Thema: Fast Fashion: Reparatur von Kleidung sinnvoll?

Hallo zusammen,

ich habe vorhin im Radio einen interessanten Beitrag zum Thema Fast Fashion gehört und bin auf eure Meinungen gespannt. Im Kern geht es darum, dass es in Frankreich ab Oktober eine staatliche Subventionierung bei der Reparatur von alter und kaputter Kleidung gibt. So können dort Menschen zwischen 6 bis 25 Euro pro Reparatur sparen. Der Betrag wird an der Rechnung abgezogen und den angemeldeten Unternehmen später erstattet. Damit soll in der aktuellen Zeit vermieden werden, dass Kleidung schnell weggeworfen und durch neue Stücke ersetzt wird. Generell soll damit die Haltbarkeit von Kleidungsstücken verlängert werden, was umweltschonend ist, da dadurch weniger neue Kleidung produziert und weniger alte Kleidung entsorgt werden muss. Hier geht es zum Bericht vom Spiegel:

Frankreich will Reparatur von Kleidung und Schuhen subventionieren

"Mit einem Reparaturbonus will Frankreich künftig die Menschen belohnen, die Schuhe neu besohlen oder Kleidung stopfen lassen. So soll in dem Land die Menge von 700.000 Tonnen Kleidungsabfall sinken. Frankreich kämpft wie viele Länder mit unglaublich großen Abfallbergen durch Fast Fashion. Um dagegen vorzugehen, will das Land künftig diejenigen belohnen, die ihre Schuhe neu besohlen oder Kleidung stopfen lassen."

Zum Bericht -> https://www.spiegel.de/wirtschaft/se...2-70bc9e643dae

Ich finde den Ansatz gut, auch wenn er ein paar Schwachstellen hat. Gerade bei der günstigen Ware wird es kaum lohnend sein, diese wirklich noch zu reparieren. Da diese Stücke einfach viel zu billig im Handel sind und für wenige Euro komplett neu gekauft werden können. Auch spielt die Mode eine gewisse Rolle, denn wer großen Wert auf sein Outfit legt, wird wohl kaum nochmal alte Kleidung neu auftragen. Trotzdem sehe ich eine Chance in dem Vorhaben und einen ersten wichtigen Schritt hinsichtlich der Vermeidung von Müll. Ich würde ein ähnliches Konzept in Deutschland begrüßen.

Lustigerweise war ich gerade selbst vor zwei Monaten beim Schneider und habe mir zwei alte Jeans flicken lassen. Die waren so noch völlig in Ordnung und halten nun sicherlich nochmal 1-2 Jahre. Der Spaß hat mich knapp 20 Euro gekostet, was es mir persönlich aber wert war.

Was haltet ihr von dem Konzept? Könntet ihr euch vorstellen, es zukünftig zu nutzen, falls Deutschland ein ähnliches Modell einführt?

Hat nun nichts mit Kleidung zu tun, aber beim Stichwort Reparaturbonus ist mir dieser Artikel von gestern in den Sinn gekommen. Ich denke auch, bei Haushaltsgeräten ist das wesentlich erfolgsversprechender. Aber der Ansatz ist sicherlich nicht verkehrt.

Selbst trage ich meine Kleidung eigentlich so lange, bis kein Schneider sie mir retten könnte.

Persönlich kann ich mir nicht wirklich vorstellen diesen Service zu nutzen. Das liegt daran, dass ich beim Kauf von Kleidung normalerweise auf die Qualität sehr achte und die Kleidung dann ohnehin nicht kaputt geht. Am Ende des Lebenszyklus nach einigen Jahren ist dann oft ohnehin nichts mehr zu retten. Einige Kleidungsstücke besitze ich aber bereits über 20 Jahre (und habe auch das Gefühl, dass die Ware von damals allgemein viel haltbarer war als sie es heute im Durchschnitt ist). Kleidung, die nicht mehr passt oder nicht mehr gefällt, gebe ich dann in die Altkleidersammlung, anstatt sie wegzuschmeissen. Daher besteht insgesamt kein Bedarf an diesem Service, höchstens in Einzelfällen, wenn tatsächlich mal durch eine konkrete äußere Einwirkung etwas kaputtgeht.

Das Modell mit der Reparatur klingt zwar ganz nett, aber das Problem ist ja doch eher diese billig produzierte Ware. Selbst wenn sie an einer Stelle geflickt wird, kann man doch die Uhr danach stellen, dass bald darauf an einer anderen Stellen ebenfalls etwas kaputtgeht. Sinnvoller wäre es daher Geschäftspraktiken wie bei Primark einfach zu verbieten und eine Mindestqualitätsanforderung an Kleidung zu stellen, die in Deutschland verkauft wird. Für alles weitere gibt es doch schon Online-Tauschbörsen, in denen Kleidungsstücke gehandelt oder einfach getauscht werden. Insgesamt weiß ich aber nicht ob der durch weggeworfene Kleidung entstehende Müll in Deutschland überhaupt ein so großer Faktor ist, dass man so etwas hier sinnvoll durchführen kann.

Ich habe tatsächlich schon öfter mal abgenutzte Stiefel zum Schuster gebracht und die Absätze erneuern lassen. Weniger aus Nachhaltigkeitsgründen, sondern weil es für mich echt eine ziemliche Qual ist, Schuhe zu finden, die bequem sind UND die mir gefallen. Abseits davon kann ich mich aber nicht daran erinnern, dass mir jemals Kleidung kaputt gegangen wäre. Wenn mir die Sachen nicht mehr gefallen, kommen sie in die Altkleidersammlung und gut ist. Deswegen glaube ich nicht, dass ich den Service nutzen würde. Ich glaube auch, dass die typischen Fast-Fashion-Menschen wenig Interesse daran haben, weil sie mehr auf Trends und das Kauferlebnis an sich aus sind, als auf heile Kleidung.