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10.10.2012, 16:15 #1Raul Endymion
Die Wälder am Fluss - Joe R. Lansdale
Kurzbeschreibung:
Der Held: Harry Crane ist elf Jahre alt, als eine grauenhafte Entdeckung sein Leben verändert. Der Schauplatz: Osttexas in den 1930er Jahren, zu Zeiten des Ku-Klux-Klan Das Motto: »Halt dich von allem weg, was der Teufel mag, sonst wickelt er dich ein und macht seine Spielchen mit dir. Verstanden?«Anfang der Dreißiger Jahre gab es im Sabine River in Texas noch Alligatoren. Ein Junge wie Harry Crane konnte in den dichten Auwäldern Eichhörnchen schießen. Doch am Ufer macht der Elfjährige eine schreckliche Entdeckung – die mit Stacheldraht an einen Baum gefesselte Leiche einer Schwarzen. Zusammen mit seiner kleinen Schwester verdächtigt er den Ziegenmann, eine Sagengestalt des Flusses. Harrys Vater ist der Friseur und Constable des Dorfes, ihn überfordert der Fall. Als ein Unschuldiger gelyncht wird, macht Harry sich selbst auf die Suche nach dem Urheber einer grausamen Mordserie. Dem kindlichen Blick des Helden, der an Mark Twains unsterbliche Freunde Tom Sawyer und Huckleberry Finn erinnert, enthüllt sich die Düsternis eines Faulknerschen Südens voll Gewalt und Rassismus.»Für so etwas braucht es eine seltene Begabung – Lansdale hat körbeweise davon. (amazon.de)
Buch:
"Die Wälder ein Fluss", bzw. "The Bottoms" wie der englische Titel lautet, ist ein Roman des von mir inzwischen hoch geschätzten Autors Joe R. Lansdale, welcher in den 30er Jahren im tiefsten Osten des Staates Texas spielt. Auch viele Jahre nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei hat sich dort nicht allzu viel im alltäglichen Umgang zwischen "Schwarz" und "Weiß" geändert und ein gewisser Rassismus ist in latenter Form durchgehend spürbar.
Lansdale erzählt die Geschichte aus Sicht des 11-jährigen Harry Crane, dessen Vater ein Friseurgeschäft betreibt und nebenbei noch der Constable der
kleinen Gemeinde ist. Zusammmen mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester Tom wohnen sie auf einem kleinen Farmgelände.
Der Frieden in der kleinen Gemeinde wird jedoch jäh zerstört, als Harry eines Tages beim Streifen durch die Wälder die grausam verstümmelte Leiche einer farbigen Frau entdeckt. Harrys Vater ist in seiner Position als Constable natürlich sofort mit den Ermittlungen betraut. Doch es soll kein Einzelfall bleiben, denn schon bald geschehen weitere Morde.
Die Leichen der Frauen sind bestialisch verstümmelt, teils mit Stacheldraht an Bäumen aufgehängt, die Geschlechtsteile geschändet und zerschnitten.
Den Großteil der weißen Bevölkerung interessiert das vorerst relativ wenig, da es sich bei den Opfern wohl ausschließlich um farbige Prostituierte gehandelt hat, jedoch ändert der Killer bald sein Opferschema. Schlagartig ändert sich die Stimmung und der Aufruhr in der Bevölkerung kennt bald kein Halten mehr. Der "Mob" sucht einen Schuldigen und das kann ja nur ein "Farbiger" sein.
Harrys Vater versucht unterdessen zusammen mit dem farbigen Arzt Doc Tinn mit Logik und Psychologie dem Killer auf die Schliche zu kommen.
Auch Harry und seine resolute Großmutter ermitteln auf eigene Faust weiter und potentielle Verdächtige gibt es Viele.
Der verschrobene alte Farbige Mose, der in einer Hütte am Fluss wohnt und bei dem die Brieftasche eines Opfers gefunden wird?
Der ehemals beste Freund von Harrys Vater, die nun aufs Tiefste zerstritten sind?
Der unfreundliche und ruppige Doc Stephenson?
Mr. Nation, überzeugter Rassist bzw. dessen gewalttätigen Söhne denen ein Menschenleben nicht viel zu bedeuten scheint?
Oder gar der mysteriöse "Ziegenmann", ein Fabelwesen welches durch die Wälder streifen soll?
...
Die Handlung von Lansdales "Die Wälder am Fluss" spielt während der 30er Jahre im Süden der USA und lässt auch die damaligen gesellschaftlichen Spannungen und Rassenkonflikte die dort das Tagesgeschehen bestimmten nicht außen vor. Auf diesem Szenario aufbauend inszeniert Lansdale eine ansprechende Mischung aus Serienkiller-Thriller, Detektivgeschichte und ein wenig Coming-of-Age Roman.
Die Beschreibung dieser Epoche mit alle der Gleichgültigkeit und Ablehung der Schwarzen Bevölkerung gegenüber wirkt sehr glaubhaft und in sich selbst stimmig, was ein sehr rundes Bild abgibt und den Leser schnell in die Geschichte eintauchen lässt. Die im Buch vorkommenden Charaktere decken eine große Bandbreite an Typen ab, die teilweise sehr vielschichtig gezeichnet sind und aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus agieren. Angefangen von Harrys Vater, einem ehrlichen und liberalen Mann, der sich nicht vom allgemeinen Rassismus anstecken lassen möchte, aber auch nicht frei von Fehlern ist, über gefallene und doch wieder geläuterte Personen wie Mr. Red, hin zu den augenscheinlich abstoßenden und unsympathischen Figuren wie Mr. Nation.
Die Erzählung findet rückblickend aus Sicht des gealterten Harrys statt, der seine Erinnerungen aus der "Kindersicht" seines 11-jährigen "Ichs" wiedergibt, was dem Buch einen besonderen Touch verleiht und insgesamt sehr gelungen wirkt. Dies spiegelt sich in vielen Beschreibungen wider
in der Kinder die Welt und die Ereignisse nunmal etwas anders wahrnehmen als erwachsene Menschen.
Jedoch sollte man Abstand von dem Gedanken nehmen, dass durch diese Erzählperspektive "Die Wälder am Fluss" ein Buch für Kinder wäre.
Dem ist Mitnichten so. Die Beschreibungen der Leichenfunde, Autopsie-Versuche und Lynchjustitz sind sehr detailiert und definitiv nicht für ein jüngeres Publikum geeignet.
Das Finale inszeniert Lansdale auch wirklich spannend, ohne dabei jedoch ins Bombastische abzudriften, wie es heutzutage leider immer mehr zur Regel wird, völlig egal wie sich das in den Gesamtkontext fügt. Es erfolgt eine gute und stimmige Auflösung die jedoch nicht alle Aspekte vollends aufklären kann. So wie das Leben nunmal spielt, bleiben manche Dinge der Spekulation überlassen.
Enden tut das Buch dann wieder in einem Epilog des gealterten Harry, der abrundend erzählt wie es den bekannten Charakteren in den folgenden Jahren, bzw. Jahrzenhten ergangen ist. Fröhliche wie auch tragische Geschichten geben sich hier die Hand, aber unterstreichen nur die glaubwürdige Atmosphäre die sich durch das ganze Werk zieht.
Bisher kannte ich von Lansdale nur die Hap & Leonard Romane von den ich bisher drei Stück gelesen habe. ("Wilder Winter", "Texas Blues", "Mambo mit zwei Bären") Auch hier in "Die Wälder am Fluss" ist der Handlungsort Texas, bzw. der amerikanische Süden, sowie immer wieder Hinweise auf die doch teils prekäre gesellschaftliche Situation das verbindende Element. Jedoch finden sich in diesem Roman deutlich weniger Action und vor allem kein solch derber Humor wie in den Hap & Leonard Romanen.
Aber gerade das Lansdale auch andere Geschichten erzählen kann hat mich insgeheim sehr gefreut.
Ein Buch welches durch sein ruhigere Gangart nicht jedem gefallen wird, aber trotzdem eine klare Empfehlung für jeden der sich davon angesprochen fühlt.
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Die Wälder am Fluss - Joe R. Lansdale
Schau dir mal diesen Bereich an. Dort ist für jeden was dabei!
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11.10.2012, 07:10 #2meister14
AW: Die Wälder am Fluss - Joe R. Lansdale
Hi,
das klingt für mich wirklich sehr interessant, wie lange hast du in etwa gebraucht um
dieses Werk zu lesen?
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11.10.2012, 08:02 #3Raul Endymion
AW: Die Wälder am Fluss - Joe R. Lansdale
Vom Umfang ist es mit etwas über 400 Seiten jedoch absolut überschaubar und kann auch problemlos in 2-3 Tagen durchgelesen werden wenn man Zeit hat und dran bleibt.
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15.10.2012, 08:10 #4meister14
AW: Die Wälder am Fluss - Joe R. Lansdale
Danke für die Aufklärung, vielleicht werde ich mich alsbald einmal
an dieses Werk machen.
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