Thema: Fragen zu RAID

Hallo

Ich bin gerade dabei einen NAS zu konfigurieren und hätte da ein paar Fragen bezüglich RAID.

Zur Zeit ist nur eine 4TB Festplatte eingebaut. Den Speicher möchte ich allerdings erweitern und zusätzlich die Möglichkeit das sie sich die Festplatten gegenseitig spiegeln.
Der NAS wird wahrscheinlich zumindest vorerst selten von mehr als maximal 5 Personen gleichzeitig genutzt werden, wobei hier vor allem Daten gelesen werden.
Die Schreibgeschwindigkeit ist also nicht besonders wichtig.

Und hier stehe ich gerade an. So weit ich weiß ist es nötig ein RAID System einzurichten um dies möglich zu machen.
Ich hab bereits etwas gegoogelt was sich hier so anbietet und die Allgemeine Meinung ist, dass RAID 5 ein gutes Preis/Perfromance Ratio bietet.
Ist das so richtig oder sollte ich für meinen Fall eher ein anders System verwenden?

Außerdem möchte ich den Speicher wie gesagt in Zukunft erweitern. Ist es notwendig bzw. ratsam, dass alle HDDs die selbe Speichergröße haben?
Könnte ich zum Beispiel 4TB + 2TB verwenden und dann für die RAID Platte wieder eine andere Speichergröße nehmen?


Das ist vorerst mal alles. Ich hoffe ich hab das nicht allzu verwirrend geschrieben...
Schon mal danke für jegliche Hilfe.

lg

Hi Jake,

ein RAID ist für Deine Zwecke nicht nötig, aber auch nicht schädlich.
Mit einer einzigen Platte kannst Du allerdings kein RAID einrichten; da geht höchstens JBOD oder LARGE.
Wenn die Nutzer später weitere Platten unter demselben Laufwerksshare ansprechen sollen, dann richte LARGE ein.

Für einen echten RAID-Level brauchst Du ab zwei Platten aufwärts.

Die Einrichtung eines RAID hat grundsätzlich zwei Zwecke:
- Höhere Geschwindigkeit (RAID 0 - Striping) oder
- Höhere Datensicherheit (RAID 1 - Mirroring).

Aus diesen beiden Grundformen gibt es noch eine Reihe von Mischformen, die Schnelligkeit und Spiegelung verbinden.
Näheres dazu hier: https://de.wikipedia.org/wiki/RAID

Die meisten NAS unterstützen nur drei oder vier dieser Mischformen. Welche Du wählst, hängt davon ab wieviele Platten Du verwendest und ob Du mehr Wert auf Sicherheit oder Schnelligkeit legst.
Ich persönlich nutze ein RAID 1, um Fehler durch eine defekte Platte zu vermeiden.

Wenn Du unbedingt ein RAID einrichten möchtest, dann wäre die Frage:
- Wieviele Platten?
- Welches NAS / welche RAID-Level unterstützt das NAS?
- Liegt der Fokus eher auf Sicherheit oder auf Speed ?

RAID 5 bietet das beste Preis/Performance/Sicherheits Verhältnis bei normalen NASen. Im Gegensatz zu RAID 1 werden die Daten nicht gespiegelt (50% Verlust), sondern es gibt eine Checksumplatte und Datenplatten. Die beste Ausbeute hat man im RAID 5 bei fünf Festplatten, da die fünfte Festplatte die Checksumplatte ist. Das heißt dir bleiben im Gegensatz zu RAID 1 nicht 50% des Speichers übrig sondern 80% bzw. bei vier Platten dann 75% (vier Festplattenen = 3x Datenplatte + 1x Checksumplatte). Wenn du ein RAID betreiben willst machen also 4x 2TB mehr Sinn als 2x 4TB

Das Worst-Case Szenario im RAID5: Checksumplatte und eine Datenplatte ist zur selben Zeit kaputt. Ist nur eine der Platten kaputt (bzw. nur mehrere Datenplatten) wird sie aus den restlichen Platten durch das RAID wieder aufgebaut. Die Chance eines Datenverlustes ist sehr gering. Trotzdem ist es empfehlenswert Platten recht zügig nachbesorgen zu können bzw. auch mal eine Ersatzplatte Zuhause zu haben. Wenn die Platten in die Jahre kommen fallen diese nicht selten in geringen Zeitabständen nacheinander aus.

Die Verwendung von unterschiedlichen Größen ist nicht zu empfehlen, da man sich dann bei einem RAID i.d.R auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigt. Beim RAID wirkt das RAID-Verbund wie "eine Festplatte". Die Platten werden also nicht nacheinander befüllt bis sie voll sind sondern die Bits einer Datei liegen auf allen Platten des RAID-Verbundes verstreut.

Kannst dir ansonsten auch mal ZFS/RAIDZ anschauen, ist aber nicht unbedingt trivial.

Ich persönlich würde kein RAID-Level als "den besten" empfehlen, es kommt stark auf den Anwendungsfall an.

Bei RAID-5 habe ich immer das Problem mit, dass es gerade bei größeren Platten vorkommen kann, dass beim Wiederherstellen der defekten Platte die nächste stirbt. Da wäre man mit einem RAID-6 besser beraten. Performance + Spiegelung gibt es mit einem RAID 10, allerdings brauchst du die doppelte Nutzkapazität.

Noch als Ergänzung: Ein RAID ist kein Ersatz für eine Datensicherung. Wenn dein Filesystem kaputt geht, geht das im RAID genau so kaputt.

Beim RAID sollte man auch nur HDDs derselben Marke und derselben Größe verwenden, weil das austauschen defekter Festplatten und aufbauen eines neuen RAIDs dadurch einfacher ist und die volle Kapazität genutzt wird.
Nunja, das ist eine Richtlinie für größere Konstrukte in gewerblich genutzten Geräten, aber privat kann man sich ja auch daran halten

Issomad

Beim RAID sollte man auch nur HDDs derselben Marke und derselben Größe verwenden, weil das austauschen defekter Festplatten und aufbauen eines neuen RAIDs dadurch einfacher ist und die volle Kapazität genutzt wird.
Nunja, das ist eine Richtlinie für größere Konstrukte in gewerblich genutzten Geräten, aber privat kann man sich ja auch daran halten

Da scheiden sich die Geister, kenne auch genug Personen (und Unternehmen) die komplett unterschiedliche Festplatten verbauen, da das gleiche Modell eventuell gleiche Haltbarkeit aufweist (z.B. 4 Festplatten gehen nach genau 700 Tagen alle kaputt).

Man legt das RAID in aller Regel etwas kleiner als die Festplattenkapazität an, dann kann man die auch problemlos gegen andere Modelle tauschen.

medeman

Da scheiden sich die Geister, kenne auch genug Personen (und Unternehmen) die komplett unterschiedliche Festplatten verbauen, da das gleiche Modell eventuell gleiche Haltbarkeit aufweist (z.B. 4 Festplatten gehen nach genau 700 Tagen alle kaputt).

Man legt das RAID in aller Regel etwas kleiner als die Festplattenkapazität an, dann kann man die auch problemlos gegen andere Modelle tauschen.

Jap , dass kann ich nur bestätigen. Während meiner Ausbildung war in einer Firma die sogar zwangsweise umstellen musste, da es den Hersteller nicht mehr gab . Geschadet hat es nicht.

Bei kleineren NAS-Systemen - die nur als Datenspeicher benutzt werden - ist das oft kein Problem - allerdings ist auch ein NAS natürlich nur so schnell und performant wie sein schwächstes Glied. Worauf man achten sollte ist, dass es wirklich Platten für Serversysteme sind.

Bei großen NAS oder SAN Systemen die für Virtualisierung genutzt werden und man dort mehrere Arrays hat die bspw. jeweils als RAID5 und diese nochmals zusammen zu einem RAID 1 gekoppelt sind, kann es sein das sich die Performance durch unterschiedlichen Festplatten exponentiell verschlechtert. Da sollte man also schon aufpassen vor allem wenn man zeitkritische Server-Anwendungen hat die bei Timeouts nicht mehr richtig funktionieren.

Generell kann man sagen, dass man bei gleichen Platten-Typen eher auf der sicheren Seite ist. Ansonsten verschenkt man zwangsläufig Potential. so als würde man Server mit unterschiedlichen CPU-Generationen clustern. Kann man machen und wie gesagt bei kleinen Datenspeichern kein Thema, sauber und elegant ist es aber nicht.