Thema: Die Ersten und die Letzten Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg

Die Ersten und die Letzten Jagdflieger im Zweiten Weltkrieg

Die Ersten und die Letzten ist ein Buch des ehemaligen Jagdpiloten und General der Jagdflieger Adolf Galland, in diesem beschreibt er auf knapp 390 Seiten seine Karriere innerhalb der Wehrmacht von den Anfängen im spanischen Bürgerkrieg bis hin zum Kriegsende in Europa am 8. Mai 1945.

Galland beschreibt die Anfänge seines fliegerischen Interesses und wie er sich bei der im Aufbau befindlichen Luftwaffe als Pilot bewirbt. Da die Reichswehr zu jener Zeit noch den strengen Auflagen des Versailler Vertrags unterliegt sind die Auswahlkriterien sehr hoch und von den über 4.000 Bewerbern werden kaum mehr als 50 genommen, von denen Galland einer ist. Seine ersten echten Erfahrungen als Jagdflieger macht er dann im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Nationalisten unter Franco. War der Einstieg des Buches zuerst etwas zäh nimmt es ab hier dann deutlich an Fahrt auf. Nach den Einsätzen bei der Legion Condor kehrt er dann nach Deutschland zurück. Es folgt der kurze Kampf gegen die polnische Luftwaffe, sowie der Westfeldzug bei dem Galland dann auch das erste Zusammentreffen mit der britischen Supermarine Spitfire beschreibt. Diese ist der erste echte Gegner der Bf 109 und sollte in der Luftschlacht um England für große Probleme sorgen. So beschreibt Galland den falschen taktischen Einsatz der deutschen Jäger. Statt auf „freie Jagd“ zu gehen, sollten diese möglichst dicht an den Bombern bleiben um diese Schützen. Dies sei zwar aus psychologischer Sicht für die Bomberbesatzungen gut, gesteht Galland ein, würde aber die Aufgabe der Jäger behindern. Da diese den Feind suchen und angreifen sollten um die taktische Initiative zu haben, als reiner Begleitschutz würden die Jäger in die Defensive gedrängt werden. Galland beschreibt ferner die Probleme der kurzen Reichweite der Bf 109, die nur etwa 20 Minuten effektive Kampfzeit über dem Raum London hat, ehe sie zurückkehren muss und dass viele Maschinen im Kanal Notwassern mussten weil ihnen bereits auf dem Rückflug der Treibstoff ausgegangen sei. Überraschend ist auch die Tatsache, dass Galland beschreibt dass es die Möglichkeit von Abwurfbahren Zusatztanks bereits zu jener Zeit in der Luftwaffe gegeben hatte, diese aber nicht genutzt wurde. Ein weiteres Problem auf das Galland eingeht ist der Bf 110 Zerstörer, der seine ihm zugedachte Rolle in keinster weise erfüllen konnte. Obwohl die deutschen Jägerpiloten alles in ihrer Macht mögliche tun bleibt die Zerschlagung der RAF ein nicht zu erreichendes Ziel. Hier beginnt bereits die Kluft zwischen Göring und der Jagdwaffe zu wachsen, denn dieser wirft seinen Jägerpiloten vor versagt zu haben.
Auch interessant ist, das Galland dem weit verbreitete Märchen von der absoluten deutschen Luftherrschaft an der Ostfront zu Beginn des Feldzuges widerspricht, welches auch gerne in so manchen Pseudo Dokus über den Zweiten Weltkrieg verbreitet wird. Galland stellt vielmehr klar, dass der Luftschirm an der Ostfront selbst in der Anfangsphase nur sehr dünn war aufgrund der Länge der Front und immer wieder kleinere sowjetische Schlacht- und Bomberverbände angegriffen hätten.
Im Buch werden auch einige der größten Erfolge der deutschen Jagdwaffe beschrieben, so unter anderem das Unternehmen Cerberus, der Kanaldurchbruch der deutschen schweren Überwassereinheiten Scharnhorst, Gneisenau und Prinz Eugen, oder den verlustreichen Angriff der USAAF auf Regensburg und Schweinfurt bei dem mehr als 60 Viermotorige abgeschossen worden. Galland beschreibt eindrucksvoll die inneren Kämpfe gegen Göring und Hitler, die sich weigern der Jagdwaffe die nötige Priorität einzuräumen. Selbst als die Gegner Deutschlands nach und nach an allen fronten die Luftherrschaft erringen. So wird weiter an der Idee festgehalten die Me 262 als Jagdbomber statt als Abfangjäger einzusetzen, was die Auslieferung der Maschinen verzögert.
Als es Galland dann doch gelingt eine größere Reserve an Jagdflugzeugen und Piloten aufzustellen und plant diese geschlossen gegen einen Bomberangriff der USAAF einzusetzen wird diese Reserve letztlich während der Ardennenoffensive und Unternehmen Bodenplatte verheizt. Ob dieser große Verband an Jägern jedoch wirklich etwas hätte bewirken können, wenn er gegen die USAAF Bomber geschlossen eingesetzt worden wäre, wie Galland glaubt, sei mal dahingestellt.
Als schließlich doch die Me 262 endlich an die Jagdfliegerverbände als Jäger ausgeliefert wird, ist es zu spät, es sind zu wenige um den Krieg noch eine Wende zu geben. Zwar kann Gallands JV 44 noch einige Erfolge erzielen, doch ist die Übermacht der Gegner zu groß.
Das Buch endet dann auch mit der Zerstörung der Me 262 des JV 44 durch die eigenen Piloten.

Das Buch enthält zudem zahlreiche original Bildaufnahmen von Piloten und Maschinen, sowie mehrere Karten unter anderem zu der Luftschlacht um England, dem Kanaldurchbruch der deutschen Großkampfschiffe oder dem Regensburg-Schweinfurt Angriff der USAAF.

Mein Fazit

Ein sehr lesenswertes Buch, der Einstieg mag etwas zäh sein, doch sobald man einmal drin ist liest es sich sehr schnell und flüssig. Für alle die sich für den Zweiten Weltkrieg und insbesondere für die deutsche Luftwaffe in dieser Zeit interessieren ist dieses Buch eigentlich schon ein Pflichtkauf. Man erfährt hier sehr viel über die deutsche Jagdwaffe, nicht nur über ihre Kämpfe gegen die anderen Luftstreitkräfte, sondern auch der ständige Kampf gegen die eigene Führung die sich weigert die nötigen Schritte zu unternehmen die notwendig sind. Der größte Gegner ist dabei Hitler selbst, etwas dass auch in vielen anderen Aufzeichnungen von ehemaligen Generale der Wehrmacht beschrieben wird.
„Die Ersten und die Letzten“ ist auf jeden Fall ein Buch das ich allen weiterempfehlen würde die sich für das Thema interessieren.