Ergebnis 1 bis 3 von 3
Thema: In Stahlgewittern
-
19.12.2021, 22:13 #1Valen
In Stahlgewittern
In Stahlgewittern
Das Buch „In Stahlgewittern“ von Ernst Jünger das erstmals 1920 erschien basiert auf seinen Tagebüchern und wurde vom Klett-Cotta Verlag, in der von Jünger selbst genannten fertigen Version von 1978, als Taschenbuch veröffentlicht. In diesem 300 Seiten langen Buch, beschreibt Jünger seine Erlebnisse im Großen Krieg 1914/18. Jünger war selber zum Ende des Krieges hin Leutnant im Deutschen Heer des Kaiserreiches und Stoßtruppführer. Das Buch „In Stahlgewittern“ ist dabei Jüngers erstes Buch.
Wie viele andere Studenten auch meldete sich der bei Kriegsausbruch 19jährige Ernst Jünger als Freiwilliger um im Großen Krieg zu kämpfen. Als Jünger jedoch an der Westfront kommt ist der Bewegungskrieg bereits zum stehen gekommen und zum Stellungskrieg übergegangen, der das Bild an der Westfront für fast 4 Jahre prägen sollte. Jünger beschreibt seine ersten Tage an der Front und wie langweilig er den Alltag im Schützengraben findet der fast nur aus Schanzarbeiten und Wachdienst besteht. Anders als er zu Anfang dachte, besteht der Krieg nicht nur aus großen Schlachten, dies vermittelt er auf den ersten Seiten sehr deutlich. Doch sind dies immer nur die sprichwörtlichen Ruhen vor dem Sturm. Jünger beschreibt wie vor dem Beginn jeder großen Schlacht die Aktivitäten der Artillerie zunehmen, wie tagelanges Trommelfeuer einsetzt und auf die feindlichen Stellungen niedergeht. Extrembeispiel ist hierfür die Schlacht an der Somme an der Jünger teilnimmt. Auch andere bedeutende Schlachten an denen Jünger teilnimmt finden „In Stahlgewittern“ große Erwähnung, so unter anderem die Schlacht von Cambrai und ganz besonders die Deutsche Frühjahresoffensive der das längste Kapitel gewidmet ist.
Jünger weist dabei auch im Zuge des Buches auf die zunehmende Rücksichtslosigkeit hin die sich mit Fortdauer des Krieges einstellt. So berichtet er unter anderem von einem Briten der sich mit dem Fallschirm aus seinem abgeschossenen Fesselballon retten konnte, doch von dem Jäger weiter beschossen wird. Auch erzählt Jünger von den Verwundungen die er erlitt, davon waren es nicht unbedingt wenige, ebenso aber auch von den Verwundungen die seine Leute und Kameraden erlitten, diese beschreibt er doch recht prägnant. Die Ereignisse rund um den Krieg werden durch kleinere Anekdoten etwas aufgeheitert.
Mein Fazit
Leuten die sich für den Ersten Weltkrieg interessieren und Erfahrungsberichte und Aufzeichnungen von Soldaten als Zeitzeugen lesen kann ich dieses Buch nur empfehlen. Jünger schreibt, zumindest in der aktuellsten Auflage, neutraler als manch andere Autoren. Keine der Seiten, weder die eigene noch die gegnerische, werden glorifiziert oder verteufelt. Jünger schafft es auch mit seinen kleinen Anekdoten den Leser etwas zum lachen zu bringen, trotz der doch sehr ernsten Geschehnissen. So zum Beispiel als er davon berichtet wie sein Kamerad Kius während eines Grabenkampfes einige Engländer mit Handgranaten durch den Graben jagt und als diese ihm ausgehen zu Dreckklumpen greift um sie „Im Laufen zu halten“ während Jünger oben auf der Deckung liegt und über diesen komischen Anblick lacht. Besonders die Grabenkämpfe im Zuge seiner Stoßtruppenunternehmungen beschreibt Jünger sehr gut und detailliert. Als Stoßtruppführer hat man mit seinem Buch eine Quelle aus erster Hand. Was allerdings negativ ins Gewicht fällt ist das abrupte Ende des Buches. Jünger erhält im Lazarett per Post den Pour le Mérite und danach ist Schluss. Kurz nach der Frühjahresoffensive hat er zwar die Erkenntnis dass der Krieg für Deutschland endgültig verloren ist, aber außer dem Statement das die Übermacht der Gegner immer größer werde und man zwar verlieren würde aber standhaft bleiben wird kommt nichts weiter. Hier hätte ich mir gewünscht dass er mehr seiner persönlichen Gedanken niederschreibt. Doch bleibt es ein gutes Buch das jeder der sich für den Ersten Weltkrieg interessiert zumindest einmal gelesen haben sollte.
-
-
21.12.2021, 08:48 #2Der Schmied von Kochel
In Stahlgewittern
Was man unbedingt noch hinzufügen muss, ist die stilistische Schreibweise von Jünger. Er versteht es ohne viel Verschnörkelung in einer leicht verständlichen aber dennoch anspruchsvollen Dialektik zu schreiben, was mich damals unheimlich beeindruckt hat. Allerdings glaube ich auch, das die Art der Orthographie wie er sie anwendet von jungen Generationen kaum noch verstanden werde dürfte. Er benutzt beispielsweise Termini, die überhaupt nicht mehr im Sprachgebrauch gängig sind, sodass manche wahrscheinlich den Duden raus holen müssen um den Kontext zu fassen. Die ganze Tragweite der Tragik und die Bedeutung des Krieges als einschneidendes Erlebnis für den Mann kann somit garantiert nicht von jedem Leser erfasst werden.
Seitdem ich es 2007 das erste Mal las, ist es die wichtigste Lektüre in meinem Bücherregal. Mindestens alles zwei Jahre hole ich es raus, um es auf ein neues zu verschlingen. Kaum ein anderes Buch vermittelt den Krieg in all seinen Facetten derart authentisch, schonungslos und ja, auch ein wenig verherrlichend.
-
23.12.2021, 10:46 #3Quietscheente
In Stahlgewittern
37...
User vs. Mods