem
ist er interessant.
Ein auffallender
kalter Schimmer
in einer kalten Schneelandschaft,
die von manchen
nichteinmal als solche
wahrgenommen wird.
Kann das...
trügerisch sein?
Die Kälte,
die so tiefgründig wirkt
aber auch mitreißt
unbeabsichtigt,
einfach, weil man es so sonst
nie sieht?
Ist das Kälte?
Ist das Licht verforen
oder wünscht es sich,
verforen zu sein?
Wenn es winzig kleine Lichter sehen
dann fällt es diesen wohl kaum auf.
Die kleinsten Lichter
spüren die Wärme, die große Lichter spenden.
Erzwungene Wärme
zum Teil.
Auch
die kleinsten Lichter
kriegen
die Kälte des Schneegebirges
irgendwann
zu spüren.
Zu wünschen ist es ihnen nicht.
Keinem Licht.
Doch die Wahrheit der Tatsächlichkeit
sieht alles anders vor.
Was ist mit diesem einen Licht?
Das kalt wirkt,
aber irgendwie anders.
Es ist nicht die gewohnte Kälte,
die man häufig schon sah.
Ist es kalt?
Kleine Lichter,
nicht die kleinsten,
aber jene,
die noch nicht groß sind,
bemerken
einen Unterschied.
Es ist ein großes Licht
das sie sehen.
Aber es
leuchtet
dunkel.
Und immernoch,
selbst wenn es noch so viele große Lichter gibt,
die auch
dunkel
leuchten wollen
neben noch mehr großen Lichtern,
die hell leuchten,
so ist es nicht das Gleiche.
Kein Licht wie jedes Andere.
Ein besseres großes Licht?
Oder nur ein
anderes
großes Licht?
Ein Licht
von dem man lernt?
Ein Licht,
das Wärme
entfachen kann?
Ein Licht
das Wege durch die Kälte kennt,
die es sich
zu gehen lohnt?
Ein Licht,
das den Lehrsatz des Lichtgefühls
versteht?
Verstehen kann?
Verstehen will?
Ein Licht,
dessen Nähe
bereichert?
Ein Licht, das
vorbildlich
leuchtet?
Ist es ein Leuchten
das anders ist,
als alle anderen?
Interessant
und erfreulich?
Oder nur
auffällig
und merkwürdig?
Wollen junge Lichter lernen
vom großen Licht,
das anders ist?
Sollen sie?
Die Kälte bleibt bestehen.
Und die Kälte
des besonderen Lichtes
stößt ab.
Wirkt verfroren,
introvertiert,
desinteressiert,
teilweise unlebendig,
zerstreut,
innerlich erstarrt
aber trotzdem
noch nicht verloren.
Im Tauprozess befindlich?
Ein Licht,
das Wärme für sich selbst
erzeugen kann?
Dem man nacheifern sollte,
weil es diese Kunst beherrscht?
Das Wärmemachen,
wenn keine Wärme
von außen kommt.
Wer kann das schon?
Oder
ist das alles doch
egal?
Schwirren die Lichter
nur zufällig
durch die Gegend?
Wird nichts
gesehen?
Ziellos?
Gegenstandslos?
Sinnlos?
Ein schwarzes Licht
vertraut nicht.
Auch,
wenn es besonders ist.
Ein schwarzes Licht
verkündet nicht.
Auch,
wenn es besonders ist.
Es sei denn,
es wird beleuchtet.
Doch
nicht jede Beleuchtung
wird gut aufgenommen.
Die Angst besteht,
Fehler zu machen.
Auf jeder Seite.
Fehler,
die alles ruinieren,
den ganzen Weg verbauen,
und zurückfallen lassen.
Aber welcher Weg?
Gibt es einen Weg
der sich lohnt
wenn man ihn geht?
Inspiriert vom schwarzen Licht,
das anders schimmert,
als so viele Lichter
die man immer wieder sieht?
Kennt das
besondere
schwarze Licht
einen
besonderen Weg?
Was soll der Weg sein?
Soll er sein?
Macht es Sinn?
Kennt sich
das besondere Licht
aus?
Es weiß wenig.
Es ist groß,
aber auch
nur
ein Licht.
Begrenzt sind
die Leuchtkraft,
die Kapazität,
die Kohlen der Wärme
die nur für das Licht selbst
brennen können.
Nicht begrenzter,
als andere,
aber zu begrenzt
für Sicherheit.
Es gibt keine
Sicherheit.
Gibt es den Weg?
Ist es das Ziel,
einen Weg zu erreichen?
Welcher Weg
soll erreicht werden?
Warum?
Woher kommt die Landkarte
die durch das Schneegebirge führt?
Es gibt sie nicht.
Es gibt nur
ein schwarzes Licht,
das nicht ungesehen,
sondern gesehen,
abgewandt dem Schwarm,
versinkt.
Weil es will.
Und die vielen kleinen Lichter
auf der Suche
nach Wärme
werden bemerkt
vom schwarzen Licht,
das nicht kalt ist,
auch nicht warm,
wie es glaubt.
Am Ende
zählt
das alles
nicht.
Denn einsam
bleibt
das schwarze Licht
in jeder Hinsicht,
entgegen der Hofnung,
etwas zu bewirken,
bis in alle Ewigkeit,
während es
im Schneegebirge
weiter schneit.
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16.09.2012, 00:23 #5TrueValue
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Wow, das muss ich erstmal sacken lassen.
Erst einmal muss ich sagen, dass ich es sehr umständlich zu lesen fand. Ich persönlich fände es besser, wenn du es als ganzen Text hinschreiben würdest, nicht einzelne Zeilen mit wenigen Wörtern. Aber das ist nur meine Ansicht. Außerdem stören zwischendurch die vielen aneinandergereiten Fragen.
Aber das ist meckern auf höchstem Niveau.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal genau, was du mit dem Text sagen willst, aber irgendwie hat er mich auf eine besondere Weise angesprochen. Sei es, dass ich meine eigenen Probleme und Erlebnisse in die Geschichte projeziert habe, oder durch die schöne Ausdrucksweise und den Drang zum Nachdenken, wenn man diese Worte liest.
Ich finde, der Text hat etwas ganz eigenes. Ich hätte auch niemals gedacht, dass solch eine Geschichte von dir kommen könnte.
Mich würde wirklich interessieren, was du mit dem Text aussagen willst. Wäre toll, wenn du das mit mir und den anderen teilen könntest. Aber musst du nicht, wenn du nicht willst. Ist vielleicht auch besser so, denn so kann jeder sich selbst seinen Teil dazu denken. Ich persönlich habe die "Message" und den persönlichen Bezug zum Text gefunden, und es hat mir wirklich Spaß gemacht ihn zu lesen.
lg
True
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16.09.2012, 02:28 #6Jacky89
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Es ist völlig in Ordnung, wenn du auch die Dinge benennst, die dich stören.
Jeder darf seine eigene Meinung äußern, egal ob positiv oder negativ.
Das Einzige, was ich hier nicht lesen will, ist sowas wie "Du kommst dir wohl wie was Besseres vor? Guck dich erstmal selber an, bevor du über Menschen urteilst!" oder ähnliche Aussagen. Ich bin aus gutem Grund misanthropisch orientert und habe beim besten Willen keine Nerven dafür, wenn mir irgendwer deswegen Vorhaltungen macht.
Aber abgesehen davon kann ich mit jeder Kritik leben.^^
Zu den kurzen Zeilen:
Die sind absichtlich so gemacht, weil das die Betonung verdeutlichen soll.
Man muss es praktisch sehr ruhig durchlesen, Stück für Stück und hinter jeder Zeile (die manchmal nur 1 Wort lang ist) eine kurze Pause machen. Und man sollte den Inhalt jeder Zeile einerseits als eigene Instanz betrachten, andererseits auch im Kontext (gar nicht so einfach, ich weiß...). Grob vereinfacht ist hier das Leben in einer (auf spezielle Weise) kalten Umgebung die Grundlage. Und damit ist eine Art Kälte gemeint, die auch im Sommer besteht. Sie besteht immer und jedes Wesen kann ihr ausgesetzt sein, egal, ob jund oder alt.
Die vielen Fragen - das ist nunmal so bei Gedankentexten. Diese relativieren auch das Ganze, da ich mit dem Text schon etwas ausdrücken will, aber ich will mich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, deshalb sollen die Fragen davor bewahren, dass man sich zu sehr in eine Richtung zerren lässt beim Lesen.
Das mal als Anmerkung zu den Gründen, warum ich es so gemacht habe. Wenn dich diese Aspekte gestört haben - naja, das ist schade, aber da kann man nichts machen. Es ist jedenfalls gut, dass du das mal so gesagt hast.
Die Bedeutung des Werkes an sich?
Jeder hat doch eine Art Glanz. Man kann Menschen im übertragenen Sinn mit Lichtern vergleichen, auch wenn man dazu sehr viel Fantasie braucht. Unsere Außenwirkung ist am ehesten eine Art "Schimmer", der strahlt, ob wir nun wollen oder nicht.
Man kann auch gewissermaßen Größe und Alter mit einander assoziieren. Ihr wisst ja, wie das läuft: Ein Mensch ist zu Beginn noch klein, aber wächst heran. Groß ist er, wenn er erwachsen ist, also zwischen 18 und 21 Jahren oder noch älter. Und natürlich gibt es auch Menschen, die man nicht mehr den Kleinen zuordnen kann, aber auch noch nicht zu den Großen. Und diese haben nicht immer einen ... "Lichtblick" in ihrem Leben. Vielleicht ja weil ... Wärme fehlt ...
Das mal so als Hilfestellungen zur Interpretation von "Lichter im Schneegebirge". =)
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16.09.2012, 02:59 #7TrueValue
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Das ganze war vielleicht etwas falsch ausgedrückt.
Ich habe mir diese Aneinanderreihung von Zeilen schon so ausgemalt und durchgelesen wie du es beschrieben hast, am Anfang ist das auch super gewesen. Nur aufgrund der Länge des Textes war es gegen Ende sehr mühselig zu lesen. Ich kann aber verstehen, dass du es so lässt und finde es auch gut. Es war eben nur meine eigene persönliche Ansicht .
Das mit den Fragen ist ja auch ok, ich kenne mich mit Gedankentexten einigermaßen aus. Das stört mich nicht nur bei dir, sondern auch bei anderen . Wobei "stört", so ein starkes Wort ist, eher gefällt es mir ein bisschen weniger, was aber das Gesamtwerk an sich nicht schlechter macht.
Ich finde es toll und freue mich auf weitere Werke. Wie gesagt, meckern auf höchstem Niveau
Und so etwas sagen wie " Du bist total abgehoben etc" würde ich nie tun, mittlerweile kenne ich dich und deine Art ein wenig und weiß genau, dass du alles bist, nur nicht das.
lg
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21.09.2012, 01:14 #8Jacky89
4 neue Werke
Zum Wochenausklang (sofern es eine gute Woche für alle war, die hier lesen) folgen nun noch vier neue Gedichte, die ich innerhalb der letzten zwei Wochen geschrieben habe. Das Gedicht "Gutherzlosigkeit" wirkt möglicherweise ein wenig seltsam beim ersten Anblick. Dieses Gedicht habe ich von Anfang an mit dem Ziel geschrieben, dass es exakt 15 Verse pro Strophe, 4 Wörter pro Vers und 2 Strophen insgesamt haben muss. Diese Zahlen haben alle eine zusammenhängende Bedeutung, welche aber vermutlich nie jemand erraten wird und ich bin auch mal so frech, es nicht zu offenbaren. Auch nicht auf Anfrage. Jedenfalls ist es gar nicht so einfach gewesen, das Gedicht mit sinnvollem Inhalt, auch bezogen auf den Hintergrund, zu füllen. Aber ich denke, ich habe es gut hinbekommen.
Es folgen nun die 4 neuen Gedichte.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage
und fragen Sie Ihren zuständigen Dichter!
Packungsbeilage:
Und los geht's!
Das Menschenwesen und der Schnee
Ein Menschenwesen ging einst wandern,
wie eigentlich auch all die ander'n.
Suchte sich einen schönen Platz,
und sehnte sich nach einem Schatz.
Es durchquerte Länder und Ruinen,
auf die oft helle Lichter schienen.
Sie waren anfangs schön lebendig
und auch warm, aber nicht beständig.
Das Menschenwesen hatte längst gespürt,
dass sein Herz es nicht zu ihnen führt.
Kein Platz war für es interessant.
Doch sonst war ihm ja nichts bekannt.
Bis schließlich an einem Tag
Unbekanntes vor ihm lag.
Das Menschenwesen sah fasziniert
schwarzen Schnee, der still gefriert.
Ein ganzer Platz, so kalt umhüllt,
mit Dunkelheit und Eis gefüllt.
Das Menschenwesen war gebannt,
nahm schwarzen Schnee in seine Hand.
Es fror bereits nach zwei Sekunden,
denn Wärme hat es nicht gefunden.
So opferte es seine Sachen,
um ein Feuer zu entfachen.
Doch keine Flamme konnte brennen,
nur schwarzer Schnee war zu erkennen.
Er stürzte sich auf jedes Feuer,
wie ein schwarzes Ungeheuer.
Jeder Funke war sofort verschlungen,
das Feuermachen blieb misslungen.
Das Menschenwesen gab nicht auf.
Es nahm den schwarzen Schnee in Kauf.
Bis irgendwann in ihm die Hoffnung starb,
dass der Platz die Wärme noch erwarb.
Verzweifelt hat sich's abgewandt,
so befahl es sein Verstand.
Nach tiefer Trauer konnte es sich überwinden
und zog los, um einen warmen Platz zu finden.
Doch für jeden neuen Platz schien es verloren,
denn sein eigenes Herz war längst erfroren.
Böses Lachen
Ein Junge hatte einst an diesem Ort
zu leiden unter Tat und Wort.
Sein Körper war oft schnell erschlafft
und dessen Stärke mangelhaft.
Das Leben war schwer zu bestreiten,
die Schwäche konnt' nur Leid bereiten.
Man hat es häufig mitbekommen,
trotzdem niemals ernstgenommen.
Das Böse lachte nur!
Von Mitleid keine Spur.
Das Böse lachte nur...
Ging der Junge hilflos in die Brüche,
folgten ständig dumme Sprüche.
Seine Freunde, wie sich jene nannten,
zeigten selbst sehr scharfe Kanten.
Wenn in der Klasse niemand wachte,
tat man das, was ihn zum Weinen brachte.
Und weinte er auch noch so sehr,
nahm man ihn doch als Opfer her.
Das Böse lachte nur!
Von Mitleid keine Spur.
Das Böse lachte nur...
Als der Junge einmal schwimmen war,
verlief der Tag nicht wunderbar.
Dem Strudel war er nie gewogen,
doch eine Hand hat ihn hineingezogen.
So ertrank im Wasser fast das Kind.
Viele Artgenossen waren blind.
Knapp eilte eine Frau herbei,
nach dem allerletzten Hilfeschrei.
Das Böse lachte nur!
Von Mitleid keine Spur.
Das Böse lachte nur...
Auch die große Liebe gab es für den Junge,
doch das Herz lag ihm nicht auf der Zunge.
Bis er die Angst besiegte, die ihn plagte
und der Person die Wahrheit sagte.
Verspottung stach sein weiches Herz,
ihn zerfraß ein völlig neuer Schmerz.
In Tränen war er ausgebrochen.
Es hatte sich bald rumgesprochen.
Das Böse lachte nur!
Von Mitleid keine Spur.
Das Böse lachte nur...
Mit jedem Jahr, in stillen Runden
wuchsen stets die tiefen Wunden.
Der Junge sah sein Zukunftsleid
und dieses ging ihm viel zu weit.
Sodass er weinend an der Klippe stand
und in der Tiefe dann sein Ende fand.
In der Schule hat man es gehört.
Die Allgemeinheit hat es nicht gestört.
Das Böse lachte nur!
Von Mitleid keine Spur.
Das Böse lachte nur...
Beim Friedhof hatte sich zwei Stunden
eine Menschenmenge eingefunden.
Kein Mensch fühlte sich dort schuldig,
die meisten waren ungeduldig.
Abschiedsreden waren zu hören,
in denen Menschen Trauer schwören.
Und hinter all den Standardsachen
hallte noch das böse Lachen.
Des Blindschleichers Sicht
Die Wesen indirekt betrachtend,
schleicht er umher, die Augen offen,
als Blindschleicher, oft verachtend,
aber gleichfalls meist betroffen.
Er verachtet, weil er glaubt, zu wissen,
was den Augen sonst verborgen bleibt.
Die Tarnungen sind oft so gerissen,
dass der Blick sie geistlos einverleibt.
Der Blindschleicher sucht nach Wahrheit.
Er braucht das richtige Gesicht.
Der Blindschleicher sucht nach Klarheit.
Er braucht den ehrlichen Bericht.
Gesund erblickt er mit seinem Augenlicht
jedes Wesen, vom Vorbild wohl gesegnet.
Und er weiß, er sieht hier wirklich nicht,
welche Geschichte ihm damit begegnet.
Er schaut auf so vieles, meist zerstreut,
denn das Antlitz selbst ist nur Betrug.
Wobei er sich begründet davor scheut,
nichts sonst erscheint ihm nun noch klug.
Der Blindschleicher sucht nach Realität.
Er braucht das echte Resultat.
Der Blindschleicher sucht Individualität.
Er braucht das wahre Unikat.
Kaum wahrnehmbar, trotzdem bemerkt,
mit ruhigen, unbedeutsamen Schritten,
und im Wunsch, zu bessern, nie bestärkt,
schleicht er durch die falschen Sitten.
Er kann sehen und ist doch erblindet,
seit dem ersten Tag der Existenz.
Was er sucht, ist, was er niemals findet,
inmitten dieser grauen Dekadenz.
Gutherzlosigkeit
Der Wert des Guten,
obwohl die Wunden bluten,
wurde in Zeilen anerkannt
und begleitet den Verstand.
Er bildet die Grundlage
für zukünftig alle Tage.
Das Gute zu bewahren,
trotz so vieler Gefahren,
soll sich keiner sparen.
Lieber stetig damit wandeln
und auch entsprechend handeln.
Ein gutes Herz demonstriert,
wer diese Lehren formuliert.
Man glaubte, zu erkennen,
dass Worte bereits trennen.
Die Seele bleibt verfroren,
jeder Wille scheint verloren.
Lehren waren herzlich groß,
der Schöpfer allerdings herzlos.
Das Papier verharrt geduldig,
der Ignorierende ist schuldig.
Einiges war klar gesprochen,
manches aber auch gebrochen,
Mut hat sich verkrochen.
Gutherzig scheint ein Glanz,
selten auch trotz Ignoranz,
wobei die Kälte runterzieht,
und Handeln nie geschieht.
Ewig wird es weitergehen,
muss ich leider eingestehen.
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26.09.2012, 11:40 #9sesuadra
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Ich habe mir mal eines rausgepickt, da ich keine Zeit habe, mir alle durchzulesen. Man weiß bzw. erahnt, welche Atmosphäre du herstellen willst. Leider bricht das Konstrukt, welches sich hin und wieder kurz im Kopf aufzubauen versucht in dem Moment zusammen, wo du einfach formale Fehler begehst. In einem solchen Gedicht dürfen einfach keine Silbenfehler sein, das unterbricht den ganzen Lesefluss und zerstört die Atmosphäre. Auch die Wortwahl mutet nicht immer lyrisch an. "Suchte nach einem Schatz... ...2 Sekunden..." Das gefällt mir nicht.
Wenn du sowas wirklich gerne machst, dann befass dich doch mal ein bisschen mit den Grundlagen der Lyrik. Genug Fantasie scheintst du ja zu haben
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26.09.2012, 13:26 #10Jacky89
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Es strotzt nur so vor Tiefsinn, aber soll nicht direkt dafür sorgen, dass dem Betrachter beim Lesen kalt wird. Es geht eigentlich mehr in Richtung Trauerrede.
Dass die Wortwahl nicht gerade dem bisherigen Prinzip professioneller Lyriker entspricht, ist mir schon bewusst. Ich weigere mich aber, mich dem Rahmen anzupassen.
Ich danke dir jedenfalls sehr für diese Einschätzung.
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19.10.2012, 22:09 #11Jacky89
Zwei neue Gedichte
Nach beinahe einem Monat Funkstille präsentiere ich hier zwei neue Gedichte, an denen ich geschrieben habe, wann immer es meine Zeit und bestenfalls auch meine Laune zuließen, was wohlgemerkt nicht allzu oft vorkam. Das Gedicht "Unmenschlich" ist nochmal ein richtig misanthropisches Werk. Die gewählten Wörter wirken teilweise vielleicht etwas seltsam, passen aber wunderbar zum Kontext, wenn man die Hintergrundgedanken kennt.
Das Gedicht "Flucht vor den Schergen" ist sehr lang geworden und ist schon fast eine Art "kleine Geschichte in Versen". Die zweite Strophe ist metaphorisch, alles andere ist recht klar gesprochen und das größte Geheimnis in diesem Gedicht ist die Antwort auf die Frage: "Wer sind diese Schergen?".
Ich hoffe, ihr könnt was mit den beiden Werken anfangen, sofern ihr euch die Zeit nehmt, sie mal durchzulesen.
Unmenschlich
Immer wieder hab ich Thesen,
was typisch ist für's Menschenwesen.
Die Taten sind oft überstürzt,
als sei das Denken stark gekürzt.
Worte fallen laut und schlicht,
doch viel gesagt wird dabei nicht.
Das Denken wird sehr oft beteuert,
das Handeln geschieht ungesteuert.
Den Instinkten folgt man vorzugsweise,
der Verstand verstummt inzwischen leise.
Menschlich ist die schrille Rangelei,
beobachtbar in jeder einzelnen Partei.
So komm' ich zu dem Gedanke hin,
dass ich dann wohl unmenschlich bin.
In ihrem Leben zählt nur eine Sache,
denn das tun Starke wie auch Schwache.
Sie verkuppeln sich trotz Diskrepanzen,
um sich unermüdlich fortzupflanzen.
Glückwunsch folgt für neues Leben,
doch Schwierigkeit war nie gegeben.
Es war schließlich nur ein kurzer Ritt.
Für ihn sind Menschen immer fit.
Das neue Leben folgt in rauen Mengen,
die lange schon den Rahmen sprengen.
Menschlich ist das hohle Treiben
zwischen jenen bloßen Leiben.
Für mich ergibt es keinen Sinn,
wodurch ich wohl unmenschlich bin.
Finden sie im Rudel sich zusammen,
kann ich sie bald nur noch verdammen.
Verspottet werden Außenseiter,
man lästert und beleidigt heiter.
Was nicht reinpasst, wird verhöhnt.
An Rücksicht sind sie nicht gewöhnt.
Der Mut wird manchmal hohl erprobt
und falsches Handeln stark gelobt.
In der Gruppe scheinen sie zufrieden,
Kritik üben wird dort vermieden.
Menschlich sind die fiesen Sätze,
gegen jeden Wicht und jede Petze.
Mit stets wachsender Nachdenklichkeit
erkenne ich in mir Unmenschlichkeit.
Entspricht ihr Wissen nicht dem Maß,
vertuschen sie's mit dummem Spaß,
Und sie lieben es, sich aufzuspielen,
um Schaudern und Beachtung zu erzielen.
Befindlich im persönlichen Verderben,
wollen sie Respekt von anderen erwerben.
Das Fernsehen vermögen sie zu schauen,
um sich an fremder Dummheit zu erbauen.
So sind sie abgelenkt vom eig'nen Schimmer,
denn bei anderen scheint es noch schlimmer.
Menschlich ist das niedere Begehren,
um dessen Sinn sie sich nicht scheren.
Sie feiern es und stimmen alle darin ein,
doch ich will gern unmenschlich sein.
Flucht vor den Schergen
Schon seit so vielen langen Jahren
kämpfe ich mit schaurigen Gefahren.
Mit Schergen, die mich ständig jagen,
und mich auf meinen Wegen plagen.
Sie wissen sich stets zu vermehren.
Ihr Erscheinen konnt' ich nie verwehren.
Es gab keinen Meister, der mich lehrte,
wie ich mit diesen Schergen fertigwerde.
Und was die Menschen ausprobieren,
scheint nicht lang zu funktionieren.
Ich will mich ihnen nicht ergeben,
will nicht ewig mit den Schergen leben.
Woraus die Schergen wohl entspringen?
Ihre Verfolgung scheint stets zu gelingen.
Doch ich habe mir jetzt vorgenommen,
von diesen Schergen wegzukommen.
Einen ersten Fluchtweg habe ich gewählt,
zu dem den Schergen die Beziehung fehlt.
In eine Tiefe bin ich weit hinab gestiegen.
Hier werden sie mich niemals kriegen!
Es ist so finster, kalt und leblos still.
Ein Ort, an dem man ungern bleiben will.
Kein Lebenszeichen ist hier wahrzunehmen.
Wer mich finden muss, steht vor Problemen.
Mir allein soll diese Dunkelheit gehören.
Denn keiner kann mich nun noch stören.
Die düstere Stille bleibt ungebrochen.
So habe ich es mir versprochen.
Plötzlich, beim Versuch, mich umzudrehen,
sehe ich die Schergen bei mir stehen.
Sie waren erst im Schwarz verschwunden.
Schon längst hatten sie mich gefunden!
Mir wird klar, dass nichts geholfen hat.
Ich suche Schutz in einer neuen Stadt.
Neue Häuser, neue Straßen, neue Leute.
Mein neues, schönes Leben startet heute.
Weil die Schergen hier nicht zu mir passen,
hab ich sie am alten Ort zurückgelassen.
Dort sollen sie verrotten und zerfallen.
Wir werden nie mehr aufeinanderprallen!
Die Zeit stellt alles trist zur Schau.
Der Alltag wird zunehmend grau.
Am Anfang gab es vieles zu erkunden,
jetzt ist es mit Gewohnheit oft verbunden.
An meine Schergen dachte ich zwar kaum,
doch sie entdeckten mich in meinem Raum.
Ich hab ihr Beisein stark bemängelt,
trotzdem haben sie sich aufgedrängelt.
Ich laufe fort, um neue Städte zu durchqueren.
Die Suche nach der Freiheit führt mich zu den Meeren.
Ich konnte einen Platz auf einem Schiff gewinnen.
Die Reise über's Wasser wird sogleich beginnen.
Ich schere mich kaum um die anderen Matrosen,
ganz egal, wie sehr sie vor mir pöbeln oder posen.
Während sie belanglos körperliche Kräfte messen,
schaue ich hinaus auf's Meer, um zu vergessen.
Wenn die Winde meine Tränen in das Wasser wehen,
wird sie mit Sicherheit kein Mensch mehr sehen.
Schwermütig schweift mein Blick über die Fluten.
Ich verharre still, für ein paar wenige Minuten.
In der Gruppe scheint Gesangslust aufzuflammen.
Sie singen ein Lied und wir setzen uns zusammen.
Das Lachen meiner Schergen unterbricht jenen Akkord.
Sie waren schon von Anfang an mit uns an Bord!
Am nächstgelegenen Hafen gehe ich an Land.
Nicht ein Fleckchen Erde ist mir hier bekannt.
Trotzdem lauf' ich immer weiter, ziellos und spontan.
Ich suche nur noch die Entfernung, notfalls ohne Plan.
Abgewandt dem Rastplatz und kräftiger Verpflegung,
halte ich mich ohne Pausen mühsam in Bewegung.
Mein Weg führt mich über längst verdorrte Wiesen
und durch Wälder, in denen kleine Bäche fließen.
Auch vor hohen Gebirgen werd ich nicht erschrecken.
Zwischen all den Bergen kann ich mich verstecken.
Doch selbst im Zentrum von den riesigen Gesteinen
muss ich meinen Unterschlupf schon bald verneinen.
Denn wohin ich gehe, folgen mir die Schergen,
finden mich selbst auf den allerhöchsten Bergen.
Diese grausamen Verfolger werden ewig aktiv bleiben.
Nichts kann solche Schergen aus dem Leben je vertreiben.
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22.10.2012, 20:10 #12Jacky89
Ein weiterer Gedankentext
Es folgt noch ein zweiter Gedankentext, der vor wenigen Tagen entstanden ist. Er ist wieder sehr lang, aber immerhin kürzer, als "Lichter im Schneegebirge". Und er ist mindestens genau so tiefsinnig.
Weitere Werke werden frühestens in zwei Wochen folgen. Es könnte gut sein, dass es noch länger dauert, aber zumindest kann ich versichern, dass ich noch weitere Ideen habe.
Der Wandel einer Waldpracht
Unermesslich weit entfernt
von der Vorstellungskraft des Durchschnitts,
da existiert ein Wald.
Ich habe ihn betreten.
Wenn ich in der Zeit zurück reise,
entdecke ich
die Pracht dieses Ortes.
Und ich sehe ein Waldkind, das hier wohnt.
Sehe, wie es durch diesen Wald wandert
oder in ihm entspannt.
Die Sonne scheint.
Das Licht fällt, gebrochen vom Laub der Bäume, auf den Boden.
Auch auf dem Gesicht des Waldkindes landen Sonnenstrahlen.
Es lächelt.
Wenn es seinen Blick zum Himmel richtet,
erkennt es das saftige Grün des Laubwerks.
Das Grün ist so schön anzusehen,
dass das Waldkind seinen Blick nicht mehr abwenden will.
Stundenlang schweift sein Blick durch die Baumkronen.
Keine Sekunde ist ihm langweilig.
Es ist wie verzaubert
von diesem einnehmenden Anblick
und der Herrlichkeit aller Bäume aus diesem Wald.
Auf dem Boden sprießen kleine Gräser und Blumen.
Er ist fruchtbar und weich,
hält alles am Leben.
Beim Betrachten des Waldbodens
bekommt das Waldkind ein aufbauendes Gefühl.
Den Glaube, dass sein Wald so schön bleiben wird.
Oder noch besser werden kann.
Der Gedanke kommt auf,
dass ein Wert existiert
und es sich lohnt,
wenn das Waldkind,
sobald das Dunkel der Nacht dem Wald seine Schönheit nimmt,
geduldig verharrt.
Denn auch, wenn die Nacht über diesen Ort hereinbricht,
bleibt der Boden trotzdem fruchtbar
und bestärkt die Erwartung,
dass sich die Sonne wieder zeigen wird.
Der Wald wird nicht aussterben,
so lange der Boden ihn ernährt und ein Gleichgewicht halten kann.
Neben den eleganten Pflanzen gibt kein Leben in diesem Wald.
Keine Wesen mit einen Bewusstsein
außer dem Waldkind.
Es vermisst nichts.
Eine fast ungebrochene Stille liegt auf dem Wald.
Nur der Wind weht leise.
Sein Flüstern klingt so, als würde er singen.
Das Waldkind mag seine Melodie.
Manchmal sitzt es einfach nur da
und lauscht dem Lied, das der Wind gerade singt.
Andere Male spaziert es ein wenig durch den Wald
und genießt die Pracht dieses Ortes.
Das Waldkind umarmt einen der Bäume.
Seine Rinde ist warm.
Das Waldkind braucht Wärme.
Es hasst die kalten Nächte.
Immer, wenn es schläft,
liegt es in der Nähe eines Baumes.
Den Bäumen scheint es nichts auszumachen,
wenn die Sonne kurze Zeit nicht scheint.
Die Nährstoffe des Bodens reichen für einige Zeit.
Das Waldkind hingegen
kann gar nicht genug Wärme haben.
Und es braucht auch das Licht der Sonne.
Jenes verleiht seinem Leben Farbe.
Noch scheint die Sonne.
Das Waldkind spaziert ein weiteres Mal durch diesen hinreißenden Ort.
Während seinem Spaziergang
erblickt es einen Baum, der verletzt ist.
Ein Stück Rinde ist ihm abgefallen
und die offene Stelle wurde von der jüngsten nächtlichen Kälte zersetzt.
Es tut dem Waldkind weh, diesen Baum so zu sehen.
Es lehnt sich leicht an ihn
und versucht, die offene Stelle mit seinem Körper abzudecken,
um ihn davor zu schützen,
dass er noch mehr von nächtlicher Kälte zersetzt werden kann.
Die Sonne geht unter.
Es wird dunkel und immer kühler.
Langsam wird es schwer für das Waldkind, stehen zu bleiben.
Es ist müde und kann sich kaum noch auf den Beinen halten.
Am liebsten würde es herabsinken und einschlafen.
Doch es widersteht seiner Müdigkeit
und auch der Kälte, die es zittern lässt.
Es denkt nur daran, dass es diesen Baum beschützen muss,
denn es will nicht, dass dieser Baum weiter leidet.
Obwohl das Waldkind friert,
fühlt es tief in seinem Inneren eine besondere Wärme.
Irgendwann schläft es trotz aller Bemühungen ein.
Im Stehen.
Am Morgen wacht es wieder auf
und ist immernoch aufrecht an den Baum gelehnt.
Für das Waldkind war es eine schreckliche Nacht.
Noch nie hat es so sehr gefroren.
Und ausgeschlafen fühlt es sich überhaupt nicht.
Doch ein Blick auf die einst wunde Stelle des Baumes
gibt dem Waldkind ein erheiterndes Gefühl,
denn über Nacht bildete sich eine neue Rinde.
Nun kann sich das Waldkind wieder entspannen,
kann den Wald wieder sorglos genießen.
Die Stille.
Die Reinheit.
Die Harmonie.
Es mag diesen Wald sehr.
Und es will der Hüter dieses Waldes sein.
Das Waldkind macht es sich selbst zur Pflicht,
den Wald zu beschützen.
Es will die Schönheit des Waldes erhalten.
Aber es darf nicht ewig in seinem Wald bleiben.
Es muss regelmäßig nach draußen, zu all den anderen Menschen.
In die Außenwelt.
Es muss weg von den anmutigen Bäumen,
raus aus der harmonischen Atmosphäre.
Es fühlt sich unwohl.
Die Menschen in der Außenwelt sind nicht so wie die Bäume.
Und ihre Lieder klingen nicht so schön, wie das Flüstern des Windes.
In seinen Gedanken
bleibt das Waldkind die ganze Zeit in seinem Wald.
Sein Geist wandelt durch diesen Wald,
um ihn vor Eindringlingen zu schützen,
so gut er kann.
Nur körperlich ist das Waldkind aus dem Wald gegangen
und hat sich an diesen merkwürdigen Ort begeben.
Das heillose Durcheinander der Außenwelt,
das sich vor den offenen Augen des Waldkindes abspielt,
interessiert es nicht.
Es wirkt unsympathisch auf das Waldkind.
Selbst, wenn die Sonne darauf scheint, ist die Außenwelt hässlich anzusehen.
Harmonie äußert sich hier in einer Anreihung von Widersprüchen
und Täuschungen.
Fürchterlich!
Hier gibt es keinen fruchtbaren Boden.
Die Atmosphäre ist verpestet.
Das Waldkind weiß nicht, wovon.
Aber es spürt
einen deutlichen Unterschied.
Jedes Mal, wenn das Waldkind unter den Menschen ist,
kann es gar nicht abwarten,
bis es wieder in den Wald zurückkehren darf.
Wenn es wieder in seinem Wald ist,
braucht es die Harmonie ganz besonders.
Dann setzt es sich hin,
lehnt sich an einen der Bäume
und lauscht dem Flüstern des Windes.
Je länger das Waldkind in seinem Wald bleiben darf,
umso besser geht es ihm.
Denn hier fühlt es sich wohl.
In dieser harmonischen Stille.
Nach langer Zeit trifft das Waldkind in der Außenwelt einen Mensch,
der ihm ähnlich zu sein scheint.
Es vertraut ihm.
Es vertraut darauf, dass er alles zu schätzen weiß,
was für das Waldkind einen Wert hat.
Es vertraut auf Gemeinsamkeiten.
Auf identischen Wertvorstellungen wächst die Blume der Freundschaft am besten.
Und eines Tages zeigt das Waldkind diesem Mensch seinen Wald.
Diesen prachtvollen, harmonischen Ort,
von friedlicher Stille erfüllt,
und in hinreißende Wärme eingebettet.
Nachdem sich dieser Mensch ein paar Minuten hinreißen lassen hat,
wird ihm langweilig.
Er tritt gegen die Bäume, nur so zum Spaß.
Er reißt ihre Äste ab,
zieht die kleinen Pflanzen aus dem Boden
und zündet eine Wildblume an,
um zu sehen, wie lange es dauert, bis sie niederbrennt.
Das Waldkind,
als selbst berufener Hüter des Waldes,
schaut fassungslos
und gelähmt von Entsetzen,
dabei zu, wie dieser Mensch die gesamte Atmosphäre
durch sein Verhalten zerschmettert
und den herrlichen Wald schändet.
Dann bricht es aus seiner Lähmung aus
und schubst ihn weg von den Pflanzen.
Es jagt ihn mit wütenden Schreien aus dem Wald.
Er lacht spöttisch,
aber er geht.
Zurück bleibt das Waldkind
und eine Stelle im Wald,
die von Zerstörung zeugt.
Weinend setzt sich das Waldkind neben die abgerissenen Äste
und die verletzten Bäume, deren Wunden nicht mehr heilen werden.
Dieser Mensch,
dem es vertraut hat,
hat nicht verstanden,
wie wichtig dem Waldkind die Ruhe und die Harmonie sind.
Er war bisher der Einzige,
dem das Waldkind vertraut hat
und von dem es sich verstanden fühlte.
Nun liegt ein kleiner Teil des Waldes in Trümmern.
Das Gesamtbild wird auf eine traurige Weise verändert.
Während das Waldkind da sitzt
und ihm Tränen über sein Gesicht fließen,
hört es den Wind singen.
Es ist ein völlig neues Lied.
Noch nie zuvor hat das Waldkind dieses Lied gehört.
Und durch den neuen Gesang des Windes
muss das Waldkind nur noch mehr weinen.
Als Waldhüter
hat es das erste Mal versagt.
Nun bleibt ihm nur noch übrig,
den Rest des Waldes zu beschützen,
der noch nicht geschändet ist.
Von der Außenwelt hört das Waldkind immer wieder Rufe.
"Du musst Vertrauen fassen!",
heißt es dort.
Und jedes Mal,
wenn es sich überwindet,
seinen Wald zu verlassen
und Menschen Vertrauen zu schenken,
wiederholt sich irgendwann das entsetzliche Schauspiel.
Die Menschen mögen Ruhe nicht.
Auch nicht Harmonie.
Die Zeit vergeht.
Menschen aus der Außenwelt betreten den Wald
und mit jedem Besuch
werden mehr gesunde, prachtvolle Bäume zerstört.
Das Bild verschwimmt.
Ich reise zurück in die Gegenwart.
In diesem Wald
jenseits der Außenwelt
befinde ich mich.
Die Bäume sind kahl.
Manche wurden in Stücke gerissen.
Sie sehen schrecklich aus.
Es gibt keine Schönheit mehr.
Auch keinen Zauber.
Die Sonne ist hinter endlosen Wolkenschichten versteckt.
Kein einziger Sonnenstrahl dringt hindurch.
Der Wind singt finstere Lieder,
die mich erschaudern lassen.
Der Boden ist steinhart und ausgetrocknet.
Er macht längst nicht mehr den Eindruck,
dass auf ihm etwas wachsen wird
oder er den Wald zu neuem Leben erweckt.
Mir tut nichts Leid,
obwohl mir jeder Winkel dieses Ortes
Tränen in die Augen treiben müsste.
Es ist kalt und dunkel in diesem Wald geworden.
Ununterbrochen.
Ich sitze hier,
inmitten dieser Kälte,
und bin das Einzige
in diesem Wald, was
noch
lebt.
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23.10.2012, 10:42 #13TrueValue
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Ersteinmal: Nur weil ich nicht jedes Mal etwas poste, heißt es nicht, dass ich deine Werke nicht lese. Wollte das nur angemerkt haben.
Das Gedicht Unmenschlich ist sehr schön geschrieben und ist wieder sehr gesellschaftskritisch. Du hast bei diesem Gedicht in vielen Punkten Recht, nur kommt es mir so vor, als siehst du alle Menschen als schlecht an etc. Auch wenn es nur wenige sind, es gibt Menschen, die sind anders. Die sind, wie du sie dir vorstellst. Vielleicht nicht perfekt, aber die meisten deiner "negativen" Punkte erfüllen sie nicht. Man muss nur die Augen offen halten.
Die Geschichte um das Waldkind hat mir richtig Spaß gemacht zu lesen. Diesmal gefällt mir die Anordnung der Zeilen sehr gut, vor allem die letzten fünf Verse haben es mir angetan.
Der Text ist schön zu lesen, die Geschichte dahinter ist gut und detailliert erzählt und man kann sich richtig "einfühlen" in die Thematik und die Gefühle des Waldkindes.
Ich weiß nicht genau, ob du wirklich früher im Wald warst, oder ob dieser nur eine Metapher sein soll, für Menschen, die keine Harmonie etc schätzen. Ist ja auch egal, auf jeden Fall toller Text!
mfG
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06.11.2012, 19:54 #14Jacky89
Ein fürchterlicher Gedankentext
Hier mal ein kleiner und etwas erschreckender Gedankentext von mir, der vor ein paar Tagen entstanden ist. Möglicherweise wäre es besser, wenn ihr ihn nicht lest, aber naja ... es bleibt euch überlassen.
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18.11.2012, 11:49 #15Jacky89
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Jetzt, da der Halloweenwettbewerb vorbei ist, packe ich meine Gruselgeschichte mal mit in meine Sammlung - in ordentlicher Schrift.
Die Legende der schwarzen Victoria
Ich habe schon längst vergessen, wie der Name des Ortes war, in dem es passierte. Es gab dort einen Mann, den ich nur als den Holzfäller kenne. Das war der Beruf, den er schon zwanzig Jahre ausübte. Es war das Einzige, was er gut konnte. Er lebte zusammen mit seiner Frau Victoria in seinem eigenen Haus. Sie waren beide über 40 Jahre alt und hatten sich nicht mehr viel zu sagen. Wenn der Holzfäller wieder nicht aus dem Bett kam, obwohl er arbeiten musste, weckte ihn seine Frau. „Es ist Zeit!“, sagte sie immer, wenn sie in das Schlafzimmer gekommen war. An manchen Tagen waren das die einzigen Worte, die zwischen den beiden fielen. Victoria stand immer früh am Morgen auf, um für ihren Mann ein Frühstück vorzubereiten. Es war bereits eine Gewohnheit von ihr, die sich über die Jahre verfestigt hatte. Auch an diesem Tag musste sie ihn wieder wecken und der Holzfäller quälte sich widerwillig aus dem Bett. Nach der täglichen Körperhygiene und einem kleinen Frühstück fuhr er mit seinem Auto los, um seine Arbeitsausrüstung zu holen. Er war in einem Unternehmen angestellt, das sich um die Bäume in der Umgebung kümmerte. Wer Holzfäller werden wollte, musste dort angestellt sein, denn von dort bekamen alle Holzfäller gesagt, um welchen Bereich sie sich als nächstes kümmern mussten. Die gesamte Abholzungsarbeit wurde dort organisiert. Der Chef des Holzfällers legte großen Wert auf Pünktlichkeit. Er schaute verärgert und zugleich andeutend auf seine Armbanduhr, als der Holzfäller, wie so oft, mit ein paar Mintuen Verspätung an ihm vorbei lief. Es interessierte den Holzfäller aber nicht. Er holte sich seine Ausrüstung und fuhr zu dem Bereich des Waldes, der ihm zugeteilt war. Er war in diesem Bereich fast fertig damit, alle Bäume zu fällen, die schon groß genug waren. Der Holzfäller konnte an diesem Tag schon vor dem offiziellen Arbeitsende alle Arbeiten erledigen und fuhr dann zurück in das Unternehmen, um sich einem neuen Bereich zuteilen zu lassen. Meistens entschied diese Zuteilungen der Chef selbst. Wenn er zufällig nicht im Haus war, machte das seine Sekretärin. An diesem Tag musste sich der Holzfäller an seinen Chef wenden, welcher ihm eine traurige Nachricht übermittelte: Auf das Wirken von Umweltaktivisten hin, wurden weitere Bereiche des Waldes in der Umgebung unter Naturschutz gestellt. Dort durfte nichts abgeholzt werden. Es gab weniger Arbeit und mittlerweile zu viele Mitarbeiter im Unternehmen. Aus diesem Grund bekam der Holzfäller an diesem Tag seine Kündigung in die Hand gedrückt und alles Gute für die Zukunft gewünscht. Wütend über die Entscheidung seines Chefs verließ er den Raum, knallte die Tür hinter sich zu und bahnte sich seinen Weg nach draußen. Der Holzfäller ging nach der Arbeit immer in die örtliche Kneipe, um bei mehreren Feierabendbieren zu entspannen, wie er es nannte. Irgendwann spät am Abend kam er dann immer nach Hause zu seiner Frau und ging meistens gleich ins Bett. Und an diesem Tag hatte er ganz besonders die Absicht, seine Sorgen in Alkohol zu ertränken. Vielleicht konnte er so verkraften, dass er seine Arbeit verloren hatte. Ihm fiel auf, dass er seine Geldbörse zu Hause liegen lassen hatte. Also musste er zuerst nach Hause fahren, um sie zu holen, wenn er sich besaufen wollte. Und als er vor seinem Haus ankam, sah er ein fremdes Auto davor parken. Der Holzfäller begab sich leise in das Haus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Im Wohnzimmer bemerkte er eine fremde Jacke, die über den Sessel gelegt war. Aber dort war niemand anzutreffen. Nur seine Geldbörse fand er dort. Dann hörte er Geräusche aus dem Schlafzimmer. Er ging mit fast lautlosen Schritten die Treppe hinauf. Sie Schlafzimmertür war einen Spalt offen. Als er schweigend durch den Spalt schaute, erblickte er seine Frau Victoria, wie sie sich im Ehebett mit einem fremden Mann vergnügte. Der Holzfäller verließ daraufhin das Haus und fuhr zu seiner Stammkneipe. Er hatte jetzt schon zwei Gründe, sich besinnungslos zu saufen, was er auch den Rest des Tages in der Kneipe tat. Seine Kumpels wunderten sich, warum er es mit dem Alkohol heute so übertrieb. Und je höher sein Pegel war, desto redseliger wurde der Holzfäller. Am späten Abend, im stark benebelten Zustand, machte er sich wieder auf den Weg nach Hause. Er war zwar nicht mehr fahrtauglich, aber er hatte auch keine Lust, das Auto vor der Kneipe stehen zu lassen, also stieg er ein und fuhr los. Seine Frau saß allein im Wohnzimmer auf dem Sofa und las ein Buch, als er angekommen war und das Haus betrat. Er stellte sich neben sie und sprach sie mit zorniger Stimme an: „Victoria!“
Sie schaute ihn an und reagierte leicht verunsichert: „Was ist los?“
Der Holzfäller fragte andeutend: „Was hast du heute so gemacht?“
Sie antwortete: „Nichts. ... Ich war den ganzen Tag allein zu Hause. Wie immer.“
Blinde Wut darüber, dass Victoria ihn einfach anlügte, ergriff von dem Holzfäller Besitz. Er verpasste ihr einen kräftigen Schlag in das Gesicht und knallte ihren Kopf mehrmals auf den Kaffeetisch. Regungslos sank der Körper von Victoria auf den Boden. Auf dem Kaffeetisch war eine Blutlache zu sehen. Langsam tropfte das Blut binab auf den Teppichboden. Der Holzfäller fühlte Victoria's Pulz. Es war kein Pochen spürbar. Sie war tot. Ihre Leiche lag mitten im Wohnzimmer, direkt unter dem Kaffeetisch, den die beiden vor vielen Jahren auf einem Flohmarkt gekauft hatten. Einst meinte der Holzfäller mal vor seinen Saufkumpanen, dass die Atmosphäre im Wohnzimmer ein wenig seltsam war, seit dieser Tisch darin stand. Nun klebte Victoria's Blut daran. Der Holzfäller beugte sich nach oben und starrte leer auf den Leichnam seiner Frau. Langsam realisierte er gedanklich, dass er sie umgebracht hatte. Er nahm ein paar Tücher von der Küchenrolle und wischte das Blut auf dem Tisch weg. Während er das tat, dachte er darüber nach, was er am besten als nächstes tun sollte. Das zusammenhängende Denken fiel ihm aufgrund seines Zustandes nicht leicht. Er musste die Leiche loswerden, bevor irgendjemand mitbekam, was passiert war. Im Schutze der nächtlichen Dunkelheit packte er sie auf den Rücksitz seines Autos und fuhr in den Wald. Er wollte sie an der Stelle vergraben, an der er heute Morgen noch gearbeitet hatte. Es war so finster, dass man die eigene Hand vor den Augen kaum erkennen konnte. Aber das machte dem Holzfäller nichts aus. Er schaufelte ein Grab aus, warf die Leiche seiner Frau hinein und schüttete die ausgegrabene Erde darüber. Dann fuhr er schnell zurück nach Hause, bevor ihn jemand sah. Er schaffte die Schaufel in den Keller und versuchte noch, den Blutfleck auf dem Teppichboden im Wohnzimmer zu reinigen. Nach den Reinigungsversuchen des Holzfällers hatte der einst dunkelrot gefärbte Fleck auf dem Teppich die Frabe grau angenommen. Aber das reichte dem Holzfäller. Er war extrem müde und ging schlafen.
Als er am nächsten Tag mittags aufwachte, erinnerte er sich nur langsam daran, was passiert war. In immer größeren Ansätzen wurde ihm klar, dass er ein Mörder war. Und im nüchternen Zustand begann der Holzfäller, so etwas wie Reue zu fühlen. Er versuchte, sich durch Fernsehen abzulenken, aber es klappte nicht so recht. Es war nicht einfach für den Holzfäller, mit der Gewissenlast zu leben, dass er seine eigene Frau getötet hatte. Und Arbeit hatte er auch keine mehr. Er suchte zwar an diesem Tag nach Stellenanzeigen in der Zeitung und rief Holzfällerbetriebe an, aber daraus ergab sich nichts. Der Holzfäller ging an diesem Tag nicht vor die Tür und verkroch sich zeitiger im Bett, als sonst. Er bekam kein Auge zu, obwohl es eine ruhige Nacht war. Es wehte kein Wind, aber es war recht kühl. Der Holzfäller lag in dem dunklen Schlafzimmer allein in jenem Bett, das er bis vorgestern noch mit seiner Frau geteilt hatte. Es fühlte sich leer an. Inmitten der nächtlichen Stille, die bisher von keinem einzigen Geräusch gebrochen worden war, wälzte sich der Holzfäller ruhelos hin und her. Es musst mittlerweile schon Mitternacht gewesen sein, aber er war immernoch nicht eingeschlafen. Plötzlich krachte es an der Haustür. Jemand hatte sie aufgerissen und wieder zugeknallt. Ein Einbrecher? Der Holzfäller stand leise auf und schlich ganz vorsichtig zur Treppe, um bloß nicht gehört zu werden. Er wagte einen Blick nach unten in das unbeleuchtete Wohnzimmer. Die Haustür war verschlossen, wie es sich gehörte. Es war still. Kein Mucks war zu hören. Der Holzfäller stieg langsam und bedächtig die Treppe hinab, eine Stufe nach der anderen. Nach jeder Stufe blieb er stehen und schaute konzentriert nach unten. Sein Herz schlug immer schneller. In der nächtlichen Dunkelheit, die in der gesamten Wohnung herrschte, war kaum etwas zu sehen. Der Holzfäller konnte nichts erkennen, obwohl sich seine Augen der Dunkelheit schon angepasst hatten. Stufe um Stufe stieg er weiter hinab. Endlich war er unten angekommen. Es war kein Einrbecher wahrnehmbar. Versteckte er sich in der Küche? Mit unhörbaren Schritten begab sich der Holzfäller in ihre Richtung, bis er neben dem Bogen stand, der die Küche mit dem Wohnzimmer verbindete. Er hatte schon Angst, zu atmen, weil er glaubte, dass es gehört werden könnte. Langsam lehnte er seinen Kopf von der Wand in Richtung Küche, um zu sehen, was sich hinter dem Bogen befand. Er sah nichts. Es war niemand da. Der Holzfäller war allein in seinem Haus. Aber woher kam das Geräusch an der Haustür? Der Holzfäller hatte es klar gehört! Er machte Licht. Es blendete ihn, weil seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt waren. Als er wieder klar sehen konnte, ließ er seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Dieser blieb bei dem Kaffeetisch hängen. Der Holzfäller erstarrte vor Angst. Auf dem Tisch war eine neue Blutlache. Sie befand sich an der selben Stelle, an welcher Victoria gestern mit dem Kopf aufgeschlagen war. Und wieder tropfte das Blut langsam auf den Teppichboden. Der graue Fleck auf dem Teppich wurde von frischem Rot überdeckt. Neben dem Tisch lag eine schmutzge Schaufel. Die selbe, die der Holzfäller benutzt hatte, um die Leiche von Vitoria im Wald zu vergraben. Dabei hatte er sie doch eigentlich in den Keller geschafft. Wie war die Schaufel hierher gekommen? Woher kam das frische Blut? Der Holzfäller konnte sich nicht erklären, was für ein Spiel hier mit ihm gespielt wurde. Er reinigte das Blut von dem Tisch erneut, bis nichts mehr zu sehen war. Dann suchte er eine Laterne. Er packte sie, zusammen mit der Schaufel, in sein Auto und fuhr über die leeren Straßen des Ortes durch die Finsternis der Nacht. Sein Ziel war die Stelle, an der er Victoria vergraben hatte. Der Holzfäller konnte sich die jüngsten Ereignisse nur so erklären, dass Victoria aus ihrem Grab gestiegen sein musste. Logisch betrachtet war das völliger Blödsinn, aber der Gedanke ließ dem Holzfäller keine Ruhe und er wollte sichergehen, dass sie noch dort war, wo er sie hinterlassen hatte. Vielleicht wusste auch jemand von der Tat des Holzfällers und wollte ihm auf diesem Weg sein Wissen symboilisieren. Aber wie hätte dieser Mensch so viel Blut auf dem Tisch hinterlassen können? Als der Holzfäller vor dem Wald ankam, schnappte er sich die Laterne und die Schaufel. Dann lief er los, um die Stelle wiederzufinden, an der Victoria begraben lag. Er wusste noch genau, wo er hin musste. Schritt für Schritt lief er weiter in den, von der Dunkelheit fast schwarz gefärbten, Wald. Seine Laterne leuchtete ihm. Es sah schon ein bisschen unheimlich aus, wie der Waldboden vor den Augen des Holzfällers blass vom Licht der Laterne beleuchtet wurde, während es um ihn herum komplett dunkel war. So dunkel, dass man nichteinmal die Baumstämme von der Luft unterscheiden konnte. Ein kalter Wind wehte. Es raschelte und knisterte andauernd. Immer wieder kamen von irgendwoher Geräusche. Manchmal vom Laub der Bäume, manchmal vom Waldboden. Der Holzfäller fühlte sich sehr unwohl an diesem Ort, aber er ging weiter voran, bis er die Grabstelle von Victoria wiedergefunden hatte. Man erkannte sofort, dass dort etwas begraben wurde, denn die Erde war aufgewühlt und unterschied sich klar vom restlichen Waldboden. Es sah genau so aus, wie vorgestern Nacht, aber der Holzfäller wollte die Leiche mit eigenen Augen sehen und begann, das Grab auszuschaufeln. Es war ein bizarrer Anblick, wie dieser Mann im Schimmer seiner Laterne inmitten des finsteren Waldes ein Häufchen Erde nach dem anderen hinter sich hob. Er grub immer tiefer und tiefer, aber es kam keine Leiche zum Vorschein. Als er das Grab doppelt so tief ausgehoben hatte, wie letztes Mal, sah er es ein: Das Grab war leer. Victoria war verschwunden. Jetzt bekam der Holzfäller ernsthaft Angst und dachte darüber nach, was er tun sollte. Niemand konnte ihm in dieser Situation helfen, denn dann würde rauskommen, dass er seine Frau ermordet hatte. Er stand in dem finsteren Wald und hörte plötzlich, wie das gewohnte Rascheln und Knistern der Pflanzen von einem Flüstern unterbrochen wurde. „Es ist Zeit...“, lauteten die Worte. Der Holzfäller schaute sich um, aber nirgendwo war jemand zu sehen. Wo kam das Flüstern her? Schonwieder wurde es hörbar: „Es ist Zeit...“, flüsterte eine leise Stimme. Beim zweiten Mal war sie ein bisschen lauter als zuvor. „Wer ist da?!“; schrie der Holzfäller panisch in die schwarze Finsternis um ihn herum. Sein Schrei hallte durch den Wald. Es folgte keine Antwort. Nur der Wind wehte gespenstisch. „Es ist Zeit...“, wurde ein drittes Mal geflüstert. Wieder ein wenig lauter. Es klang nach einer Frauenstimme. Der Holzfäller rannte um sein Leben. Er hatte vor lauter Angst vergessen, wo sein Auto stand und hetzte ziellos durch das Dunkel des Waldes. Er sprang und sprintete über den Waldboden, auf dem die Bäume ihre großen Wurzeln schlugen. Das Flüstern folgte ihm. Er sah kaum, wo er hin lief. Die Finsternis ließ das nicht zu. Es dauerte nicht lange, bis er gegen einen der Bäume rannte. Er stürzte auf den Waldboden und spürte Schmerzen an seinem Oberkörper und seinem Kopf. Zitternd richtete er sich wieder auf. „Es ist Zeit...“, hörte er ein letztes Mal. Dann stach sich etwas Spitzes durch seinen Oberkörper. In den letzten Sekunden seines Lebens erkannte er den Umriss einer schwarzen Klaue. Der Holzfäller kehrte niemals aus diesem Wald zurück.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Saufkumpanen des Holzfällers fragten, wo er und seine Frau waren. Die Polizei wurde eingeschaltet, als die beiden schon mehrere Tage spurlos verschwunden waren. Im Haus des Holzfällers stießen die Polizisten auf den Kaffeetisch, auf dem sich wieder frisches Blut gebildet hatte. Geronnenes Blut war auf den Teppich darunter zu sehen. Im Keller fanden sie außerdem eine schmutzige Schaufel, an der auch kleine Blutspuren sichtbar waren. Den Polizisten wurde schnell bewusst, dass irgendwas Schlimmes passiert sein musste. Die gesamte Polizei machte sich in jeder verfügbaren Minute auf die Suche nach dem Holzfäller und seiner Frau. Einige Tage später fanden zwei Polizisten die Leiche des Holzfällers im Wald, als sie ihn tagsüber durchsuchten. Die Leiche des Holzfällers hatte ein großes Loch im Brustbereich. Das Herz lag zerfetzt neben dem toten Körper. Ein furchtbarer Anblick. Aber immerhin hatte man nun herausgefunden, was aus dem Holzfäller geworden war. Die Leiche von Victoria hingegen wurde bis heute nicht gefunden. Einer der beiden Polizisten, die die Leiche des Holzfällers fanden, verlor an diesem Tag seinen Dienstausweis. Unbedacht, wie er manchmal war, hatte er ihn in seine hintere Hosentasche gesteckt und als er im Wald war, fiel der Ausweis unbemerkt heraus. Am Abend bemerkte der Polizist, dass sein Dienstausweis fehlte und kombinierte schnell, dass er ihn im Wald verloren haben musste. Also ging er an diesem Abend in den Wald, um danach zu suchen. Das war das letzte Mal, dass er lebendig gesehen wurde, hat mir seine Frau erzählt. Zwei Tage später wurde ein Suchtrupp nach ihm ausgesandt. Im Wald fand man seine Leiche. Mit einem großen Loch in der Brust. Das Herz lag zerfetzt daneben.
Darum gebe ich euch einen gut gemeinten Rat: Geht niemals nachts in diesen Wald! Viele wollten herausfinden, was in diesem Wald lauert. Jene, die tagsüber darin forschten, kamen unbeschadet zurück und versicherten, nichts Ungewöhnliches gefunden zu haben. Aber niemand, der diesen Wald bei Dunkelheit besuchte, ist je wieder zurückgekehrt. Denn dann streift die schwarze Victoria umher. Und wenn sie euch sieht, dann wird sie euch mit ihren schwarzen Klauen das Herz aus dem Leib reißen.
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23.11.2012, 17:22 #16Jacky89
Die drei letzten Werke
Hier nun das letzte Set meiner Werke für dieses Jahr. Ich hoffe, dass diesmal nicht schonwieder Tippfehler drin sind. Es ist immer sehr schwierig, Fehler in Werken zu finden, die man selbst geschrieben hat, da man den Text schon kennt und daher zu schnell liest. Aber bisher konnten ja alle Tippfehler dank der Hilfe einer sehr freundlichen Administratorin ausgemerzt werden, sofern mir welche auffielen.^^
Das erste Gedicht namens "Verschwendungsfragen" wird den meisten Lesern sicherlich etwas verworren vorkommen. Das liegt wohl einerseits an dem sehr eigenartigen Reimschema und andererseits an der Tatsache, dass das ganze Gedicht nur aus Fragen besteht. Allerdings war genau das auch meine Absicht.
Das Gedicht "Klassenmonster" ist länger geworden, als ich ursprünglich geplant hatte, weil ich ansonsten nicht ausschweifend genug hätte werden können. Worum es geht, können viele wahrscheinlich bereits am Titel erahnen. Zuguterletzt folgt noch ein Gedankentext. Der längste, den ich bisher geschrieben habe.
Verschwendungsfragen
Wie viel wäre mit durchschnittlicher Intelligenz erreichbar?
Wird vorhandenes Potenzial einfach untergraben?
Durch Manipulation von der Entfaltung abgehalten?
Schlummert ambitionslos verschwendete Gedankenkraft?
Die Theorie vor Augen habend, die Praxis nicht geschafft?
Ausgebremst von Entscheidungen blinder Gewalten?
Das Empfinden, etwas Besseres verdient zu haben?
Mit der Verschwendung der kognitiven Kraft vergleichbar?
Welchen Zweck erfüllt das unerschütterliche Hoffen?
Allein dienlich dem fortlaufenden Bestehen?
Nur Verschwendung, wenn sich nichts verändert?
Vom Geiste eine sanfte Illusion gebaut?
Ein Traum, auf den man gerne schaut?
Nützlich für den, der weiter durch das Leben schlendert?
Am Ziel festhaltend, dem Elend zu entgehen?
Für jeden Blödsinn dank der großen Sehnsucht offen?
Mit inniger Entspannung zu viel Zeit verschwendet?
Vergeudet das Leben mit freudlosem Lernen?
Stolz auf gesellschaftlich bewunderte Errungenschaften?
Den Blick rückwärts mit einem Lächeln segnend?
Dem neuen Tag mit wahrer Vorfreude begegnend?
Sinngemäß die schlechte Zeit auch fröhlich verkraften?
Dem Muster ewig folgen oder sich entfernen?
Was zählt als Verschwendung, wenn das Leben endet?
Klassenmonster
Ein neuer Weg stand offen.
Der Eintritt in eine neue Welt.
Auf gutes Klima war zu hoffen.
Auf eine Klasse, die es beibehält.
Es war ja fast ein neues Leben,
jeder war am Anfang aufgeregt.
Die Rollen wurden schnell vergeben,
fast willkürlich festgelegt.
Eine Stichelei, nur klein,
stand einst am Beginn.
Es schreitete niemand ein.
Wo führte das dann hin?
Die Reaktion war Ignoranz,
das Niveau dem klugen Kind zu tief.
Es funktionierte wohl nicht ganz.
Die Missachtung lief bald schief.
Weiter ging's mit neuem Spaß,
nur lustig für den Aggressor.
Die Grenze weitete ihr Maß,
brachte neue Sticheleien hervor.
Sie häuften sich über die Tage,
Beleidigungen waren's nun.
Unerträglich, diese Plage!
Was könnte man da tun?
Gegengewalt?
Verkehrt. Für den noch edlen Verstand.
Moralischer Halt?
Verwehrt. Er wurde nie entsandt.
Die Fortsetzung hieß Sachen klauen.
Mitläufer begannen, vieles nachzuahmen.
Der Rest entschied sich, zuzuschauen,
wenn sie das Opfer durch die Mangel nahmen.
Man bewarf es häufig mit Papier
oder Müll, war er einmal zur Hand.
Es befriedigte die kranke Gier,
für die dort niemand Scham empfand.
Herumgeschubst und ausgelacht
wurde das Opfer jeden Tag.
Nur Gelächter war entfacht,
wenn es den Sticheleien erlag.
Das Opfer flehte einst um Gnade,
doch als Antwort folgte Spott.
Er war die stetige Blockade
vom böswilligen Komplott.
Überzeugt, am Guten festzuhalten
wurde das Opfer niemals aggressiv.
Die Peiniger ließen keine Gnade walten.
Sie blieben unverändert primitiv.
Die Aktionen wurden schlimmer
es nahm kein bisschen ab.
Das Opfer ergründete noch immer,
ob es dafür eine Lösung gab.
Mitlaufen?
Betrug. Gegenüber der eigenen Persönlichkeit.
Freunde kaufen?
Unklug. Der Verstand schrie vor Bedenklichkeit.
Die Jahre vergingen unweigerlich,
die Entwürdigungen aber blieben.
Die Kinder, mittlerweile jugendlich,
hatten die ganze Zeit ihr Spiel getrieben.
Das Opfer musste viel ertragen
und hat immer wieder nachgegeben.
War keine Petze, wollt' nichts sagen,
denn Unterstützung gab's nie zu erleben.
An einem Tag wurde es zu viel.
Eine wilde Schlägerei entbrannte.
Die Schüler starrten auf das böse Spiel,
das man so bisher nicht kannte.
Das Opfer gewann die Auseinandersetzung.
Die Beobachter entschieden sich, zu petzen.
Sie beklagten die entstandene Verletzung,
um auch die Lehrer aufzuhetzen.
Als Klassenmonster war das Opfer dann bekannt.
Der junge Mann, der sich mal wehrte.
Mit diesem Ausruf war'n sie losgerannt
und lockten jeden auf die falsche Fährte.
Eine Strafe wurde auferlegt,
und der junge Mann sollte sich schämen.
Es hat ihn sichtlich negativ geprägt.
Was sollte er als Nächstes unternehmen?
Den Peinigern verzeihen?
Unangebracht. Das Spiel ist schließlich abgekartet!
Vom Ärger befreien?
Unbedacht. Wer weiß, was ihn danach erwartet.
Zwar wurden die Entwürdigungen reduziert,
jedoch nicht vollends abgebrochen.
Es wurde immer weiter intrigiert,
Lästerei oft heimlich ausgesprochen.
Kam es erneut zu einer Schlägerei,
wurde das Opfer ohne Zögerung verrufen.
"Klassenmonster!", hallte dann der stumpfe Schrei,
schlich flink durch alle existenten Stufen.
Strafen waren schnell verhängt,
Fragen nach dem Grund verflogen.
Gerechtigkeit wurde plump verdrängt,
von falschen Worten krummgebogen.
Verwarnungen häuften sich,
wurden dem Klassenmonster zugewiesen.
Was einem fiesen Paradoxon glich,
schien die Menge zu genießen.
Das Klassenmonster war ein Resultat,
von dem keiner wohl so wirklich wusste.
Er war für alle nur ein Psychopath,
vor dem man jeden schützen musste.
Aus der Klasse wurde er gezerrt,
ohne Gegenwehr und ohne Schrei.
In eine Klinik hat man ihn gesperrt,
die Monster jedoch blieben frei.
Schwarze Augen sehen Leben
Ich kann mich lange nicht mehr daran erinnern,
wann meine Augen begannen, sich zu schwärzen.
Waren sie jemals farbenfroh?
Mein Blick ist finster,
trotzdem kann ich klar sehen.
Ich erkenne Farben.
Aber auch, was sich dahinter verbirgt.
Sehe das farblose Leben,
graue Regungen,
triste Zukunftsbilder
und Ansätze von düsteren Erinnerungen,
die tief im Fremden vergraben liegen.
Eigentlich will ich nicht mehr sehen.
Nur noch ignorieren.
Nicht da sein.
Nicht belastet werden mit dem,
was sich vor meinen Augen abspielt.
Dunkle Gesinnungen,
aus fremdem Ursprung stammend,
scheinen langsam durch die Luft zu schleichen
und nur mit schwarzen Augen erkennbar zu werden.
Ich kann sie sehen.
Aber ich will das nicht sehen und nicht wahrhaben.
Warum muss das so sein?
Es ist mir zu viel.
Charakterbruch...
grässliches Gelächter...
zivile Tyrannei...
Verbitterung...
Wahnsinn...
Lachhaftes...
krankhafter Konsum...
sichtbarer Seelenschmerz...
unzählige Masken...
und unheimlich viel Leere,
dabei ist es immer voll, wenn ich unterwegs bin.
Manchmal erinnert es mich an den Zoo.
Es beginnt bereits in unteren Ebenen,
wo die Lenze noch gering sind.
Diese Augen sind gewöhnlich nicht schwarz.
Neugier und Wissensdurst färben sie,
so lange kein Grauen herrscht,
das am Ort der theoretischen Geborgenheit bestehen könnte.
Man kann nur hoffen, dass es ihnen erspart bleibt.
Auch sie will ich nicht wirklich sehen.
Viele von ihnen sind genau so bösartig wie der Rest.
Aber nur gegenüber Unterlegenen.
Unschuldige Engel nur so lange,
wie sie sich ihrer totalen Unterlegenheit bewusst sind.
Schwarz.
In meinen Augen.
Die Lenze erhöhen sich.
Alles wird größer,
abgesehen vom Verstand, wie mir scheint.
Er hinkt hinterher.
Eigentlich ist die Anzahl der Lenze unbedeutend,
denn ich sehe überall
dieses erbärmliche Prinzip:
Niemals tiefgehender nachdenken,
aber immer erstmal reagieren.
Auf jede ernste Frage mit „Keine Ahnung.“ antworten.
Sich nicht trauen, etwas zu sagen,
so lange es nicht als Spaß gedacht ist.
Sich mies verhalten
oder einfach nur lächerlich
und nicht wissen, warum.
Keinen Grund hinterfragen, schon gar nicht bei sich selbst.
Nur handeln und das Denken vergessen.
Schwarz.
Richtig finster!
Spaß ist nur geträumt farbig.
Selbst will man lachen.
Und sonst?
Wen interessiert das Gegenüber?
Meine Augen werden dunkler.
Es ist
kein
Wunder.
Nur das Wissen.
Nur die Erkenntnis, die mir mein Blick liefert.
Meine Augen sahen viele Menschen.
Die Unterschiede waren nur gering.
Nicht erwähnenswert.
Meine Augen sehen auch Gefühle, die hinter Masken ruhen.
Ironisch, dass Finsternis Gefühle aufzeigt.
Oder gar ...
berücksichtigt.
Wer noch?
Rücksicht?
Ich halte Ausschau nach Rücksicht, die immer währt.
Auch in der Gruppe,
auch gegenüber denen,
die schwächer oder nicht anwesend sind.
Die Suche dauert
und dauert
und dauert.
Das Ergebnis:
Schwarz.
Dabei hatte ich meine Augen vor der Suche gefärbt.
Jetzt sind sie wieder schwarz geworden.
Es sieht noch ein bisschen schlimmer aus.
Irgendwie aber auch...
zutreffender.
Den Augen sei Dank.
Das Gelächter wiederholt sich oft.
Spöttisch, cholerisch, primitiv.
Hauptsache, laut.
Mir schwebt das Wort „widerlich“ vor.
Ich verziehe keine Miene.
Ich gehe lieber.
Mein Ziel wird sein,
nicht mehr zu sehen oder zu hören.
Man nennt das übrigens
„Leben“,
habe ich mir sagen lassen.
Oft stoße ich auf Gruppen.
Kleine Gemeinschaften,
teilweise aus zwei Wesen bestehend, aber oft auch mehr.
Sie verbringen Zeit zusammen.
Eine Art Bindung scheint zwischen ihnen zu bestehen.
Doch worauf ist sie aufgebaut?
Meine Augen prüfen und erkennen.
Sie sehen Bequemlichkeit,
empfundenen Schutz,
geträumtes Wertigkeitsgefühl
und Angst vor dem Alleinesein.
Die Zukunft zeigt auseinander gehende Wege.
Sie werden nicht dagegen ankämpfen.
Momentan ist es noch nicht so weit.
Die Zeit ist noch eine gemeinsame.
Situationsbedingt,
inmitten der nur teilweise freiwilligen Umstände,
wird das als notwendige Zwischenlösung toleriert,
was angeblich so wichtig und wertvoll sein soll.
Sympathie ist Luxusware,
die nicht für jeden zwingend eine Rolle spielt.
Diese Bindungen sind maximal schönwettertauglich.
Kommt ein Gewitter, steht man allein im Regen.
Es ist eine wichtige, bunte Bindung für sie.
Nicht wegzudenken aus der Existenz,
wenn auch nicht wirklich ernst oder gar tiefgründig.
Ich sehe die Bindung.
Die Farbe ist schwarz.
Ich erblicke noch mehr.
Ja, ich sehe sie.
Sie sind in Trance.
Ich weiß, wie das endet.
Ihre Augen sind plötzlich so bunt.
Und dieses Farbenspiel,
das die Welt so herrlich erscheinen lässt,
hat nur eine einzige Quelle.
Eine Quelle, die wieder austrocknen wird.
Sind die Lenze gering, geht das besonders schnell.
Dann ist es nur ein Experiment.
Aber oft nicht für alle Seiten.
Es sind insgesamt zwei.
Einer Seite könnte es ernst sein.
Das Ende ist für meine Augen schon absehbar.
Nein! Ich sage es ihnen nicht.
Dann tut es nur noch mehr weh, glaube ich.
Sollen sie doch versuchen, das zu genießen.
Sollen sie doch selbst erkennen, dass ich recht habe.
Mir gleich, ob sie das zugeben.
Am Ende werden sie nicht mehr mit dem Weinen aufhören.
Nur deswegen...
Sind die Lenze höher, steigt die Wahrscheinlichkeit,
dass gegenseitige Ernsthaftigkeit eine Basis bildet.
Aber das Bunt aus den fremden Augen wird wieder gelöscht.
Und manchmal wird immernoch
nur experimentiert.
Oder einfach mal ein wenig gespielt.
Dieses Spiel macht der begehrten Seite sehr viel Spaß.
Nur ihr.
Ein abgrundtiefes Schwarz ruht hinter diesen Farben.
Ich halte mich davon fern
und suche mühsam mein eigenes Glück.
Ein bisschen trostlos, dieser Zustand.
Aber nur, weil ich nicht aufhören kann, zu träumen.
Was tut wohl mehr weh?
Träume aufgeben?
Oder den Träumen beim Zerbrechen zusehen?
Immer wieder auf's Neue.
Nichts ist echt.
Als sei ich eine Puppe.
Problemlos an sich gerissen,
zum Spielen benutzt,
und dann in die Ecke geworfen.
Eingestaubt,
bis eine Laune zufällig wieder dazu motiviert,
das Spielzeug nochmal herzunehmen.
Ich verzichte darauf.
Ich lasse nicht mit mir spielen!
Andere tun das.
Sie hoffen und träumen,
wollen vom verhängnisvollen Glück naschen.
Nur mal kurz.
Langzeitig klappt es nicht.
Aber es macht für sie Sinn.
Für mich ist es schwarz.
Meine Augen zeigen es mir immer wieder.
Alles in allem bin ich dankbar.
Manchmal hörte ich Heranwachsende reden.
Das Bunt schildern.
Zuerst den Rauch.
Er macht das Kontakteknüpfen leichter.
Die Nervosität verschwindet dann nämlich.
Und alle machen das.
Man kann sich unterhalten.
Man hat eine Gemeinsamkeit.
Und ich betrachte
diese Gemeinsamkeit
mit meinen Augen.
Sie ist schwarz.
Dunkelschwarz.
Sie schildern und erklären mir weiter.
Flüssigkeit kann alles bunt machen, sagen sie.
Sie schwören darauf.
Haben sie es nur übernommen?
Eine Tradition...
Nicht jede Tradition wird über die Jahre bewahrt.
Diese schon.
Vehement.
Wenn es wiedermal so weit ist, folgt Spaß.
Definiert durch Ablenkung und Hemmungslosigkeit.
Die Unfähigkeit, noch klar zu denken.
Dafür die Fähigkeit, zu reden, egal was,
und zu mögen, wen man nicht ausstehen kann.
Wenigstens kann man dann so tun.
Schrill wird das Verhalten,
so wie es scheinbar als Ideal angesehen wird,
auch wenn sich hinterher oft dafür geschämt wird,
weil es wiedereinmal zu peinlich wurde.
Ausgelacht, statt angelacht,
aber es macht nichts,
denn bald wird das ja sowieso ertränkt.
Wie bunt.
Für sie.
Schwarz
für mich.
Meine schwarzen Augen
blicken verachtend auf den Lärm herab,
den die Flüssigkeiten begünstigen.
Auch auf die angebliche Entspannung.
Ich kann mich bemühen, wie ich will,
aber ich sehe keine Farbe.
Der nächste Inhalt ist nur einen winzigen Zeitsprung entfernt.
Das Treiben.
Ein absolutes Muss im Einheitsbrei,
das einfacher nicht zu praktizieren sein könnte,
und trotzdem von manchen mehr gewürdigt wird,
als ein erlangter Doktortitel.
Das egoistische und ungebändigte Verlangen,
das sich durch Tagträume und Nachtträume schleicht.
Mit dem Glaube, es sei außergewöhnlich und besonders,
jagen alle Lebewesen nur dieser Sache hinterher,
ohne zu realisieren,
dass sie Sklaven der eigenen Triebe sind.
Es ist das zu erreichende Ziel
einer als schwer empfundenen Herausforderung.
Auch, wenn es meistens alles andere als herausfordernd war,
zu verführen.
Nette Worte,
Großzügigkeit,
geheucheltes Interesse,
Ziel erreicht.
Wahnsinnig anspruchsvoll...
Schwarz!
Unbedacht und der ständigen Wiederholung unterworfen,
aber nicht stets mit dem selben Individuum.
Auf Gegenseitenwechsel wird Wert gelegt.
Dann wird es nicht langweilig, andauernd zu wiederholen.
Was ist passiert?
Neues Leben?
Wer war das?
Man weiß es nicht sicher.
Freut man sich?
Oder steht eine Person nun ganz allein da?
Das kommt nicht selten vor.
Während die Eine sich nun allein durchkämpft,
sucht die Andere auf Krampf irgendeinen Versorger.
Egal, welchen.
Oder sie gibt die Verantwortung gänzlich ab.
Das hohle Treiben geht weiter.
Bringt immer wieder Produkte hervor.
Ein nicht endender Kreislauf,
nicht auf jeden in diesem Ausmaß zutreffend,
aber viel zu häufig klar beobachtbar.
Die Einzelfälle werden nicht weniger.
Wen kümmern die ungewollten Produkte
des unbedachten, fortwährenden Treibens?
Wie sieht deren Zukunft aus?
Schwarz.
In meinen Augen.
Manchmal will man der neuen Verantwortung gerecht werden.
Andere Male passierte es nicht ungewollt,
neues Leben zu produzieren.
Es wird angenommen.
Es wird erzogen.
Aber...
wird es auch geliebt?
Verstanden?
Rücksichtsvoll behandelt?
Geschützt?
Welche Farbe ist in so vielen Gefügen dominant,
die sich aus dem Treiben ergeben haben?
... schwarz ...
Wie viel Wert hat Sorglosigkeit,
die Menschen nur kurze Zeit erleben?
Sich vom Moment hinreißen lassend,
endlich den Erinnerungen entkommen,
nur um später wieder eingeholt zu werden.
Oder ohne zu wissen, welche Schrecken noch lauern.
Es ist ein buntes Farbenspiel ohne Hilfsmittel,
das bewusst wahrgenommen werden muss,
um sein Schillern überhaupt zu verstehen.
Dann vergeht es wieder.
Und es bleibt
schwarz.
Die Zeit vergeht. Sie kann nur vorwärts laufen.
Eine bestimmte Zahl wird immer größer.
Der Ehrentag ist kein Grund mehr zum Feiern.
Eher ein Anlass zum Weinen,
denn bisher gab es noch für jeden ein Ende
und die Zahl führt immer näher heran.
Die Kräfte lassen nach,
scheinen Stück für Stück zu verschwinden.
Das Einzige, was immer bleibt, sind Gedanken.
Und je mehr diese sprießen,
desto mehr verdunkelt sich so manches fremdes Augenlicht.
Dem Alter ist es zu verdanken, aber ich bin noch jung.
Wie eine Art jung gebliebener alter Mann,
hoffend, nicht mehr zu sehen.
Oft erfolgreich abgewandt,
manchmal mit der Sorge, fälschlicherweise zu ignorieren,
aber trotzdem die schwarzen Augen tolerierend.
Ich habe so viel gesehen.
War das immer die Wahrheit?
Oder war es nur so, wie es in Wahrheit nicht sein soll?
War es dank mir, oder ohne meinen Einfluss, geschehen?
Zielorientiert oder ziellos?
Ein Trugbild oder eine Offenbarung?
Egal, in welche Richtung meine Gedanken auch gehen...
sie ändern nicht die Bilder, die meine Augen sahen.
Und diese sind einfach nur
schwarz.
Alle.
Das grundlegende Prinzip ist kopflos.
Das Farbenspiel der fremden Augen lenkt ab.
Die bunte Einfältigkeit verhindert,
dass ein zu intensives Nachdenken aufweckt.
Das Erwachen ist deprimierend.
Es vermag Wahnsinn zu formen
oder ermüdet immer mehr.
Das Prinzip währt stetig weiter.
Geburt, Wachstum, Fortpflanzung, Tod.
Nur Namen ändern sich.
Unbedeutende Ziele werden verfolgt.
Hungerlos und durstfrei existieren.
Über eine Unterkunft verfügen.
Selbst Spaß haben.
Beliebt sein.
Toll aussehen.
Bewundert werden, auch ohne Grund.
Besitzen, was besonders ist.
Aus Schadenfreude heraus verletzen,
gleichzeitig nie selbst verletzt werden wollen.
Es ist kranker Egoismus.
Ein Produkt der Natur.
Viele ihrer Produkte sind widerlich.
Das Gute ist nur ein Sehnsuchtslexikon,
entstanden im Kopf von einigen wenigen.
Eine Anspielung auf einen Traumzustand.
Dabei träumen sie nicht alle den selben Traum.
Was passiert, wenn diese Träume verstummen?
Wenn sie nicht nur von einigen,
sondern von allen mit Füßen getreten werden?
Nur die Natur bleibt dann noch.
Würde fremdes Augenlicht dann noch farbig sein?
Woraus würden die Farben bestehen?
Wo liegt der Unterschied zum heutigen Zustand?
Warum lohnt es sich, zu hoffen?
Auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt,
so wird sie dem Tod nicht entgehen.
Zurück bleiben sehr viele Jahre.
Gelebte Zeit, halb frei verbracht - im Glücksfall.
Eine verschwimmende Momentekollektion.
Verblassende, ungesehene Farben.
Und alles wird verbleiben,
wie ich es schon sehe.
Es ist schwarz
und dringt in meine Augen.
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Falls es jemand noch nicht kennt:
Ich habe vor etwas mehr als zwei Jahren mal
ein paar Geschichten zum Thema Mensch und
Gesellschaft geschrieben. Sie sind minmal
tiefsinnig und sollen zum Nachdenken anregen.
Wer gerne nachdenkt, für den sind sie sicher
einen Blick wert:
http://www.forumla.de/blogs/blog-45737/
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23.11.2012, 17:32 #17AliceD
AW: Die drei letzten Werke
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23.11.2012, 17:49 #18Jacky89
AW: Jacky89's literarische Ergüsse
Ja, ich mag Goethes Erben sehr und kenne dieses Lied schon. Du hast recht - da sind Ähnlichkeiten erkennbar, denn in dem Lied werden ja auch viele Fragen gestellt. Allerdings nicht ausschließlich - so wie bei "Verschwendungsfragen", wo nicht ein einziger Aussagesatz dabei ist. ;D
Der Titel meines neusten Gedankentextes ist auch von Goethes Erben inspiriert, aber der Inhalt kommt allein von mir.^^
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23.11.2012, 19:30 #19AliceD
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06.01.2013, 20:41 #20Jacky89
2013: Das erste Gedicht dieses Jahr
Fragenkatalog der sterbenden Werte
Warum verletzen und zerstören,
Schmerzen weitergeben, die man selbst erfuhr?
Warum nicht hüten und beschützen,
andere bewahren vor eben jener Prozedur?
Warum spotten und entwürdigen,
zermürben, was nicht stimmig scheint?
Warum nicht fragen und erschließen,
verstehen was der Mensch wohl meint?
Warum betrügen und bereichern,
gieren nach dem ungerechten Überfluss?
Warum nicht genügsam selektieren,
nur nehmen, wenn man dringend muss?
Warum lügen oder hintergehen,
das Vertrauen anderer bewusst missbrauchen?
Warum nicht ehrlich reagieren,
das wahre Wort dem Mensch einhauchen?
Warum ausbeuten und benutzen,
schikanieren den, der unterlegen ist?
Warum nicht verzichten und verschonen,
ablassen von jenem skrupellosen Mist?
Unter fehlgeleiteter Gesinnung tief begraben,
liegen edle Werte im Verderben.
In Gefilden, die sie nie gewürdigt haben,
werden sie sehr bald schon sterben.
Auf der Jump Festa diesen Jahres war es endlich soweit, wir bekommen eine Anime Adaption des spinnoff Manga! Und zwar schon im April 2025! :D ...
My Hero Academia: Vigilante - Anime