Thema: Was für ein Mensch willst du sein?

Hallo Gemeinde,

ich habe große Lust verspürt, mal einen Thread der außergewöhnlichen Art zu eröffnen, der in erster Linie dazu dienen soll, ein kleines bisschen zum Nachdenken anzuregen.

Die Frage dieses Threads steht ja eigentlich schon im Titel: Was für ein Mensch willst du sein?
Allerdings poste ich dazu kein herzerweichendes Youtube-Video, in dem irgendeine Person ein tiefsinniges und rührendes Erlebnis hat, sondern ich schreibe ein paar eigene Worte dazu.

Man sagt, der Mensch wird von seinem Umfeld und seiner Vergangenheit gezeichnet, was zu einem gewissen Teil auch ganz klar so ist. Aber auf der anderen Seite muss man zugeben, dass jeder Mensch im Normalfall nur das tut und zulässt, wofür er sich entschieden hat.
Wenn ein Mensch mit Gewalt "erzogen" wurde, steht er immernoch selbst vor der Wahl, ob er das nachahmen will oder ob er dadurch erkennt, wie beschissen es ist, Gewalt angetan zu bekommen und sich vornimmt, soetwas niemandem in seinem Umfeld selbst anzutun, weil er weiß, wie es sich anfühlt.
Wenn ein Mensch von seinen Eltern ständig ignoriert wurde, weil diese gänzlich mit ihren eigenen Bedürfnissen beschäftigt sind, dann steht er später, wenn er selbst mal Kinder hat, trotzdem vor der Wahl, ob er seine Kinder auch links liegen lässt oder ob er ihnen Aufmerksamkeit schenkt und sich um sie sorgt, weil er weiß, wie es sich anfühlt, wenn man seinen Eltern egal ist.
Wenn ein Mensch gemobbt wird, könnte er damit anfangen, andere zu mobben, um von sich abzulenken oder aber aufgrund seiner Erfahrungen darauf bedacht sein, das niemandem anders anzutun, auch hier weil er weiß, wie es sich anfühlt.
Wenn man auf Arbeit einen mürrischen und rücksichtslosen Chef hat, der nur meckert, nie lobt und die Mitarbeiter vielleicht sogar schinkaniert und man selbst eines Tages mal in Führungsposition landet, dann steht man auch hier vor der Wahl, ob man selbst auch ein unerträglicher Chef sein will oder ob man die Mitarbeiter und ihre Leistungen und Wünsche würdigt/berücksichtigt.

Man kann das sicher in vielerlei Richtungen ausbauen. Die Lehre daraus ist, wie oben schon angemerkt, dass jeder selbst entscheiden kann, was für ein Mensch er sein will....
Ein Mensch, der besser ist als alle anderen und dafür immer Bestätigung braucht?
Ein Mensch, mit dem sich niemand anlegen will, weil ihn jeder fürchtet?
Ein unscheinbarer, ruhiger Typ, der sich darum bemüht, nicht sonderlich aufzufallen, sondern irgendwie unbeschadet durch den Tag zu kommen?
Ein rücksichtsvoller und toleranter Mensch, der sich bemüht, durch sein Handeln niemandem Schaden zuzufügen, nicht vorschnell zu verurteilen und immer darauf bedacht ist, geuldig und gelassen zu bleiben, egal, in welche Situationen er auch gerät?
Ein hilfsbereiter Mensch, der sich um die Menschen in seinem Umfeld sorgt?
Ein vertrauenswürdiger Mensch, auf den man sich verlassen kann und der die, die ihm wichtig sind oder auf ihn angewiesen sind, nicht im Stich lässt?
Ein Mensch, dem absolut alles egal ist und der sich um nichts wirklich Gedanken macht?
Ein verrückter Sonderling, der besonders großen Wert darauf legt, sich von allen anderen zu unterscheiden und ein einzigartiger Mensch zu sein?
Ein gebildeter Mensch, der auf nahezu jede Frage eine passende Antwort weiß oder zumindest in der Lage ist, sich eine realistische Antwort herzuleiten, wenn er etwas nicht genau weiß?
Ein gnadenlos ehrlicher Kerl?
Ein hinterhältiger Mensch, der gern mal eine Lüge erzählt, um die Menschen in seinem Umfeld durcheinander zu bringen, ihren Eindruck über ihn zu verfälschen und das in irgendeiner Weise auszunutzen?
Eine Berühmtheit, die jeder kennt und viele bewundern?
Ein Spaßvogel, der immer irgendwelchen Mist von sich gibt, ganz egal, wie entwürdigend oder primitiv es auch ist und der nichts wirklich ernst nimmt?
Ein selbstloser Mensch, der sich danach sehnt, angeleitet zu werden und irgendwem anders in eine Art besseres Leben zu folgen?
Ein einfühlsamer Mensch, der für vieles Verständnis aufbringt?
Ein genügsamer Mensch, der auf alles verzichtet, was er nicht unbedingt braucht?
Ein skrupelloser Mensch, dem jedes Mittel recht ist, um seine Ziele zu erreichen?
Ein Mensch, der nur Wege wählt, die er mit seinem Gewissen vereinbaren kann, um ein Ziel zu erreichen?
Ein verspielter und verträumter Mensch, der sich sein inneres Kind bewahrt, egal, wie alt er ist?
Ein dominanter Typ, der jedem sofort Ärger macht, der ihm nicht folgt?

Ich denke, man könnte noch mehr derartige Fragen stellen. Dabei sind es eigentlich nur Anregungen. Jeder Mensch findet sicher seine eigenen Worte, wenn er beschreiben soll, was für ein Mensch er sein will.

Und der Vollständigkeit halber fange ich mal an, die Frage auf mich bezogen zu beantworten:
Ich will in erster Linie ein friedlicher und geduldiger Mensch sein. Ich will keine vorhersehbaren Schäden anrichten, sondern sie vermeiden und ich will niemandem wehtun, der es definitiv nicht verdient hat. Eigentlich am liebsten gar niemanden, aber man weiß ja nie, in welche Situationen man mal geraten wird. Ich will von Grund auf ehrlich sein. Nicht nur dadurch, dass ich darauf bedacht bin, immer die Wahrheit zu sagen und es möglichst bald zuzugeben, falls ich doch mal gelogen habe, sondern auch dadurch, dass ich mich nicht so verhalte, wie es mir unfaire Vorteile verschafft oder wie andere es verlangen, sondern nur so, wie ich es wirklich will und in Ordnung finde (basierend auf meinem Gewissen). Ich will auch ein bisschen humorvoll sein, aber auf eine Weise, von der sich niemand ernsthaft entwürdigt fühlen muss. Und ich will einfühlsam genug sein, um es zu merken, wenn ich jemanden ungewollt verletzt habe und es dann möglichst schnell klären. Ich will selbstständig sein und ohne fremde Hilfe zurechtkommen. Unabhängig sein die Herausforderungen des Lebens aus eigener Kraft meistern. Ich will ein Mensch sein, bei dem man darauf vertrauen kann, dass er zu seinem Wort steht. Ich will ein Mensch sein, der nicht naiv ist, sondern so viel wie möglich durchdenkt und analysiert, was ihm erzählt wird, anstatt sich blind auf Behauptungen anderer zu verlassen. Ich will ein Mensch mit einem vergleichweise hohem Maß an Selbstkontrolle sein, der nur das tut, was er wirklich tun will, anstatt sich von irgendwelchen Launen oder Gefühlsausbrüchen zu höchst unüberlegtem Handeln verleiten zu lassen. Ich will genügsam sein und niemals mehr nehmen, als ich brauche. Und was noch ganz wichtig ist: Ich will mich von allem fernhalten, was mir schadet.

Das wäre es soweit.

Ich hoffe, dieser Thread ist für den einen oder andere Leser ein kleiner Denkanstoß. Falls irgendwer Lust hat, kann er/sie die Frage des Threads ja auch mal beanworten.

Yodai

Man sieht an diesem Thema ja, welche geistige Elite sich hier aufhält. Da macht mal einer ein tiefgründiges Thema und keine Sau schreibt rein.

Du hast Recht, dass solche Themen mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Aber in einigen Forenbereichen ist die Aktivität sehr gering, nicht nur Themen dieser Art sind davon betroffen. Das ist ein Zustand der mal anders war.

Yodai

Mit meiner Sperrung geht ein weiterer Mensch, der sich philosophisch befasst... wird langsam knapp hier, was? Mein Ziel war es ja, am 4.2 hier reinzuschreiben und dann noch darauf aufmerksam zu machen, was für Nieten hier im Forum weilen, die solche erstklassigen Themen untergehen lassen... daraus wird wohl nichts mehr.

Was ich schonmal schreiben kann: Ich unterscheide mich in elementaren Punkten von dir, eine Diskussion wär spannend gewesen. Vielleicht schreibt ja ein Admin hier rein, die halten sich eh' für die Besten...

Vielleicht können wir dieses Thema hier außen vor lassen? Das passt hier einerseits nicht rein, andererseits wird es ja auch schon an anderer Stelle diskutiert. Dies müsste ja auch in deinem Interesse sein, wenn du das Thema dieses Threads diskutieren möchtest.

Zum Thema: Interessante Anregungen und Fragen @Jacky89.
Es besteht ja immer eine gewisse Diskrepanz zwischen dem wie man gerne wäre, und dem wie man wirklich ist. Deshalb ist es interessant dahingehend weiter zu denken, wie weit bin ich persönlich von meinen Vorstellungen entfernt?

Was für ein Mensch willst du sein?

Ich versuch das mal zu erläutern:
Ich will ein toleranter Mensch sein, der gelassen ist, der für Menschen in seinem Umfeld da ist, der ehrlich ist, dem man vertrauen kann. Ich will aber kein Mensch sein, der sich ausnutzen lässt, sondern den Spagat zwischen Freundlichkeit und notwendiger Ablehnung beherrscht. Ich will außerdem humorvoll sein und Dinge nicht zu ernst nehmen.

Ich stelle zufrieden fest, dass dies alles in weiten Teilen bereits auf mich zutrifft. Das klingt jetzt nicht bescheiden, aber es ist ehrlich

Yodai

Mein Ziel war es ja, am 4.2 hier reinzuschreiben und dann noch darauf aufmerksam zu machen, was für Nieten hier im Forum weilen, die solche erstklassigen Themen untergehen lassen... daraus wird wohl nichts mehr.

Es hätte mich erschüttert, zu sehen, dass ein solches Thema zur Demütgigung anderer User missbraucht wird.

Kanye

Es besteht ja immer eine gewisse Diskrepanz zwischen dem wie man gerne wäre, und dem wie man wirklich ist. Deshalb ist es interessant dahingehend weiter zu denken, wie weit bin ich persönlich von meinen Vorstellungen entfernt?

Ja, das stimmt. Und der Wunsch danach, wie man sein will, ist Basis für viele Entscheidungen, die man im Leben trifft. Und wenn das nicht zutrifft, dann soll dieses Thema dabei helfen, zu erkennen, dass es im Grunde so sein sollte und dass man eventuell irgendwas in seinem Leben besser machen kann, als bisher.

Nur gut das der Titel nach dem wollen fragt und nicht nach dem sein/ist. Wenn ich die Wahl hätte bzw. alles realisieren könnte wie ich gerne möchte, dann wäre ich gerne...

...ein Mensch mit Prioritäten die er nicht nur definiert, sondern auch befolgt.

...ein Mensch der sich durch sein Tun hervorhebt, nicht durch sein Reden.

...ein Mensch der andere glücklich macht.

...ein Mensch zu dem man jederzeit gehen kann um um Hilfe zu bitten.

...ein Mensch an den man sich einmal im Positiven erinnern wird.

Kein Mensch dieser Welt wird sich wohl mit Vorsatz sagen, ich mochte ein von Grund auf schlechter Mensch sein. Eher wird wohl jeder davon träumen sich als wertvolles Mitglied der Menschheit hervorzuheben. Je nach Facetten und Ansichten kann sich das eklatant von anderen unterscheiden. Nehmen wir einmal Hitler. In seiner verschrobenen Welt sah er sich vielleicht als Heilbringer der der Menschheit ewiges Glück versprach. Er hatte also für sich selbst die gleichen Ziele wie alle Menschen, nur eben basierend auf eine unterschiedlichen Sichtweise die ziemlich konträr zur Allgemeinheit steht.

Einer, der solche Threads nicht mehr öffnet und hier Beiträge verfasst

So eine Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, wie auch. Ich möchte eine Mischung aus vielen oben genannten Dingen sein, allen voran geduldig und bedacht. Einer, der sich seine Kindheit bewahrt ohne naiv an gewisse Themen heranzugehen oder sich für dumm verkaufen zu lassen. Jemand, der sich nicht darum schlägt, im Mittelpunkt zu stehen, sich aber dennoch durchsetzen kann wenn nötig. Jemand, der für die Leute da ist, die das auch verdient haben. Daraus folgt auch auch, dass ich jemand sein möchte, der erkennen kann, wer Hilfe benötigt und wer nicht. Ich will für andere da sein, ohne "die Welt zu retten". Aber ich will auch jemand sein, der erkennen kann, wann ich selber Hilfe brauche oder irgendetwas nicht alleine schaffe. Jemand, der nicht zu stolz ist, einfach Fehler zuzugeben und sich unter die Arme greifen zu lassen, auch wenn andere das als Schwäche betiteln würden. Auch will ich erkennen können, wo meine Grenzen sind. Ich möchte jemand sein, der nicht die falschen Prioritäten setzt und jemand, der Wahrheit und Lüge unterscheiden kann.

Es gibt einfach so viele Dinge, die es Wert sind, angestrebt zu werden... In letzter Instanz will ich ein Mensch sein, der die richtige Entscheidung dazu getroffen hat, nur ob ich das irgendwann erfahren werde, steht noch in den Sternen.