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01.09.2009, 14:11 #1Raul Endymion
Hyperion & Endymion - Dan Simmons
Dan Simmons.
Der für mich beeindruckenste und vor allem vielseitigste, mythenschaffende Schriftsteller der aktuell noch lebend unter uns weilt. Zu einigen seiner Werke werde ich hier demnächst noch ein paar weitere Reviews einstellen.
Anfangen möchte ich mit seinem wohl bekanntesten Werk. Dem Hyperion/Endymion Epos.
Dieser besteht eigentlich aus 4 Büchern
Den Anfang bilden
Hyperion
und
Der Untergang von Hyperion
(aktuell erhältlich im Sammelband "Die Hyperion Gesänge")
Abgeschlossen wird das Epos durch
Endymion – Pforten der Zeit
und
Endymion - Die Auferstehung
(ebenfalls erhältlich in einem Sammelband "Endymion: Pforten der Zeit/Die Auferstehung")
Um das ganze etwas übersichtlicher zu gestalten, werde ich die zwei Sammelbände getrennt voneinander reviewen, da sich dies auch inhaltlich anbietet.
Los geht's
Die Hyperion-Gesänge von Dan Simmons.
Klappentext:
Eine groß angelegte Science-Fiction-Saga über das Leben der Menschheit im 26. Jahrhundert: Die Erde ist vernichtet, die Menschen haben sich über mehr als 200 Planeten verstreut. Gleichzeitig haben sich im "Core" genannten, Welten umspannenden Computerverbund künstliche Intelligenzen (KIs) entwickelt und sich zu den heimlichen Herrschern über die Welt erhoben ... Mit "Die Hyperion-Gesänge" liegt eine Zusammenfassung der zwei Bände "Hyperion" und "Der Sturz von Hyperion" von Dan Simmons vor.
Inhalt:
In die ferne Zukunft entführt uns diese Space Opera. Die uns bekannte Erde wurde durch den "Großen Fehler" zerstört und die Menschheit hat viele Welten in den Weiten des Alls kolonisiert und künstliche Intelligenzen (KIs) geschaffen, die es ihr ermöglichten mittels einem Netz aus Farcaster-Portalen innerhalb von Sekunden zwischen den Welten zu reisen. Über das gesamte Reich der kolonisierten Planeten herrscht die Hegemonie. Jedoch haben sich auch viele Menschen von der Hegemonie losgesagt und versucht in den unbekannten Tiefen der Galaxien ihr Glück zu finden. Die sogenannten "Ousters". Und diese planen eine Angriff auf das "Netz" und die Macht der Hegemonie.
Vor diesem Hintergrund beginnt nun unsere eigentliche Geschichte.
Wir begleiten sieben unterschiedliche Protagonisten, die von der "Kirche des Shrike" auserwählt wurden zu einer Pilgerfahrt nach Hyperion aufbrechen, um dort das Geheimnis der Zeitgräber, die sich scheinbar aus der Zukunft kommend rückwärts in der Zeit bewegen, zu lösen. Diese Felder befinden sich in einem "Anti-Entropiefeld" welches Störungen in der Zeitlinie hervorrufen kann. In diesem Feld ebenfalls gefangen, herrscht ein unbekanntes und legendär schreckliches Wesen. Das metallene, mit tausenden Dornen und Klingen bewaffnete Shrike, welches darüberhinaus noch die Kontrolle über die Zeit besitzt und so seiner Opfer in Sekundenschnelle ein einen Blutnebel verwandeltn kann. Doch die "Anti-Entropiefelder" die die Zeitgräber und das Shrike auf Hyperion festhalten beginnen zu zerfallen.
Vor dem Konflikt zwischen den Ousters und der Hegemonie rund um den Planeten Hyperion machen sich sieben Pilger auf zum Shrike.
Jeder dieser Pilger wurde aus besonderen Gründen für diese Mission auserwählt. Auf der langen Reise zum Planeten Hyperion erzählen sich die Pilger gegenseitig ihrer Hintergründe und Motivationen.
Doch im Hintergrund werkeln noch viel größere Mächte und die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
Buch:
Diese grobe Inhaltsangabe deckt wirklich nur die notwendigsten Eckpunkte dieses großartigen Epos ab. Die Geschichte ansich ist noch weitaus gigantischer und kaum wirklich zu beschreiben, ohne gleich einen eigenen Roman daraus zu machen. Das wird allein durch den Umfang dieses Werkes deutlich. Der erste Sammelband ist gleich einmal über 1400 Seiten stark und die Schriftgröße wurde auch eher nach dem Kriterium "platzsparend" ausgewählt.
Aus diesem Grund sind die ersten ~600 Seiten auch nicht mehr, als die vieleicht längste Ouvertüre zur eigentlichen Geschichte, die mir bisher je untergekommen ist. Beschäftigen sich diese Seiten doch "nur" mit den gegenseitigen Erzählungen der Lebensgeschichten der einzelnen Pilger untereinander. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein, besitzen sie alle jedoch einen tieferen Sinn, der sich vorerst jedoch nicht offenbahrt.
Wie den geistlichen Pater Hoyt, der sich früher schon mal nach Hyperion begeben hat und bei der Suche nach einem Kollegen auf eine seltsame, parasitäre, kreuzförmige Lebensform, die "Kruziform" trifft. Den erfolgreichsten Dichter der Hegemonie auf der Suche nach seiner Muse, oder den Gelehrten Sol Weintraub, dessen Tochter nach einem Unfall an den Zeitgräbern, sich nun auch in der Zeit rückwärts bewegt und immer jünger wird...
Nachdem unsere Pilger dann endlich an den Zeitgräbern angekommen sind, holt sie auch der Krieg zwischen den Ousters und der Hegemonie ein. Ebenso beginnt das Shrike mitzumischen und die Ereignisse überschlagen sich....
Das mag jetzt alles extrem wuchtig und erschlagend wirken, aber Dan Simmons schafft hier in beeindruckender Weise den Spagat zwischen einer anspruchsvollen und extrem gut durchdachten Geschichte, die jedoch dauerhaft den Spannungsbogen aufrecht erhält, niemals langweilig wird und ohne sich in seinem eigenen Universum selbst in Nichtigkeiten zu verzetteln. In diesem meisterhaft geschriebenen Werk lernt der Leser viele verschiedenen Lebenswelten kennen und erfährt langsam aber stetig die wahren Geheimnisse der Vorgänge rund um Hyperion kennen.
Trotz der vielen Handlungsstränge behält der Leser immer den Überblick und die Geschichte wirkt trotz der vielen Details niemals überfrachtet.
Und dabei bedient sich Simmons allerhand Genres um die Nebengeschichten mehr als abwechslungsreich zu gestalten. Horror, Intrigen, Action, Liebe, und noch viel mehr geben sich hier flüssig die Klinke in die Hand.
Und all dies mit einer Brillianz die Cleverness die sich dem Leser nach und nach offenbahrt, wenn Simmons die einzelnen Stränge gekonnt zusammenführt. Sein Einfallsreichtum ist einfach unbeschreiblich: Das Shrike als die personifizierte Nemesis, Zeitgräber die sich rückwärts durch die Zeit bewegen, Baumschiffe der Tempelritter, ein Cybrid der die Reinkarnation des Dichters John Keats ist, und, und, und....
Wer bislang dachte, Science-Fiction sei bloss plakative Schundliteratur, wird hier eines besseren belehrt.
Den einzigen Kritikpunkt den man dem Gesamtwerk vorhalten kann ist die Komplexität der anspruchsvollen Geschichte.
Das ist kein "Buch für Zwischendurch" Darauf muss man sich einlassen, wird dann aber auch umso mehr belohnt.
Fazit.
Absolute Weltklasse Literatur von einem Weltklasse Autor, der hierzulande leider immer noch viel zu unbekannt ist.
PS:
Gleich geht es weiter mit Endymion....
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01.09.2009, 14:20 #2Raul Endymion
AW: Hyperion & Endymion - Dan Simmons
Versuche mich diesmal mal etwas kürzer zu fassen...
Endymion von Dan Simmons
Klappentext
Auf der Flucht vor den mächtigen Armeen der Kirche durchstreifen Endymion und das Mädchen Aenea die unendlichen Weiten von Raum und Zeit und vertrauen sich dem mystischen Fluss Tethys an. Er führt sie in Welten, die kein menschliches Auge je zuvor gesehen hat. Doch die klerikale Herrscherkaste verfolgt sie unnachgiebig und hinterlässt eine Spur von Tod und Vernichtung. Endymion und seine Liebe werden getrennt und durchleben unzählige Gefahren. Als sie sich endlich wiedersehen, trifft Aenea eine schicksalhafte Entscheidung, von der die Zukunft der gesamten Menschheit abhängt...
Inhalt:
Einige Jahre sind seit den Ereignissen in "Die Hyperion Gesänge" vergangen. Unser neuer Protagonist, Raul Endymion (Überaschung! ) sitzt, zum Tode verurteilt in einer Schrödinger-Katzenkiste und reflektiert die Erlebnisse die ihn hierher brachten....
Unser Held erhält durch den Dichter Martin Selenius einen ganz besonderen Auftrag. Er soll das Mädchen Aenea, die Tochter des John-Keats Cybriden aus Hyperion vor dem PAX, einer mutierten Form der katholischen Kirche beschützen.Die Mitglieder des PAX haben mit Hilfe der Kruiziform, des kreuzförmigen Parasiten, zu einem vergleichsweise hohen Preis, die Unsterblichkeit erlangt. Doch Aenea ist der Schlüssel zur Vernichtung der Kruziform und es PAX...
Gemeinsam reisen Raul Endymion und Aenea auf dem einstigen Fluss Thetys durch die letzten funktionierenden Farcaster-Portale, immer auf der Flucht vor den Truppen des PAX, durch verschiedenste Welten und schließlich bis zur alten Erde.....
Buch:
Wie schon bei den beiden Vorgängern beschreibt die kurze Inhaltsangabe, die Ereignisse in diesen beiden Bücher wieder nur im Ansatz. Auch hier legt sich Simmons auf über 1300 Seiten wieder mächtig ins Zeug.
Auf ihrer schier endlosen Reise durch die Welten erfahren Raul Edymion und Aenea viele Geheimnisse über den PAX, die Überreste der KIs sowie die alte Erde und viele der offenen Fragen aus Hyperion, wie die Herkunft der Kruziform und das Shrike fügen sich nach und nach in ein absolut stimmiges Gesamtbild ein.
Und währendessen wird man immer wieder vom schier unerschöpflichen Einfallsreichtum von Dan Simmons erschlagen. Es ist wahrlich unglaublich wie er absolut authentisch wirkende Welten einfach so nebenbei erschafft. Man blättert sich staunend durch das Vuch und verschwendet nicht nur eine Sekunde einen Gedanken daran, ob dies oder das jetzt etwas übertrieben oder unrealistisch sein könnte. Durch die ungeheure Erzählkraft wird der Leser vollständig von den Ereignissen gefangengenommen.
Man begegnet Charakteren die im Gedächtnis des Lesers zum Leben erwachen und mehr sind, als nur einfache Vehikel um die Geschichte voranzutreiben. Aenea die die ihr zugedachte Rolle als Retterin der Menschheit annimmt und auch zu leben beginnt.
Raul Endymion der bei der Erfüllung seiner Aufgabe bis zum Äußersten geht und die Grenzen überschreitet. Sogar der künstliche Android Bettik entsteht mit einer derartigen Lebendigkeit im Kopf des Lesers, so dass sich eine regelrechte Bande zwischen dem Leser und den Figuren entwickelt. Ich habe noch nie bei einem Buch so sehr mit den Charakteren mitgefühlt, sie ins Herz geschlossen wie hier. Hier hat Dan Simmons wirklich ganze Arbeit geleistet.
Waren bei Hyperion die Figuren schon unglaublich lebendig, so geht er hier sogar noch eine Stufe weiter.
Da man gleich zu Anfang alle Geschehnisse aus der Sicht der Figur des Raul Endymion vermittelt bekommt, taucht man noch tiefer in dieses Epos aus Wundern, Verfolgung, Gewalt und doch auch Hoffnung, Freundschaft und Liebe ein.
Man leidet, freut, kämpft, liebt und reist mit Raul, Aenea und Bettik durch ein Sammelsurium an phantastischen Ideen. Man verfolgt die Entwicklung von Aenea vom Mädchen zur Frau und erlebt nebenbei eine bewegende Liebesgeschichte die Ihresgleichen sucht. (Und dabei ist sowas überhaupt nicht mein Genre )
Und trotzdem verpackt Simmons dies so geschickt in eine treibende Geschichte die die Spannung stetig aufrecht erhält und auch hier und da mit feinsinnigem Humor punkten kann. Doch auch gesellschaftlich und philosophisch gibt uns Simmons immer wieder neues Futter. Allein die Thematik mit der faktischen, jedoch falschen Unsterblichkeit durch die Kruziform und deren offensichtlichen Widerspruch mit der Christlichen Lehre könnte schon das Leitmotiv eines eigenen Romans werden. Wie auch schon bei den beiden Hyperion Bänden muss auch hier wieder gesagt werden, dass es nicht ganz einfache Lesekost ist, die man so nebenbei lesen kann. Auch Endymion will "erarbeitet" und "miterlebt" werden. Aber es ist jede Sekunde wert, die man damit verbringt um nach gut über 2500 Seiten festzustellen, dass Simmons es schafft diese beiden hochkomplexen Romangebilde meisterlich zusammenzuführen und trotz ihrer Unterschiede nahtlos miteinander zu verbinden versteht.
Noch ein Wort zum Schluss.
Wenn jemals ein "perfekter Schluss" geschrieben worden ist, dann ist es dieser!
Wer hier keine feuchten Augen bekommt, sollte mal schnell seinen Puls überprüfen, denn wahrscheinlich ist man dann schon tot.
So, ist ja leider doch wieder etwas länger geworden....
Aber dieses Kunstwerk von Simmons lässt sich einfach nicht kurz abhandeln.
Dafür lasse ich jetzt zum Fazit mal jemand Anderen zu Wort kommen:
'Dan Simmons schreibt wie ein Gott - ich kann kaum sagen, wie sehr ich ihn beneide.' (Stephen King)
Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.
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01.09.2009, 14:32 #3Bibimaus
AW: Hyperion & Endymion - Dan Simmons
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01.09.2009, 14:49 #4Raul Endymion
AW: Hyperion & Endymion - Dan Simmons
Genaugenommen 4 Bücher, die aber zusammen eine große Geschichte erzählen. Die ersten beiden Bücher ( Hyperion) erzählen die Geschichte der Pilger und deren Reise nach Hyperion.
Die anderen beiden Bücher (Endymion) spielen einige Jahre nach den Ereignissen in Hyperion und nehmen alle offenen Fäden auf und führen diese, neben einer eigenen Storyline, zu einem fulminanten Ende.
Daher wollte ich das Gesamtwerk schon in einer Rezession besprechen, jedoch der Übersichlichkeit halber, Teil 1+2 und Teil 3+4 jeweils eine eigene Besprechung gönnen.
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01.09.2009, 15:26 #5Bibimaus
AW: Hyperion & Endymion - Dan Simmons
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01.09.2009, 15:33 #6Raul Endymion
AW: Hyperion & Endymion - Dan Simmons
Womöglich habe ich mich auch nur mal wieder verzettelt und empfinde es nur selbst als logisch.
Ich habe die beiden Sammelbände besprochen. (einzeln gibt es die Bücher nur noch gebraucht.)
Also der erste Post von mir behandelt den Sammelband Die Hyperion-Gesänge mit den beiden Büchern "Hyperion" und "Der Untergang von Hyperion"
Und im zweiten Post den Sammelband Endymion mit den Büchern "Pforten der Zeit" und "Die Auferstehung"
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