Thema: Mordlust - Michael Slade

Mordlust - Michael Slade

Inhalt:
Um in eine Rockband aufgenommen zu werden muss sich ein Anwärter auf einem Friedhof lebendig begraben lassen. Eingesperrt in einem Sarg ergreift etwas unter der Erde Besitz von ihm. Aus ihm wird der "Ghoul"
Einige jahre später erschüttern schreckliche Morde an jungen Frauen die englische Hauptstadt London. Alle werden nackt aufgefunden, ihr Blut entnommen während sie noch am Leben waren und die Herzen wurden rausgeschnitten.
In der Presse macht schnell die Geschichte vom Vampirkiller die Runde. Gleichzeitig begeht ein Attentäter diverse Bombenanschläge aufSchwulenlokale in ganz London. Hilary Rand, der weibliche Kopf der Spezialeinheit von Scotland Yard steht unter dem öffentlichen Druck einen Täter zu präsentieren. Auf der anderen Seite des Ozeans in Kanada gibt es währenddessen auch grausame Ereignisse die mit den Geschehnissen in London in Verbindung stehen. Hier ermittelt Zinc Chandler von der Special-X Squad der Royal Canadian Mounted Police.


Wie schon in Kopflos beginnt "Mordlust" (aka. Ghoul) wieder recht wirr, mit diversen verschiedenen Sub-Plots auf die man sich vorerst keinen wirklichen Reim machen kann. Die 2 Haupt-Plots spielen in Vancouver und in London.
Auch sonst gibt es wieder viele tiefe Einblicke in die Polizeiarbeit, Ermittlung, Spurensuche, die Psychologie von Serienmördern und wirklich extrem derbe und perfide Morde die seitenlang zelebriert werden, ohne dabei selbstzweckhaft zu wirken. Eine wirklich würdige Weiterführung der Geschichten um die Special-X Abteilung aus "Kopflos".
Kurzeinblick:
Hardcore-Cop mit eigenen Ermittlungen, Polizeicheffin die sich in der Männerwelt behaupten muss, der "Vampirkiller" der seine jungen Opfer ausbluten lässt und deren Herzen stiehlt, der "Bomber" der Bombenanschläge auf Homosexuelle durchführt, der "Kanalkiller" der anscheinend wahllos Opfer tötet und Rätsel mit Hinweisen auf Horrorfilm und Horrorliteratur hinterlässt.
Dazu eine Rockband mit dem Namen "Ghoul" die immer wieder auftaucht und schlussendlich noch ein eiskalter Profikiller.

Zuviel und verwirrend? Nur am Anfang! Letztendlich ergibt alles einen Sinn.
Dieser Punkt hat mir auch schon "Kopflos" gefallen. Man ist als Leser nie wirklich viel besser informiert als die Ermittler. Man hat deren Informationen und man bekommt einen Einblick in den kranken Geist von Serientätern, aber nicht deren Identität. Während des gesamten Buches kann man also seine eigenen Vermutungen anstellen. Es ist wieder die Mischung aus wirklich absolut authentisch und überzeugend wirkender Vorgehensweise der Ermittler und der ziemlich spannenden und derben Handlung der Täter. Und das ist die große Stärke von Michael Slade. Magenverstimmende Morde und Tabuszenen geben sich mit faszinierenden psychologischen Thesen über Serientäter die Klinke in die Hand.

Und nun noch zu einem letzten Punkt der das Buch wirklich zu etwas Besonderem macht.
Das Buch ist eine große Homage an die Literatur des Horrors (Lovecraft, Poe, Bloch,...) und dessen Entwicklung.
Nicht nur dass diverse Horrormotive andauernd im Buch auftauchen, nein es werden auch lauter Fakten über die Entstehung und die Psychologie des Genres "Horror" miteingeworfen. Dazu Analysen ob Horrorliteratur, -filme, -musik jemanden zu irgendwelchen Taten anstacheln kann, oder ob es sowas nicht schon immer gegeben hat.
(Das war auch schon 1989 ein Thema )
Die "Liebeserklärung" an Lovecraft und dessen Werke war für mich persönlich, als Verehrer von Lovecraft eine absolute Meisterleistung. Das dieses ganze Wissen auch noch perfekt in die Handlung integriert ist, macht das Buch nur umso besser.

Genug der Lobhuddelei!

Wer auf knallharte Horrorthriller mit ordentlich verzwickten Storys steht, die den Leser lange im Dunkeln lassen und auch gerne mal an der Nase herumführen liegt hier absolut richtig.