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06.03.2022, 13:34 #1Valen
Bis zum letzten Mann – Wiens Verteidiger im Würgegriff der Türken
Bis zum letzten Mann – Wiens Verteidiger im Würgegriff der Türken
Bei dem im Mai 2018 als Taschenbuch erschienen „Bis zum letzten Mann Wiens Verteidiger im Würgegriff der Türken“ handelt es sich um einen Historischen Roman, des Autors Martin Ostheim. Der Handlungsort ist dabei das zum HRRDN gehörende Österreich. Die Handlung befasst sich mit der Belagerung Wiens in den Türkenkriegen, besser gesagt mit der zweiten Wiener Belagerung durch die Osmanen 1683 und gliedert sich in 4 Kapitel auf 325 Seiten. Es treten die wichtigsten Persönlichkeiten der damaligen Zeit auf die in dieser Handlung involviert waren. Darunter der Stadtkommandant von Wien Starhemberg, der polnische König Jan Sobieski oder auch der Großwesir der Osmanen, Kara Mustafa. Die Handlung wird dabei zum großen Teil aus der Sicht des in Niederösterreich lebenden Bauern Paul und seiner Familie erzählt.
Mitte des Jahres 1683, seit über einhundert Jahren bedroht das Osmanische Reich das christliche Abendland. Nachdem die Osmanen die letzten Reste des Byzantinischen Reiches erobert hatten, griffen sie nach Europa und eroberten Griechenland und den Balkan, bis sie schließlich vor der kaiserlichen Hauptstadt Wien 1529 eine Niederlage hinnehmen mussten, diese Niederlage rettete das Abendland vor den Invasoren aus dem Orient. Diese Niederlage liegt 154 Jahre zurück und die Osmanen haben ihr Vorhaben Europa zu unterjochen noch nicht aufgegeben, dem machthungrige Großwesir Kara Mustafa gelingt es den osmanischen Sultan Mehmed IV. dazu zu überreden ihm die Erlaubnis eines Feldzuges gegen das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu geben. Ab hier beginnt die Handlung des Buches, während sich im Osten ein tödlicher Sturm zusammenbraut, lebt der in Niederösterreich ansässige Bauer Paul mit seiner Frau und zwei seiner vier Kindern auf seinem, von der Grenze, abgelegenen Bauernhof, zusammen mit seinen Knechten und Mägden. Es ist zwar ein nicht unbedingt leichtes Leben, doch erwirtschaftet das Gut genug damit die Familie und ihre Knechte mit ihren Frauen, die fast so etwas wie Familienmitglieder sind, davon Leben können. Für Paul könnte es eigentlich nicht besser laufen, sein Hof läuft gut, seine beiden ältesten Söhne Karl und Franz, studieren auf der Universität in Wien und auch sein jüngster Sohn Friedrich und seine einzige Tochter Anna wachsen gut auf. Doch diese Idylle gerät ins Wanken als das gewaltige Osmanische Heer sich auf seinen Weg nach Wien vorwärts wälzt und die ihm vorausreitenden Tataren und Sipahi Horden die Gegend verheeren. Im Zuge eines Überfalls von einer Gruppe Tataren verliert Paul seine über alles geliebte Frau und muss nun schweren Herzens sein Gut aufgeben und flieht mit seinen verbliebenen Angehörigen, dabei schließt er sich mit anderen Flüchtlingen zusammen die ebenfalls vor den herannahenden Türken fliehen. Gemeinsam haben sie alle nur ein Ziel, das sichere Wien zu erreichen, ohne zu ahnen dass genau dies das Ziel des osmanischen Heeres ist.
Neben der Geschichte um Paul und seine Familie wird jedoch auch die Geschichte des jungen Janitscharen Tahir erzählt, welcher nach der Knabenlese und anschließender Ausbildung zum Korps der Janitscharen kam, der Elite des Osmanischen Reiches wo er mit vielen anderen unter dem Kommando des Janitscharen Offiziers Rasim dient. Tahir hat seine westlich-christlichen Wurzeln verdrängt und ist zu einem fanatischen Krieger des Osmanischen Reiches geworden, der darauf brennt im Kampf gegen großen Ruhm zu erlangen, mit dem Feldzug gegen Wien erhält er nun die Möglichkeit im Kampf Ruhm und Ehre zu erlangen und vielleicht auch einen glorreichen Tod für Sultan, Prophet und Glauben zu sterben.
Die Fäden des Schicksals aller Charakter laufen in Wien zusammen, aber wie wird es für sie enden? Der Ausgang der Belagerung ist historisch korrekt, doch bedeutet dies nicht zwangsläufig dass alle Charaktere heil aus dieser Lage herauskommen. Wird Paul vielleicht neben seiner Frau noch mehr Angehörige seiner Familie verlieren in dem tödlichen Kampf um die Stadt Wien, wird er vielleicht sogar am Ende selbst sein Leben verlieren? Und was wird aus Tahir und seinem Kommandanten Rasim der für ihn wie ein Vater ist? Werden sie im Kampf vor Wien ihr Ende finden, oder können sie nach dem Ende der Schlacht wieder in ihre Heimat zurückkehren? Das alles müsst ihr schon selber lesen.
Mein Fazit
Martin Ostheim gelingt es in seinem Roman gut den Krieg den die Türken gegen das HRRDN führen aus der Sicht des einfachen Menschen zu zeigen und welchen Schrecken und Entbehrungen diese zu ertragen haben. Man fiebert beim lesen mit den bedrängten Österreichern die versuchen ihr Leben vor den, aus heutiger Sicht grausamen, Eroberern vom Bosporus zu retten. Jedoch schafft es der Autor in Form des Charakters Tahir auch die osmanische Sicht aufzuzeigen und, trotz der Antipathie die man gegenüber den Osmanen in diesem Buch empfindet, Antagonisten zu erschaffen deren Überleben man sich doch irgendwie wünscht. Zumindest ging es mir so. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen ist fließend und wirkt sich nur sehr selten störend auf den Lesefluss aus. Jedoch wirkt es auf manchen Seiten etwas unpassend wenn die Seite mit der letzten Zeile des Abschnittes der vorherigen Seite beginnt und nach nur einer Zeile dann der nächste Abschnitt beginnt, es sieht einfach nicht schön aus, aber das ist Geschmackssache. Der Autor hat die historische Korrektheit weitgehend eingehalten, historische Persönlichkeiten sind richtig benannt und auch die Ereignisse orientieren sich an den Historischen.
Wer gerne historische Romane liest kann bei diesem nicht viel falsch machen. Die meiner Meinung nach größte Stärke ist dabei, dass es dem Autor gelingt die Geschichte des Bauern Paul gut zu erzählen. Er ist nicht der große Feldherr der Wien rettet, er ist einfach nur ein Mensch aus dem einfachen Stand der versucht in dieser schweren Lage zu überleben, seine Familie zu retten und beieinander zu halten.
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