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  1. #41
    Rufflemuffin

    Schüchternheit/Introvertiertheit unter fremden Menschen/Gruppen

    Ich habe seit vielen Jahren ähnliche Probleme. Ich hab versucht dagegen anzukämpfen, habe mir schon mehrfach vorgenommen, mich zu ändern und selbstbewusster zu werden, aber ich bin mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem ich befürchte, dass der Zug abgefahren ist. Ich hatte in der Schule über Jahre ziemlich große Probleme mit meinen Mitschülern. Ich war in so ziemlichen allen Belangen ein Spätzünder und während der Pubertät auch nicht wirklich ein Traumkind. Jedenfalls führte das alles dazu, dass ich kaum echte Konversationen führen konnte außer mit meinen Freunden. Nach der Schulzeit, mit Beginn des Studium, hab ich versucht schnell Anschluss zu finden und diese Erfahrungen hinter mir zu lassen. Das hat eher so semi funktioniert. Ich hab zwar meine Unisquad, aber bis wir uns so zusammengefunden haben, hat das sehr, sehr lange gebraucht und in größeren Gruppen ab 6 Personen kam ich kaum hinterher. Meistens saß ich nur still da, hab zugehört und meine engsten Freunde, mit denen ich auch oft etwas außerhalb der Uni unternehme, sind meine Schulfreunde, mit denen ich damals reden konnte. Im Hinterkopf ist immer die Angst, sich völlig daneben zu benehmen. Wenn ich mit neuen Bekanntschaften kommuniziere, stolper ich oft über meine eigenen Worte oder bin so unsicher, dass ich viel um den heißen Brei rede und nicht kurz und knapp sagen kann, was ich meine. Das ist mir furchtbar unangenehm und vor so etwas graut es mir, obwohl ich weiß, dass meine Konversationspartner das gar nicht so aufnehmen, auch wenn sie meine Nervosität spüren können. Ich glaube, die Furcht davor, persönliches preis zu geben, was letztlich ausgeschlachtet werden könnte so wie früher, macht mich insgesamt ziemlich uninteressant, wodurch wenige tiefe Freundschaften entstehen. Der erste Eindruck stimmt vielleicht nicht.

    Im Rahmen meines Englischstudiums musste ich drei Monate ins Ausland. Ich habe vier Monate in England verbracht und hatte das zu Anfang als nächsten möglichen Startpunkt betrachtet, um alles ändern zu können. In einem anderen Land, mit neuen Menschen, die mich nicht kennen und die ich vielleicht nie wieder sehen werde. Das Semester war toll, aber ich muss ehrlich sagen, dass mich das in meinem Problem wenig weiter gebracht hat. Die einzigen wirklichen Freunde, die ich dort gefunden habe, habe ich in der Woche kennengelernt, in der mich @Poseidon besuchen kam. Ihm fällt das alles so leicht, da hat er mich irgendwie mitgezogen, aber allein war ich wirklich verdammt allein und es war mir unmöglich über meinen eigenen Schatten zu springen.

    Wenn ich vor einer Klasse stehe, hab ich keine Probleme. Ich plane es, spreche über Dinge, von denen ich Ahnung hab, weiß, dass das mein Job ist und alles ist gut. Auch im Lehrerzimmer, solange die Gespräche fachlicher Natur sind, aber sobald es ins persönliche rutscht, kommt die Schüchternheit zurück. Seit der Schule ist es etwas besser geworden, da ich mehr Kontakte habe, @Poseidon sei Dank, aber sobald ich auf mich allein gestellt bin, ist's vorbei.

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    Schüchternheit/Introvertiertheit unter fremden Menschen/Gruppen

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  3. #42
    Feuerkerk Feuerkerk ist offline
    Avatar von Feuerkerk

    Schüchternheit/Introvertiertheit unter fremden Menschen/Gruppen

    Mir geht es wohl ähnlich wie einigen hier im Thread - scheint so ein Internetforum-Ding zu sein -, ich bin eher introvertiert und habe das früher auch recht negativ bewertet. Inzwischen akzeptiere ich diese Eigenschaft mit ihren Vor- und Nachteilen zumeist anstatt mich daran zu stören. Wenn ich bei einem Gespräch sitze und nichts dazu beitragen kann oder will, dann trage ich eben nichts dazu bei - entweder höre ich zu und beobachte oder ich blende das Gespräch aus und schweife gedanklich nach sonstwohin ab. An politischen, philosophischen, wirtschaftlichen und derartigen Diskussionen, in die Smalltalk von Zeit zu Zeit abzugleiten pflegt, beteilige ich mich ohnehin eher ungern (besonders in größerer Runde, aber beispielsweise etwa auch hier im Forum), weil ich keinen großen Sinn darin sehe. Wenn mich deswegen jemand uninteressant findet, dann ist das eben so.

    Am Arbeitsplatz ist es natürlich etwas unschön, kein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln zu können - ich kenne das von zwei Praktika, wo es mir insbesondere am Anfang ähnlich erging. Beim zweiten kamen mir die beiden anderen Praktikanten, mit denen ich am ersten Tag beim Mittagessen war, so grundverschieden verglichen mit mir selbst vor und das Gespräch strengte mich auch derart an, dass ich in den folgenden Tagen/Wochen häufiger lieber alleine beim Essen war. Das war ebenso in Ordnung, aber wie schon bemerkt wurde ist es - gerade als Neueinsteiger - unbestreitbar wichtig, einen guten Draht zu den Kollegen aufzubauen. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass die Leute im Grunde cool waren und als das Praktikum schließlich zu Ende war, vermisste ich das bereits ritualisiert ablaufende gemeinsame Mittagessen und das gelegentliche Bier nach der Arbeit... Wenn man in der gleichen Firma und womöglich in der gleichen Abteilung arbeitet, ergibt sich doch oft etwas, worüber man ein bisschen quatschen kann (ohne dass das unbedingt die Arbeit selbst sein muss). Wie sich ein Extrovertierter vielleicht manchmal zügeln muss, um nicht als unverschämte Labertasche zu gelten, so muss sich ein Introvertierter eben manchmal bemühen, ein wenig aus sich herauszukommen bzw. sich gelegentlich zu Wort zu melden, um nicht als kauziger Langweiler zu gelten.

  4. #43
    Poseidon Poseidon ist offline
    Avatar von Poseidon

    Schüchternheit/Introvertiertheit unter fremden Menschen/Gruppen

    Zitat Peperonisalat Beitrag anzeigen
    Also ich rede auch nicht gerne in große Gruppen, besonders dann nicht, wenn die anderen sich untereinander schon alle kennen. Aber unwohl fühle ich mich dabei eigentlich nicht. Ich nutze die Zeit eher für Erholung uns lasse mich von dem Smalltalk um mich herum berieseln. Es ist auch ganz interessant, sich die Gruppendynamik anzuschauen.
    Das ist so eine Sache, bei der viele nicht wirklich hineinkommen. Eine Gruppe, bei der sich alle kennen und man selbst steht außen vor. Das ist dann meistens unangenehmen.

    Aber wie @Rufflemuffin schon sagt, fällt es mir normalerweise sehr leicht Leute anzusprechen und Kontakte zu finden.
    Dazu gehört auch vorher bestimmte Gruppendynamiken zu beobachten.

  5. #44
    Asuda Asuda ist offline

    Schüchternheit/Introvertiertheit unter fremden Menschen/Gruppen

    Leider wird heutzutage Introversion schnell negativ ausgelegt, obwohl es für sich kein schlechtes Persönlichkeitsmerkmal ist. Extraversion und Introversion haben ihre Stärken und Schwächen. Wenn ihr also zu einer bestimmten Richtung neigt, ist es nicht notwendig daran etwas zu ändern. Introvertierte Menschen haben im Grunde kein Problem damit, wie sie sind aber geraten durchaus in Situationen, wo sie sich gerne anders verhalten würden, weil sie meinen, damit zu einem besseren Ergebnis zu kommen. Hier liegen in vielen Fällen Fehlinterpretationen vor.

    Oft wird zum Beispiel soziale Angst verwechselt oder gleichgesetzt mit Introversion. Selbst soziale Angst ist ein großes Wort und nur in seltenen Fällen vorhanden. Auch hier gibt es viele Abstufungen.

    Worauf ich hinaus möchte. Es könnte durchaus sein, dass es Fähigkeiten gibt, die euch in verschiedenen Situationen helfen oder voranbringen können. Diese sind allerdings mit Übung und Erfahrung verbunden und haben wenig bis gar nichts mit eurem "Selbst" zu tun. Es ist wichtig oder förderlich zu begreifen, dass man bereits gut ist und sogar noch viel Potential in einem schlummert. Ihr könnt bereits viele Dinge und habt Wissen und Erfahrungen, die in ihrer Form einzigartig sind.

    Es gibt viele Fähigkeiten, die ihr in eurer ganz eigenen Art interpretieren oder erlernen könnt. Ich empfehle beim Erlernen neuer Dinge, sich den kleinsten vorstellbaren Schritt zu dieser Fähigkeit/Verhalten zu suchen und diesen umzusetzen. Macht positive Erfahrungen und es wird immer schneller vorangehen.

    Hier noch ein paar Videos zu dem Thema. Ich interessiere mich selbst für Psychologie und studiere in die Richtung. Es gibt auf dem Kanal einige durchaus gute Videos o/





    https://youtu.be/PVT2McH_yDU

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