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  1. #1
    Raul Endymion Raul Endymion ist offline

    Beutezeit - Jack Ketchum

    So, da zu meiner anderen Rezension eines von Jack Ketchums Werken ja auch etwas Feedback gekommen ist, glaube ich damit vieleicht eher den Nerv einiger Leser getroffen zu haben, als mit den Rezensionen zu anderer literarischer Kost.
    Deshalb dachte ich mir, hier noch ein paar weitere von Ketchums Werken vorzustellen würde nicht schaden.
    Vor allem das jetzt immer mehr davon auch in deutscher Sprache erscheinen.





    Kurzbeschreibung:
    Wenn Menschen zu Bestien werden
    Drei junge Paare wollen eine Urlaubswoche in einem abgelegenen Ferienhaus an der amerikanischen Ostküste verbringen. Was sie nicht wissen: Die Gegend wird von einer Gruppe Verwahrloster heimgesucht, die unter primitivsten Bedingungen leben und Urlauber nur als Beute betrachten. Die Jagd beginnt und den degenerierten Kannibalen dürstet es nach Sadismus und Menschenfleisch.
    Jack Ketchums brillanter Debütroman gilt schon lange als Klassiker der Horrorliteratur. Sein entlarvender Blick auf die Grundmauern unserer Gesellschaft ist ein schockierender Kommentar auf die Frage, wo Menschlichkeit und Zivilisation aufhören und die Herrschaft ungezügelter Brutalität beginnt.


    Buch:
    "Off Season"; so lautet der englische Originaltitel dieses Werkes, das ist die Zeit zwischen zwei Seasons, in der an einem Urlaubsort nicht viel los ist und wo sich keine Touristen mehr einfinden.
    Genau zu dieser Zeit zieht sich die schöne Carla in eine Hütte in den Wäldern zurück, um an einem Buch zu arbeiten. Schon bald sollen ihr Liebhaber, ihre Schwester und ihr Freund sowie zwei weitere Bekannte folgen.
    Wer schonmal ein Buch von Jack Ketchum (der mit bürgerlichem Namen ja eigentlich Dallas Mayr heißt) gelesen hat, weiß das man es mit einem geradlinigen, in der Wortwahl schlichten und doch sehr effektiven und packenden Schreibstil zu tun bekommt. Natürlich garniert mit einer großen Anzahl an expliziten Grausamkeiten und sonstigen unschönen Dingen.
    Im Vergleich zu dem von mir hier schon vorgestellten Roman EVIL, macht Beutezeit jedoch von Anfang an keinen Hehl daraus, dass es sich hier um ein rein fiktionales Werk handelt. Der Identifikationsfaktor ist bei weitem nicht so hoch und daher kann man diese Lektüre auch eher aus der neutralen Beobachter Perspektive "genießen".

    Das erste extrem kurze "Appetizer"-Kapitel gibt gleich einen Ausblick auf das was da in dem Werk noch folgen möge.
    Dann jedoch nimmt Ketchum auch sofort das Tempo raus und baut erst einmal langsam, ja fast ein wenig behäbig den Rahmen für die Story aus. Allen Charakteren wird ausführlich Platz eingeräumt um sie detailiert zu beschreiben und ihnen vor dem geistigen Auge des Lesers ein entsprechendes Profil zu verleihen. Carla die starke Frau mit einem ausgeprägtem Selbstbewußtsein und ihre Schwester Majie, die das nachdenkliche Gegenteil symbolisiert. Weiterhin haben wir da den eitlen Schönling Jim, Carlas aktuellen Freund, sowie Nick Carlas Ex-Freund der jetzt ein Verhältnis mit dem nicht ganz hellen Blö(n)dchen Laura hat. Und letztendlich ist da noch der Vietnamveteran Dan, der aktuell der neue Freund von Marjie ist. Und so gibt Ketchum diesen 3 Paaren ausreichend Zeit um sie nicht als plakative Figuren dastehen zu lassen.
    Doch dann lässt Ketchum blitzartig, mit der Gewalt eines unerwarteten Tiefschlags in die Magengrube, das Grauen über unsere Charaktere hereinbrechen. Eine Gruppe degenerierte Kannibalen bricht des nachts in die Hütte ein, töten auf der Stelle Jim und entführen Carla. Marjie, Laura, Nick und Dan, verbarrikadieren sich derweil in der Hütte und versuchen verzweifelt die Angriffe der Kannibalen abzuwehren.
    Und hier läuft Ketchum dann wieder zur Höchstform auf. Hart und direkt beschreibt er die nun folgenden Grausamkeiten.
    Vor der Hütte entwickelt sich ein kleines Massaker, da wird schon mal jemand zu Tode geprügelt, Zungen aufgespießt und danach verspeißt, Menschen über dem Feuer geröstet, ausgenommen und verzehrt, sowie weitere alles andere als zimperliche Grausamkeiten, die ich hier jetzt nicht aufzählen werde. Und dabei macht es keinen Unterschied von welchem Alter oder Geschlecht die Kannibalen sind, die man sich am besten als wilde, fast tierhafte Höhlenmenschen vorstellen muss. Auch weibliche Kannibalen und deren Kleinkinder gehen da mit der selben Kompromisslosigkeit und Grausamkeit vor, wie ihre männlichen Kollegen.
    In all diesem Terror machen die Protagonisten dann auch die unterschiedlichsten Wandlungen durch. Die passive, schwache Frau, die im Angesicht des Todes zu ungeahnter Stärke aufläuft, großmaulige Typen die zu einem Häufchen Elend erstarren, unfreiwillige Helden und Vieles mehr.
    Hier sollte man sich nicht unbedingt auf seine bisherige Leseerfahrung verlassen, wenn man denn mutmaßen möchte wer hier der "Held" ist. Ketchum hat keinerlei Skrupel einen augenscheinlichen "Held" auf der nächsten Seite sterben zu lassen und denjenigen durch jemand anderes zu ersetzen. Auf die klassischen Helden bzw. Opfer Rollen sollte man sich also nicht verlassen, denn es kann gut sein, dass der oder diejenige auf der nächsten Seite schon das Zeitliche segnet.

    Neben all diesen Gräueltaten gibt es noch einen kleinen Handlungsstrang über einen älteren Sheriff der kurz vor der Pensionierung steht. Gemeinsam mit seinem jungen, zukünftigen Nachfolger ermittelt er in dem Rätsel der zahlreichen Vermisstenfälle von Kindern und jungen Erwachsenen in der Gegend, die man bisher unter "Ausreiser-Mentalität" verbucht hatte.
    Jedoch können die Polizisten erst entscheidend eingreifen, als es fast zu spät ist.Und auch da präsentiert Ketchum dem Leser ein solch bitterböses und fast schon ironisches Ende, dass einem echt die Kinnlade herunterfällt.


    Fazit:
    Allen Freunden von ehrlicher, kompromissloser und direkter Horrorkost ohne störende Schnörkel sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
    Hier gibt es kein Rumgeturtel und auch keine romantisch veranlagten "Kuschelweich-Vampire"
    (Sorry, aber der musste sein. )
    Auch wer ein Faible Backwood- sowie Terrorfilme hat (z.B. TCM, Wrong Turn, etc...), wird hierbei mit Sicherheit glücklich, und mit seinen gerade mal ~280 Seiten ist Ketchums Debut-Roman (1980) auch angenehm kurz und durch die Bank weg, temporeich und spannend.

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    Beutezeit - Jack Ketchum

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  3. #2
    Büfflpanzer Büfflpanzer ist offline
    Avatar von Büfflpanzer

    AW: Beutezeit - Jack Ketchum

    Hab mir jetzt von Ketchum Evil bestellt und werde erstmal das lesen, aber dann werde ich danke deiner super Rezession auch auf dieses Werk zugreifen!

    Kurze Frage noch, wird Beutezeit auch aus der "Ich" Perspektive erzählt?

  4. #3
    Raul Endymion Raul Endymion ist offline

    AW: Beutezeit - Jack Ketchum

    Zitat Büfflpanzer Beitrag anzeigen
    Kurze Frage noch, wird Beutezeit auch aus der "Ich" Perspektive erzählt?
    Nein, Beutezeit wird aus der Sicht eines neutralen Erzählers geschildert.

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