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09.10.2009, 17:17 #1Raul Endymion
Metro 2033 - Dmitry Glukhovsky
Klappentext:
Es ist das Jahr 2033. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Moskau ist eine Geisterstadt, bevölkert von Mutanten und Ungeheuern. Die wenigen verbliebenen Menschen haben sich in das weit verzweigte U-Bahn-Netz der Hauptstadt zurückgezogen und dort die skurrilsten Gesellschaftsformen entwickelt. Sie leben unter ständiger Bedrohung der monströsen Wesen, die versuchen, von oben in die Metro einzudringen ... Dies ist die Geschichte des jungen Artjom, der sich auf eine abenteuerliche Reise durch das U-Bahn-Netz macht, auf der Suche nach einem geheimnisvollen Objekt, das die Menschheit vor der endgültigen Vernichtung bewahren soll.
Inhalt:
In den Tiefen der Moskauer U-Bahn, an der unabhängigen Station WDNCh, lebt der 20jährige Artjom bei seinem "Onkel" einem ehemaligen Soldaten, der ihn in den wirren des letzten Krieges als Waise aufgenommen hat.
Den größten Teil seines Lebens hat Artjom zusammen mit seinen Freunden hier unten im Dunkeln an der ehemaligen U-Bahn Station verbracht. Das Leben dort ist karg. Elektrisches Licht ist purer Luxus und die Station hält sich hauptsächlich mit dem Handel von selbstangebauten Pilzen und Pilztee über Wasser. Doch seine Station scheint nicht mehr so sicher zu sein, wie gedacht. In der letzten Zeit häufen sich die Angriffe seltsamer Wesen, die von den verängstigten bewohnern nur "die Schwarzen" getauft werden.
Eines Tages jedoch taucht ein seltsamer Fremder mit dem Namen "Hunter" an der Station auf. "Hunter" ist gehört zu den todesmutigen STALKERN, die sich schwer bewaffnet von Zeit zu Zeit an die Oberfläche begeben um dringend benötigte "Waren" für die Bewohner der Metro zu beschaffen. Dieser eröffnet Artjom die Möglichkeit seine Station vor der unbekannten Gefahr zu retten und außerdem die Weiten der Moskauer U-Bahn zu entdecken. Angespornt dadurch begiebt sich Artjom auf eine Reise die sein Leben komplett auf den Kopf stellen wird.
Buch:
Hier haben wir es mit dem Debüt-Roman des jungen Russen Dmitry Glukhovsky (29) zu tun. Ein ziemlicher Mix aus Endzeit-Sci-Fi, gemischt mit Fantasy und Thriller Elementen. Wie oben schon erwähnt, hat sich Glukhovsky auch an dem STALKER-Thema (vgl. "Picknick am Wegesrand" und "S.T.A.L.K.E.R.") bedient und nutzt dieses auch ausführlich in seinem Debütroman. Dazu jedoch später noch etwas mehr....
(In seinem Heimatland Russland ist Glukhovsky's Roman extrem erfolgreich und wird auch schon als Vorlage für ein neues Computerspiel verwendet.)
Den hauptsächlichen Dreh- und Angelpunkt spielt jedoch das Moskauer U-Bahn-Netz.
Hier ist man als Leser zunächst völlig überfordert und zugleich beeindruckt über das Stetting dass sich Glukhovsky hat einfallen lassen. Zur Orientierung befinden sich vorne und hinten im Buchumschlag zwei schöne farbige Pläne der Moskauer Metro. (Nahaufnahme Zentrum und komplette Metro)
Als westlicher Leser ohne russische Kenntnisse wird man erst mal erschlagen von über 100 russischen Stationsnamen.
Weiterhin sind die Stationen auf der Karte mit diversen Symbolen versehen, die Kennzeichnen zu welchen Gesellschaftsformen / Bündnissen / Gemeinschaften... die jeweiligen Stationen gehören.
Am Anfang alles sehr verwirrend, aber während der Lektüre recht hilfreich um Artjoms "Reise" durch das U-Bahn-Netz geographisch verfolgen zu können.
Gerade diese Vielfallt beeindruckt doch ungemein. Glukhovsky hat hier ein eigenes kleines Universum geschaffen, dass sich aus den unterschiedlichsten Gessellschaftsstrukturen und Bündnissen zusammensetzt. Da gibt es ehemalige Kommunisten die sich auf der "roten Linie" niedergelassen haben, die gefürchtete "Hanse" die den Großteil des Handels in der gesamten Metro kontrolliert und dadurch ungemein mächtig ist oder auch die "Polis", eine vereinigung von Wissenschaftlern und STALKERN, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Wissen der Menschheit zu bewahren und daher ihre STALKER auf die Jagd nach Büchern ausschickt. Daneben gibt es noch Neo-Faschisten, Revolutionäre, Kannibalen, Satanisten, Mutanten, religiöse Fanatiker, unmengen mysteriöse unerforschte Tunnel, und, und, und ....
Hier muss ich wirklich ein großes Lob aussprechen. Da hat sich Glukhovsky nicht lumpen lassen und eine glaubwürdige Welt geschaffen mit überzeugenden Beziehungen der einzelnen Stationen untereinander.
Alle Ideologien und Gesellschaftsformen werden mit ein wenig Philosophie und auch ein wenig Ironie dem Leser nähergebracht.
Von Anfang an gibt das Buch ein recht straffes Tempo vor. Keine lange Einführung, es geht direkt zur Sache und sofort ist man mit Artjom auf der Reise und erlebt eine Reihe an mysteriösen und spannenden Abenteuer, bei denen es auch gerne mal etwas defitger zur Sache geht, als man zuerst vermuten würde.
Dieser straffe Handlungsablauf ist einer meiner wirklich wenigen Kritikpunkte an dem Buch. Genauergesagt ist es nicht der straffe Handlungsablauf ansich. Innerhalb der 765 Seiten versucht Glukhovsky, seine Hauptfigur Artjom durch gut 60% seiner U-Bahn Stationen auf der Karte "hindurchzuscheuchen". Das führt ironischerweise dazu, dass man sich im (späteren) Mittelteil fast etwas langweilt, da man das Gefühl bekommt die Station hier wird nur schnell abgeklappert, mit ein paar Bewohner geredet und dann schnell weiter zur nächsten Station.
Vieleicht ist dies aber auch nur als "kurze Einführung" zu sehen, denn am Nachfolger zu diesem Buch ist Glukhovsky ja schon fleissig am Schreiben.
Aber kommen wir zu den wirklich positiven Seiten. Das Setting in den dunklen U-Bahn Tunneln und den vereinzelten "Expeditionen" an die verstrahlte und gefährliche Oberfläche ist größtenteils neu und erfrischend unverbraucht. Der Spannungsbogen wird das Buch über recht ordentlich gespannt gehalten und die Atmosphäre ist sehr dicht und mitreißend. Hierbei wechseln auch gerne die Bedrohungsszenarien. Auf der eine Seite fürchten sich die Menschen in der U-Bahn vor dem mysteriösen "Unbekannten" in den Tunneln, der Abgeschiedenheit und klaustrophobischen Enge, oder einfach nur von feindlich gesinnten Wesen der eigenen Art.
Auf der anderen Seite haben wir die freie und offene Oberfläche, die aber durch ihre Strahlung und extrem gefährliche Wesen, die sich dort rumtreiben, in ihrer Offenheit sogar noch gefährlicher und lebensfeindlicher als die U-Bahn zu sein scheint.
Gegen Ende hatte ich noch die Befürchtung, dass Glukhovsky sich in seinem eigenen Universum selbst verloren hat, aber der Schluss der Buches hat mich dann doch nochmal überrascht. Womöglich war dies doch nur der Auftakt eines viel größeren Werkes.... oder auch nicht....
Nach der Wendung am Ende bin ich auf jeden Fall sehr auf den Nachfolger gespannt, ob Glukhovsky seine großen Versprechungen halten kann, oder ob er sich da verkalkuliert hat.
Das alles ist absichtlich etwas vage geschrieben, da ich keinesfalls spoilern möchte.
Für Freunde der STALKER-Thematik schon mal eine klare Kaufempfehlung!
Metro 2033 hat sich da klar an den bekannten Werken inspiriert und auch hier und da recht ordentlich bedient. Aber lieber gut geklaut, als schlecht erfunden. Metro 2033 lässt sich dabei so genau in der Mitte zwischen "Picknick am Wegesrand" von den Strugatzkis und den S.T.A.L.K.E.R.- Romanen platzieren.
Auf der einen Seite hat es den höheren Action-Anteil der S.T.A.L.K.E.R.-Romane ohne jedoch zu sehr auf die Pulp-Schiene abzutriften. Auf der anderen Seite sind da auch philosophische Ansätze drin, die jedoch lange nicht so ausgereift sind und zu tiefgründigerem Nachdenken anregen, wie bei "Picknick am Wegesrand".
Letztendlich ein wirklich empfehlenswerter Roman mit ein paar kleinen Schwächen, die sich aber womöglich im Nachfolger noch aufklären. (Der Teil der U-Bahn Karte der mich am meisten interessierte wurde natürlich nicht bereist. *grmmmll* )
Für einen Debut-Roman jedoch sehr beeindruckend.
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11.10.2009, 23:01 #2Baihu
AW: Metro 2033 - Dmitry Glukhovsky
Hab das Buch auch vor einiger Zeit gelesen und war beeindruckt von der Tiefe des ganzen und freue mich schon sehr auf den Nachfolger. Man merkt (nicht nur anhand der U-Bahn-Karte), dass Glukhovsky dort eine ganze Welt entwickelt hat und nicht nur das, was oberflächlich in der Story des Buches vorkommt
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12.10.2009, 18:59 #3Fuce
AW: Metro 2033 - Dmitry Glukhovsky
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